Sind Videospiele Kunst?

Ich gestehe, ich bin kein Gamer

@Maschendraht
So langsam überzeugt man mich

Was sind eigentlich Spiel-, Musik-, Film- und Comictriebe? :lol:

[QUOTE=Sherlock;397959]Was sind eigentlich Spiel-, Musik-, Film- und Comictriebe? :lol:[/QUOTE]

Das Bedürfnis nach Unterhaltung, Eskapismus, Training, Wettstreit, da lässt sich glaube ich genug finden.

Dass Nakkinak die Triebe ins Spiel brachte, ist schon verwirrend. Triebe kenne ich nur aus der Triebtheorie, der Trieb als instinktiven Antrieb. Jetzt hat aber kein Mensch ein instinktives Verlangen nach Computerspielen oder dergleichen…

Wenn Maschendraht dann noch fortfährt: [I]also zur Unterhaltung, zum Zeitvertreib, zum Abschalten oder schlicht zur Befriedigung des Spieltriebes[/I]. Hier soll der “Spieltrieb” ja eben was anderes sein (nur was?), als bloß das Bedürfnis nach Unterhaltung usw.

der Spieltrieb verlangt nach seiner Befriedigung und ist das Bedürfnis, zu spielen. Ich habe dieses Konzept nicht vorher recherchiert, aber intuitiv denke ich schon, dass Menschen (und viele Tiere) sich instinktiven zum Spielen hingezogen fühlen.

Solche Spiele auf jeden Fall…

Darf ich ehrlich sein, Cato? Ein möchtegern stelph mit historischem Setting führst du hier an? Und dann noch die Olzio Olditore Verson? :ugly

Ich denke nicht, dass es bisher absolute Standards für den Kunstgehalt von Videospielen gibt. Wenn mich die Optik und die Geschichte anspricht und ich es durchaus als Form der Kunst empfinde, so ist dies eine mögliche Sichtweise…

[QUOTE=Maschendraht;397194]Gameplay regt m. M. n. dann zur Auseinandersetzung mit der Welt an, wenn es die Interaktivität nutzt, also gerade den Umstand, dass der Spieler etwas selbst tut (anstatt nur jemandem dabei zuzuschauen).

Ein anderer Aspekt von Gameplay ist die Entscheidung. Das wird von wenigen Spielen genutzt, aber wenn es gut gemacht wird, kann es viel immersiver sein als viele Filme und zu stärkerer Auseinandersetzung mit z. B. ethischen Fragen zwingen, da der Spieler die Verantwortung für den Fortgang der Handlung übernehmen muss. Ein Beispiel dafür ist z. B. Heavy Rain.
[/QUOTE]

Als Ergänzung zu diesem Post würde ich die großen Singleplayerspiele, welche mehr sind als ein einfaches durchspielen eines Films bezeichnen.
Darunter zählen Gothic (auch wenn die hinteren Teile nicht ganz so der Bringer waren), Star Wars Knights of the Old Republic, sowie “The Witcher” Reihe (sicherlich gibt es noch viele mehr).
In SWKOTOR (Kurzform des Star Wars Titels in meiner Aufzählung) ist man Anfangs komplett neutral und übernimmt im Laufe des Spiels je nach Entscheidung Verantwortung für seine Taten. Dabei wird man entweder zur dunklen Seite oder zur guten Seite der Macht tendieren, und je nachdem erhällt man andere Fähigkeiten. Das Besondere: Die Story variiert je nach Entscheidung, weil die NSC (Nicht Spieler Characktere) je nachdem wie man sein alter Ego Entscheiden lies, entweder gut oder schlecht auf einen zu sprechen sind und unterschiedlich mit dir interagieren.
Das ganze auf die Spitze treibt dieses Gameplay denk ich die “The Witcher” Reihe, wo man an jeder Ecke vor Entscheidungen gestellt wird, die einen moralisch, etisch und auch gefühlsmäßig anregen. Die Auswirkungen dieser Entscheidung sind entweder direkt zu beobachten oder kommen erst sehr viel später zu tragen.
Gerade diese Interaktion machen einige Spiele zu eigenständigen Kunstobjekten, da das Erlebnis: Teil einer kompletten Fantasiewelt zu sein und diese aktiv mitzugestalten, um dann auch im realen Leben mehr über seine Taten und den Konsequenzen nachzudenken. Man lernt auch festzustellen, dass es nicht immer eine einzige korrekte Wahrheit oder die einzig richtige Entscheidung geben kann.
Und das übrigens lernt man ohne den Zeigefinger der Entwickler zu finden, der dann sagen könnte: hättest du dich mal lieber für das Gute entschieden, weil gerade bei The Witcher gibt es sowas wie Gut und Böse in der Reinform nicht. Jeder den du triffst hat gute und schlechte Seiten an sich und du musst entscheiden, wie du mit der Person umgehst. Und die Interaktion kann dir kein Film bieten, sondern eben nur das Videospiel.
Nicht umsonst spielen die meisten Spieler eines solchen Spiels direkt nochmal von vorne los, um sich dann aktiv für etwas anderes zu entscheiden und zu sehen, wie sich die Welt dann verändert.

Also wenn jetzt schon ein Teller Spaghetti als Kunstwerk gilt, würde ich die Eingangsfrage jetzt erst recht mit “Ja!” beantworten :lol:

Mit einem Spiel habe ich mich komplett für die Antwort “Ja” entschieden.
“Life is Strange” ist bisher das erste PC-Spiel, das alles ist.
Der Satz ist korrekt. Das Spiel ist alles.

Kunst inspiriert, gestaltet um und berührt auf emotionaler Ebene.
Bei diesem Spiel muss ich mich zusammenreißen, damit mir nicht
konstant die Tränen laufen. Den Kloß im Hals werde ich wohl bis zum Ende nicht los.

Wenn das nicht Kunst ist, dann weiß ich nicht, was sie wert sein soll…

Nur das das Spiel erst Kunst wird wenn nächsten Monat die letzte Episode rauskommt… solange werde ich hier sitzen und den Entwicklern die Pest an den Hals wünschen, während ich im Kopf alle denkbaren Möglichkeiten durchgehe wie das Spiel enden könnte um dabei zu bemerken das ich mit keiner Möglichkeit die mir vorschwebt irgendwie zufrieden wäre. :mad:

Wenn wir Kunst allerdings als sehen das in der Lage ist langfristige Emotionen auszulösen dann hat dieses Spiel Erfolg gehabt.
Vor allem auch dadurch das sie eine so gute Atmosphäre aufbauen das es geradezu unglaublich ist, nicht zuletzt durch die beste Musik die es in Spielen je gegeben hat und die größten Emotionen… und… wo bleibt Episode fünf? :frowning:

Ja du hast Recht, wenn die Frage ob Videospiele Kunst sein könnten noch nicht geklärt war, dann ist sie es spätestens mit Life is strange… ich hab schon wieder was im Auge… dämlicher Staub.

Ich schaue das Spiel nur und spiele es nicht selbst.
Selbst diese Methode schlägt ein wie eine Bombe.
Es gab nicht wenige Stellen, an denen ich emotional am Ende war und selbst
Gronkh hatte einen Moment in seinem Let’s Play, in dem er weinen musste und das
nicht mehr leugnen konnte.

Ich werde mir das Spiel kaufen, auch wenn es nach dem Let’s Play für mich keinen Grund mehr gibt es zu spielen.
Einfach, weil ich den Entwicklern dafür danken möchte eine solche Geschichte erzählt bekommen zu haben.

ich hab schon wieder was im Auge… dämlicher Staub.

Ja. So geht es mir seit einigen Stunden hier.

Nur das das Spiel erst Kunst wird wenn nächsten Monat die letzte Episode rauskommt…

Ich habe große Angst vor der letzten Folge. Wirklich.

nicht zuletzt durch die beste Musik die es in Spielen je gegeben hat

Auch das ist wahr. Vier Episoden und ich bin immer noch total verblüfft über diese tolle, atmosphärische Musik, die alles im Prinzip nur noch schlimmer macht…

Das schlimme beim selbst spielen ist das man irgendwann mit seinen Entscheidungen leben muss.
Aber ich kann mir sehr gut vorstellen das Gronkh die Sache gut rüber bringt. Gerade für so ein Spiel dürfte seine Stimme sehr gut passen und vor allem ist er in der Lage die Atmosphäre eines Spiels aufzugreifen und sich entsprechend zu verhalten.

Ich hätte bei dem Spiel während eines Let’s Play echt Angst das irgendjemand blöde Sprüche bringt. Da sehe ich bei Gronkh eigentlich keine Gefahr.
Nur irgendwie kann ich mir bei einem Let’s Play nicht vorstellen das die Ruhe reinkommt die das Spiel braucht. Teilweise bin ich einfach mal einige Minuten stehen geblieben und habe eine Szene genossen oder aber ich habe über eine Entscheidung nachgedacht während ich wie in Trance auf den Bildschirm gestarrt habe. (Oder ich stand vor einer Tür/Ecke/Treppe o.ä. und wollte nicht weiter, weil es leider wieder mitten in der Nacht war und ich mir nicht sicher war ob ich wirklich wissen wollte was genau mich dahinter erwartet.)

Aber an sich stimmt es schon das Spiel kann man auch durch zusehen genießen, weil es immer noch eine extrem gute Story hat.

Genau deswegen habe ich etwas gemacht, was ich sonst nie bei Let’s Plays mache: Kommentiert.

Gronkh ist anders als andere Tuber. Er hat das Feingefühl und den Willen dem Spiel gerecht zu werden.
Oft bleibt er einfach minutenlang in einer Szene stehen und lässt sie wirken.
Lieder lässt er ausspielen und bei denkwürdigen Momenten (die es verdammt oft gibt) hält er lange
Monologe und teilt seine Gedanken.

Er macht das ganz großartig und eines meiner Punkte in meiner „Dankesrede“ an ihn war, dass ich froh bin, dieses Spiel bei ihm sehen zu dürfen, da er nicht in emotionalen Momenten pubertäre Witze macht, um nicht zugeben zu müssen berührt worden zu sein.

Man kann es sich bei ihm tatsächlich sehr wirkungsvoll anschauen. Zumal er einfach keinen Müll von sich gibt.
Aber ehrlich gesagt bereue ich es etwas, das Spiel nicht eigenhändig durchlebt zu haben.
Damit habe ich mir wohl etwas genommen. Nichtsdestotrotz ist selbst der simple Konsum hart genug.

aber ich habe über eine Entscheidung nachgedacht während ich wie in Trance auf den Bildschirm gestarrt habe. (Oder ich stand vor einer Tür/Ecke/Treppe o.ä. und wollte nicht weiter, weil es leider wieder mitten in der Nacht war und ich mir nicht
sicher war ob ich wirklich wissen wollte was genau mich dahinter erwartet.)

Da hast du mit Gronkh etwas gemeinsam und glaub mir - ich habe mitgestarrt.

Verdammt… diese permanente Traurigkeit in diesem Spiel.
Diese traurige Unterton in jedem Satz, den Max spricht.
Man hat sich einfach nur Mühe gegeben alles perfekt zu machen.
Selbst die scheinbar gealterte Grafik transportiert eine Message.

Ich mag das Spiel auch, schaue es mir auch als Let’s Play an, allerdings nicht bei Gronkh, sondern bei Trashtazmani, deren Spielstil dem Spiel auch mehr als gerecht wird. Ich häng beim Gucken ein bisschen hinterher und bin gerade in der Mitte der vierten Episode. Das Spiel hat bisher alles, was ich von einem Spiel erwarte. Einen tollen Soundtrack, eine stimmige Atmosphäre und glaubhafte Charaktere. Ich möchte weiterschauen, aber irgendwie auch nicht, weil ich ein ganz mieses Gefühl habe, was den weiteren Verlauf der Geschichte betrifft … :frowning:

Mit dem neuen Rechner wird das Spiel auf jeden Fall auch gekauft. :slight_smile:

Und jetzt Maxine, lauf noch ein bisschen durch Blackwell.

Huch, das Spiel bekommt scheinbar doch mehr Aufmerksamkeit, als ich dachte. Oo
Darüber freue ich mich!

Ach… dieser Song…

Ich möchte nochmal generell einen Gedanken über ein Genre loswerden.
Vielleicht sind es auch mehrere Genre, ich bin da nicht so derjenige, der genau unterscheidet.

Momentan schaue ich bei Gronkh ein Let’s Play über „Everybody’s gone to the Rapture“.
Ähnlich wie „Life is strange“ berührt mich dieses Spiel in seiner Poesie.
Das Storywriting ist ganz hervorragend, die Dialoge sinnig und gut.
Die Aufbereitung bzw. die Darbietung ist unglaublich atmosphärisch, spannend und packend
und das, obwohl alles so unglaublich langsam ist.

Hier wären wir auch schon beim Gameplay.

Weder „Life is strange“ noch „Everybody’s gone to the Rapture“ setzen auf großartiges Gameplay.
Es ist im Prinzip nur rudimentär das Nötigste vorhanden, damit sich der Spieler durch die Story
hangeln kann. Das ist ganz bewusst so, wie mir scheint. Man ermöglicht es dem Spieler, sich
als Teil der Geschichte zu erleben, als aktiven Part einer Szenerie.

Es gibt eine weitere Schnittmenge. In beiden Spielen weiß der Spieler über sein Alter Ego anfangs nichts.
Bei „Life ist strange“ weiß man es (bei „EGTTR“ bin ich mir noch nicht sicher), dass die Figuren sehr
gut ausgearbeitete Geschichten haben, die man als Spieler erst erforschen muss.

Diese Art der Spiele setzt vor allem auf Story. Es ist eine andere Art des „Bücherlesens“.
Auf mich wirkt es wie eine eigene Kunstform. Eine andere Art von „Hörspielkassette“.

Wenn wir „Heavy Rain“, „Beyond two Souls“ und „The Last of Us“ mit dazu zählen, dann
gibt es gerade so viele Spiele, die versuchen über tolle Erzählstrukturen zu Punkten und
nicht mit Moving oder Brutalität. Ist das noch wirklich Videospiel? Ist das nicht schon
fast Literatur? (Überspitzt)

Mich fasziniert diese Entwicklung, bzw. die Fülle an Spiele, die genau diesen Weg gehen.
Außerdem muss ich zugeben, dass ich schon fast nichts anderes mehr sehen/spielen will.
Selbst „Until Dawn“ hat mich bei der Stange gehalten, obwohl mich Teenie-Horror überhaupt nicht
interessiert.

Ich lasse mir unheimlich gerne Geschichten und Märchen erzählen.
So, wie zeitgenössische Spiele das tun, will ich es auch in Zukunft sehen.
Diese Spiele haben alle eine Seele. Etwas, was man bei CoD oder anderen
Blockbustern schmerzlich vermisst.

Bei Rollenspielen wie „The Witcher“ oder „Assins Creed“ kann man das auch
finden. Aber so intensiv, wie es diese interaktiven „Quasi-Filme“ vermitteln,
sehe ich es in keinem anderen Genre.

Eine schöne, erwachsene und ernstzunehmende Entwicklung. Ich freue mich. :slight_smile:

(PS: Wenn jemand noch mehr Titel kennt, immer her damit!)

[QUOTE=DeeperSight;419365]

(PS: Wenn jemand noch mehr Titel kennt, immer her damit!)[/QUOTE]

The Vanishing of Ethan Carter Könnte was für dich sein. Passt ebenso wie “Everybody’s gone to rapture” und viele andere spiele ins “Walkingsimulator” mit Story genre.

Und da du wohl dauernd Let’s plays von Gronkh schaust, hier auch mal direkt n playlist link. :>

Ja, davon hat Gronkh die ganze Zeit während des Let’s Plays geredet.
Werde ich mir als nächstes geben.

Bin jetzt auch mit „Everbody’s gone to the Rapture“ durch und Gronkh sagte,
dass für ihn diese als „Walking Simulator“ verschrienen Spiele wie ein
interaktives Buch sind. Also scheine ich nicht ganz daneben zu liegen.

Großartig!

PS: Danke für den Link und den Tipp anyways :slight_smile: