Sportunterricht

Da bin ich ja mal echt froh, dass ich ja halbwegs Glück gehabt hatte. Das schrecklichste, was ich in Erinnerung habe, war dagegen die Berufsschule! Ich habe halt ein Einzelhandel gelernt und 90% der Klasse war weiblich. Und mit den Tussis Sport zu machen… das wünsch ich nicht mal meinen ärgsten Feinden!!! Das war das traumatisierendste Jahr in meinem Leben! Ja, Jahr! Denn das zweite Lehrjahr habe ich konsequent der Berufsschule geschwänzt. Zum Glück war die Ausbildung überbetrieblich und meine Ausbilderin hatte zwei schützende Hände über mich gehalten. Am Ende hatte ich übrigens nen Abschluss von 92% in der IHK-Prüfung. Da frägt man sich, was die in dem Jahr Berufsschule so getrieben haben, wenn mans nicht für die Prüfung braucht. :ugly

Mathematikunterricht und Sportunterricht kann man doch nicht vergleichen. In Mathe muss der Schüler ein gewisses Niveau erreichen. Dagegen sollte der Sportunterricht den Spaß an Sport fördern und die Schüler in die verschiedenen Sportarten einführen. Hier sollte es weniger darauf ankommen, eine gewisse Leistung zu zeigen. Die Schüler sollen sich bewegen und durch Sport einen Ausgleich für das viele still sitzen im Unterricht bekommen. Ohne Noten geht es wahrscheinlich nicht, weil dann keiner mehr mitmacht. Aber eine Note für Mitarbeit würde doch völlig reichen.
Klar an einer Sportschule oder im Sportprofil kann dann auch auf Leistung geachtet werden.

Das Problem ist einfach, dass eine Nicht-Bewertung von Leistung die bisherige Bewertungspraxis der Regelschulen in unserer Gesellschaft ad absurdum führen würde. In Mathe bekomme ich bei einer Klausur auch keine bessere Note dafür, dass ich meinen Fähigkeiten entsprechend stets bemüht war die richtige Lösung zu finden.

Deswegen finde ich die Idee von maßgeschneiderten AGs im Nachmittags-Bereich nach wie vor sinnvoll. Für mich müssen Schüler nicht in möglichst viele Sportarten hineinschnuppern, wenn sie stattdessen die eine machen können, die ihnen Spaß macht. Und mal ganz ehrlich, das bisschen Leichtathletik im Schulsport … Naja. Davon mal abgesehen, habe ich, außer vielleicht Fußball, keine der Sportarten, die ich betrieben habe und betreibe, im Sport-Unterricht kennengelernt. Wir hatten im Schulsport … Mal überlegen; Basketball, Badminton, Handball, Fußball … Das war’s dann auch. Ich habe Fußball im Verein gespielt und bin BMX-Rad und Skateboard gefahren. Meine Kletterleidenschaft hat ihren Ursprung auch nicht in der Schule. Wenn ich jetzt die oben genannten Sportarten in der Schule nicht kennengelernt hätte, hätte ich, außer ein paar schlechte Noten, auch nichts verpasst.

Am Schlimmsten fand ich übrigens das Vierteljahr im Sport-Unterricht, in dem wir, auf Bitten der Mädels, Standardtanz gemacht haben. „Glücklicherweise“ habe ich mir dann kurz nachdem wir damit angefangen haben bei nem Sturz mit dem Skateboard das linke Bein gebrochen.

Um die Grundlagen im Sport nicht zu vernachlässigen, kann man in den Kitas, Grundschulen und unteren Klassen der weiterführenden Schulen das Thema ja noch spielerisch angehen. Man kann z.B. auch Bewegungsspiele zurückgreifen, die gleich mehrere Bewegungsabläufe miteinander kombinieren, so habe ich beispielsweise als Kind immer super gerne Feuer, Wasser, Sturm gespielt, oder fand das „Freie Turnen“ in der Turnhalle toll. Da hat man sich dann seine Kisten und verschiedenformige Schaumstoffkissen gestapelt und irgendwas gebaut, wo man am Ende dann hochklettern musste. :wink:

Im selben Schritt muss man natürlich dann auch die Eltern in die Pflicht nehmen, ihren Kindern die Möglichkeit zu schaffen ihren Bewegungsdrang zu befriedigen. Das bedeutet jetzt nicht, dass die Eltern tagtäglich mit ihren Kindern Sport machen müssen, aber mal raus in den Wald, klettern, Abenteuerspielplätze erleben oder gemeinsam Fahrradfahren hat ja nun wirklich noch niemandem geschadet. Stattdessen sehe ich überall übervorsichtige Eltern, die ihre Kinder in Watte packen und so aus ihnen keine Bewegungsexperten, sondern Weicheier machen.

„Nicht aufs Klettergerüst, Schätzchen. Du könntest stürzen und dich verletzen.“

Ja, im Sand … -.-

Sport habe ich gehasst, weil grundlegend Fußball gespielt wurde. Diesen Sport fand ich immer schon scheiße und es war auch seltsam, dass sich darin die größten Spstn immer profilieren konnten.
Einerseits gönnte ich ihnen die Bestätigung nicht, da sie in jedem anderen Fach gnadenlos versagten und nach dem Motto “Wofür Bildung, wenn man auch gegen einen Ball treten kann?!” lebten. Andererseits langweilte mich der Sport an sich ziemlich heftig.
Es wurde kaum Leichtathletik gemacht, kaum was anderes gespielt.

Ich liebte dafür das Reck. Das hatte für mich was mit echter Körperbeherrschung und Können zu tun, da man mehr leisten musste, als nur andere umzurennen, anzubrüllen und mit dem Ball aufs Gesicht zu zielen.
Ich war zwar nie wirklich Opfer dieser Attacken, aber Freunde von mir. Weswegen es nach Sport häufiger zu Prügeleien zwischen mir und den 1er Sportschülern kam, die ebenfalls nichts anderes als Fußball spielen konnten und in jeder anderen Disziplin genauso wie in Mathe versagten.

Sport war für mich immer der Unterricht, in dem der Bodensatz der Gesellschaft sich ganz groß fühlen durfte. Und ich mich nachher wieder für den ein oder anderen Freund prügeln musste.

Dann doch lieber Deutsch und später mit Kumpels durch die Gegend latschen. Ist ebenfalls Bewegung.

Hallo,

in meiner Schulzeit war ich zwar auch nie Fan vom Sportunterricht, hatte jedoch das Glück ordentliche Sportlehrer zu haben.
Meiner Meinung nach dient der Sportunterricht dazu dem Schüler grundlegende Kenntnisse im Bereich Fitness, Motorik und sportlicher Taktik zu vermitteln. Leichtathletik und Gerätturnen waren in den jeweiligen Jahreszeiten also entsprechend die Hauptsportarten. Das halte ich für sinnvoll, da Schüler hierbei die wichtigsten Kenntnisse erlangen können. Auch kann nahezu jeder in diesen Sportarten eine ordentliche Zensur erlangen. Meine Sportlehrer waren eigentlich immer in der Lage etwas vorzumachen bzw. den schlechteren Schülern so zu helfen, dass sie gut durchkamen. Die guten Schüler motivierten sie zu Leistungen außerhalb des Bewertungsbereiches und die schlechten brachten sie fast immer auf eine 3 am Ende.
Ich finde Sport, im Gegensatz zu den Geisteswissenschaften oder Künsten, für sehr gut und objektiv bewertbar. Es gibt recht klare Maßstäbe, was eine Zensur ausmacht.
Mich erschreckt die große Anzahl an Menschen, die irgendwelche Spiele über mehrere Monate betreiben mussten. Da hat es sich der Lehrer sehr einfach gemacht…

MfG

[QUOTE=Caeshijque;332324]
Im selben Schritt muss man natürlich dann auch die Eltern in die Pflicht nehmen, ihren Kindern die Möglichkeit zu schaffen ihren Bewegungsdrang zu befriedigen. Das bedeutet jetzt nicht, dass die Eltern tagtäglich mit ihren Kindern Sport machen müssen, aber mal raus in den Wald, klettern, Abenteuerspielplätze erleben oder gemeinsam Fahrradfahren hat ja nun wirklich noch niemandem geschadet. Stattdessen sehe ich überall übervorsichtige Eltern, die ihre Kinder in Watte packen und so aus ihnen keine Bewegungsexperten, sondern Weicheier machen.

“Nicht aufs Klettergerüst, Schätzchen. Du könntest stürzen und dich verletzen.”

Ja, im Sand … -.-[/QUOTE]

In diesem Zusammenhang möchte ich mal das Buch Helikopter-Eltern von Josef Kraus empfehlen.

In der Schule geht’s um Ausbildung und Vergleichbarkeit. Die Schüler sollen lesen, rechnen und schreiben können, sie sollen wissen, dass Demokratie gut ist und dann in die Produktion. Im Sportunterricht kann man also nicht darauf achten, wer fett und dünn ist, so wenig wie man im Deutschunterricht darauf achtet, wer arm und reich ist. Für den Arbeitgeber ist wichtig wissen zu können, wer sich gut integriert hat und Amen sagen kann. Und genau so soll es sein. Punkt.

Ich wäre auch dafür, dass es in der Schule um allumfassende Bildung geht und dass jeder individuell betreut wird und dass der Sportunterricht dafür da ist, um die Kinder fit zu machen und und und - aber so ist es nicht und kann es nicht sein.

Fettleibigkeit ist krankhaft und kann nicht unbedingt nur durch Selbstmotivation überwunden werden. Und Fettleibigkeit geht oft mit psychischen Problemen einher und ich glaube, dass gerade (v.a. pubertäre) dicke Schüler große Schwierigkeiten haben können den Sportunterricht überhaupt zu bewältigen. Bereits das Hingehen zum Unterricht kann eine große Überwindung sein. „Krieg deinen Arsch hoch“ ist dann keine gute Bewältigungsstrategie. Unabhängig von deinem Fall kann Fettleibigkeit enorm viele Ursachen haben, keine davon ist übrigens „ich esse gern“ (…).

Und das alles wiederum ist der Grund, warum du intuitiv den Konjunktiv II benutzt: Der Dicke könnte gut sein, wenn er seinen Arsch hochkriegt. Da der Deutschunterricht nicht existiert, damit wir heute den Konjunktiv verstehen, zur Erinnerung: „Der Konjunktiv II wird auch Irrealis genannt […] wird verwendet, um unmögliche und unwahrscheinliche Bedingungen oder Bedingungsfolgen zu benennen“ (Wikipedia) Und dass der Dicke im Sportunterricht seinen Arsch hochkriegt, ist aufgrund bestimmter Bedingungen unmöglich bis unwahrscheinlich und daher auch nicht der Regelfall. Und deswegen finde ich deine Vereinfachung unangemessen.

Mich verwirrt auch, dass du erst schreibst jeder könne locker ne 3 erreichen (außer Kranke etc.) und danach, dass jeder Dicke im Sport gut sein könnte, wenn er nur den Arsch hoch bekommt. Aber ein dicker Mensch ist doch krank oder nicht?

Hätte mir der Sportunterricht nicht die motivation geraubt, hätte ich sicherlich mehr Sport gemacht. Obwol ich noch nichtmal unsportlich war habe ich das fach häufiger geschwänzt als jedes andere. Ich weiß noch wie ich einmal eine neue Lehrerin bekommen habe die nach 3 monaten unterrichten einen meiner mitschüler gefragt hat “gehört der zu euch??”, dabei hab ich zu der zeit eigentlich relativ regelmäßig teilgenommen.

Wie in jeder Firma gibt es auch in jeder Schule gute und schlechte Mitarbeiter bzw. hier gute und schlechte Lehrer.
Die Frage ob einen der Sportunterricht unabhängig der eigenen Fitness und Interesse Spaß gemacht oder nicht ist zu einem großen Teil denke mal vom Lehrer aber auch vom Umfeld wie den Möglichkeiten der Schule, der Turnhalle oder was auch immer und der Klasse abhängig.
Daher fällt es schwer eine konkrete Formel dafür zu finden wie Sport in der Schule besser gestaltet werden kann.
Sicher sollte Sport nicht gleich gesetzt werden wie Mathematik, Physik und anderen durchaus wichtigeren Fächern^^
Aber ein Fach ganz ohne Leistungsbewertung verleitet zum Schlendrian. Ferner hat sogar die Sportnote in der Industrie eine gewisse Aussagekraft darüber wie agil/beweglich/ausdauernd/belastbar der Bewerber bei körperlich durchaus fordernden Tätigkeiten ist.

Ich persönlich habe Sport gehasst. Nicht wirklich beweglich, nicht wirklich groß beliebt in der Klasse und nicht wirklich geeignet für Geräteturnen, Bodenturnen oder iwelche Spiele habe ich erst im Fachgymnasium etwas Spaß im Sport gefunden.
Aber deshalb plädiere ich nicht für ein Verbot :slight_smile:
Auch wenn es nicht die guten Erfahrungen sind die man macht. Aber auch die, welche unangenehm sind und welche man ungern macht müssen gemacht werden…

[QUOTE=ExtraKlaus;332145]Die meisten Sportlehrer gehören zu dem widerlichsten, unprofessionellsten und unkoordiniertesten Pack aller Pädagogen. Meiner Meinung nach. :smiley:

Es gab ein paar coole Lehrer, klar, aber irgendwie habe ich das Gefühl das jeder der nichts anderes auf die Kette bekommt es zum Sportlehrer grade noch so reicht.[/QUOTE]
Och, wir hatten nen netten Englisch-Sportlehrer, der sah aus wie 80 und hat uns dann am Reck was vorgemacht dass uns die Klappe aufgegangen ist.
Fußball gabs bei uns einige Male, war aber längst nicht das schlimmste.
Zirkeltraining war ätzend und Laufen hab ich auch nicht gemocht - gibt kaum was langweiligeres. Mit guter Musik wiederum wärs recht angenehm gewesen, aber durften wir bis zur 12. Klasse nicht.
In der 12. Klasse hab ich Hockey gewählt. Der Lehrer war etwas altbacken, aber durchaus kompetent und motiviert. Smiley welches mit einem verschmitztem Grinsen dem Understatement Ausdruck verleiht

Was sich aber durch die gesamten 13 jahre durchgezogen hat war, dass ich mich in Sport immer zu unrecht zu schlecht benotet gefühlt habe. Ich bin doch eigentlich gar nicht so schlecht in Sport, mein aktuelle Hockeytrainer schwärmt sogar von meinen Talenten. :wink:

[QUOTE=panasaak47;331998]
Ich war schon damals der Meinung, dass mir Sport viel mehr gebracht hätte, hätte man alle Klassen gemischt und die Sportstunden dann nach Wunschsportarten eingeteilt.[/QUOTE]
War ja im Abi so. Hätte man das viel früher gemacht wäre aus mir wahrscheinlich schon in der Mittelstufe eine echte Sportskanone geworden. So stand ich mehrfach auf ner Vier.

[QUOTE=Nakkinak;331951]
Und die Leute die am besten in Sport waren, waren für gewöhnlich die unausstehlichsten Individuen. Bei mir hat sich wohl eine Korrelation eingebrannt, was jede Leidenschaft für Sport getötet hat.[/QUOTE]
Die Beobachtung habe ich so auch gemacht. Das war mit ein Grund warum ich mich für Hockey entschieden hatte - nicht weil ich überhaupt wusste was das ist, sondern weil dort mehr Technik und Teamfähigkeit gefragt ist, was dazu führte, dass die Dichte an Arschlöchern relativ gering war. :slight_smile: Im Nachhinein kann ich sagen, dass sich die Spekulation eben darauf dann auch bestätigt hatte, gab nur zwei Sportskanonen, die tatsächlich relativ unausstehlich waren, aber die meiste Zeit unter sich blieben und dass die beide 15 Punkte bekamen konnte ich verkraften.

[QUOTE=Kirin;331928]Seien wir mal ehrlich, Jugendliche sind sowieso der absolut unsympathischste Teil der Menschheit, sie haben es alle verdient[/QUOTE]

Nimm mich nicht in Geiselhaft. (Auch wenn ich kein Jugendlicher mehr bin.) Verglichen mit anderen Jugendlichen war ich eigentlich recht niveauvoll und sympathisch.

Ob Kirin je jugendlich war? :ugly