Sonntagsfrühstück 132: Sportswashing

Sonntagsfrühstück Folge 132. Hier kann darüber diskutiert werden!

Diesmal geht es in unserer Frühstücksrunde um das Thema Sportswashing. Gerade in jüngster Zeit haben undemokratische Staaten und Regime immer wieder Großveranstaltungen wie Olympia oder WM genutzt, um sich selbst als weltoffen und liberal zu präsentieren. Sollten Sportevents nur noch in demokratische Staaten vergeben werden? Was sind die Mindeststandards, die eingehalten werden sollten?

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Als betroffener eines sportverrücktem Diktatoren kann ich etwas mehr erzählen.

Seit gut 12 Jahren ist Orbáns Manie, dass Fussball zurück zu seiner alten Stärke kommt, was ja an sich nichts schlimmes sein sollte, aber da wurden/werden solche unfassbare Summen verschlungen, dass es einfach nur irrational ist. Langsam hat fast jeder Klub (inkl 2-3. Liga) vom Staat(!) finanziert neue Stadion bekommen. Teilweise können es sich die Clubs gar nicht leisten die monatlichen Kosten zu bezahlen, und dann muss da die Stadt das übernehmen. Alles vom Steuerzahler. Krankenhäuser und Schulen rotten alle vor sich hin, aber zumindest Fußballstadien sind schick…

Dazu grosses Fußballnationalstadion aufgebaut, für die Handball Wm riesen Multifunktions-Arena und zuletzt für die Leichtathletik WM auch ein Monstrum, was später unmöglich für was genutzt werden kann.

Budapest ist generell oppositionell und der Bürgermeister hat politische Mittel genutzt um die Leichtathletik WM zu verhindern, wenn die Regierung nicht endlich aufhört Budapest abzustrafen für die verlorene Wahl. Viele Projekte, versprochene Gelder liessen auf sich warten, dazu extra für oppositionellen Städte willkürliche Solidaritäts-Steuern bei der Pandemie oder wurden einfach gewinnbringende Gebiete von der Stadt übernommen. Ja, sowas läuft hier, EU hat lang genug einfach weggeschaut…

Da das Stadion gebaut wurde, gab es wohl einen Deal, aber generell hab ich mich von solchen Events selbst als Sportfreund einfach sehr entfernt, weil es einfach eine politische Megalomanie repräsentiert

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Franz konnte aus seiner Limousine natürlich keinen Sklaven entdecken und in seinem Hotelzimmer hat er wirklich in jeden Schrank geschaut :thinking: :smile:

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Die grundsätzliche Frage ist, ob wir Sport und Politik generell mit der großen Moralkeule vermischen sollten? Ein flüchtiger Blick auf die Weltkarte zeigt ja, dass die Mehrheit an Ländern der Erde eben NICHT demokratisch ist. In der Konsequenz kann man sich dann fragen: Warum sollten dann Exekutivmitglieder eines Sportweltverbandes demokratisch und nicht korrupt sein, die aus eben solchen Ländern kommen, in denen Korruption etc. an der Tagesordnung ist. Im Endeffekt sollte es beim Sport doch in allererster Linie darum gehen, Länder, Fans mit gemeinsamer Leidenschaft für den Sport an einem Ort friedlich vereinen zu können, ohne sich immer moralisch zu erheben und mit dem Finger auf den anderen zu zeigen: „Unser politisches System ist aber das allerbeste und ihr seid ein Scheißland.“

Mich wundert im Übrigen, dass in der Sendung nicht auf den meiner Meinung nach größten Vergabeskandal der Sportgeschichte eingegangen wurde (ich nehme einfach mal an, dass es die Runde womöglich gar nicht mitbekommen hat!): Die Vergabe der Asiatischen Winterspiele 2029 nach: Saudi-Arabien - kein Scherz! 500 Milliarden Dollar soll der Spaß am Ende kosten, eine Planstadt aus Kunstschnee inmitten der Wüste zu errichten. Von der Politik in Saudi-Arabien mal ganz zu schweigen!

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Wobei zur Wahrheit auch gehört, dass es nur 1 Bewerber gab. Ein ökologischer Wahnsinn bleibt es trotzdem.
Aber da sieht man wieder, dass eine Mischung aus viel Geld und vielen Versprechungen ausnahmslos alles an Ereignissen ins Land bekommt.

Was die Saudiliga angeht, glaube ich aber, dass der Plan nicht aufgehen wird. Du kannst langfristig dir keine Fußballkultur erkaufen und ein oder 2 Dutzend Altstars werden diese nicht entfachen.
Und international medial gesehen ist die Liga weiterhin hinterm Mond gelegen.

Stellen wir uns nur mal einen Moment vor, dass das angesprochene Hamburg den Zuschlag für ein Großereignis bekommen würde. Könnten wir die Bauphase und die Durchführung eigentlich gewährleisten? Außerhalb Bayerns genießt die Umweltlobby inkl. der radikalen Teile wie Extinction Rebellion und der Letzten Generation fast Narrenfreiheit - in Bayern geht man mit Präventivhaft usw. stärker gegen sie vor.

Wenn am ersten Veranstaltungstag medienwirksam alle wichtigen Zubringer blockiert werden, darf sich Deutschland mal vor der Welt blamieren.

Wer dieses Szenario für unrealistisch hält, kann einfach in die benachbarten Niederlande blicken:

In den ÖR werden wir neben der Berichterstattung parallel hypermoralische Meinungen von Restle, Reschke und co hören, dass „Großereignisse dieser Art ein Umweltskandal und daher abzuschaffen sind“.

Auch während der Bauphase von z. B. Infrastruktur gibt es dann wieder die Klagewellen, weil gerade dort, wo eine neue Straße entstehen soll, möglicherweise, vielleicht, eventuell eine ganz seltene Unterart des Feldhamsters mal gelebt haben könnte.

Dazu kommen Klagen der Anwohner, die Baulärm, Schmutz, Umleitungen usw. nicht wollen. Und nicht vergessen dürfen wir die „Deutsche Umwelthilfe“, die immer gegen alles und jeden klagt.

Kein Wunder, dass für die Organisatoren die Länder attraktiv werden, in denen mit der berühmten „starken Hand“ durchregiert wird - was nicht bedeuten soll, dass ich dies gutheiße. Aber eine Bevölkerung, die immer alles blockiert ist wohl auch Teil des Problems, wenn am Ende Unrechtsstaat xyz den Zuschlag bekommt.

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Guter Beitrag. Da sehe ich alles sehr ähnlich.
Was hältst du in diesem Zusammenhang von der Vergabe an dezentrale „Regionen“ (zB Ruhrgebiet) oder gleich Nachbarländer (zB Benelux)?
Das würde viele der genannten Punkte relativieren (auch wenn es natürlich auch andere Herausforderungen schaffen würde)
Aber gerade bei Olympischen Spielen, wo vieles bereits dezentral, in weit voneinander entfernten Stätten stattfinden, könnte das doch ein Mittelweg sein.

Edit:
Die Schweiz plant eine entsprechende Bewerbung für die Winterspiele 2030, in der es eben keine einzelne Stadt mehr ist, die Austragungsort ist, sondern das gesamte Land.

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Das Ruhrgebiet bietet grundsätzlich durch die räumliche Nähe vieler mittelgroßer bis großer Städte das Umfeld, das so ein Ereignis tragen könnte. Daneben sind typische Verbindungen wie z. B. „Dortmund-Bochum-Essen-Duisburg“, per Auto und Zug gut erschlossen. Leider jedoch maßlos überfüllt, da im Ruhrgebiet eben viele zwischen den Städten pendeln (müssen); ich selber z. B. auch.

An Sportstädten wäre einiges da bzw. könnte Fehlendes gebaut werden.

Bei der WM 2006 gab es für manche Regionen durchaus auch einen Schub - so wurde beispielsweise der Bahnhof in Gelsenkirchen von Grund auf saniert.

Die Grundsatzfrage ist dann eher: gibt es heutzutage in der Bevölkerung in Bezug auf Großereignisse eine so positive Grundstimmung, die eine mehrjährige Vorbereitungsphase mitträgt? 2 Abstimmungen sind ja, wie angesprochen, negativ ausgegangen.

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Diesbezüglich eignet sich ja die EM im kommenden Jahr hervorragend als Testballon. Sowohl was die Organisation und den Ablauf angeht, als auch, um danach eine Stimmung zu haben, die Lust auf Olympia macht.
Ich kann mich erinnern, dass nach 2006 auch die Rufe nach Olympischen Spielen besonders laut waren.

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Vielen Dank, dass ihr meinen Vorschlag diskutiert habt. Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass auch der deutsche Supercup irgendwann im Ausland ausgetragen wird.
Schon vor Jahren gab es einen skurrilen und aus Gründen früh abgebrochenen Versuch, die chinesische U20-Nationalmannschaft in der Regionalliga Südwest (!) mitspielen zu lassen…

Und um @GuentherStoll einmal aufzuklären und zu schockieren, hier noch diese im Prinzip unglaubliche Liste:

Als positivstes Beispiel fallen mir da die Olympischen Sommerspiele in London 2012 ein, in Paris soll eine ähnliche Vorfreude bezüglich der Spiele nächstes Jahr vorherrschen.

Auch in Athen war 2004 und davor die Stimmung prima, nur wusste man leider hinterher mit den meisten Sportstätten kaum etwas anzufangen, nur die Ruderregattastrecke und die Basketballhalle werden noch heute regelmäßig genutzt, im Rudern konnte man dank der Anlage den Kontakt zur Weltspitze herstellen. Das hätte ich mir aus griechischer Sicht für deutlich mehr Sportarten gewünscht.

Ja, wirklich schade, dass dieses tolle Stadion jetzt von einer Kapazität von 37.000 auf 15.000 Zuschauer zurückgebaut werden soll. Ich hoffe, dass Ihr es trotzdem noch das eine oder andere Mal nutzen könnt, es war eine tolle Atmosphäre, die man auch vor dem Fernsehschirm miterleben konnte. Es ist auch erstaunlich, wie viele Sportveranstaltungen letzens in Ungarn stattfanden, die Schwimmweltmeisterschaften letztes Jahr waren ja auch in Budapest. Die Stadt war ja auch einer der Bewerber für 2024, so haben dann in den größten beiden olympischen Sportarten die Weltmeisterschaften dort stattgefunden.

?

Inwiefern willst Du mich „aufklären“ und „schockieren“? Ich habe doch genau das ab ca. Min. 17:20 erwähnt, inklusive Benzema und co.

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Du hast aber sinngemäß auch von einer Liga für „Fußballrentner“ gesprochen, Volker sagte dann, dass mittlerweile eben nicht mehr nur Spieler im Spätherbst ihrer Karriere dorthin gehen, sondern gestandene Stars im besten Fußballeralter. Das wollte ich mit der Liste verdeutlichen. Ich finde die Anzahl und die Qualität der Spieler und Trainer in der Liste schon schockierend. Wenn man sich die Namen und die Namen der Klubs anschaut, von denen sie wechselten, ist das schon krass, finde ich. „Aufklären“ klang vielleicht etwas gönnerhaft, so war das aber nicht gemeint. :smile:

Ja, eine Rentnerliga ist es aber für mich trotzdem, weil diese sportlich nicht an die europäischen Topligen heranragt und auch nie heranragen wird. Ich behaupte mal, dass Namen wie Real Madrid, Juventus Turin oder Bayern München wohl dauerhaft klangvoller bleiben werden als Fußballklubs aus Riad oder Jeddah.

Die Wechsel in diese Ligen sind einzig finanziell motiviert, sportlich ist das für die dorthin wechselnen Spieler wohl eher eine Sackgasse, das wollte ich ausdrücken. Dass auch jüngere Spieler wie Benzeman dorthin gehen, hatte ich ja auch erwähnt, aber meiner Meinung nach ist das für ihn auch eher das vorzeitige Aus seiner großen Karriere und der verfrühte Gang ins Abklingbecken einer solchen Liga.

Ich kann mich natürlich auch richtig irren und es kann zu einer Machtverschiebung im Weltfußball auf Klubebene kommen. Aber noch bin ich dafür zu optimistisch.

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Sowas ähnliches hatten die Amis ja auch schonmal mit der NASL von 68 bis 84, da hatte man sich u.a. Spieler wie Beckenbauer, den Bomber Gerd Müller, Pelé und Bobby Moore rangeholt, letztendlich ist die Liga aber eben gescheitert, immerhin hält sich aber die im Zuge der WM 1994 gegründete MLS bis heute.

Der gute Mann ist 35!
Für nen Stürmer ist da eigentlich schon langsam Schluss

Keine Angst, solange es staatliche Millionen-Subventionierung benötigt, um diese Liga künstlich wichtiger zu machen, als sie sportlich ist, wird das nicht passieren.
Und ohne diese Subventionierung wird es auch langfristig nicht funktionieren, weil sowohl der gesellschaftliche Rückhalt für den Sport (und damit Zuschauereinnahmen) fehlt, und wie angesprochen die sportliche Perspektive für die Spieler.
Und es soll ja durchaus noch ein paar Spieler geben, denen sportliches Prestige (und auch das eigene Renomee, welches definitiv im Nachklapp leidet) wichtiger ist, als das Gehalt.

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Ich frage mich, wieso man die Qualität seit Juni/Juli so massiv in den Keller fährt. Sportwashing wurde schon 20 mal besser abgestrühstüxkt, aber niemand nimmt darauf Stellung. Langsam merkt man eine geeiste Intoleranz gegen Informationen.

Ich sehe bei dir eher eine Pauschalkritik ohne inhaltliche Belege.

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Dieser Satz ergibt weder grammatikalisch noch inhaltlich Sinn.
Worauf sollen sich die Frühstücker denn beziehen?
Dokus? Talkrunden? Artikel?
Darüber hinaus sollen sie doch ihre persönliche Meinung äußern und nicht andere Ansichten wiederkauen.

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@tobsom

Investiere deine Zeit mal lieber in die Unmengen von Rechtschreibfehlern in den Quotenmeter-Meldungen :smiley: Das ist inzwischen so gruselig, dass ich es schon gar nicht mehr lesen mag.

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Als sich gesehen habe wie sich Morgan Freeman für die jeder ist willkommen Nummer von Katar hat kaufen lassen hätte ich kotzen können

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