Rap - Eine sehr wohl auch intelligente Musikrichtung

@Splinter
Ich glaube Grimaldi hat das so gemeint - und der Ansicht bin ich auch:

Die These lautet ja “Rap, eine intelligente Musikrichtung”. Joa, dass kann ich so unterschreiben. Die Lyrics sind erstens extrem lang, zweitens sind die Reime sehr einfallsreich und drittens die Thematik oftamls interessant.

Das Problem dabei ist -> intelligente Musik =/= gute Musik

Du hast einen Beat und wenn die Rapper mal Mutig sind, eine Melodie. Wow. Sowas zimmer ich dir in zwei Minuten zusammen.
Rap ist eine geignete Form, um eine Message weniger leseintensiv rüberzubringen. Gute Musik wird Rap aber niemals werden, weil es eigentlich keine Musik ist. Und wenn doch, eine mit dem minimalsten Aufwand, den man sich nur vorstellen kann.

MfG Forger

Bis auf die unterstrichenen Passagen gebe ich dir recht. Auf die unterstrichenen möchte ich eingehen.
Hip Hop sollte sogar minimalistisch sein und hat nicht die Ambition Eric Clapton in Sachen Klang auch nur nahe zu kommen.
Den Mist den „Künstler“ wie Diddi, Kanye oder im gegenteiligen Extrem die „Gangster“ auf den Markt bringen ist nicht Diskussionswürdig. Diese Gruppierungen haben kaum noch eine Botschaft. Die einen verkaufen dann über einen tanzbaren Beat, der stark an R&B erinnert und die anderen über Provokation auf niedrigster Ebene.
Der letzte Absatz scheint keine antwort auf deinen Post zu sein…
Der Beat ist ein Diener!
Er dient einzig und allen dazu, den Hörer in eine der Botschft entsprechenden Grundstimmung zu versetzen und den Flow zu führen. Ein Beispiel, in dem diese Beatversklavung perfekt umgesetzt wurde, ist „Loose Yourself“ von Eminem, wobei die Botschaft eher audiobiographisch ist, aber wie viel Stimmung mit diesem Minimalbeat geschaffen wird ist beeindruckend und trotzdem entzieht er dem Rap niemals den Fokus (ab Sekunde 30 wo der Rap einsetzt und das Klavierintro endet).

[video]http://www.youtube.com/watch?v=Ab_mlKv8U5o[/video]

Nun zur Frage „ist Hip Hop gute Musik ™?“. Das ™ erklärt eigentlich schon meinen Standpunkt, denn die Frage „was charakterisiert gute Musik?“ ist meiner Meinung nach nicht zu beantworten.
Wenn es um den Transfer von Inhalt geht, ist Hip-Hop unschlagbar. Zum einen, weil Hip Hop, wie ja bereits von dir angesprochen, keine Mittel braucht. Jeder mit ein wenig Taktgefühl kann Rapper werden, wichtig ist nur, dass er etwas zu sagen hat. Zum anderen, weil Rapper beim Texten deutlich mehr Freiheit haben als Songwriter anderer Musikrichtungen, da sie „Fehler“ mit guter Raptechnik ausbügeln.
In Sachen musikalischer Finesse und Klang, sowie Stimmungstransport mit instrumentalischen Mitteln (gibt es dass? ich hoffe es ist klar was gemeint ist) hinkt Hip Hop. Es ist ein Gambit und genau dieses Gambit ist es was Hip-Hop won allen anderen Musikrichtungen absetzt und damit sein Dasein berechtigt.

Gut zu beobachten ist dies, wenn man aus der Vogelperspektive Eminems „Stan“ hört und darauf achtet was die beiden Komponenten „Refrain mit über Dido-Schnipsel transportierter Emotionskomponente“ und „Strophe mit über Rap transportiertem Inhalt“ mit einem als Zuhörer anstellen und wie sie zusammen diese extreme Wirkung entfalten.

[video]http://www.youtube.com/watch?v=hiqERjtAkwE[/video]

Nun muss man sich als Hörer entscheiden was man im Augenblick möchte. In meinem Fall ist das stark Stimmungsabhängig und weiter davon ob die Stimmung des Augenblicks unterstützt oder abgeschüttelt werden soll. So einfach ist es. Musikalische Monogamie unterstützt emotionale Verarmung. Ich kenne kaum jemanden der monogam Hip Hop hört und halte es definitiv nicht für sinnvoll. Umgekehrt halte ich es für genausowenig sinnvoll, keinen Hip Hop zu hören.

(Beispiele von Eminem wurden nicht gewählt, weil ich ihn besondes schätze, sondern weil ich ihn technisch für extrem gut halte und ihm mit diesen beiden Stücken Geniestreiche gelungen sind. Bitte zwingt mich nicht das Gesamtwerk des Künstlers Eminem zu verteidigen, dass könnte ich nicht, es handelt sich ausdrücklich nur um diese Perlen (und Mockingbird fällt mir spontan noch ein)).

@Splinter
Du hast einen Beat und wenn die Rapper mal Mutig sind, eine Melodie. Wow. Sowas zimmer ich dir in zwei Minuten zusammen.
Rap ist eine geignete Form, um eine Message weniger leseintensiv rüberzubringen. Gute Musik wird Rap aber niemals werden, weil es eigentlich keine Musik ist. Und wenn doch, eine mit dem minimalsten Aufwand, den man sich nur vorstellen kann.

MfG Forger

„…weil es eigentlich keine Musik ist.“

Du gibst da nicht nur ein sehr verallgemeinerndes, sondern auch höchst vernichtendes Urteil ab. Vor allem verunglimpfst du damit alle für die die Message oder Aussage in der Musik das Wichtigste ist.

Dass es Leute im Geschäft gibt, die mit minimalem Aufwand sich Sachen zusammenschustern, ist nichts Neues. Auf die braucht aber niemand großartig zu achten. Vielleicht hörst du zu wenig aktuellen Hip Hop und dir ist entgangen wie experimentierfreudig die Szene geworden ist; ein gutes Beispiel:

[video]http://www.youtube.com/watch?v=_oIQPwwkuLE[/video]

Es ist schwer alles rauszuhören aus der YouTube Qualität, aber ich glaube nicht, dass das mal einfach so im Vorbeigehen produziert wurde. :smt025

Im Bereich 0:45-1:14 kommt mir der Beat verdächtig bekannt vor. Ich komme einfach nicht drauf welcher Song das ist, aber den Teil kenne ich definitiv, der ist recycelt :wink:
Klar die Beweislast liegt beim Kläger und ich gehe mit dem Gedanken noch ein wenig schwanger, aber den Vorwurf des Recyclings stelle ich schonmal in den Raum. Ich bin ja nicht der einzige Hip-Hop-Sympatisant hier und eventuell ist eines der anderen Gehirne in diesem Thread weniger löchrig.

Was willst du denn beweisen? Dass da etwas bereits dagewesenes in einen neuen Soundkosmos reingeschleudert wurde? … Ja, und wenn? Ich weiß nicht worauf du hinauswillst, kann es mir aber denken. Eins darfst du nicht vergessen: Recycling kann mehr als liebloses Wiederverwenden von Soundstücken sein. Denkst du wirklich, da steckt wenig Aufwand hinter diesem Produkt, nur weil der Produzent etwas vorhandenes genommen und benutzt hat?

Nein. Eventuell ist dir aufgefallen, dass ich ca. 3 Posts weiter oben Stan als Geniestreich bezeichnet habe. Ich wollte nur darauf hinaus, weil du den Song als experimentell beschreibst und das steht im krassen Wiederspruch zu Beatrecycling.

Eventuell bin ich auch befangen, weil mir der Song nicht gefällt. Ich kann und will Aufwand nicht würdigen, wenn mir das Ergebnis nicht gefällt. 1500 Seiten rethorisch perfekter Text machen eben keinen guten Roman.

Natürlich kann Rap eine intelligente Musikrichtung sein, könnte mich furchtbar aufregen wenn Leute mir so kommen mit „Is doch keine Musik“. :smt011 Dass Hampelmänner wie Bushido, 50 Cent oder Aggro Berlin genau wie die Atzen (waren zumindest mal Hip Hop) ein schlechtes Licht drauf werfen ist auch klar. Gebe zu neue Sachen kaum zu hören, allerdings zieh ich mir die alten Alben so bis 2003 sehr gerne rein, hab durchaus 20-30 deutschrachige Platten im Regal stehen.

Texta aus Linz (Österreich) sei da mal primär empfohlen, aktuelles Album „Grotesk“ - da die Jungs kommerziell (okay, jetzt ging ihr Album sehr hoch in die Albumcharts in Ö) kaum bis recht wenig erfolgreich sind machen sie ihr Ding und das merkt man auch, man kann es ruhig so sagen: Da pfuscht ihnen wohl niemand in ihre Platten rein (immerhin seit 1997), und genau so klingt das auch, Beats fresh, Texte Top, 4 MCs + 1 DJ - Rock ‚N‘ Roll. :smt023

http://www.youtube.com/watch?v=bWBShQqYBfg

http://www.youtube.com/watch?v=4RXXDWIkqys

http://www.youtube.com/watch?v=OjVXl3n-I7c

http://www.youtube.com/watch?v=CT9GMT0tvFc

http://www.youtube.com/watch?v=IDT3FEYl9nE

Sonst natürlich noch der Blumentopf, Fettes Brot (heute nicht mehr, aber früher), die Fantas, Torch, Die Firma, Looptroop aus Schweden (auf Englisch!), Absolute Beginner / Beginner, Jurassic 5, Curse, Freundeskreis, Eins Zwo / Dendemann, Skero (Fuß vom Gas, Kabinenparty, Künstler)…

So, ich hör übrigens verdammt viele Genres, aber Hip Hop muss auch immer wieder sein. :wink: Vielleicht gefällt euch was, ist halt wirklich schade, dass die Medien Rap ein Gangster-Image geben, wo es nur ums Gewalt, Drogen, wer hat die Meiste Knete, die größten Eier, Vögeln und weitere Angebereien geht - um es mit den Worten von Texta zu sagen: „So könnt’s gehn, doch es geht auch anders.“ http://www.youtube.com/watch?v=yfvlr0B4E0M

Vielleicht gefällt euch was, ist halt wirklich schade, dass die Medien Rap ein Gangster-Image geben, wo es nur ums Gewalt, Drogen, wer hat die Meiste Knete, die größten Eier, Vögeln und weitere Angebereien geht[.]

Ich nehme genau das Gegenteil wahr. Mich kotzt die fast religiöse Übersteigerung von Interpreten wie Pi, Casper oder Marteria extrem an. Motto: Hurra, endlich haben wir Hipfhüpfer, die drei syntaktisch wohlgeformte Sätze in Folge reimen können. Und sie machen dies ohne pejorative Begriffe von Geschlechtsorganen. Supa!

Wie definiert sich eine Intelligente Musikrichtung überhaupt?
Ich sehe es durchaus das viele der Rapper die hier gepostet wurden durchaus intelligente Texte haben, aber das reicht für mich nicht für eine intelligente Musikrichtung aus, im Gegenteil eine Intelligente Musikrichtung braucht für mich keinen intelligenten Text (wobei das durchaus auch ein Bestandteil sein darf, siehe zB die Prog-Band Tool oder Rage Against The Machine um mal ein Beispiel aus dem Hiphop zu nennen).

Und das ist mein Problem mit Hiphop, es gibt durchaus intelligente Texte, aber extrem selten gibt es Musiker die sich auch die Mühe geben dem Song eine intelligenten Vertonung zu schenken.

Deshalb ist Rap allgemein für mich keine Intelligente Musikrichtung.

Und das ist mein Problem mit Hiphop, es gibt durchaus intelligente Texte, aber extrem selten gibt es Musiker die sich auch die Mühe geben dem Song eine intelligenten Vertonung zu schenken.

Das ist für mich eher eine Frage, welches Gewicht in den Text gelegt wird. Bei vielen Metalspielarten geht der Gesang stark unter, ist kaum bis gar nicht zu verstehen und daher auch nur begleitendes Material. In vielen anderen Musikrichtungen ist es üblich den Text deutlich mehr hervorzuheben. Dann allerdings sollte man auch was zu sagen haben. In Rap bzw Hip Hop gipfelt das darin, dass die Untermalung fast völlig egal ist. Und dann ist es nunmal wichtig, dass man keinen verbalen Durchfall produziert.

In Rap bzw Hip Hop gipfelt das darin, dass die Untermalung fast völlig egal ist. Und dann ist es nunmal wichtig, dass man keinen verbalen Durchfall produziert.

Ja aber genau deshalb kann Rap keine Intelligente Musikrichtung sein, da die Musik eindeutig zu kurz kommt.
Es sind im Grunde nur noch Gedichte mit einfacher musikalischer Unterlegung…

Aber du schreibst doch selber, dass es extrem selten ist, dass Leute Rapsongs eine intelligente Vertonung geben. Wieso schließt du dann aber Rap wieder aus der Sphäre der intelligenten Musikrichtungen aus, wenn es doch immer wieder Leute gibt, die mit Herzblut Hip Hop produzieren und eine intelligente Instrumentalisierung bieten?
Außerdem ist Rhytmik ein wichtiges Element der Musik und viele Hip Hop Texte haben unverkennbar eine sprachliche Rhytmik. Irgendjemand hatte mal Rap als eine “Musikalisierung von Dichtung” bezeichnet.

Es ist eben selten, außerdem werden solche Bands oft in ganz andere Genres eingeordnet, RATM ist dafür das beste Beispiel, da es anstatt zu Rap eher zu Funk Metal/Alternative Metal zugeordnet wird.
Solche Musiker sind alternativ, und können schwer dem Groß des Hiphops zugeordnet werden…

Ein anderes Beispiel sind die Beastie Boys, die auch auf eine gute Vertonung auch viel wert legen, komischerweise kenne ich bei weiten mehr Metaller die diese Band hören als Hiphoper…

Da haben wir aber wirklich verschieden Ansichten von “intelligenter Vertonung”. Hat vielleicht was mit dem Geschmack zu tun, denn wenn ich mir deinen Nick anschaue, muss ich annehmen, dass Rock oder etwas in die Richtung deine Lieblingssparte ist. Dass du die Beispiele RATM und Beastie Boys bringst, bestätigt das ja eigentlich. Also in der Hip Hop Szene in der ich mich bewege, hört niemand die Beastie Boys :lol: ; ich weiß auch nicht, was an denen toll ist/toll war, whatever.

Ein intelligentes Instrumental findet sich auf diesem Song beispielsweise:

[video]http://www.youtube.com/watch?v=cPKWdws3eM4[/video]

Sowas feiern die anspruchsvollen Hip Hop Fans wirklich. Und hier kommt alles zusammen: super Instrumental, intelligente Lyrics, sprachliche Rhythmik. Mehr Musik geht nicht. Da können die Künstler in anderen Genres mit so vielen Instrumenten hantieren wie sie wollen. Gute Musik kommt immer noch aus dem Herzen und nicht aus den Instrumenten oder Computern.

Tut mir leid aber Musikalisch hört sich das nicht großartig besonders an, es sind nach wie vor einfache konservative Strukturen, die zwar besser klingen als der Scheiss den viele andere ablassen, aber nach wie vor nichts weltbewegendes oder “intelligentes”.

Ein gutes beispiel für eine Intelligente Band ist Tool:
[video]http://www.youtube.com/watch?v=UhjG47gtMCo[/video]

Die Band versteift sich nicht auf Konservative Strukturen, sondern bringt viele eigene Ideen in die Musik und erschaffen damit was neues, zusätzlich bieten sie einen intelligenten Hörer sehr viel Stoff zum interpretieren, und dabei so komplex wie sonst keine Band, denn Ihre Musik in allen Facetten (Die Instrumentalisierung und Gesang, der Text, das Video, das Albumcover und Booklet und ihre Liveauftritte) muss man als Gesamtkonstrukt betrachten um es richtig interpretieren zu können.
Deshalb ist die Band für mich die Quintessenz von Intelligenter Musik…

Allgemein muss mich Intelligente Musik fordern, und das natürlich am besten auf musikalischer Ebene, ich bin deshalb kein Fan von Konservativen Musikalischen Strukturen die man im Mainstream am häufigsten findet, ich liebe es wenn der Song unerwartet ist, man ihn nicht durchschauen kann…

Das Video ist wirklich mal genial! Die Stelle ab 1:10 erinnert mich irgendwie stark an System of a Down.

Also ich habe Rap auch früher immer gehasst, als Gangsterrap verschrien und ihn gemieden, bis mich jemand auf die Songs von Maeckes, Prezident und Casper aufmerksam gemacht hat. Denn das ist für mich durchaus intelligente Musik, da viele Tracks keinen 0815 Beat haben und vor allem die Texte teils sehr tiefgründig sind. Hier ein paar Beispiele:

Erstmal ein paar Tracks von Prezident, der mMn so ziemlich die besten Texte schreibt. Sie sind lyrisch perfekt ohne sich komplett an irgendwelche Regeln und Konformen zu halten, haben Aussagen, die jeder versteht und er rappt das alles mit einer Rhytmik, bei der es mir Spaß macht, zuzuhören. Es ist eigentlich ein Witz, dass ihn so wenige kennen, obwohl er alles auch noch umsonst macht.

[video]http://www.youtube.com/watch?v=ifFpIL1quBg[/video]

[video]http://www.youtube.com/watch?v=0LB1FAbhesM[/video]

Und hier mein persönliches Favorite, ein 6 minütiger Storytelling Track ohne lähmenden Refrain, der alles so bildlich beschreibt, dass es schon fast unglaublich ist. Gänsehaut Pur.

[video]http://www.youtube.com/watch?v=SOEG5XYpGGY[/video]

Hier ein Track von Caspers neuen Album XOXO, das man gar nicht mehr als Rap kategorisieren sollte, da es so vielschichtig und so viel mehr ist. Eigentlich wird es dem Album nicht gerecht, hier einzelne Lieder zu posten, aber als kleines Beispiel hier zwei Tracks, bei denen man auch merkt, dass die Musikuntermalung nicht nur Nebensache ist sondern den Text unterstützt - leider nicht in der besten Qualität.

[video]http://www.youtube.com/watch?v=jUOcHlxg9O8[/video]

[video]http://www.youtube.com/watch?v=RSGWw-WhY8o&feature=related[/video]

Ich finde nicht, dass sich diese Tracks von der musikalischen Qualität her stark von deiner Lieblingsband unterscheiden. Vor allem finde ich aber “intelligente Musik” eine sehr fragwürdige Bezeichung, die jeder für sich so auslegen kann, wie es ihm gerade passt.

Vor allem die Musik von Prezident regt sehr zum Nachdenken an, die Tracks von Casper legen dagegen mehr Wert auf eine perfekte musikalische Untermalung und beide versuchen in jedem Song, eine Stimmung und eine Athmosphäre rüberzubringen und schaffen das unglaublich gut.

Ich denke, man sollte sich nicht vor irgendwelcher Musik verschließen und Rap als Rap abstempeln, da dieser sehr unterschiedlich sein kann. Von deiner geposteten Band muss ich mir aber auch mal paar Sachen anhören, gefällt mir sehr gut. (Und falls du antwortest, geh bitte nicht nur auf diesen Absatz ein).

Prezident ist der genialste Rapper aus Deutschland. Lyrisch ganz groß. Sprachlich ist das Musik, mehr als die meisten Sänger mit ihrem Gesang bieten können. Wie gesagt, die sprachliche Rhythmik wird gern mal überhört.

@ toxicity:

Wenn das für dich die „Quintessenz von Intelligenter Musik“ ist, dann nehme ich an, dass das in deinem Lieblingsgenre schon zum Non Plus Ultra gehört. (Der Song ist wirklich nicht übel… :wink: )
Glaube mir, im Hip Hop gibt es sicherlich nicht weniger „Herausfordernderes“. Es gibt genug Leute, die konventionelle Strukturen zerbrechen und radikal ihre eigene Schiene fahren. Es gibt genauso hochintelligenten Hip Hop, den man nicht leicht durchschauen kann (allein schon deswegen, weil Sprechgesang in Sachen Abstraktion viel mehr Möglichkeiten bietet :wink: ). Da kann ich beispielsweise Sole and The Skyrider Band empfehlen, oder auch ältere Sachen von Sage Francis. Der Künstler Astronautalis ist mir oft zu kompliziert, aber er gehört halt auch dazu. Gerade im Anticon-Lager wird man viel hochintelligente Künstler finden, die deine Eingangsthese lynchen. Auch Busdriver wird gerne zu hochintelligenten Künstler gezählt.

Wie Sprache musikalisch auf einem recht einfachen Beat wirken kann, wird hier von Busdriver vorbildlich illustriert:

[video]http://www.youtube.com/watch?v=2iu7Cd9-ZjA[/video]

Tut mir leid, aber sowas kann nicht jeder Dahergelaufene und schon gar nicht kann man das einfach mal im Vorbeigehen schreiben. Und sowas schafft man im Hip Hop auch ohne eine komplexes Instrumentalgerüst.

Außerdem ist Musik nicht gleich unintelligent, nur weil es intelligentere Sachen gibt. Deswegen finde ich dein Argument mit den „konservativen Strukturen“ zu abgehoben.
Wenn du wirklich hochintelligenten Hip Hop hören möchtest, der auf komplexe Songstrukturen setzt, zieh dir wie geschrieben etwas aus dem Anticon Umfeld rein. Die haben genug.

Man merkt schon, ich hänge sehr an diesem Genre.

Außerdem ist Musik nicht gleich unintelligent, nur weil es intelligentere Sachen gibt. Deswegen finde ich dein Argument mit den „konservativen Strukturen“ zu abgehoben.

Wahrscheinlich bin ich das auch irgendwo.

Musik mit absurden Strukturen (oder besser gesagt das Fehlen von Strukturen) finde ich oft sehr interessant und gut.
zB http://www.youtube.com/watch?v=-Q5qvft2i-s
oder sowas: http://www.youtube.com/watch?v=ZrFTR9fucr8
Meshuggah sind auch ein wunderbares Beispiel: http://www.youtube.com/watch?v=qm4N4mzh–Y

Oder mal um ein ganz anderes Genre zu zeigen, Drone, einer der Extremsten Musikgenres überhaupt: http://www.youtube.com/watch?v=K1HEiQJEmBg (am besten zu genießen auf maximale Lautstärke mit einer hochwertigen Anlage)
ein weiteres Beispiel: http://www.youtube.com/watch?v=_C-HU51L5JI

Also, Rap ist definitiv intelligent. Ich muss sogar zugeben, gesellschafts- und sozialkritisch, find ich Rap sogar wesentlich prägnanter, als z.B Punk oder andere in die Richtung orientierte Stilrichtungen. Und besser. Zum Beispiel den Track, den R.A The Ruggedman mit Jedi Mind Tricks über die Erlebnisse seines Vaters in Vietnam geschrieben hat.

[video]http://www.youtube.com/watch?v=7r0KpWMNxnM[/video]

Ich krieg wirklich absolute Gänsehaut, wenn ich den Song höre.

So long,
witchdoctor

Dieses Argument HipHop sei unintelligent beruht nicht nur auf den Schmalspurbroten aus Berlin Marzahn. Viel eher ist die subkulturell geprägte Kleidung und das automatisch anstößig Gebaren junger Rapper eine perfekte Zielfläche die damit verbundene Musikrichtung per se mit dem zur Schau gestellten Bildungsgrad ihrer Mitglieder zu verbinden. Das ist unfair, aber nichts Neues. So funktioniert Meinungsmache leider und man erwischt sich tagtäglich dabei ähnliche Gedankengänge auf jeden möglichen Blödsinn anzuwenden.

Ich mag die meisten HipHop-Tracks nicht, da mich die gepresste Stimme der Sänger nervt. Das fällt Fans dieser Musik überhaupt nicht auf und das ist ja auch überhaupt kein Problem, aber auf jeden Fall ist es eine bessere Erklärung als kundzutun Prinz Pi sei Gangstershit. (Neulich auf FB gelesen, totaler Humbug.) Ich z.B. wollte mal einen Freund für die Beatles begeistern, spielte ihm Lieder vor und lud ihn zu einem Oldiefestival in der Nähe ein. In den Bandbeschreibungen der Veranstalter konnte man immer wieder vom “mehrstimmigen Sound” der Interpreten lesen. Aha! Er deutete auf die Vokabel und sagte, eben das sei der Grund, warum er die Beatles und viele andere Oldies nicht hören könnte.

Lange Rede, kurzer Sinn: Musik muss irgendwie auch kognitiv mit der subjektiven Wahrnehmungsstruktur von Klängen zu tun haben. Lange Haare, schwarze Augenlider, abgebissene Fledermausköpfe oder acht Größen zu weite Kleidung sind demhingegen ganz bestimmt kein Argument. Aber die Herstellung solcher Kausalargumente mach das Leben leicht.