Wert darauf zu legen, dass Minderheiten merken, dass man sich Mühe gibt, sie zu respektieren, sieht auf den ersten Blick wie eine ehrenwerte Haltung aus, ist aber in mehrfacher Hinsicht problematisch. Einmal beinhaltet die Botschaft, dass man sich bemühe, jemanden respektvoll zu behandeln, ihrerseits die Botschaft, dass man genau das normalerweise nicht tut. Nach dem Motto: „Oh, da kommt ein Zigeuner. Wie muss ich den jetzt genau ansprechen, damit er nicht durchdreht?“
Dann frage ich mich, wer beschlossen hat, dass „Zigeuner“ ein Schimpfwort ist. Der Zentralrat Deutscher Sinti und Roma? Anzunehmen, der würde für alle sprechen, ist unverschämt. Der Zentralrat rumänischer Bayern und Sachsen, gäbe es ihn, spräche nicht für alle Bayern und Sachsen - und erst recht nicht für alle Deutschen.
Oder haben es die Deutschen beschlossen, die niemanden beleidigen wollen? Das wäre ausgesprochen dreist, um nicht zu sagen: paternalistisch, denn es würde den betroffenen Volksgruppen das Recht absprechen, sich mit diesem Namen ansprechen zu lassen.
Im Gegensatz zu „Neger“ ist „Zigeuner“ eine Bezeichnung, die sich viele Menschen, die unter diesen Begriff fallen, unironisch selbst geben. Wer das nicht wahrhaben will, hatte wahrscheinlich zu wenige entsprechende Kontakte.
Und schließlich steckt hinter der Suche nach dem richtigen Wort, sofern sie dominiert, immer auch eine Ausweichtaktik. Man will gar nicht wissen, wie die alten Ressentiments funktionieren, sondern sucht nur einen Weg, sie politisch korrekt zu formulieren oder zu kanalisieren, und glaubt, das wäre die Hauptsache.
Das ist - politisch unkorrekt formuliert - eine typisch deutsche Haltung. Die Form ist alles, der Rest ist egal => das Problem bleibt bestehen.
Mario hat die gesündeste Einstellung zu diesem Thema. Er weiß, dass nicht der Begriff, sondern die Intention dahinter am wichtigsten ist, und dass sich ein Sinto wahrscheinlich wohler fühlt, wenn man ihn mit ehrlicher Freundlichkeit in der Stimme einen Zigeuner nennt, als wenn man ihn mit skeptischem Blick und gerümpfter Nase als „Sinto oder Rom“ bezeichnet.
Wer weiß, vielleicht - und jetzt wird es noch unkorrekter - rührt seine erfreulich unverkrampfte Haltung ja daher, dass er auch spanisches Blut hat. Hundertprozentige Kartoffeln sind halt hoffnungslos steif.
(Ach ja, und @Lud-ger: Tust du mir den Gefallen und versuchst ausnahmsweise mal, den Beitrag zu verstehen, ehe du ihn vier verschiedenen Stellen meldest, weil das Z-Wort vier Mal darin vorkommt? Wäre echt lieb von dir. )