Qualität des "alten Fernsehens" zu heute

[QUOTE=RaoulDuke;470176]Jeder, oder jeder Gleichaltrige?

Ich glaube ganz oft hängt sowas auch damit zusammen, daß man selbst älter wird und dementsprechend viel Schwachsinn bereits gesehen hat. Und daß jede Idee so lange in allen Facetten ausgelutscht wird, bis sie endlich totgetreten ist. Nach der Talkshow-Welle kam die Gerichtsshow-Welle, jetzt die Scripted-Reality-Welle…bin gespannt, was als nächstes kommt. Vielleicht eine Kochshow-Welle? Wobei - ich schätze, das würde wirklich niemanden interessieren.[/QUOTE]

Kochshows gibts doch schon in Hülle und Fülle. Zumindest werden auch viele Kochaspekte eingeworfen. Speziell zur Mittagszeit verstärkt. Oder am Abend bei den Privatsendern werden solche Sendungen gezeigt a la Kochprofis etc.

Und um auf deine Frage zurück zu kommen: ich bin momentan 22. DSDS feierte dieses Jahr ihre 12, 13. Ausgabe? Ka. Also Rechne 22 minus der Anzahl an Staffeln. Alexander Klaws war bestimmt älter als 6, 7, 8… weiß nicht mehr genau, wie alt ich damals war :smiley:

[QUOTE=ThorstenKirsche;470351]Kochshows gibts doch schon in Hülle und Fülle. Zumindest werden auch viele Kochaspekte eingeworfen. Speziell zur Mittagszeit verstärkt. Oder am Abend bei den Privatsendern werden solche Sendungen gezeigt a la Kochprofis etc.

Und um auf deine Frage zurück zu kommen: ich bin momentan 22. DSDS feierte dieses Jahr ihre 12, 13. Ausgabe? Ka. Also Rechne 22 minus der Anzahl an Staffeln. Alexander Klaws war bestimmt älter als 6, 7, 8… weiß nicht mehr genau, wie alt ich damals war :D[/QUOTE]

Das mit den Kochshows war auch nicht sehr ernst gemeint - ich schätze, die werden noch Jahre überdauern.

Nun, daß Alexander Klaws zum Zeitpunkt der Aufzeichnung bereits ein gewisses Alter erreicht hatte, davon ist auszugehen. :wink: Aber ich würde schätzen, sobald man sich selbst erstmal langsam der 30 nähert, verlieren viele - vormals vielleicht als interessant empfundene - Formate langsam ihren Reiz.

Was natürlich aber auch mit der inhaltlichen Qualität des Fernsehens zutun hat … ^^

[QUOTE=ThorstenKirsche;470379]Was natürlich aber auch mit der inhaltlichen Qualität des Fernsehens zutun hat … ^^[/QUOTE]

Schon. Allerdings gab/gibt es glücklicherweise zu jeder Zeit Perlen. Damals “RTL Samstag Nacht”, heute “Pastewka” und als Bindeglied “Switch” und “Switch Reloaded”, um exemplarisch nur drei(einhalb) zu nennen.

Was auch nicht immer von Qualität zeugt…

(hier sollte eigentlich ein Video von Lars gepostet werden, Stichpunkt: Fern gesehen - Ossis als Lückenfüller … leider hat es Studio 71 sperren lassen. -.-)

Altes Fernsehen… interessantes Thema.

Es wurde ja schon angsprochen, dass man „alt“ je nach eigener Generation anders definieren kann. Wenn ich an altes Fernsehen denke, dann fallen mir ein: Lassie, Flipper, Daktari, Bonanza, Familie Feuerstein, Raumschiff Enterprise… (alles Ami-Serien, ich weiss), sogar die Mondlandung hab’ ich schon live gesehen. Dann noch Krimiserien wie Der Kommissar und die Samstag-Abernd-Shows der 70er, z.B mit Rudi Carell oder Verstehen Sie Spass? mit dem originalen schweizer Moderator (Name schon vergessen :?). Kult war ausserdem die Hitparade mit Dieter Thomas Heck und Disco mit Ilja Richter… bis ich dann älter wurde und lieber Rockmusik hörte statt Christian Anders :).

Der Einzug des Farbfernsehens war der erste grosse Fortschritt, aber es gab noch keine privaten Sender. Im Süden Deutschlands hatten wir Glück, denn es gab ausser ARD, ZDF und ein paar Dritten noch das Schweizer Fernsehen sowie ORF 1+2.

Was das Privatfernsehen angeht, so weiss ich noch genau, dass meine Eltern absolut nichts davon hielten, schon bevor die ersten Privatsender anfingen. „Wir wollen kein amerikanisches Fernsehen“ war der Tenor, und dieser Meinung bin ich im grossen Ganzen bis heute. Warum? Na, weil man von denen doch hauptsächlich zugemüllt wird mit plattem Nonsens wie SitComs und unverschämt lauter Werbung für Zeugs, das kein Mensch braucht. Nachdem Pro7 und Sat1 anfangs noch konsumierbar waren, sind sie immer mehr zu Prolo-Sendern verkommen, wo nur noch nerviges Zeugs läuft.

Überhaupt sind das Fernsehen und auch viele Kinofilme mit der Zeit immer nervtötender geworden, was m.M.n. vor allem am krassen Ton und am hektischen Schnitt liegt. Wer nicht versteht, was ich meine, der kann mal abends das Licht ausmachen, so dass nur noch der Fernseher leuchtet bei einem Sender wie Pro7 und auf eine Wand schauen, nicht auf die mit den Bildschirm. Man sieht dann genau die Schnitte im Sekundentakt oder noch schneller aufleuchten bzw. wechseln. Mit dem Blick zurück auf den Bildschirm wird einem dann klar, dass man gar keine Zeit hat, die ach so tollen Bilder überhaupt richtig wahrzunehmen oder gar zu bewundern, weil zack, zack, zack eins nach dem anderen auf einen geradezu einschlägt, akustisch untermalt von grässlichem Getöse.

Was soll denn das? Wo lernen die Medienleute sowas und warum? Wo soll das noch hinführen? Ich habe ja nichts dagegen, wenn schnelle Schnitte und Krach als Stilmittel gelegentlich eingesetzt werden um die eine oder andere Szene spannder zu gestalten, aber in den letzten Jahren wird das inflationär immer und überall nur noch so gemacht, sogar in Sendungen wie Welt der Wunder u.ä., nicht nur in Thrillern oder so. Diese Reizüberflutung grenzt schon an Körperverletzung. Zuviel Fernsehen macht vielleicht nicht gerade dumm, aber zumindest hält es dumm und trägt wohl auch zu dem Phänomen bei, dass immer mehr Leute Probleme mit Bluthochdruck und Burnout bekommen, vom Bewegungsmangel mal ganz abgesehen, der natürlich auch damit einhergeht.

So, das musste ich jetzt mal loswerden. Und nein, ich denke nicht, dass es nur an mir liegt bzw. an meinem Alter, dass mein Hirn einfach nicht mehr mitkommt… sooo alt bin ich nun auch wieder nicht, jedenfalls ist es bis zur Rente noch eine ganze Weile hin.

Nachtrag:
Frank Zappa wusste es schon 1973 :slight_smile:
(zum Anhören oben auf den Pfeil klicken, „Hier geht’s zum…“ ist gelogen)

Einfach sich die Sendungen raussuchen, die man mag. Ist doch heutzutage das kleinste Problem. Keiner zwingt einen, Sendungen zu schauen, die zu hektisch für den eigenen Geschmack sind.

Ja, einfach sich die Sendungen raussuchen, die man mag. Gleichzeitig kann man auch Kritik üben. Soll man sogar, finde ich. Vor allem in diesem Forum, wo es [I]nicht[/I] um passives Konsumieren geht.

Zu den schnellen Schnitten (und Wackelkamera): Don, ich erinnere mich auch noch an die Mondlandung. Und ich hatte mich auch schon gefragt, ob ich in jungem Alter schnellgeschnittene Filme besser ertrug als heute. Ich kam zu der Erkenntnis, dass ich das auch früher schon – manchmal – nicht leiden konnte (ich kann mich an gewisse hektische Sachen noch erinnern, die mich damals nervten).

Aber ich bin nicht generell gegen schnelle Schnitte (oder Wackelkamera). Es kommt auf den Kontext an. Was mich nervt sind gegensätzliche Sinneseindrücke oder gegensätzliche Inhaltsvermittlungen innerhalb einer Szene. Beispiele:

• Eine ruhige, entspannte Situation wird verwackelt und schnell geschnitten. Resultat: Bildinhalt und Film vermitteln gegensätzliche Stimmungen.

• Eine leidenschaftlich aufgeregte Situation wird ohne Schnitt aus einer einzigen Perspektive gefilmt. Resultat: Bildinhalt und Film vermitteln gegensätzliche Stimmungen.

usw. – das betrifft sowohl Gesprächsrunden als auch Musikfilme, Dokus, Spielfilme, Pornos und alles andere.

Ähnliche Problematiken in Bezug auf Bildregie:

• Zwei Menschen in einem Museum reden über ein Gemälde, und in 100 Sekunden spendiert die Bildregie 10 Sekunden für das Gemälde, und 90 Sekunden für die spechenden Menschen. Das macht mich wahnsinnig. Ich will das Gemälde sehen, verdammt nochmal. Was interessiert mich der Anblick der Sprecher? Ich höre sie doch. Die Tonregie will mir ein Gemälde vermitteln, und die Bildregie zeigt es mir nicht.

• Drei Menschen bei “Bares für Rares” reden über eine keine, 9000 Euro teure Diamanten-Brosche, und in 100 Sekunden spendiert die Bildregie 5 Sekunden für die Brosche, und 95 Sekunden für die spechenden Menschen. Lass mich die Brosche ansehen, Mann! Und geh näher ran. Die Tonregie will mich heißmachen auf eine Brosche, und die Bildregie zeigt sie mir nicht. Das Team will wahrscheinlich die Menschen in den Vordergrund setzen, und die Gegenstände in den Hintergrund; dabei kann der Regisseur in seiner Zielverfolgung manchmal aber auch betriebsblind vorgehen.

Ähnliche Problematiken bezüglich des Tons:

• Ein ruhiger, entspannter Sprecher wird von loudness-wahnsinnigen Tontechnikern in der Dynamik stark komprimiert und angezerrt, sodass die Stimme angestrengt und fast schreiend wirkt. Resultat: Originalbild- und ton vermitteln eine andere Stimmung als der finale Ton. (Zudem ermüdet der Zuhörer nach zwei Minuten weil der brachiale, dynamikfreie Ton Stress erzeugt.)

• Ein Blasmusik-Toningenieur im Dritten Programm hat den Auftrag, den Ton eines Rockmusik-Konzerts zu übertragen. Er stellt seine Dynamik-Kompressoren so müde ein wie bei Blasmusik. Resultat: Originalstimmung und übermittelte Stimmung harmonieren nicht.

Also, kurzgefasst: Ein Medium besteht immer aus vielen Elementen, die wiederum viererlei Stile haben können. Ähnlich einer Pizza. Wenn die Elemente, beziehungsweise Stilelemente, nicht harmonieren, dann läuft die Sache nicht rund, und das ist es, was mich nervt. Es ist nicht das Stilelement an sich, sondern die unpassende Kombination. Eine Action-Szene braucht schnellen Schnitt und Gewackel. Das Problem ist: Die meisten Szenen auf dem Schirm sind keine Action-Szenen.

Gegen Kritik an einzelne Produktionen habe ich absolut nichts. Ich habe aber etwas dagegen, wenn man ein Generalproblem ausruft und dann nicht ausführlich belegt, warum es ein generelles Problem ist. In der Masse der Medienproduktionen kann ich nämlich heutzutage so gut wie alles zu einem generellen Problem machen, wenn ich nur selber die richtigen/falschen Sehgewohnheiten habe.

Wer ständig RTL, Sat1, Vox und RTL2 schaut, wird eine Überlast an Trash im TV wahrnehmen. Wer Arte und 3Sat schaut, könnte schnell von einem Kulturüberdruss heimgesucht werden. Wer ARD und ZDF schaut, könnte bald von mittelmäßigen deutschen Krimis genervt sein usw. usf.

Für eine fundamentale Kritik muss man dann viel Substanz bringen. Auch weil es auch früher schon schlechte TV-Produktionen gab. Es gibt natürlich auch grundsätzliche Änderungen in der TV-Landschaft, aber ohne gute Belege ist man schnell bei einem “früher war alles besser”, “früher war mehr Lametta” uä. Glaubt man nämlich den Aussagen von einigen Älteren eines jeden Zeitabschnittes, war es früher immer besser, aber daran habe ich doch meine großen Zweifel, da sich ansonsten die Menschheit seit Babylon in einem stetigem Abwärtstrend befunden hätte.

Mich interessieren vor allem Diskussionen über ästhetische Gesetze: Wo ist die Grenze zwischen individuellen Geschmackssachen und universalen ästhetischen Gesetzen? Der Goldene Schnitt, zum Beispiel, wird von den meisten Menschen als schön empfunden. So etwas nenne ich ein universales ästhetisches Gesetz. Anderes Beispiel: Ich vermute, dass der Film-Stil (Schnitt, Kameraführung etc.) übereinstimmen muss mit dem Film-Inhalt (Ruhe, Hektik, Drama, Lust etc.), damit alle Sinneseindrücke übereinstimmen, und der Zuschauer somit den Film gerne ansieht. Analogie aus dem Alltag: Wenn man Achterbanh fährt und der Gleichgewichtssinn ständig uneins ist mit den Sehsinn, muss man irgendwann brechen. Wenn aber alle Sinne harmonieren, kann man ewig mit Freude Achterbahn fahren. Das nenne ich auch ein universales Gesetz.

Freut mich zu lesen, dass ich anscheinend nicht der einzige bin, dem die Überbeanspruchung gewisser Stilmittel in Film und Fernsehen zuweilen gegen den Strich geht. Habe mich schon des öfteren gefragt: Merkt das denn keiner, oder ist es den meisten egal? Wollen das die Zuschauer wirklich so sehen/hören oder nehmen sie es halt gelassen hin? Ich denke, es wird meinstens vom Zuschauer gar nicht bewusst wahrgenommen und auch nicht wirklich gewollt, eher einfach so hingenommen und – was die Werbeblöcke betrifft – mismutig toleriert. Geht halt nicht anders, wenn man den Film halt doch sehen will oder wenigstens wissen will, wie es “gleich” weiter geht im spannendsten Moment… wobei “gleich” locker mal 10-15 Minuten sein können bei RTL & Co. :mad:. Wie gesagt schaue ich solche Sender in aller Regel nicht mehr.

Stichwort Werbung:
Die gab es schon immer in Funk und Fernsehen, aber im ÖRF hält es sich wenigstens noch in Grenzen. Bei ausschliesslich werbefinanzierten Sendern ist aber die Werbung sowohl quantitativ als auch qualitativ längst nicht mehr auszuhalten. Man wird als Zuschauer wie ein Idiot oder wie ein wehrloser Häftling behandelt, wenn der Sender den Werbeblock immer gerade da einschiebt, wo z.B. die Filmhandlung einen Spannungshöhepunkt erreicht: Wird der Böse jetzt gleich abdrücken oder nicht? Oder in einer Doku: Hat Isaak Newton jetzt die Lösung gefunden für das Problem? “Sehen Sie gleich…” natürlich im Befehlston. “Lecken Sie mich doch gleich am A…!” möchte man zurückrufen.

Ich erinnere mich nicht genau, aber der Befehlston in der Werbung wurde glaub’ in den 90ern erfunden. Vorher kam Werbung sachlicher und weniger bevormundend daher, etwa “mit diesem Produkt können Sie blabla soundso ihr Leben besser/einfacherer/schöner/sicherer gestalten” usw. Seit geraumer Zeit tönt es oft “Kaufen Sie dies, holen Sie sich das, tun sie jenes!” Nö, sicher nicht. Ich bin seit langem dazu übergegangen, genau die beworbenen Produkte eben [I]nicht[/I] zu kaufen, sonst würde ich ja mit dem durch die Werbung verursachten Aufpreis noch weitere solche Werbung unterstützen… ein Teufelskreis.

[QUOTE=Baru;477303]
Für eine fundamentale Kritik muss man dann viel Substanz bringen. Auch weil es auch früher schon schlechte TV-Produktionen gab. Es gibt natürlich auch grundsätzliche Änderungen in der TV-Landschaft, aber ohne gute Belege ist man schnell bei einem “früher war alles besser”, “früher war mehr Lametta” uä.
[/QUOTE]

Das ist sicher richtig. Pauschalisierungen haben immer einen unguten Beigeschmack. Wenn ich hier eine generelle Entwicklung versuche aufzuzeigen, wie ich sie halt empfinde, dann klingt das schon nach Pauschalurteil, ist mir klar. Aber so kommt es mir tendeziell vor. Ich versuche auch den eigenen Eindruck immer wieder zu hinterfragen, komme aber dann meist doch zum selben Schluss.

Habe gerade zum Test mal RTL II eingeschaltet. Da fängt nach Werbung der [I]Der Trödeltrupp[/I] an, und was muss ich sehen? Schnitte im 0,5-Sekunden-Takt, die meisten hinterlegt mit so einen Wusch-Geräusch (ähnlich einem Schwerthieb), und das ist kein spannender Thriller oder Action-Film, wo so ein Stilmittel durchaus Sinn machen würde. Es ist nur eine Art Dokumentation über Trödel, der evtl. verkauft werden soll.
Sowas interessiert mich im Prinzp, aber auf die Art nervt es einfach nur. Das einzelne Schnitte noch akustisch untermalt werden, ist relativ neu, aber inzwischen weit verbreitet. Wenn die Lautstärke der Geräusche und Musikfetzen relativ zu den geprochenen Worten wenigstens deulich geringer wäre, könnte man noch selektiv weghören… geht aber leider nicht… also wieder ausschalten, und gut.