Wenn du diesen einen Vergleich unbedingt zum Aufhänger machen willst, um den ganzen Inhalt abzulehnen, bitte!
Du hast aber nicht Unrecht. Ich hätte die vorhandene Parallele präziser fassen sollen.
Vielleicht so: Willkommen im Reichspropagandaministerium!
Und selbst das ist suboptimal.
Denn: Was die mediale Hetze gegen die jüdischen Deutschen angeht, war spätestens nach der Machtergreifung und aller spätestens mit den „Nürnberger Gesetzen“, der Drops schon längst gelutscht, und die staatliche und gesellschaftliche Diskriminierung und Vernichtung der jüdischen Minderheit im vollen Gange, ohne dass man auch noch propagandistisch die Keule schwingen müsste.
Das heißt, ich bin da auch in eine nicht unbekannte Falle getappt.
Wenn vom Thema Antisemitismus die Rede ist, laufen wir immer Gefahr,
damit die Zeit des Nationalsozialismus und zumeist auch ausschließlich die
des Holocaust zu assoziieren. Dies ist gewissermaßen eine Wahrnehmungsfalle,
in die wir hier nicht fallen wollen. Der antisemitische Diskurs etwa im 19.
Jahrhundert bietet genügend Anhaltspunkte, wie ein ablehnender Diskurs
funktioniert (auch ohne dass offen zur Gewalt gegen die betroffene Gruppe
aufgerufen wird) und wir finden heute Elemente in allen anderen ablehnenden
Diskursen wieder: sei es der antiamerikanische, der nach wie vor antijüdische,
der antiislamische und auch der zwischen Ossis und Wessis uvm.
Außerdem bekommt man so den Eindruck, als würde das Fernsehen von Rassismus verseucht sein und den kann ich nicht bestätigen. Man kann eine Sache auch übertreiben…
Genau das ist aber der Fall.
Um die Jahrtausendwende rum nahm das Hetzen gegen alles Andere, Fremde, aber vor allem gegen den Islam extremst zu und erreichte seinen „Pick“ mit der Sarrazin-Debatte.
Nach dieser Set-up-Phase ist die Zuschauermasse jetzt dermaßen konditioniert, dass die „Hetzer“ auch mit subtilsten Andeutungen ihre menschenfeindliche Messages rüberbringen können.
Ein Beispiel: Bei Straßenreportagen, bei denen die Arbeit von Autoritäten (Polizisten, Ordnugsamtangestellte, Fahrkartenkontrolleure,…) dokumentiert wird, steht eine erwischte, stunkmachende Person mit unkenntlich gemachter Identität und unkenntlich gemachtem Gesicht mittlerweile für Ausländer, in der Regel mit islamisch-südländischem Hintergrund.
Ob dieser Mensch nun tatsächlich einen Migrationshintergrund hat, ist schon nicht mehr entscheidend. Egal wenn die Reporter an der Angel haben, indem man in der Postproduktion sein Gesicht verschleiert, wird aus ihm ein Kanacke. Wenn blondes Haar zu erkennen ist, Ostblock-Deutscher.
Die Hetzer müssen längst nicht mehr Vornamen nennen, um das Märchen vom typisch-straffälligem Ausländergesocks aufzutischen.
Aber daran, dass du nichts von dem Wandel in den Medien und damit in den Köpfen mitbekommen hast, erkennt man, dass du ein „Muggel“ bist, der die Zauberei, die vor seiner Nase abläuft, nicht erkennt.
Was ich in „Lindenstraße“ und dem „Weltspiegel“-Beitrag an Rassismus entdeckt habe, ist keine Meinung von mir, sondern eine beweisbare und unleugbare Tatsache.
Wer immer den Satz „Wie eine ansteckende Krankheit wächst die Gewalt an Frauen“ geschrieben hat beim Weltspiegel, der reiht sich in eine Jahrhunderte alte Tradition des gekonnten rassistischen Aufwiegelns ein.
In Bezug auf Muslime ist unter anderem das Konzept BEDROHLICHE KRANKHEIT
aktiv, etwa wenn Begriffe wie „Ansteckungsgefahr“ oder „Heilung“ Verwendung
finden. Wenn vom Islamismus als einem „Krebsgeschwür“ die Rede ist, von
„Metastasen“ oder vom „Fieber des Islam“, dann implizieren diese Angst
machenden Bezeichnungen in der Tat eine dringende „Behandlungsnotwendigkeit“,
evtl. einen Ausrottungsgedanken – oder würden sie derlei Krankheiten unbehelligt
weiter „wuchern“ lassen?
Wie perfide das Bedienen von Vorurteilen gegenüber dem Islam und Muselmannen ablaufen kann, wenn man denn hetzen will, konnte ich vor ungefähr zwei Jahren bei einem Beitrag der ZDF-Sportreportage beobachten.
Warum? Weil die Herren Reporter keine Frau mit Kopftuch zum Ablichten gefunden haben.
Es ging um einen Bericht über den russischen Fußballverein „Rubin Kazan“, der es damals ins europäische Fußballoberhaus geschafft hatte.
Die Stadt „Kazan“ besteht mehrheitlich aus moslemischen Russen, und Moscheen gehören wie selbstverständlich zum Stadtbild und wurden selbstverständlich gezeigt.
Doch das Drehteam konnte wohl trotz Suche keine einzige Kopftuchträgerin -das andere Symbol des Islam, welches natürlich nicht fehlen darf- vor die Linse kriegen.
Der Sprecher gab das am Ende des Beitrags zu, und sah sich darin bestätigt, dass in Kazan ein besonders gemäßigter Islam gelebt wird.
Doch nehmen wir mal an, sie hätten tatsächlich eine verschleierte Passantin aufgespürt und in den Kasten bekommen und deshalb den letzten Spruch mit der relativ offenen moslemischen Gesellschaft weggelassen.
Trotz der Seltenheit einer „betuchten“ Russin würde doch der deutsche Zuschauer den Eindruck gewinnen, dass das Straßen- und Gesellschaftsbild in Kazan aussieht, wie in Istanbul, Kairo oder Neukölln.
Was ich damit sagen will, ist, dass, wenn man böse Absichten hat und eine Minderheit diskreditieren will, man mit Medien und Bildern, die Realitäten verzerren können, viel Schindluder treiben kann.
Also nicht nur Augen auf! Sondern stets auch Hirn einschalten. Wenn man denn ein funktionsfähiges Exemplar zur Verfügung hat.
@DelwinJones
Ich empfehle dir diese Lektüre, aus der auch die obigen Zitate stammen.
http://www.medienverantwortung.de/wpcon … te_FES.pdf
Vielleicht ändert oder relativiert sich deine so gute Meinung über Rassismus in den Medien.
@Scumdog
Bitte und ebenfalls danke. Du hast kapiert, was ich mit dem Thread beabsichtigt habe.
Genau solche kleinen und großen Fälle von Rassismus sollte man mal anfangen festzuhalten.
Und dein Link hat mir noch etwas anderes klar gemacht:
Es gibt natürlich nicht nur Moslems oder Juden, die medial herabgewürdigt werden.
Im Thread sollte es daher allgemein um „Fremden- und Minderheitenfeindliche Hetze in den Medien“ gehen.
@Baru Wäre nett, wenn du den Threadnamen entsprechend ändern könntest, wenn’s keine großen Umstände macht.