Sag's mir ins Gesicht

Mein Anliegen war es, letztlich zu der Feststellung hinzukommen, dass es Unfug ist, Menschen zu zwingen, für ein Programm zu zahlen, mit dem sie sich gar nicht identifizieren können. Und damit produziert man dann eben Hass. Die Hasskommentare waren ja das eigentliche Thema dieser Sendung

Wie gehen denn arbeitslose Rassisten damit um, dass Menschen mit Migrationshintergrund durch ihre Steuern deren Arbeitslosengeld mitfinanzieren? Was für eine dumme Frage.

Wir reden hier nicht von Steuern, sondern von Rundfunk. Diese Analogien zu Kindergärten, Autobahnen usw. sind vollkommen am Thema vorbei und lenken vom eigentlichen Anliegen nur ab.

[QUOTE=Fernsehkritiker;491074]Mein Anliegen war es, letztlich zu der Feststellung hinzukommen, dass es Unfug ist, Menschen zu zwingen, für ein Programm zu zahlen, mit dem sie sich gar nicht identifizieren können. Und damit produziert man dann eben Hass. Die Hasskommentare waren ja das eigentliche Thema dieser Sendung.[/QUOTE]

Das kam leider gar nicht rüber. Vielleicht hättest du das ganze Thema nicht mit den Reichsbürger Beispiel aufmachen sollen. Da hast du dich wirklich etwas verrannt mit.

Also bei mir kam es genau so an (wie Holger sagt).

Na, es ist doch nun eindeutig, dass das eine humorvolle Bemerkung ist, wenn ich von „Reichsbürger - Die Show“ spreche. :slight_smile:
Im Übrigen bleibe ich bei der These: Die Öffentlich-Rechtlichen haben laut Rundfunkstaatsvertrag die Aufgabe, auch Programm für Minderheiten zu machen. Konsequent zu Ende gedacht hieße das, dass auch die Minderheit der Reichsbürger ihren Platz haben muss - erst recht, weil ja auch jeder zahlen soll. Und genau da sind wir dann eben bei der Feststellung, dass dieser ganze Zwangsbeitrag absolut untauglich ist und nur Unmut produziert. Und da Frau Shayani sich dann ja in Allgemeinthesen flüchtete („Es ist eine Demokratieabgabe“), ist das wohl nicht ganz falsch.

[QUOTE=Fernsehkritiker;491078]Konsequent zu Ende gedacht hieße das, dass auch die Minderheit der Reichsbürger ihren Platz haben muss[/QUOTE]

Wenn man auf Rassismus und antisemitischen Vorbehalten begründeten Ideologien einen Platz einräumen muss, dann ja. Ist halt die Frage, wo die Grenze ist. Ich kann die Wut und den Unmut vieler Menschen ja verstehen, aber es wäre da meiner Meinung nach wichtig, erst einmal zu identifizieren, wo das Problem liegt.

Ist das Problem der zu hohe Preis? Das politisch klar gefärbte Angebot? Bewusste und aufgedeckte Manipulationsversuche durch die ÖR? All das sind Punkte, in denen ja auch die Verschwörungstheorien und der Populismus der AfD auf einem wahren Kern gründet. Deshalb frage ich mich ja immer noch, was die ganze Chose sollte. Wenn es darum geht, mit Kritikern in den Dialog zu kommen, verstehe ich nicht, warum man das ganze Thema auf Hatespeech aufbaut. Und warum man dann, wenn man dieses Thema konkret anschneidet, abgewürgt wird.

Prinzipiell finde ich die Aussage, dass die Rundfunkgebühren eine Demokratieabgabe ist, in ihrer prinzipiellen und ursprünglichen Idee vollkommen legitim. Faktisch schafft das ÖR aber mit Netzformaten wie funk ein sehr eindeutig geprägtes Propagandaprogramm, bei dem schon die Existenz anderer Auslegungen oder Meinungen ausgeblendet und mit dergleichen Strategie des “Kritik = Hatespeech” diskreditiert wird. Das ist der Affront der ÖR, der aktuell wirklich kritisierenswert ist. Und wenn dann die “Schlachtschiffe” des ARD, also die Personen, die man dafür in erster Linie im Dialog sehen möchte, nichts zu sagen können oder ausweichen, ist das sehr, sehr bezeichnend.
Die ÖR haben ebenso wie viele andere Medien Stellung als vierte Macht im Staat bezogen. Aber wenn man Geld von jedem verlangt, muss auch jede Meinung, muss eine diversifizierte Meinungsbildung möglich sein. Fernab von Reichsbürger und Aluhut-Idiotie findet man das aber auch bei “rechten” Meinungen nahezu überhaupt nicht mehr. Und wenn die ÖR einen Teil der Demokratie in ihrem Selbstverständnis darstellen und für einen öffentlichen Diskurs sorgen sollen, müssen sie dort DRINGEND Abhilfe schaffen. So wirkt man dem Hass und dem berechtigten Zorn entgegen, wenn sich Menschen mittlerweile weder von den politischen, noch den medialen “Mainstream”-Akteuren repräsentiert fühlen. Und das öffnet natürlich Bauernfängern Tür und Tor für ihre gefährlichen Ideologien.

Und mit dem Netzdurchsetzungsgesetz würde man dann auch entgültig die Definitionshoheit der SJW-Fraktion staatlich anerkennen. Das sich dagegen langsam ein Widerstand aufbaut, sollte man zumindest emphatisch verstehen, selbst wenn man der Meinung ist, diese SJW-Ideologie ist verbreitens- und unterstützenswert. Ich will darüber auch gar nicht erneut debattieren, aber wenn du das Gefühl bekommst, das eine bestimmte Art der Diskurs- und Argumentationsführung die Oberhand in öffentlichen Debatten und eben auch im ÖR und im Staat Anklang und Verbreitung findet, bei der sachliche Kritik unter einem Deckmantel der “sozialen Gerechtigkeit” als Hatespeech diffamiert werden kann und diffamiert wird, dann ist das für mich nachvollziehbarer und “gerechter Zorn”.

[QUOTE=Fernsehkritiker;491078]Die Öffentlich-Rechtlichen haben laut Rundfunkstaatsvertrag die Aufgabe, auch Programm für Minderheiten zu machen. Konsequent zu Ende gedacht hieße das, dass auch die Minderheit der Reichsbürger ihren Platz haben muss[/QUOTE]
Naja, dann müsste es aber noch weit mehr ÖR Sender geben - so viele Minderheiten kann man in 2-3 Kanälen doch gar nicht abdecken. Wie sollten denn die Nachrichten dann aussehen? Seperate Alternative Facts - Sektionen, um jede Filterbubble zufriedenzustellen? :lol:

Lustig fand ich, wie ihr in letzter Sekunde noch “Demokratieabgabe” “einfiel”. Im Hintergrund lief wohl immer eine schnelle Googlesuche um rauszufinden, wie die Agenda des Anrufers ist. Deshalb fragte sie immer so genau nach, wie derjenige heißt, mit dem sie gerade spricht. Die Ergebnisse bekam sie dann über ein In-Ear.

[QUOTE=Scumdog;491080]Naja, dann müsste es aber noch weit mehr ÖR Sender geben - so viele Minderheiten kann man in 2-3 Kanälen doch gar nicht abdecken. Wie sollten denn die Nachrichten dann aussehen? Seperate Alternative Facts - Sektionen, um jede Filterbubble zufriedenzustellen? :lol:[/QUOTE]

Menschen wie Jan Fleischhauer oder Henryk M Broder mit ihrer etwas anderen Meinung Platz im öffentlich-rechtlichen einzuräumen wäre doch ein Anfang.

Nee, dann wär’s ja der öffentlich-rechte Raum :stuck_out_tongue:
Deine Filterbubble ist nicht wichtiger als die anderen.

Aktuell ist es der öffentlich-linke Raum. Mir geht es darum, diversifizierte Meinungsformate anzubieten um diesen “Demokratieauftrag” auch wirklich nachzukommen, das würde auch viele Kritiker ruhig stellen. Aber wenn ich mit meinen GEZ-Gebühren linken SJW-Circlejerk bezahlen muss, wird man zu recht wütend. Das meinte ich ja: Wenn man sich als linker Journalist der öffentlich-rechtlichen auch herausnimmt, wie ein privater Journalist nicht mehr zu berichten und zu informieren, sondern Meinungsmache zu betreiben, dann kommt halt sowas raus. Ein Ungleichgewicht. Mich zwingt keiner dazu, die taz zu kaufen, GEZ MUSS ich bezahlen, unabhängig davon, was die Protagonisten dieser Sender als Meinung propagieren wollen.

Dann in das selbe Horn zu blasen wie die SPD und mit der Amadeu Antonio Stiftung auch noch das Narrativ und die Definition über Hassrede an ein Institut abzugeben, welches von einem Ex-Stasispitzel geführt wird, finde ich dann eher weniger hilfreich. Aber gut, die hat wenigstens Erfahrung damit, wie man die freie Meinungsäußerung effektiv beschneidet und nur die eine Wahrheit zulässt, von daher :ugly

Ja, eben. Dann bedient man die Neocons und als nächstes wollen aber die Kommunisten auch bedient werden.

Aber die Diskussion ist jetzt eh unsinnig, weil darauf wollte Holger ja wohl gerade hinaus:
Daß der Rundfunkbeitrag Quatsch ist, weil eh nicht alle Weltbilder bedient werden können. :wink:

Die Eingrenzung ist doch schnell gemacht: FDGO und auf Basis des Grundgesetzes. Da fallen die Kommunisten und Marxisten ebenso heraus wie die Reichsbürger und Nationalsozialisten.

Trotzdem finden einige Meinungen des legitimen politischen Spektrums faktisch nicht statt. Das kritisiere ich und stelle die These auf, dass man damit schon einige Menschen beruhigen könnte. Wie gesagt, keiner fordert das “Ken Jebsen Wahrheitsmagazin” auf ARD und ZDF. Aber sehr wohl eine televisionäre Version des schwarzen Kanals (SPON, nicht DDR :D).

Das ist eine entweder oder-Entscheidung. Wenn sich die ÖR als vierte Macht im Staat aufführen wollen und Meinungsjournalismus betreiben, dann muss eine Rechtfertigung der “Demokratieabgabe” auch mehr sein als nur ein Lippenbekenntnis.

Ich weiss nicht, wo du, ExtraKlaus, ständig den Eindruck gewinnst, dass die ÖRs linke Politik bedienen würden? Weil man irgendwo ein bisschen Genderscheisse macht? Für dich ist wahrscheinlich bereits die SPD links oder was?
Also ich stehe sicherlich ziemlich weit auf der linken Seite, kann meine politischen Inhalte nun aber wahrlich maximal im Promillebereich vertreten sehen. Ausnahme ist vielleicht sowas wie die Anstalt. Aber Satire ist halt erstmal nur Satire und politische Berichterstattung, Recherchen, vor Ort Reportagen, Investigative Arbeiten, etc. kann das eben nicht ersetzen.

Vielmehr ist das akzeptierte und vertretene Meinungsspektrum wohl eher sowas wie Mitte und davon abzuweichen, auch nur in Nuancen nach rechts (womit du ja wahrscheinlich eher konservativ meinst) oder links, ist bereits völlig unerwünscht. Vielleicht ist das aber tatsächlich einfach auch das Ergebnis ständiger großer Koalitionen auf Bundesebene…

[QUOTE=HerrRossi;491090] Für dich ist wahrscheinlich bereits die SPD links oder was?[/QUOTE]

Ja natürlich ist die SPD links, was denn sonst? :ugly

[QUOTE=HerrRossi;491090]rechts (womit du ja wahrscheinlich eher konservativ meinst) [/QUOTE]

Ich meine rechts, weil das die richtige politische Einstufung ist. Ja, dazu gehört auch Konservatismus, aber eben nicht ausschließlich.

:lol:
Nee, die Zeiten sind vorbei!

OK, wenn du die SPD links siehst, dann ergibt das natürlich eine komplett andere Einordnung.

Für mich ist Niedriglohnsektor, H4, Bankenderegulierung, Privatisierung, Kriegseinsätze, Überwachung und vieles mehr eben dann doch eher nicht links, aber wenn all das mittlerweile vom Begriff links gekapert wurde, dann muss man sich vielleicht mit der eigenen Position außerhalb dieser Begrifflichkeiten positionieren, um sich da sauber abgrenzen zu können.

Immerhin ist mir jetzt klar, was du eigentlich mit dem ständigen Hinweis auf eine Links-Lastigkeit meinst.

[QUOTE=HerrRossi;491094]Für mich ist Niedriglohnsektor, H4, Bankenderegulierung, Privatisierung, Kriegseinsätze, Überwachung und vieles mehr[/QUOTE]

Gut, wenn die Berührung einer politischen Ideologie mit der Realität für dich schon den Verlust der “Identität” ausmacht… Auch die SPD hat ihre grundlegend linken Themen und vor allem ihre grundlegend linke Weltauffassung. Nur ist Realpolitik nochmal ein ganz anderer Schnack. Aber sieh, selbst du findest teilweise dich in “Der Anstalt” (Mal Satire hin oder her) wieder. Ein Meinungsformat der Marke Fleischhauer oder Broder suche ich hingegen vergebens. Es geht aber auch um die Auffassung und Aufnahme der Weltgeschehnisse durch ARD und ZDF. Da hat man sich im Laufe der Flüchtlingskrise überhaupt keinen Gefallen getan, dort teilweise komplett Kritik an der Politik, an den Entscheidungen oder an den Konsequenzen nicht stattfinden zu lassen. Natürlich ist das nicht das ausreichende Kriterium für diese “Hass” und Kritikwelle, aber man hat viel zu spät erkannt, wie man damit umgehen muss.
Viele Journalisten, vor allem bei den ÖR, haben so ein völlig volks- und weltfremdes Überlegenheitsgefühl und glauben dem dummen Pöbel noch die Welt erklären zu können. Die sind aber mittlerweile durch das Internet selbst in der Lage, Informationen anders aufzufassen (und dabei Bauernfängern in die Hände zu fallen). Vor allem lässt man sich ungern von einem Typen, der sowieso keinen Kontakt mit Multikulti haben muss, außer dem Dönerladen um die Ecke, erklären, warum man keine Angst haben sollte und bloß keine Kritik üben darf, weil sonst Nazi.

Die bisher etablierten Medien erleben gerade aktuell eine massive Medienrevolution zu ihren Ungunsten.

Dieter Nuhr existiert.

Es geht aber auch um die Auffassung und Aufnahme der Weltgeschehnisse durch ARD und ZDF. Da hat man sich im Laufe der Flüchtlingskrise überhaupt keinen Gefallen getan, dort teilweise komplett Kritik an der Politik, an den Entscheidungen oder an den Konsequenzen nicht stattfinden zu lassen.

Seehofer hat da deutlich mehr Aufmerksamkeit bekommen als ihm nach den Prozenten zustehen würde. Die AfD und ihre Aussagen sind durchgehend und überproportional Thema. In Talkshows wurde sich wundgeredet über das Thema Flucht und Asyl.

[QUOTE=ExtraKlaus;491103]Gut, wenn die Berührung einer politischen Ideologie mit der Realität für dich schon den Verlust der “Identität” ausmacht…[/QUOTE]
Stichwort: Alternativlose Sachzwänge! :lol:

Das magst du so sehen, aber es soll Leute geben, die die Meinung vertreten, dass eben nicht die politische Ideologie einer Linken, sondern ganz hart die real betriebene Politik der Gegenwart massiv mit der Realität kollidiert. Nur weil die eine Kennmarke Kapitalismus darin aufgeht (wobei sie das ja spätestens seit 2008 auch in keinster Weise mehr tut), muss das noch lange nicht für alle anderen Bereiche gelten. Umweltverbrauch, Resourcenverbrauch, Umweltverschmutzung, Massenarbeitslosigkeit, Kapitalakkumulation etc… all das kann eine ganze Weile brauchen bis es in seiner vollen Reichweite die Wahrnehmung der Realität verschiebt und dann sieht Realpolitik auf einmal ganz anders aus.
Nach einem Fukushima sah ja auch überraschenderweise die Realpolitik einer Frau Merkel auf einmal ganz anders aus. Dabei war auch vorher schon Realität, dass diese scheiß Atommeiler eben auch mal hochgehen können, egal wie viele Vorkehrungen man trifft. Realpolitik auf einmal genau umgekehrt…

Zur inhaltlichen Kritik an den ÖRs stimme ich dir weitesgehend zu. Es sei aber auch vermerkt, dass die Art der Berichterstattung über die FLüchtlinge ja tatsächlich eher Merkel zu Gute kamen. Daher bleibe ich auch im großen bei dem Punkt: Das hat alles nichts mit rechter oder linker Berichterstattung zu tun, sondern ganz allein damit, was die Politik als gehbaren Korridor vorgibt und das kann heute mal etwas mehr links sein, morgen aber auch genauso gut wieder rechts. In den 90ern hat man über die ganze Asylproblematik ja z.B. genauso einseitig rechtslastig berichtet wie 2015 eben dann eher linkslastig im Bezug auf die Syrienflüchtlinge.