Team Wallraff (RTL) wirklich so investigativ?

[QUOTE=ExtraKlaus;353791]Nein.[/QUOTE]
Na dann mal munter aufgezählt, welche Formate bei RTL journalistisch mehr herausragen als Wallraff. stern tv und Spiegel TV fliegen von vorneherein raus weils keine RTL-Sendungen sind.

[QUOTE=Icetwo;353939]Ja, aber diesmal wäre die Verkleidung: Herr Wallraff ist Journalist und möchte gerne mit RTL eine Dokusoap über investigativen Journalismus machen. Wer käme da schon auf die Idee, das es sich um den berühmten Journalisten Wallraff handelt?[/QUOTE]

Das wäre dann wirklich brilliant…

Eins oder mehrere Dinge vorweg. Ich habe das erste „Wallraff-Thema“ gelesen (auch wenn nur die letzten ~10 Beiträge) und habe bewusst ein neues Thema eröffnet, da es dort zum einen mittlerweile um eine Meinungsverschiedenheit geht und zum anderen nur über den Burger King Beitrag geschrieben wurde. Ich möchte aber auf die Sendung Team Wallraff: Undercover in deutschen Altenpflegeheimen vom 05.05.2014 eingehen.

Ich weiß auch das Du (Holger) Team Wallraff in Folge 136 in Kurz Kommentiert erwähnt hast. Jedoch finde ich das der oben genannte Beitrag derart große Ausmaße hat, dass ich finde, darüber müsste man noch mal gesondert Berichten.

Kurz zu mir und warum ich es mir erlaube, ein derartiges Urteil zu fällen.
Ich bin mittlerweile seit über 10 Jahren im Pflegeberuf davon 8 Jahre als Fachkraft. Bin examinierte Altenpflegerin, habe eine Weiterbildung gemacht zur Pflegefachkraft für außerklinische Beatmung und bin auch in dieser seit fast 3 Jahren tätig. War vorher sowohl im Altenheim als auch in einem „normalem“ Ambulante Pflegedienst. Ich hatte im Sommer 2011 ein Burnout, Das mich zum Wechsel in die oben genannte außerklinische Beatmung bzw, 1:1 Pflege (eine Pflegekraft versorgt Zuhause einen Intensiv-Pflegebedürftigen Patienten) bewegt hat.
Ich werde ab September auch eine Leitungsposition einnehmen und bin schon seit fast 2 Jahren sowohl als Mentorin/Praxisanleiterin und Teamsprecherin (so was wie kleiner Betriebsrat nur „besser“) tätig.
Ich möchte mich nicht beweihräuchern oder hervorheben, ich möchte lediglich klar stellen, das ich weiß von was ich rede. Zumindest im meinen mir Möglichen Rahmen (bin ja keine Pflegewissenschaflterin).

Entschuldigt bitte die lange „Einleitung“. Nun zum Thema. Ich werde nicht den ganzen Bericht Kommentieren und auf jedes Detail eingehen, weil ich zu so ziemlich jeder Minute die ich gesehen habe, etwas zu sagen hätte. Daher nur ein „paar“ Punkte :wink:

Ich fand den Bericht vom Team Wallraff kurz gesagt furchtbar und Menschenunwürdig. Aber fangen wir von vorne an.

Erst mal der Titel. Wenn man es genau nimmt, so stimmt der Titel ja schon mal nur zur hälfte. Denn ein großes Thema war ja der ■■■■■■ in der Ambulanten Pflege. Ambulante Pflege ist kein Altenheim!

War es Absicht, das die Reporterin vollkommen unvorbereitet ein Praktikum antritt? Meiner Meinung nach, sollte man sich doch vorher mal mit der Materie beschäftigen. Einen „Trockenkurs“ für Pflege machen, sich von jemandem der sich damit auskennt mal ein wenig zu Pflege erklären lassen. Mir ist es so vorgekommen als ob sie vollkommen unvorbereitet, Ahnungslos und Blauäugig an die Sache gegangen ist.
Anders lassen sich mir Dinge wie das sie fast jeden Bewohner duzt nicht erklären. Das macht man nicht und das sollte jeder wissen. Benimmregeln oder Begriffe wie „füttern“ die in der Pflege eigentlich ein absolutes Tabu sind, werden schon im Teaser/Trailer gebrochen.
Am schlimmsten fand ich das Zeigen der Menschen. Klar ein Bericht ohne etwas zu Zeigen ist nichts wert. Aber in meinen Augen rechtfertigt das verpixeln der Gesichter (evtl. Körper) und verzerren der Stimme nicht das Zeigen dieser. Es war absolut unwürdig und ethisch absolut nicht vertretbar in meinen Augen.
Das abfilmen der Dokumentation auch mit geschwärzten Namen dürfte rechtlich auch nicht ganz ok sein. Da bin ich mir aber nicht sicher.

Die ganze Zeit filmen die mit versteckter Kamera. Und bringen dann erst einen an um zu beobachten was mit dem Mann mit den Brillenhämatom passiert? Wie unlogisch und offensichtlich gefakt ist das denn bitte?

Es gibt dutzende Punkte auf die ich noch eingehen könnte aber eine Sache die hat mich wirklich fast zum Explodieren gebracht.
Fast den ganzen Beitrag wird nur von den Bösen Pflegekräften berichtet. Ab und an werden noch die Träger/Einrichtungen als Böse dargestellt (außer natürlich der Beitrag in Berlin). Aber der Kern des Problems wird fast gar nicht angesprochen und das ist die Politik, Wir Pflegekräfte, die laut Statistik früher Sterben wegen der hohen Arbeitsbelastung, von denen ca. 80% nur 6-8 Jahre im Beruf bleiben und viele nicht viel mehr als ihre Ausbildungszeit diesen verrichten. Bei denen ein Großteil ein Bandscheibenvorfall vorprogrammiert ist, die in ihrer Ausbildung schon das Burnout schulisch behandeln um später darauf besser „vorbereitet“ zu sein (oder um es besser zu vermeiden, wie man es auch nennen mag). Wir, die Prellbock für alle Instanzen sind sowohl von „unten“ (Patienten, Angehörige) als auch von „oben“ (Vorgesetzte/Leitungskräfte) wurden dargestellt wie brutale Schwerverbrecher.

Ich will jetzt um Gottes willen nicht absprechen das die Gezeigten Bilder und Situationen nicht absolut furchtbar und Menschenunwürdig waren. Und ich will auch nicht bestreiten das es das nicht gibt. Im Gegenteil dies ist leider Alltag, auch wenn nicht immer in dieser massiven Form. Jedoch liegt das Problem nicht an uns. Ich lege meine Hand dafür ins Feuer das ein Großteil der Pflegekräfte „früher“ mal liebe, nette und kompetente Schwestern und Pfleger waren. Aber das System hat sie zu dem gemacht. Und dann nur diese bösen bösen Pflegekräfte zu verteufeln? Nichts wirklich zu hinterfrage. Ja wir fragen mal einen Experten, der sagt dann das System ist schuld und im nächsten Schnitt zeigen wir wieder böse Pflegekräfte. Ist das Investigativ?

Und ich bin nicht die einzige mit dieser Meinung. Wir haben heute und gestern sehr lange im Büro darüber gesprochen und waren alle der Meinung das so etwas nicht geht.

Dieser Beitrag war schlimm, verstörend und Meinungsmache. Man müsste eigentlich irgendwo Beschwerde oder besser gleich Klage einreichen.

Ich könnte jetzt vermutlich noch ewig weiter schreiben. Und wenn ich den Beitrag noch mal sehen würde, viele mir mit Sicherheit noch viel mehr ein. Jedoch möchte ich es hierbei belassen, ist ja eh schon viel zu viel. Und ich möchte mich entschuldigen für den langen und evtl. etwas verschachtelten Text. Aber ich war/bin beim schreiben immer noch so in rage…
Sogar einen Gastbeitrag hierzu zu verfassen habe ich mir überlegt, jedoch fehlt mir die Zeit und zumindest teilweise das Equipment bzw. Know-How dazu.

Die Meinung anderer würde mich jetzt noch interessieren.

lg Elena

Ich stimme dem Threatstarter voll und ganz zu und möchte auf noch einige Ergänzungen und Auffälligkeiten hinweisen:

  1. Laut Einleitung der Sendung hat die Reporterin neun Monate in der Pflege gearbeitet. In den beiden gezeigten Heimen hat sie jeweils jedoch nur wenige Wochen hospitiert, wenn ich das richtig verstanden habe. Was hat die Dame denn in der restlichen Zeit gemacht? Hat da vielleicht jemand noch wesentlich mehr Heime unter die Lupe genommen und waren diese vielleicht nicht spektakulär katastrophal genug?

  2. In der Reportage ist das wohl augenscheinlichste Stilmittel der Einsatz versteckter Kameras. Ich frage mich hier, wie es mit der Legalität versteckter Kameras aussieht. Im Hinblick auf die Bewohner ist dies doch ein massiver Eingriff in die Privat-/Intimsphäre.

  3. Trotz angeblich versteckter Kameras fällt hier eine sehr spektakuläre Komposition von Schnittmöglichkeiten auf. Einmal aus der Perspektive der Reporterin, im nächsten Bild wird eine Raumtotale gefilmt. Die Reporterin muss ja viel Zeit damit verbracht haben, ihre versteckten Kameras zu positionieren. Wenn man bedenkt, dass sie meist nicht alleine arbeitet fragt man sich doch, wie sie das denn unauffällig gemacht haben will.

  4. Das Brillenhämatom… ja, das sieht ja immer sehr dramatisch aus, ist aber leider keine Seltenheit. Auch wenn es so aussieht, rührt ein solches NICHT ZWANGSLÄUFIG von Gewalteinwirkung, sondern kann durch Stürze und schwere Stöße, die vorkommen und leider nicht vollkommen ausgeschlossen werden können, verursacht werden. Ich finde das sollte man in einer solchen Reportage auch deutlich sagen, gerade wenn man sich nicht beherrschen kann, diese Verletzung erschöpfend oft zu zeigen (im Laufe der Reportage und der thematisch folgenden Ausgabe von EXTRA sicherlich fünfmal).

  5. Der fehlende Beitrag. In der folgenden Ausgabe von EXTRA wurde ja die ganze Sendung nochmal von vorne aufgerollt. Interessant war ein Beitrag, der es wohl nicht in die TEAM WALLRAFF-Episode geschafft hat. Hier wird gezeigt, wie Herr Wallraff als Bewohner getarnt in ein Altenheim einzieht. Der Beitrag selbst zeigt, wie Herr Wallraff sich permanent langweilt, bei einer bewegungstherapeutischen Maßnahme mitmacht und sich mit Mitbewohnern unterhält. Im anschließenden Gespräch mit Birgit Schrowange gibt Wallraff zu, in dem Heim erhebliche Missstände erwartet, diese jedoch nicht angetroffen zu haben.
    In der Hauptsendung war dieser Beitrag nicht zu sehen. Warum war das so? War aus dem Beitrag nicht genügend sensationelle Enthüllungsskandale herauszuholen? Könnte man daraus schließen, dass es auch Heime gibt, in denen alte Menschen gut behandelt werden?
    Statt dessen wird in der Hauptsendung ein zusammenhangloser Beitrag über unlautere Methoden diverser Pflegedienste gezeigt.

Ich möchte nicht leugnen, dass es Pflegeeinrichtungen gibt, in denen zweifelhafte und skandalöse Dinge passieren. Dennoch weigere ich mich zu glauben, dass diese Sendung ein Abbild der tatsächlichen Pflegesituation in unserem Land ist. Ich bin seit 15 Jahren in der vollstationären Pflege beschäftigt und ich habe noch keinen einzigen Fall von Missbrauch alter Menschen erlebt. Vielmehr begegne ich Menschen, die sich trotz schwerer Bedingungen aufopfernd an Sonn- und Feiertagen. Zwölf Tage am Stück bis zur körperlichen Erschöpfung und dennoch geduldig und freundlich um alte Menschen kümmern. Reportagen wie die von Herrn Wallraff sind wichtig um die schwarzen Schafe zu entlarven. Dennoch sind diese Reporter in der Verantwortung, nicht einen ganzen Berufsstand zu verunglimpfen. Meiner Ansicht nach verlangt das Aufzeigen von Missständen auch immer nach einer Relativierung, die mir in der letzten Episode von TEAM WALLRAFF fehlt.
Es wäre schön, könnte der Fernsehkritiker mal sein kritisches Auge auf diese Sendung werfen.

Viele liebe Grüße. Der ZWIEBELFISCH.

Ich stimme Euch zu! Es ist schlimm, dass sich diese Sendung nun schon zum zweiten Mal so der Peinlichkeit preisgibt. Natürlich ist nicht das System schuld, neeeiiiin, nur die bösen Pflegekräfte. Ich könnte kotzen!

Lest Euch einfach mal diesem Blog hier durch: http://www.pflegenot2014.de Hier schreiben Menschen aus der Praxis aus ihren tagtäglichen Berufserfahrungen, was das System mit ihnen macht usw. Und vergleicht das mal mit der zynischen Berichterstattung in dieser Sendung. Und wieder wird hier der Begriff “investigativ” beschmutzt…

Ich kann nicht beurteilen, welche Zustände in der ambulanten oder stationären Altenpflege herrschen, also ob Missstände häufiger vorkommen, als sie sollten. Aber diese Sensationsjournalisten von RTL werde ich da sicher nicht als Informationsquelle ernst nehmen.

Das ist mir auch negativ aufgefallen.
Die Symptome werden in diesem schmalspurigen Lagebericht als Krankheit vorgeführt.
Schuld am Übel in der Altenpflege sollen nachlässige Pflege- und Führungskräfte, böse „geschlossene Volksgruppen“ und raffgierige Unternehmen sein. Die Frage, warum so etwas elementares wie die Menschenpflege den Gesetzen des Marktes überlassen wurde und die staatlichen Kontrollfunktionen offensichtlich wegrationalisiert wurden oder nie bestanden, wird nur ansatzweise und ungenügend aufgeworfen.
Wie Elante im Eingangspost bemerkt hat, wird das „System“ in einem „Nebensatz“ kritisiert, ohne direkt in die Richtung mal investigativ tätig zu werden. Aber klar - In der Richtung gibt es weder wirkungsvolle Bilder, noch einfache Antworten und Lösungen.
Bei Team Wallraff zieht man es vor, Sündenböcke zur Sau machen.
Warum der Namensgeber der Sendung sich für so einen Mist einspannen ließ, ist mir auch ein Rätsel. Irgendwer oder irgendwas scheint ihm mächtig ins Hirn geschissen zu haben.
Ich kann mir nicht vorstellen, dass einem investigativen Journalist von seinem Format nicht klar ist, wie irrelevant es ist, die (russische) „Beraterin“ vom privaten ambulanten Pflegedienst, die die Täuschung der Gutachterin gemanaget hat, zur Rede zu stellen, statt diejenigen, die die Zahlung von Steuergeldern für einen kerngesunden Mann letztlich bewilligt haben.

Ich fände es jedenfalls auch gut, wenn Holger mal versucht, diesem obskuren Team Wallraff in die „Erwachsenenwindel“ zu schauen. Er würde sicher fündig werden.

Generell stimme ich ja der Meinung des TEs zu,

Ich arbeite auch bereits seit über 10 Jahren in der Pflege, mittlerweile im ambulanten Pflegedienst, da ich der stationären Pflege müde geworden bin.

Aber meiner Meinung nach ist das Thema auch wieder nur ein aufwärmem ausgelutschter Tatsachen.
Ich hab schon etliche Berichte und Reportagen über Pflegemissstände bzw. der derzeitigen Situation gelesen und gesehen.
Das Thema ist leider nicht neu. Es geht schon seit Jahren so und RTL tut mal wieder so, als wäre das wieder eine völlig neue Sache die unbedingt ans Licht gebracht werden müsste und labt sich natürlich an den empörten Gesichtern der naiven Zuschauerschaft.
Das ist die Tatsache die mich dabei aufregt.

Das Thema ist schon seit Jahren aktuell und das schlimmste dabei ist dass ich den Eindruck habe das kollektiv weggeschaut wird.
Und das ist meiner Meinung nach das größte Problem an der ganzen Geschichte

[QUOTE=Anchantia;353830]Nein, ist es nicht. Im Gegenteil, diese als “investigativ getarnte” Sendung wurde garantiert mit der Burger King Zentale gemeinsam eingefädelt, da bin ich mir ziemlich sicher. Klar, gibt erstmal schlechte Prsse für BK, aber da erinnert sich in 4 Wochen eh keine Socke mehr dran wenn die nächste Kuh durchs Dorf gtrieben wird. Es gibt dem Konzern aber die Möglichkeit den Franchisnehmer loszuwerden und ganz unpopulär auch gleich unprofitable Geschäftsstellen zu schließen und Arbeitsplätze zu verringern. Deswegen wurde der Konzern selbst ja auch nicht weiter kritisiert und BK schaltet bei RTL immer noch Werbung. Hätte RTL BK wirklich ans Bein gepisst, dann würde auch kein BK Werbung mehr bei RTL Sendern laufen.[/QUOTE]

nein nein nein

Also erstmal ist es BK primär scheissegal wie profitabel eine Filiale ist weil im Franchise haften nunmal der Franchisenehmer.
Die einzige Gefahr die es für BK gibt ist das eine Filiale schlecht läuft und deshalb die “Qualität” nicht gehalten werden kann was zu schlechter Meinung über das Unternehmen führen kann. Also wird sich BK ganz sicher nicht selber ein Ei legen in dem sie mit Wallraff zusammen arbeiten. Und Franchisenehmer sind auch nur gewerbliche Vertragspartner und BK wird sicherlich in den Verträgen diverse Klauseln drin haben die es in Notfall ermöglichen dem Franchisenehmer zu kündigen denn im Geschäftswesen gibts kein Verbraucherschutz.

Danke für eure Antworte. Und danke das ich nicht alleine mit meiner Meinung bin.

Ich muss gestehen das ich die Einleitung nicht gesehen hatte. Habe es aber eben nach geholt. Diese finde ich eigentlich sogar noch gut. Da wird genau gesagt wo die Probleme liegen. Was sie danach allerdings Zeigten gibt ein anderes Bild wieder.

[QUOTE=Steep;354070]nein nein nein

Also erstmal ist es BK primär scheissegal wie profitabel eine Filiale ist weil im Franchise haften nunmal der Franchisenehmer.
[/QUOTE]

Vielen Dank. Das gibt mir den Glauben an die Menschheit, insbesondere den gesunden Menschenverstand, ein wenig zurück. Selbstredend schadet dieser Skandal “Bürger King” [SPOILER]:ugly[/SPOILER] [U]insgesamt[/U]. Nutznießer wird die Konkurrenz sein, allen voran McD.
[…]

[…]

Die Frage muss aber doch erlaubt sein: Warum wirbt Burger King noch bei der RTL Gruppe, wenn diese den Konzern nun ganz böse anpinkelt haben sollte?

[B]1. Spart euch persönliche Spitzen und Angriffe
2. Wenn ihr irgendwelche Vermutungen habt, stellt sie nicht als Tatschen dar.
3. Bei eurer Meinung nach ahndenswerten Regelverstößen bitte melden und nicht eine Diskussion darüber lostreten. Originelle Seitenhiebe gegen das Forenpersonal können ja dann anderweitig angebracht werden.
4. Wenn eurer Meinung nach jemand trollt, die “Don’t feed the Troll”-Regel beachten, das beinhaltet jegliche Reaktion darauf (außer Meldungen).
etc.[/B]

[QUOTE=Elante;354027]Die Meinung anderer würde mich jetzt noch interessieren.[/QUOTE]
Ich arbeite selbst im sozialen Dienstleistungsbereich, allerdings einige Altersklassen weiter unten, also mit Kindern und Jugendlichen. Und was soll ich sagen? Ich liebe meine Arbeit und trotzdem könnte ich ihr regelmäßig in den Arsch treten. Einfach aus dem Grund, weil tolle Ideen einfach viel zu häufig an unnötig in den Weg geworfenen Steinen scheitern. Und hier kann sich vor allem die Politik, die ja immer wieder betont wie viel Geld sie doch für Soziales ausgibt, angesprochen fühlen, aber auch eine Großzahl an öffentlichen und privaten Trägern. Dienstleistungen am Menschen dürfen keine Fließbandarbeit sein, zumal das auch in einem krassen Widerspruch zu den Berufsethiken des DBSH steht. Wenn es jemanden gibt, den man nicht für die vermurkste Situation verantwortlichen machen kann, dann sind das all die Frauen und Männer, die tagtäglich, trotz der wirklich harten Arbeitsbedingungen, ihr Bestes für ihre Klienten geben. Wieso aber, lassen sich so viele Arbeitnehmer im sozialen Dienstleistungsbereich auf so etwas ein? Ich würde mal ganz banal sagen, so sehr uns auch unsere Klienten (in professioneller Distanz) nahestehen, so sehr ist uns eben auch die Tatsache bewusst, dass man bloß mit Empathie eben keine Familie ernähren kann.

Ich selbst bin ich auf der Arbeit oft bis spät in die Nacht mit Papierkram beschäftigt, da ich damit erst anfange, wenn die Kinder/Jugendlichen entweder im Bett sind, oder sich anderweitig (sinnvoll) beschäftigen, Viele (vor allem ältere) Kollegen scheinen von dieser Arbeitseinstellung aber heruntergekommen zu sein (vielleicht auch nur deswegen, weil sie nachts einfach mehr Schlaf brauchen) und fangen schon mit dem Papierkram an, wenn die Kinder und Jugendlichen eigentlich noch vollkommen ihrer Aufmerksamkeit bedürfen und setzen sie dann vor den Fernseher oder den PC. Und nein, es liegt nicht daran, dass diese Mitarbeiter nicht empathisch wären oder ihren Beruf nicht mit voller Hingabe ausüben würden, sie können es einfach nicht mehr. Ist jetzt vielleicht etwas seltsam formuliert, aber ich hoffe ihr wisst was ich meine.

Denn so ist das im Grunde auch mit Pflegekräften. Es gibt nun einmal bloß eine bestimmte Anzahl X an Klienten, die Pflegekräfte in einer bestimmten Zeit Y versorgen können, ohne dass dabei geschludert wird. Und wenn dann auch noch Druck vom Arbeitgeber kommt heißt es mitspielen oder auf der Straße stehen. Und davon haben die Klienten dann auch nichts.

Anders sieht es mit Menschen aus, die ihre Position missbrauchen um Klienten vorsätzlich zu schädigen. Solche Menschen sind Parasiten, Dreck und Abschaum und sollten nicht mehr (zumindest so schnell) im sozialen Dienstleistungsbereich arbeiten dürfen.

[B]Antikapitalist und ExtraKlaus: nehmt euch ein Separee oder ignoriert euch, wenn ihr nicht anders könnt.[/B]

Cahjaquie ich komme aus dem Pflegebereich als ehrenamtlicher. Danke für,deine richtig tollen Beitrag.

[QUOTE=Anchantia;354115][…]

Die Frage muss aber doch erlaubt sein: Warum wirbt Burger King noch bei der RTL Gruppe, wenn diese den Konzern nun ganz böse anpinkelt haben sollte?[/QUOTE]

Weil die Zielgruppe bei den privaten und insbesondere RTL, RTL2 am höchsten ist.
Weil sie Werbung machen müssen weil BK vorallem von der Marke lebt und ohne Markenwert geht das Geschäfftsmodell nicht mehr auf.

[B]Caeshijque[/B]
Kann ich nur voll unterschreiben.
Ich arbeite in einem Bereich, der zum Teil Dienstleistung ist, zum anderen auch handwerklich und stelle auch fest, dass die Kunden bereit sind, für das zu bezahlen, was sie in der Hand halten, für die Arbeitsleistung, die im Produkt drinsteckt, jedoch eher nichts bezahlen wollen.

Oder anders gesagt:
Wer eine Waschmaschine reparieren lässt und sieht, dass die ersetzten Bauteile 10 Euro wert sind, der will auch nur 10 Euro bezahlen. Dass der Handwerker, der da eine Stunde lang herumgeschraubt hat, zuzüglich An- und Abfahrt, irgendwie von dem, was der da tut überleben muss, das sehen die meisten nicht mehr. Da wird dann eher gemosert, warum das so teuer ist oder gleich, dass das eine Frechheit wäre.
Das ist aber auch RTL-unterstützt, mit ihren permanenten: “Alle Handwerker sind ■■■■■■■■”-Berichten, wo dann wieder Handwerker per versteckter Kamera vorgeführt werden.

In Pflegeberufen oder genrell in Berufen, wo hinten kein Produkt herauskommt, das man in Händen halten kann, sieht es genauso aus. Stattdessen gibt es unzählige Vorwürfe, wenn etwas nicht so funktioniert, wie es angedacht war und am Ende wird der dienstleistende Pfleger (oder was auch immer) verdächtigt und angeprangert. Dass das System grundlegend falsch ist, das wird nur im Hintergrund beleuchtet - also dass jemand nach 12-Stunden-Schicht irgendwann einfach nicht mehr kann.

Wenn man jung ist, macht man das noch “easy”, da geht man auch nach 9 Stunden Arbeit noch 6 Stunden in die Disco. Die Zeiten sind aber auch irgendwann vorbei und dann muss die Nacht eben 6-9 Stunden zur Erholung haben, ansonsten wirkt sich das nach einiger Zeit direkt auf die Arbeit aus, was dann eben im Extremfall auch zu Unfällen führt, weil z. B. der ausgelaugte Erzieher aufgrund der Müdigkeit nicht mehr mitbekam, dass Klein-Rudi auf die Straße gerannt ist. Schuld ist dann aber natürlich der Erzieher.

Wir haben eben gelernt, alles quasi für lau haben zu wollen bzw. müssen so agieren, weil eben die Mittel gar nicht da sind. Der Hungerlöhner würde vielleicht gerne mehr bezahlen von der eigenen Überzeugung her, er kann es aber nicht. Das ist eine dauerhafte Spirale nach unten und bedingt sich gegenseitig.

Geld wird heute mit imaginärem Mist verdient, z. B. Mausklicks im Internet auf Webseiten, was völlig absurd und abgehoben ist. Der richtige Dienstleister oder Handwerker, der tatsächlich etwas erschafft, der muss zusehen, wo er bleibt, der hätte besser was “Ordentliches” gelernt: z. B. Werbebanner vermarkten… Social Media beherrschen, oder irgendwelchen dümmlichen “braucht kein Mensch”-Apps programmieren, eine derzeit boomende Branche.

Das war jetzt aber ziemlich off Topic. Mit Ausnahme, dass diejenigen, die eben tatsächlich etwas leisten, diejenigen sind, die immer weniger in der Tasche haben und ausgebeutet werden, eben auch bei Burger King. Und das System funktioniert hervorragend, denn wer nicht spurt, der wird vom Arbeitsamt geschickt und mit Sanktionen bedroht, wenn er nicht spurt. “Bist Du nicht willig, so wirst Du eben obdachlos. Basta. Und nun weiter Burger zusammenklatschen für 8 Euro Brutto.”

Aber RTL verdient daran, und das nicht schlecht. Denn die können garantiert noch hunderte weitere “undercover”-Formate machen und Menschen jagen. Das machen die gerne, verstehen das als Servicedienstleistung. Geholfen ist den Betroffenen dabei dann jedoch auch nicht, oder hat sich bei Amazon bzw. Zalando wirklich etwas verändert? Verdient der “hier Paketdienst einfügen”-Lieferant jetzt besser?

@ Elante und Co.

Ich habe das überhaupt nicht so empfunden. Ich habe den Bericht über die Pflegeheime erst ab dem zweiten Pflegeheim gesehen, aber ich dachte die ganze Zeit “toll, dass RTL hier mal das System kritisiert und nicht diejenigen am Ende der Nahrungskette”. Ich kann mich erinnern wie bei der einen Pflegerin betont wurde, dass sie sich trotz der wenigen Zeit, die sie hat, rührend um die Patienten kümmert. Als ein anderer Pfleger erzählte, dass er am Wochenende manchmal alleine für alle Patienten verantwortlich ist, müsste doch jedem Idioten klar sein, dass der qua Arbeitspensum es nicht schafft und manche Bewohner eben vernachlässigt werden. Auch als dieser Erreger gefunden wurde (ich weiß nicht mehr, worum es sich gehandelt hat) wurde gesagt, dass das Schweigen von der Chefetage angeordnet wurde.
Ich sehe das deswegen komplett anders. Für mich hatte man es hier nicht auf die Angestellten abgesehen, sondern auf die oberen Plätze.

Richtiger wäre es aber gewesen die hundsmiserable Gesundheitspolitik, die sowas erst ermöglicht, in die Mangel zu nehmen. Man kann doch nicht ernsthaft davon ausgehen, dass börsennotierte Firmen sonderlich sozial agieren. Soziale Einrichtungen und Kapitalismus vertragen sich nicht miteinander!!!

Hi,
grade eben (22:45 Uhr) auf Pro7 : Eine Ansage des Deutschladechefs von Burger King über die schlechte PR der vergangenen Wochen, mit gelöbniss der Überprüfung von TÜV Süd. Hat es noch jmd. gesehen? Erstaunlich, nicht wahr?