Thema Chebli, Bär, Tichy und die Erhard Stiftung

Hi,

könnt ihr in der nächsten Sendung u. U. die Causa rund um Tichy, Chebli, Bär und die Erhard Stiftung behandeln.

Kurz beschrieben: In einem Artikel, was in Tichys Einblick veröffentlich wurde, stand „Was spricht für Sawsan? Befreundete Journalistinnen haben bislang nur den G-Punkt als Pluspunkt feststellen können“. Chebli thematisierte das dann auf Twitter, woraufhin Dorothee Bär aus der Erhard Stiftung austrat, da Tichy dort Vorsitzender ist. Tichy wird sich das nächste mal nicht mehr zu Wahl stellen.

Mein Meinung dazu: Ich finde den Spin, den die Sache hat durchaus bedenklich. Zunächst einmal fielen diese Worte, in einer Rubrik mit dem Namen „Nicht zu fassen… Der etwas andere Monatsrückblick“ und wird von Stephan Paetow verfasst. Die Überschrift sagt also bereits, dass hier polemische und satirische Inhalt zu erwarten sind. Die Aussage „Befreundete Journalistinnen haben bislang nur den G-Punkt als Pluspunkt feststellen können“ ist eine Spiegelung des Spruchs, dass wenn die Bevorzugung eines Mannes angenommen wird gesagt wird „Ihn hat sein Penis qualifiziert“.

Was ich aber am bedenklichsten Finde: Das was dort geschrieben wurde stammt gar nicht von Tichy selbst sondern von Stephan Paetow. Hier sich primär am Verleger abzuarbeiten und diesen schlussendlich durch Druck aus dem Amt zu bringen ist eine neue Stufe der Cancel Culture. Oder gab es eigentlich ähnlichen Druck gegen die Verleger der Taz als Reaktion auf einen Artikel von Hengameh Yaghoobifarah?

In der Rheinischen Post ist ein Artikel erschienen, in dem einfach behauptet wurde, Tichy hätte den bösen Spruch selber geschrieben.
https://www.pressreader.com/germany/rheinische-post-wesel-dinslaken/20200925/281569473165998

So lässt sich die Aktion von Bär natürlich leichter begründen.

Im Nachheinein wundert es mich eher, dass Tichy überhaupt in einer Erhard-Stiftung Vorsitzender war. Aber das hat den CDU-Leuten in der Stiftung wohl ohnehin nicht gefallen.

Stimmt zwar, aber Tichy trägt die Verantwortung für das Geschreibsel in seiner Zeitschrift, und er kann sich wohl kaum damit herausreden, dass er keinen Einblick in „Tichys Einblick“ hat :smile:

Btw: mit Tichy haben zunehmend mehr Menschen ihre Probleme. Friedrich Merz hat schon 2018 den Ludwig-Erhard-Preis aus den Händen Tichys abgelehnt, gestern kurz bevor Tichy seinen Rückzug erklärte haben Jens Spahn und Carsten Linnemann (beide CDU) jeweils ihre Mitgliedschaft für ruhend erklärt, so lange Tichy den Vorsitz hat.

Und es ist auch nicht erst der aktuelle Fall, es sind auch solche Zeilen die an der Eignung Tichys für die Ludwig-Erhard-Stiftung sicher zweifeln lassen:

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Interessiert niemanden.

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Stimmt zwar, aber Tichy trägt die Verantwortung für das Geschreibsel in seiner Zeitschrift, und er kann sich wohl kaum damit herausreden, dass er keinen Einblick in „Tichys Einblick“ hat

Da stimme ich Dir ehrlich gesagt nicht zu. Primär ist erst einmal derjenige für etwas verantwortlich der etwas schreibt. Oder ist Holger z. B. auch dafür verantwortlich was wir Abonnenten hier im Forum schreiben? Darüber hinaus verwundert es schon, dass sich vollkommen an Tichy abgearbeitet wird und über den eigentlichen Autor der Zeile gar nicht gesprochen wird.

Im Falle von Holger würde ich die Parallele bei „Massengeschmack“ ziehen. Natürlich trägt Holger eine gewisse Verantwortung dafür, was er uns präsentiert - auch bei den Formaten an denen er selbst nicht mitwirkt, sei es Presseschlau oder der Comictalk, als Beispiel. Holger ist derjenige, der letztlich die Qualität dieser Magazine sicherstellen muss, und im Zweifel sich von einem Format (Thekenplausch) trennen muss.

Bei Tichy kommt dazu, dass das Magazin nun einmal seinen Namen trägt. Er selbst hat das untrennbar mit seiner Person verbunden.

Der eigentliche Aufreger ist doch, dass Tichy diese seltsamen Texte in seiner Zeitschrift zulässt, während er gleichzeitig Vorsitzender der Ludwig-Erhard-Stiftung war. Das hat sich nicht vertragen. Jetzt sitzt er nicht mehr der LES vor, und kann schreiben was ihm beliebt. Natürlich kann immer noch jeder sich über Tichy aufregen, aber es gibt keinen Grund sich von ihm zu distanzieren oder seine Mitgliedschaft in einem Verein ruhen zu lassen, wenn er dort nicht mehr Vorsitzender ist. Den eigentlichen Autor kenne ich nicht, aber so lange der nicht ebenfalls ein prominentes Amt innehat - so what.

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Ich befürchte, um angemessen über Chebli zu berichten, bräuchte MGTV doch noch ein eigenes Comedy-Format… :joy: :joy: :joy:

Wie immer: Vorbildlich moralisch stramm, unser Genosse Tilman. :innocent: Ich hoffe jedoch, du ziehst dann bei den in linken Kreisen enorm beliebten Gulag-Wortspielen dieselbe moralische Grenze. :thinking:

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Moralisch stramm? Ich meine, wenn der Chef der Ludwig-Erhard-Stiftung Angela Merkel mit irgendwelchen Heil-Kanzlerin-Sprüchen bedenkt? Und wie gesagt: wurde nicht nur von mir kritisiert, sondern natürlich auch von CDU-Politikern.

//Ergänzung: ich bin hier raus, mehr per PN, wir werden Offtopic.

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Gulag-Witze begegnen mir in linken Kreisen derzeit an allen Ecken und Enden. Kaum ein Facebook- oder Twitter-Account, wo man nicht drüber stolpert, sobald man sich in den roten Sumpf begibt. Nur zur Erinnerung: Gulag, das war Massenmord, Massenfolter und Massenvergewaltigung.

Lustig finden es deine Genossen anscheinend trotzdem. :shrugdog:

Tichy wiederum hat mit seinem Wortspiel nur das verdeutlicht, was er konsistent schon seit Jahren über Merkel sagt: Sie entledigt sich ihrer Gegner auf sehr fragwürdige Weise und lässt in ihrem engsten Kreis kaum kritische Stimmen zu. Frei nach „If you’re not with me, you’re against me“. Diese Auffälligkeiten darf man bei einer Kanzlerin, die diese Nummer nun schon 15 Jahre lang durchzieht, durchaus auch mal mit deftigeren Worten benennen. Vor allem wenn es die großen Medienmacher nur äußerst selten tun. Hinzu kommt: In der Tradition von Ludwig Erhard steht Merkel nicht mal ansatzweise.

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Sorry, dass ich erst heute antworte.

Gerade die von mir zitierte Passage zeigt in meinen Augen das Kernproblem des ganzen. Was ist genau mit „seltsame[r] Text“ gemeint? Der Satz fiel in einem klar als Satire und Polemik erkennbaren Artikel. Der dreht lediglich den Spruch „Außer seinen Penis hat ihn nichts für die Position qualifiziert“ um, der durchaus beliebt ist, wenn vermeintlich ein Mann einer Frau gegenüber bevorzugt wurde. Etwas weniger vulgär ausgedrückt wird in dem Artikel ja die (durchaus interessante) Frage gestellt: Was qualifiziert Chebli eigentlich für diese oder jene Position? Oder wird sie auch nicht fachlichen Gründen auf bestimmte Positionen gebracht? Hier wird die Debatte aber auf Personen und die Wortwahl abgelenkt, was nach die guten alten Trick einer Person erinnert die keine Argumente mehr hat und sagt „Nicht in diesem Ton!“.

Die nächste Frage ist: Was ist mit „in seiner Zeitschrift zulässt“ gemeint? Ich glaube wir können uns darauf einige, dass ein Verleger unmöglich alle Texte kennen kann, die in einer von ihm verlegten Zeitschrift stehen. Wenn das so ist, wo ergibt sich dann Tichys unmittelbare Verantwortung dafür? Und auf welche Bereiche ließe sich dann solch eine Verantwortung für anderer Leute Handlung ausweiten? Sollte man Barbara Junge und Ulrike Winkelmann für das abgestraft werden was Hengameh Yaghoobifarah so schreibt? Sollte eine Zeitschrift nicht viel eher eine Plattform unterschiedlicher Ansichten und Stile sein? Und sollte man nicht viel eher auf die Idee dessen was gesagt weit eingehen, anstatt sich darauf abzuarbeiten wer es sagt und wie es gesagt wird?

Und mit „während er gleichzeitig Vorsitzender der Ludwig-Erhard-Stiftung war. Das hat sich nicht vertragen.“ sind wir nach meiner Ansicht ja gerade beim Kernproblem: Cancel Culture. Denn was ist genau mit „das verträgt sich nicht“ gemeint? Und vor allem, ab wann tragen sich denn irgendwelche Dinge nicht? War dann am Ende der Extremistenbeschluss vielleicht doch völlig unproblematisch und sollte wieder eingeführt werden, weil sich bestimmte politische Meinungen und die Arbeit mit Öffentlichen Dienst nicht vertragen?

Ja, wobei man hier der Vollständigkeit halber sagen muss: Geschmacklose Witze, die sich auf Gewaltherrschaft beziehen sind ja kein explizit linkes Phänomen. In radikalliberalen (libertären) Kreisen werden gerne Witze über Linke und ein Flug im Helikopter gemacht.

Ich bin selbst ein großer Freund der geschmacklosen Witzekultur, insofern stört mich das grundsätzlich nicht. Auch wenn pickelige Antifa-Pennäler ihre Profile mit „Go to Gulag“-Memes und altkommunistischer Propaganda zupflastern, ist das nichts, was ich anprangern oder verbieten lassen wollen würde (wobei unter diesen hitzköpfigen Genossen wohl tatsächlich einige Kandidaten sind, die diese links-totalitären Statements nicht ironisch meinen).

Angesprochen habe ich diese linke Meme-Kultur vor allem deshalb, weil Tichys „Heil Dir, Kanzlerin!“-Tweet hier ernsthaft als Beleg dafür herangezogen wurde, dass es sich bei ihm um eine zweifelhafte Persönlichkeit handelt. Gleichzeitig wurde Tichy damit sogar die Eignung für den Vorsitz in der Ludwig-Erhard-Stiftung abgesprochen. Das roch mir doch etwas zu arg nach Doppelmoral.

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Ja ist er, denn er haftet auch dafür wenn zum Beispiel verfassungswidrige Inhalte oder Bedrohungen, Doxxing etc. hier stehen bleiben würden. Daran sieht man wie wenig du dich auskennst. Nennt sich Störerhaftung… empfehle ich dir mal zu lesen.

EDIT:

Geht sogar noch weiter, er ist auch verantwortlich für das was seine Mitarbeiter ihm übergeben wenn er es auf seinem Kanal veröffentlicht. Stichwort: beschränkte Arbeitnehmerhaftung

Das Management haftet sofern nicht grob fahrlässig…

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In wie weit handelte es sich denn bei dem was da in Tichys Einblick geschrieben wurde um eine justizable Sache, wo eine Störerhaftung greifen würde? Du verwendest da einen Begriff in einem völlig falschen Kontext.

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Nein du hast keine Ahnung was du schreibst. Du hast danach gefragt ob Holger auch dafür haftet was Abonnenten hier schreiben und genau auf deine Frage habe ich dir geantwortet und dich darauf aufmerksam gemacht, dass dein Vergleich Schwachsinn ist, du von der Materie absolut keine Ahnung hast und simple Polemik raushauen wolltest was ein Griff ins Klo war wie du auch mit diesem Statement eindrucksvoll beweist. Denn ich habe mich zum Inhalt Tichy nicht weiter geäußert. Aber wie du ja sicher mitbekommen hast wurde der Text in seiner eigenen Zeitschrift veröffentlicht und hier trifft eben dann Fall zwei zu: Arbeitnehmerhaftung. Als Manager haftet er für die Inhalte. Ganz einfache Geschichte.

Ich habe nie von Haftung gesprochen, Du argumentierst hier gegen einen Strohmann. Und noch einmal: Es geht hier nicht um die Frage einer juristischen Haftung, Du verwendest hier wie gesagt eine Rechtsfigur die mit der Debatte überhaupt nichts zu tun hat. Auch mit der Arbeitnehmerhaftung kommen wir hier nicht weiter. Denn diese beschreibt die Haftung des Arbeitnehmers für Schäden gegenüber seinem Arbeitgeber die er während der Diensterfüllung zufügt. Da fallen so Sachen wie Betanken des LKWs mit Bezing statt Diesel. Der Begriff der Arbeitnehmerhaftung ist ein Begriff aus dem Innenverhältnis zwischen AG und AN.

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Haftung und Verantwortung sind in diesem Zusammenhang Synonyme. Siehe Duden.

das Haften (a); Verantwortung für den Schaden eines anderen

Wo liegt der Schaden? Ich finde, dass hier die Rechtsfiguren der Störerhaftung und der Arbeitnehmerhaftung (ich weiß was gemeint ist, auch wenn der Begriff durch @Bittersweet falsch verwendet wurde) verwendet werden falsch. Die wären relevant, wenn es bei dem durch Paetow geschrieben um irgendwas handeln würde was z. B. strafrechtlich Relevant wäre (eine Beleidigung oder Verleumdung) oder um etwas handeln würde, was zivilrechtliche Unterlassungsansprüche nach sich ziehen würde.

Die Definition die Du aus dem Duden bringst führt hier ins leere. Denn die Haftung ist als die Verantwortung für einen Schaden definiert. Das bedeutet im Rückschluss after nicht, dass die Haftung als Verantwortung definiert ist. Wie auch? Beide bedeuten nicht als gleiche. Würde sie sich gegenseitig definieren würde sie sich im Kreis definieren und somit jede Bedeutung verlieren. Und so beinhaltet die Definition der Verantwortung auch eben keinen Verweis auf die Haftung Duden | Verantwortung | Rechtschreibung, Bedeutung, Definition, Herkunft

Mir ist völlig unklar worauf du eigentlich hinauswillst. Tichy ist der Chef von „Tichys Einblick“, Holger ist der Chef von „Massengeschmack“, beide tragen Verantwortung für die Texte / Beiträge die in ihren jeweiligen Journalistischen Plattformen publiziert werden, sowohl juristisch als auch moralisch. Das Forum ist einen Nebendebatte, die mit diesem Fall nichts zu tun hat (analog wären dann die Kommentare bei Tichys Blog), auch da haben beide juristisch eine Verantwortung / Haftung, aber die hat wie gesagt mit dem Fall Chebli nichts zu tun.

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Hab ich doch eingangs geschrieben. Auf den völlig merkwürdigen Spin, dass auf einmal nicht über den Autoren eines Artikels diskutiert wird sondern über den Verleger. Das läuft in diesem Fall ja nachweislich komplett anders als bei Hengameh Yaghoobifarah, da wurde ja auch nicht gegen Barbara Junge und Ulrike Winkelmann Strafanzeige erstattet. Die kamen in der Debatte nicht einmal groß vor.

Und dieses Thema kommt mir bei einem Format bei dem über Medienkritik gesprochen halt relevant vor.