Warnung! Der nun folgende Text enthält eine bewusste Infragestellung unserer Gesellschaftsordnung. Dieser Text dient dazu einmal meine Gedanken niederschreiben zu können. Weder ist er “wissenschaftlich” fundiert, noch soll er aus eine “objektiv-fachlichen” Sicht wahrgenommen werden. Dieser Text kommt rein aus meinem Inneren, meiner Emotionen und stellt ein großes Bild meiner eigenen Weltanschauung dar. Wer das nicht verstehen kann, der möge bitte draußen bleiben - vielen Dank!
“Weißt Du? Du brauchst unbedingt psychologische Hilfe” Diesen Satz habe ich vorhin nicht zum ersten Mal gehört. Nein, eher begegnet er mir immer wieder, wieder und immer wieder. Seit 12 Jahren, seit ich angefangen habe mir über die Welt meine eigenen Gedanken zu machen. Aber worum gehts es mir gerade? Nun, das ist nicht einfach zu beantworten. Stellen wir erst einmal den Hintergrund dar, was die “Freundin” auf Facebook veranlasst hat solch einen Satz zu sagen. Nun, es war ein durchaus schwieriger Tag für mich. Definitiv einer der beschissensten Samstage in den letzten Jahren, zumindest soweit ich mich erinnern kann. Ich habe mich mal wieder mit verschiedenen Menschen gestritten, habe am abend sehr viel geweint und allgemein fühlte ich mich schwach, geradezu lethargisch. Was wollte ich? Einen Menschen aus meiner Umgebung bitten, dass er mir zuhört. Ich habe einige Probleme und möchte darüber reden. Doch scheint dies wohl in dieser Gesellschaft nicht mehr en voque zu sein, wie man so schön sagt. Reden? Zuhören? Vielleicht auch noch verstehen und Trost spenden? Das erfordert ja für einen anderen Menschen richtig da zu sein. Ist da überhaupt Platz in unserer leistungsorientierten und kapitalistischen Gesellschaft?
Womit wir beim Hauptpunkt meiner Gedanken sind. Viele von Euch werden folgende Frage sicherlich noch aus ihrer Kindheit kennen: “Hast Du Dir es denn verdient, dass ich Dich jetzt im Arm nehme?” Ja, das ist schon hart wenn eine Mutter das zum eigenen Kind sagt. Das kommt häufiger vor, als man erst annimmt. Hat man etwas falsch gemacht, wird man bestraft und die liebevolle Zuwendung wird verwährt. Sei es nun den elterlichen Kleiderschrank durcheinandergebracht, die Schwester geärgert oder sich nicht an einer der vielen, meist unnützen und geradezu entwicklungshemmenden Regeln gehalten. Schon als Kind wird man konfrontiert, konfrontiert mit einem Katalog an Regeln. Tu dies nicht, tu das nicht. Es ist ja nur zu Deinem besten. Erziehung nennt man das. Schon als Kind wird man dazu erzogen, ein wertvolles Mitglied der Gesellschaft zu werden. Natürlich wird das nicht in dieser Form gesagt. “Ich möchte, dass aus Dir etwas vernünftiges wird.” Kleine Zwischenfrage: was ist denn “vernünftig”? Und was passiert, wenn man diesen Plan nicht als “vernünftig”, sondern als “gefährliche Sklaverei” bewertet? Dieser Plan sieht vor: Schule zuende bringen, einen guten Job finden, Familie gründen und vielleicht ein kleines Haus bauen. Jeden Tag 8-10 Stunden arbeiten, der Rest ist Dir freigestellt für essen, Hobby und… korpulieren. Jeden Tag derselbe Ablauf. Krankheiten werden dämonisiert und alles was aus dieser Norm fällt, ist entweder faul, asozial, ein Schmarotzer oder bestenfalls bemitleidenswert.
Nun wissen wir alle: es ist beinahe unmöglich diesen Plan durchzuführen. Es passiert nun einmal immer etwas, womit man nicht rechnet. Denn der Lebensweg bietet oftmals Abbiegungen, die man so vorher nie vorhersehen konnte. Und nun kommt meine existenzielle Lebensfrage: Warum muss man sich diesen Plan unterwerfen?
Bei anderen würde hier der Text aufhören. Ich versuche mich an einer Antwort.
Kurzfassung: Wir brauchen es nicht wirklich. Eigentlich garnicht. Und damit wäre eigentlich alles schon gesagt. Aber ihr werdet mich jetzt sicher nicht aus der Nummer rauslassen, also formuliere ich einfach mal aus.
Ich habe viele verschiedene Überzeugungen. ADHS ist nichts schlimmes. Es muss weder therapiert noch sonst wie geheilt werden. Das Kinder Aufmerksamkeit suchen und dabei hyperaktiv sind… ist normal. Dafür sind es Kinder. Depression ist keine Krankheit! Häufig werden Depressionen mit chemischen Medikamenten behandelt. “Warum?”, frage ich! Denn: Depressionen entstehen durch negative Ereignisse im Leben. Warum also Medikamente? Damit werden die Erlebnisse auch nicht ungeschehen gemacht. Ziel ist es natürlich: den Patienten funktionstüchtig für das System zu machen. Es geht nie darum die eigene, ganzheitliche Mitte zu finden. Es geht in dieser Gesellschaft nie um Selbstfindung. Denn Selbstfindung verschlägt den Menschen häufig außerhalb des kapitalistischen Leistungssystems. Also versucht man die Menschen gleich zu schalten. Sicher, jeden werden einzelne kleine Auswahlmöglichkeiten in Form von Lieblingsmusik oder Kleidung zugestanden. Doch gedanklich hat man einer Linie zufolgen: erfolgreich sein, Geld zu verdienen und sich Statussymbole anzuhäufen, die man natürlich nach ein paar Monaten wieder wegwirft, weil ein neues Spielzeug auf den Markt gekommen ist. Wer bewusst etwas anderes will, der wird kriminalisiert und dämonisiert. Wie oben schon gesagt: häufig als Assi oder Schmarotzer.
Und das ist die eigentliche Krankheit in diesem kapitalistischen Gesellschaftssystem. Man muss sich Aufmerksamkeit und Zuneigung häufig verdienen. Man muss sich die Hilfbereitschaft häufig verdienen. “Hilfst Du mir, so helfe ich Dir” - häufig scheitern die Menschen an diesem einfachen Motto. Schlimm wird es, wenn man, wie ich, gerne hilft ohne irgendeine Gegenleistung zu erwarten. Einfach weil man den anderen Menschen mag. Man wird häufig, sehr häufig, einfach ausgenutzt. Und das führe ich ebenfalls auf das System zurück. Denn von Kind an lernt man, dass man nur für sich selbst, und NUR für sich, verantwortlich ist und ja jeder “seines Glückes selbst Schmied ist”. Es wird nicht gelehrt respektvoll mit einem anderen Menschen und vor allem mit einer anderen Lebensanschauung umzugehen. Denn wer Emotionen und Schwäche zeigt, der hat ja schon verloren im ewigen Leistungswettbewerb um Job und Status. Wer seine Arbeitskraft kostenlos für soziale Einrichtung zur Verfügung stellt, der wird von der Allgemeinheit häufig als “dumm” bezeichnet. Ja, und richtige Gefühle zeigen … einfach mal beherzt losweinen … es wird häufig gesagt: “Ist besser als das Machogehabe” - komischerweise fühlen sich viele Menschen trotzdem extrem überfordert, wenn ein erwachsener Mensch weint.
Ich habe nun versucht meine Gedanken zu formulieren, ein wenig Wirr - aber ich denke man kann es nachvollziehen.
Nun: ich habe Sehnsucht! Sehnsucht danach, dass all diese anskizzierten Gesellschaftszwänge endlich verschwinden. Was mich betrifft: ich lebe weiter abseits diese Normen! Ich möchte kein Lohnsklave werden, sondern mit meiner Kraft etwas sinnvolles errichten. Ich möchte garnicht soviel Geld um mir jeden Monat neue Statussymbole leisten können. Was ich möchte, nein, was ich fordere!, ist: Respekt für Menschen mit anderen Lebensansichten. Respekt dafür, dass man seinen ureigenen Weg gehen möchte, ohne dass einen von allen Seiten Steine im Wege stehen. Ich wünsche mir eine Gesellschaftsform ohne Zwänge, ohne Kälte und Egoismus und vorallem: ohne die Vergötterung des Kapitals!
Ist dies naiv? Nein! Denn wer sagt denn, dass diese kranke Gesellschaftsform das Maß aller Dinge ist? Nur weil man etwas von Kleinauf indoktriniert bekommen hat, ist es automatisch richtig? Ich für mich werde weiterhin nach meinen ureigenen, häufig altruistischen Wertevorstellungen leben. Egal, wie oft ich damit hinfalle. Denn anpassen werde ich mich nicht. Nicht an ein kaltes, unmenschliches System in der Emotionen und Gefühle keinen Platz haben!
Vielleicht konnte ich mit diesem Text den Einen oder Anderen ein wenig zum nachdenken anregen. Vielleicht aber auch nicht, in jedem Fall habe ich jetzt einfach mal mein Bedürfnis gestillt diese Gedanken öffentlich zu machen. Seht es nicht als “Heulerei” oder soetwas an. Ich bitte Euch in diesem Fall nur um eines: seht diese Gedankenskizzen als das an, als was sie gemeint sind - als Statement!