Gäbe es für alle Menschen ehrliche Arbeit, die ihnen gefällt, mit der sie soviel verdienen können, wie sie selber zum Leben brauchen und die ihnen dennoch die Freizeit lässt, sich selbst zu verwirklichen, ausserhalb oder innerhalb ihrer Arbeitszeit, das wäre schön. In der Arbeit wird in aller Regel das gemacht, was die Gesellschaft lokal braucht - reiner Zufall, wenn das zugleich eine Arbeit ist, die dem Werktätigen der Selbstverwirklichung dient, aber das ist eher die Ausnahme.
Wobei ich das jetzt nicht zu pauschal sagen möchte. Der Mensch ist bei seiner Geburt erstmal eine leere Hülle und wird erst langsam mit Bewusstsein gefüllt. Viele Faktoren spielen chaotisch miteinander, um den einzelnen Menschen nach und nach zu dem zu machen, was er ist. Ich kann nicht sagen, wie viele Menschen in welchem Umfang mit dem was sie haben zufrieden sind.
Wie gesagt brauchen wir die Gruppe zum Überleben und tragen unseren Teil zur Gemeinschaft bei. Es ist dabei nicht naiv sich freiwillig zu engagieren, es ist vielmehr sehr kurzsichtig zu glauben, nur mit bezahlter Arbeit würde man der Gesellschaft helfen. Es ist nicht unsere Pflicht möglichst hohe Steuern zahlen zu können, sondern unsere Gruppierung am Leben zu erhalten.
Manche Menschen mögen eine gut bezahlte Arbeit haben, Steuern zahlen und auf diese genau berechenbare Weise dem Staat die durchaus nötige bare Münze zukommen lassen. Doch was Putzerdfische und Madenhacker in der Natur sind, dass braucht auch die menschliche Gesellschaft: Die einfachen, die unscheinbaren, die am Rande übersehen werden - Die Menschen, die die Lücken füllen und dort helfen, wo der große mächtige Staatsapparat nicht so genau hinschaut.
Klingt das idealistisch, oder staatskritisch? Ich würde es als Realismus bezeichnen. Es gibt Menschen, die ackern von früh bis spät und haben doch kaum das nötigste. Es gibt körperlich oder geistig versehrte, die Alten, Kinder, kurz jene, die (noch) nicht, oder nicht mehr ihren Teil zum Erhalt der Gemeinschaft beitragen können. Dann gibt es halt die Steuerzahler, die genug verdienen, und ihre freie Zeit nach eigenem Gutdünken gestalten.
Ich denke der Gesellschaft täten Veränderungen von oben und unten gut. Von oben verlangt erstmal keiner, dass Alle Gehälter der Höchstverdiener auf 5000 € oder weniger im Monat reduziert werden - nicht das dies nicht ein kluger Ansatz wäre, aber unrealisierbar - doch bitte bitte liebe Leute an der Spitze, lasst doch so Sachen sein wie das hier zum Beispiel.
Niemand erwartet von den Reichsten der reichen sich plötzlich in “tiefe Armut” zu stürzen, aber bei “denen da oben” müsste das Umdenken der Gesellschaft auch mal ansetzen. Und wir hier unten? Nun wie gesagt es gibt die kranken, alten, behinderten Kinder und die von früh bis spät schuftenden, denen nichts bleibt. Dann gibt es die, die solide Geld verdienen und dann …
Ja dann gibt es den Rest. Einen Teil der Bevölkerung aus Arbeitsfähigen Menschen, die aber einfach nicht den Sprung ins Berufsleben schaffen und die aber dennoch ihre Arbeitskraft und Produktivität haben.
Die Älteren unter diesen Menschen können sich nun in Kneipen treffen und an Stammtischen wettern, dass ihnen Billigarbeiter ihre Jobs klauen und die da oben sie alle entlassen, um sie dann als Leiharbeiter wieder einzustellen usw. usf. Das nützt aber keinem was.
Die Jüngeren mögen dann Shitstorms veranstalten. Manchmal treffen sie damit Sender wie RTL, manchmal jene, die von RTL in ein falsches Licht gerückt wurden. Das ist das Problem, wenn Leute sich über Facebook verabreden und dann irgendwo aufkreuzen und Parolen gröhlen - Sie zeigen das Energie und Wille sich zu bewegen in ihnen steckt und dann nutzen sie diese vielleicht nur um jenen zu schaden, die ohnehin schon unter Verunglimpfungen zu leiden hatten.
Da ist Arbeitskraft die verpufft. Eine Kampagne wäre wohl das richtige. Eine Kampagne die klar stellt, jeder kann was tun. Wenn du keine Arbeit hast dann bemühe dich ehrlich darum. Wenn es mit bezahlter Arbeit nich klappt, dann engegiere dich so in der Gesellschaft - das ist genauso gut.
Es stimmt wohl, Arbeit und Selbstentfaltung sind schwer vereinbar. Es ist dennoch alles andere als verkehrt seine verfügbare Arbeitskraft, wenn vorhanden dem Kollektiv zur Verfügung zu stellen. Eine Gesellschaft die ihre älteren aus dem Stammkneipen und die jüngeren aus ihren Chats holt und ihnen sagt, ihr seid uns wichtig, wir brauchen eure Kraft, die kann es sich aber auch leisten, Künstlerseelen zu tragen.
Jeder sollte, Arbeitskraft für die Gesellschaft hin oder her die Möglichkeit haben sich hin zu setzen und ein Gedicht zu schreiben oder einen Artikel wir für eine Zeitung oder einen Roman oder um ein Bild zu malen, eine Skulptur zu hauen, ein neues naturwissenschaftlich-technisches Verfahren zu entwickeln oder was immer ihm gefällt.
Es ist wahr, der Mensch muss arbeiten, muss ein produktiver Teil der Menschheit sein, wenn es ihm physisch und psychisch möglich ist. Aber Deutschland war mal das Land der Dichter und Denker und letztlich hat jede Nation der Welt ihre Künstler. Dinge wie Kunst, Kultur oder das naturwissenschaftlich-technische herumexperimentieren in Bereichen, die momentan noch unnütz erscheinen muss möglich sein.
Sehnsucht nach einem Leben frei von Gesellschaftszwängen? Ich bin nicht anonymos, ich bin in keiner Legion, aber ich bin ein Teil der Gesllschaft, eine Zelle dieses Körpers. Ich sitze gerade zuviel, ich die Gesellschaft. Ich sitze hier auf meinem Stuhl und habe Fett angesetzt. Ich sollte mich mal wieder mehr bewegen.
Raus aus den Stammkneipen, raus aus den Chats. Ihr findet keine bezahlte Arbeit? Ihr seid nicht allein, es gibt Millionen von euch. Bleibt dennoch nicht hocken, steht auf. Steht nicht auf, um gegen einzelne Mitmenschen auf die Barrikaden zu gehen oder gegen falsch benutzte Begriffe aus der Onlinespielerszene. Steht auf, um euren Nachbarn hallo zu sagen, um Müll von der Straße aufzulesen, um … ok das war jetzt bissel pathetisch.
Lange Rede, kurzer Sinn. Wir müssen arbeiten, wir brauchen die Gesellschaft und diese unsere Arbeitskraft. Ob wir unseren Teil als Steuerzahler oder ehrenamtlich beitragen ist dabei einerlei. Auch das Künsterliche, das Ideelle, die Entfaltung darf dabei nicht zu kurz kommen. Du bist Dichter. Du bist was wert. Die Gesellschaft braucht dich.