Tausche Hirn gegen Verantwortung

Diskussion über den Blog-Artikel: Tausche Hirn gegen Verantwortung

Mitunter stellt man sich die Frage, was für durchgeknallte Menschen so beim Öffentlichen-Rechtlichen Rundfunk arbeiten. Insbesondere beim MDR ist diese Überlegung regelmäßig angebracht. Nun haben sich die Macher des selbsternannten jungen Formats “Querformat” was ganz Besonderes einfallen lassen: Zur Oberbürgermeisterwahl in Halle am 1. Juli lädt das Redaktions-Team alle Nichtwählerinnen und Nichtwähler zu einem Frühstück ein. Als Beweis, dass die Besucher tatsächlich nicht wählen waren, sollen sie ihre Wahlbenachrichtigung mitbringen.

Zunächst war der Aufruf auf Facebook noch heftiger formuliert. Da hieß es erst, man wolle das Frühstück gegen die Wahlbenachrichtigung eintauschen:

Zumindest diese Formulierung, die ja eindeutig eine Einladung zum Nichtwählen darstellt, wurde geändert. Und trotzdem fragt man sich: Was soll eine solche Aktion? Glaubt der MDR tatsächlich, am Tag der Wahl morgens noch entschlossene Nichtwähler zur Wahlurne lotsen zu können? Diejenigen, die nicht wählen wollen, werden nur vorbei kommen, um sich ein kostenloses Frühstück abzuholen. Und schlimmer noch: Möglicherweise werden manche Bürger, die eigentlich zur Wahl entschlossen sind, nun durch die Aussicht auf Kaffee und Brötchen davon abgehalten. Die Redaktion beharrt auf ihre gute Absichten: Man wolle mit Nichtwählern diskutieren und sie, wenn möglich, noch zur Stimmabgabe bewegen. Aber das ist doch eine recht naive Idee. Ein Frühstück NUR für Nichtwähler stellt unterm Strich eine Belohnung fürs Nichtwählen dar.

Die Reaktionen auf Facebook sind jedenfalls eindeutig:

Und wer das “Querformat” noch nicht kennt - hier ein wenig Eigenwerbung des Redaktionsleiters von “Sachsen-Anhalt heute”, in dessen Rahmen “Querformat” läuft:

Vollkommen missglückte Kampagne, wenn man mich fragt.

Allein die ursprüngliche Formulierung lässt doch tief blicken. Und jetzt sag mir nicht, dass damit Nichtwähler angesprochen werden sollen. Jede Wette, dass die Kommentare fast allen von regelmäßigen Wählern kommen, die entsetzt sind ob solcher “Wahlwerbung”.

Ich unterstelle den Machern dieser Kampagne absolut nichts böses. Sie hatten im Grunde eine gute Idee, und das glaube ich ihnen zu 100%.

Nur haben sie das Problem leider komplett falsch angegangen und nicht weit genug gedacht. Darüber kann man sich jetzt übermäßig aufregen, muss man meiner Meinung nach aber nicht. Vielleicht lernen sie daraus fürs nächste mal :slight_smile:

Und mal ehrlich… wer sich wegen nem Kaffee vom Wählen abhalten lässt, muss sein Hirn eh schon längst eingetauscht haben :stuck_out_tongue:

Also ich wäre hingegangen. Gratis Kaffee und Brötchen, da sagt man nicht nein :slight_smile:
Und wenn du dafür den Zettel dazu einkassieren, na und? Es reicht doch auch, einfach den Perso vorzulegen.

Aber mir wäre ein Abendessen lieber gewesen, dann muss man nicht so früh aufstehen :confused:

Bei aller Liebe, ich lese deine Artikel eigentlich wirklich gerne, aber diesen hier halte ich für absolut bei der Nase herbei gezogen.
Die Frage nach der Sinnhaftigkeit lässt sich ganz klar beantworten: Natürlich lassen sich überzeugte Nichtwähler noch vom Gegenteil überzeugen und natürlich lockt ein solches Frühstück nicht nur „überzeugte“ Nichtwähler an sondern gerade Jugendliche, deren politisches Interesse ja oftmals völlig unausgeprägt ist. Ein offenes Forum in dem man über seine politische Meinung, sei es die, keine zu haben, diskutieren kann, ist doch eine sinnvolle Sache welche vom MDR da initiiert wird.
Und dann auch noch folgendes:

„Und schlimmer noch: Möglicherweise werden manche Bürger, die eigentlich zur Wahl entschlossen sind, nun durch die Aussicht auf Kaffee und Brötchen davon abgehalten.“

Entschuldigt die Ausdrucksweise, aber so einen Quatsch hab ich ja selten gelesen. Setzt man bei einem Menschen eine gewisse Grundintelligenz vorraus, darf man annehmen, dass ein politisch mäßig bis stark interessierter Halle Bürger ein belegtes Brötchen mit einem Kaffee der eigenen Stimmte nicht vorzieht, bzw. in der Lage ist, beides zu erledigen.

Ich habe das Gefühl, dass die Meinung des Verfassers ist, dass allein der Versuch ja schon völlig sinnlos sei, da viele nur zum kostenlosen Frühstück kämen und kein Diskussionsforum entstehen würde, diese Überlegung widerspricht sich allerdings völlig: Viele Leute treffen sich vielleicht wirklich nur wegen dem Frühstück aber wegen eines bestimmten Hintergrundes. Da entstehen Diskussionen automatisch.

Sich an einem, zugegebenermaßen blöden, Formulierungsfehler aufzuhalten und festzuklammern ist nichts weiter als journalistische Quengelei, gerade dann wenn der Gesammtkontext deutlich macht, wie die Aussage gemeint ist.

Lg Christopher V.

Es gibt außerdem auch einen Haufen Menschen, die einfach aus Überzeugung nicht wählen. Ich bin z.B . bei der letzten Landtagswahl zum Wahllokal gegangen und habe meine Stimme ungültig gemacht. Ganz einfach, weil ich es für mich nicht verantworten konnte, irgendeine der aufgeführten Parteien zu wählen. Es ist schon klar dass die Politik und darausfolgend die öffentlich rechtlichen Medien, gerne eine hohe Wahlbeteiligung hätten. Denn jede abgegebene Stimme stellt in gewissen Maße auch auch eine Legitimation des politischen Systems dar.

“Kaffee und Brötchen gibt’s im Tausch gegen deine Wahlbenachrichtigung”

Ist das nicht gar Anstiftung zur Straftat? Ich meine zu glauben das es verboten ist seine Wahlbenachrichtigung (quasi das Dokument mit dem belegen kann dass man zur Wahl berechtigt ist) dritten zugänglich zu machen. Und sowas im Tausch gegen Wertgegenstände? (Brötchen und Kaffee kosten ja was) :smt017

Der alberne Name “Seraphina Kalze” beweist, dass es sich um Comedy handelt.

Glücklicherweise regt mich sowas nicht auf, da ich schon lange der Meinung bin, dass es den Medien ebenso wie den Politikern völlig egal ist, ob ich persönlich sie für zurechnungsfähig oder gar kompetent halte.
Viel schlimmer wär’s doch, wenn wir die ÖRs für sonen Schwachsinn noch bezahlen müssten oder? :smt005

Moment… :smt017

Es gibt außerdem auch einen Haufen Menschen, die einfach aus Überzeugung nicht wählen. Ich bin z.B . bei der letzten Landtagswahl zum Wahllokal gegangen und habe meine Stimme ungültig gemacht.

Nicht wählen ungleich ungültig wählen.

Ich bin z.B . bei der letzten Landtagswahl zum Wahllokal gegangen und habe meine Stimme ungültig gemacht. Ganz einfach, weil ich es für mich nicht verantworten konnte, irgendeine der aufgeführten Parteien zu wählen.

Ja toll, und was haste da jetzt gekonnt? Eine ungültig abgegebene Stimme ist genauso viel wert, wie eine nicht abgegebene Stimme. Du hast dich damit also genauso dafür disqualifiziert, die gemachte Politik zu kritisieren.

Und wenn du dafür den Zettel dazu einkassieren, na und? Es reicht doch auch, einfach den Perso vorzulegen.

Ähm… nö. Natürlich musst du die Wahlbenachrichtigung vorzeigen und abgeben, sonst könnte man ja mehrfach wählen. :roll:

Was soll man denn machen? Die Politik schmeißt sich doch eh nur noch auf die Wähler. Die Nicht-Wähler interessiert doch keinen. Jedes Jahr freut sich die Partei, die am wenigsten Mehrheit verloren hat. :roll:
Das wären doch eh Leute gewesen, die sowieso nicht wählen gegangen wären. Soll man da jetzt einen riesen Aufstand draus machen?

Man bekommt die Leute nicht zum Wählen, indem man immer wieder predigt wie wichtig das wäre und so weiter.
Im prinzip ist die Stimme doch egal. Wenn man jemanden immer wieder sagt, er muss nur wählen, alles andere ist unwichtig - Fühlt man sich ernstgenommen oder eher wie ein Prozentanteil,um den man wirbt?

Ich wäre auch hingegangen, keine Frage - Da sehe ich auch keine Verantwortungslosigkeit des Senders.

Statt ständig rumzujammern, könnte man natürlich auch einfach mal ernsthafte Politik machen und den Leuten einen Grund geben, wählen zu gehen. Und da wäre Ehrlichkeit doch ganz angebracht. Nicht immer tausende nicht haltbare Wahlversprechen - Keiner will das. Man will ernst genommen werden. Und momentan kann man die Uhr danach stellen, ab welchem Moment der Bürger wieder egal ist.

Man sollte nicht immer nur über die Nichtwähler meckern, sondern tatsächlich mal überlegen, warum die nicht mehr wählen. Denn wer seine Stimme wegwirft, in einem System auf das Millionen Menschen erst hinarbeiten - Dann stimmt entweder etwas mit unserer Politik nicht oder mit unseren Bürgern. Und ich spreche meinen “normalen” Mitmenschen deutlich mehr Kompetenz zu als Politikern.

da stehen einem bei der ersten Formulierung wirklich die Haare zu berge…vor allem: wenn das Angebot war, die Wahlbenachrichtigung gegen das Frühstück zu tauschen - wie kann man dann noch behaupten, das eigentliche Ziel sei es, die Leute zum Wählen zu animieren :smt017

Im 19. Jh. sind Leute für ihre demokratischen Ideale gestorben. Ob die es sich jemals hätten träumen lassen, dass jemand sein Stimmrecht für ein belegtes Brötchen tauschen könnte?

Wo ist das Problem? Es gibt keine Wahlpflicht und das ist gut so. Wer nicht wählen will, oder dazu aufrufen will der soll das tun. Das ist ein Nischenprogramm, das muss nicht der Mehrheitsmeinung entsprechen.
Ob das ganze nun ne Aktion ist, die Nichtwähler doch zum Wählen zu bringen ist dabei völlig egal.

Nicht wählen ungleich ungültig wählen.

Ja toll, und was haste da jetzt gekonnt? Eine ungültig abgegebene Stimme ist genauso viel wert, wie eine nicht abgegebene Stimme.

Ja was denn nun? Ich habe durchaus in gewisser Weise gewählt, indem ich auf dem Wahlzettel: „Fuck the NWO!“ draufgeschrieben habe. :smiley:

Ja toll, und was haste da jetzt gekonnt? Eine ungültig abgegebene Stimme ist genauso viel wert, wie eine nicht abgegebene Stimme. Du hast dich damit also genauso dafür disqualifiziert, die gemachte Politik zu kritisieren.

Hat er? Wieso gibt es dann nicht die Pflicht zu wählen? Nicht-Wahl ist genauso eine Stimme wie irgendeine Partei zu wählen, bei der wir wissen das sie inkompetent ist.
Ansonsten wäre es doch eine Pflicht wählen zu gehen. Und das ist es nicht. Ich darf auch nicht wählen gehen.
Blöd nur, das keine Socke darauf guckt, warum man nicht wählt. Man fühlt sich nur als eine Stelle hinter dem Komma, und die Politiker reden es wie Kolleteralschaden klein.

Im 19. Jh. sind Leute für ihre demokratischen Ideale gestorben. Ob die es sich jemals hätten träumen lassen, dass jemand sein Stimmrecht für ein belegtes Brötchen tauschen könnte?

Wenn man in Deutschland lebt und jemand erzählt dir, das hier sei Demokratie, dann wundert mich das kein bisschen.
Wenn unsere Politik vermeintlich beweist, das Demokratie nur unfähige Idioten hervorbringt - und vorallem, das die Stimme des Wählers völlig egal ist - Dann würde ich auch, wenn ich es nicht besser wüsste, ein anderes System vorziehen. Ist doch klar.
Deutschland ist ein ganz schlechtes Beispiel für Demokratie. Nur so viel dazu.

Ähm… nö. Natürlich musst du die Wahlbenachrichtigung vorzeigen und abgeben, sonst könnte man ja mehrfach wählen. :roll:

Soweit ich weiß muss man das nicht. Es geht nur schneller dich im Verzeichnis zu finden, aber du kannst sehr wohl auch mit Perso wählen (den Perso sollte man sowieso immer mitnehmen, denn eigentlich darf man nur wählen wenn man sich ausweisen kann - in der Praxis reicht aber zu 99% die Benachrichtigung).

Zum Blogartikel selbst: gute Idee, aber doof formuliert. Kein echter Aufreger.

@ Tilman

hast Recht, mein Fehler! :oops:

Kann denn hier niemand richtig lesen bzw. den kompletten Kontex erfassen. Lieber ersteinmal wild drauf herum kloppen, bevor man sein anscheinend ohnehin schon eingetauschtes Hirn anstrengen muss.

Der Sinn der Aktion scheint doch recht eindeutig dahin zu gehen, dass Nichtwähler auf provokante art dazu animiert werden sollen sich auf den Weg zum Frühstück zu machen. Wie eindeutig geschrieben wurde will man dort beim Frühstück mit Ihnen diskuitieren.
Und die Mitnahme der Wahlbenachrichtigungskarte hat doch offenbar den Sinn, dass die Leute zum Wählen überzegut werden sollen.
Mit den Worten “Seraphina bringt Sie auch persönlich ins Wahllokal.” konnte hier aber anscheinend niemand etwas anfangen.

Aber wie hieß es schon damals in der Schule: “Erst die komplette Aufgabenstellung lesen, dann dumme Fragen stellen.”