Ja, einfach sich die Sendungen raussuchen, die man mag. Gleichzeitig kann man auch Kritik üben. Soll man sogar, finde ich. Vor allem in diesem Forum, wo es [I]nicht[/I] um passives Konsumieren geht.
Zu den schnellen Schnitten (und Wackelkamera): Don, ich erinnere mich auch noch an die Mondlandung. Und ich hatte mich auch schon gefragt, ob ich in jungem Alter schnellgeschnittene Filme besser ertrug als heute. Ich kam zu der Erkenntnis, dass ich das auch früher schon – manchmal – nicht leiden konnte (ich kann mich an gewisse hektische Sachen noch erinnern, die mich damals nervten).
Aber ich bin nicht generell gegen schnelle Schnitte (oder Wackelkamera). Es kommt auf den Kontext an. Was mich nervt sind gegensätzliche Sinneseindrücke oder gegensätzliche Inhaltsvermittlungen innerhalb einer Szene. Beispiele:
• Eine ruhige, entspannte Situation wird verwackelt und schnell geschnitten. Resultat: Bildinhalt und Film vermitteln gegensätzliche Stimmungen.
• Eine leidenschaftlich aufgeregte Situation wird ohne Schnitt aus einer einzigen Perspektive gefilmt. Resultat: Bildinhalt und Film vermitteln gegensätzliche Stimmungen.
usw. – das betrifft sowohl Gesprächsrunden als auch Musikfilme, Dokus, Spielfilme, Pornos und alles andere.
Ähnliche Problematiken in Bezug auf Bildregie:
• Zwei Menschen in einem Museum reden über ein Gemälde, und in 100 Sekunden spendiert die Bildregie 10 Sekunden für das Gemälde, und 90 Sekunden für die spechenden Menschen. Das macht mich wahnsinnig. Ich will das Gemälde sehen, verdammt nochmal. Was interessiert mich der Anblick der Sprecher? Ich höre sie doch. Die Tonregie will mir ein Gemälde vermitteln, und die Bildregie zeigt es mir nicht.
• Drei Menschen bei “Bares für Rares” reden über eine keine, 9000 Euro teure Diamanten-Brosche, und in 100 Sekunden spendiert die Bildregie 5 Sekunden für die Brosche, und 95 Sekunden für die spechenden Menschen. Lass mich die Brosche ansehen, Mann! Und geh näher ran. Die Tonregie will mich heißmachen auf eine Brosche, und die Bildregie zeigt sie mir nicht. Das Team will wahrscheinlich die Menschen in den Vordergrund setzen, und die Gegenstände in den Hintergrund; dabei kann der Regisseur in seiner Zielverfolgung manchmal aber auch betriebsblind vorgehen.
Ähnliche Problematiken bezüglich des Tons:
• Ein ruhiger, entspannter Sprecher wird von loudness-wahnsinnigen Tontechnikern in der Dynamik stark komprimiert und angezerrt, sodass die Stimme angestrengt und fast schreiend wirkt. Resultat: Originalbild- und ton vermitteln eine andere Stimmung als der finale Ton. (Zudem ermüdet der Zuhörer nach zwei Minuten weil der brachiale, dynamikfreie Ton Stress erzeugt.)
• Ein Blasmusik-Toningenieur im Dritten Programm hat den Auftrag, den Ton eines Rockmusik-Konzerts zu übertragen. Er stellt seine Dynamik-Kompressoren so müde ein wie bei Blasmusik. Resultat: Originalstimmung und übermittelte Stimmung harmonieren nicht.
Also, kurzgefasst: Ein Medium besteht immer aus vielen Elementen, die wiederum viererlei Stile haben können. Ähnlich einer Pizza. Wenn die Elemente, beziehungsweise Stilelemente, nicht harmonieren, dann läuft die Sache nicht rund, und das ist es, was mich nervt. Es ist nicht das Stilelement an sich, sondern die unpassende Kombination. Eine Action-Szene braucht schnellen Schnitt und Gewackel. Das Problem ist: Die meisten Szenen auf dem Schirm sind keine Action-Szenen.