Polizist erschießt verwirrten Mann - Notwehr oder Überreaktion?

Ja die Amis,
aber in Deutschland ist das noch #Neuland:smiley:

Da steht ein Typ rum, der sich selber verletzt hat und sich anscheinend auch nicht davor gescheut hat andere Umstehende das Messer in den Leib zu rammen.
Anscheinend wird immer vergessen, dass auch Polizisten nur Menschen sind. Bei solchen Ausnahmesituationen weiß niemand was wirklich in den Kößfen der Opfer/Täter vor sich geht.
Wahrscheinlich hätte ich den Mann auch abgeballert, zumal er auf den Polizisten wohl mit dem Messer zugegangen ist.
Und was immer bei der Untersuchung rauskommt:
-> der Volkspolizist hat richtig gehandelt.

[QUOTE=Norma_l;310309]… und sich anscheinend auch nicht davor gescheut hat andere Umstehende das Messer in den Leib zu rammen.[/QUOTE]
Hast du dafür eine belastbare Quelle? Ich habe bisher nur gelesen, dass er sich nackt in den Brunnen gelegt und dann mit dem Messer die Pulsadern aufgeschnitten hat. Und im Video sieht man, wie er mit dem Messer in der Hand auf den Polizisten zu geht. Dass er auch andere Menschen angegriffen und jemanden außer sich selbst verletzt hat, habe ich hingegen nicht mitbekommen.
In der konkreten Situation mag die Entscheidung des Polizisten richtig gewesen sein. Ich ziehe aber in Zweifel, dass die Entscheidungen, die überhaupt erst zu dieser Situation geführt haben, richtig und “nach Lehrbuch” waren.

Ich wundere mich echt, daß jemand bei uns überhaupt noch Polizist werden möchte.
Jetzt kommt doch, ist doch bestimmt nur ein Einzelfall, eine Verkettung unglücklicher Umstände.
Hatte bestimmt ne schwere Jugend, der Arme. Wurde vielleicht gerade von einem bösem Schwaben aus seiner Wohnung weg „gentrifiziert“. :wink:

Aus eigener Erfahrung weiß ich das viele Polizisten ganz sicher nicht die sind die man gerne in Uniform hat (Vater seine Frau Polizisten, Patenonkel und Tante, dazu der halbe Fußballverein). Ich kenne sehr sehr viele Polizisten auch Privat, das heist ich hab auch verständnis für ihre Probleme, weiß aber auch wie viele zum Teil Gewaltgeile Arschlöcher sich dort herumtreiben. Für den zum Teil schlechten Ruf sind sie stark mitverantwortlich da sie nahezu nie gegen Kollegen Aussagen und wer das tut meist schnell das Revier wechslen kann/ muss. Sie könnten auch die „schwarzen Schafe“ aussortieren wenn sie wollten, aber die Kameradschaft (blöde eigenschaft jedr grp) verhindert das. Deswegen halte ich Videos für wichtig und gut, auch deren Verbreitung, sie zeigen was ist, und wenn alles Korrekt war halt auch das.
In diesem Fall glaube ich allerdings das es einfach Pech war für den Polizisten und das Opfer. Leute erschiessen tun selbst die „schlimmsten“ unter ihnen nicht aus Spass oder änlichem.
P.S. Norma, dankbarerweise gibt es keine Volkspolizisten mehr, die waren um ein vielfaches schlimmer als es in der Brd auch nur denkbar ist. :wink:

[QUOTE=Librarian;310313]
In der konkreten Situation mag die Entscheidung des Polizisten richtig gewesen sein. Ich ziehe aber in Zweifel, dass die Entscheidungen, die überhaupt erst zu dieser Situation geführt haben, richtig und “nach Lehrbuch” waren.[/QUOTE]

Keine Ahnung, ob es für jede konkrete Situation ein Lehrbucheintrag gibt… aber wenn schon jemand dabei ist, sich mit einem Messer die Adern aufzuschneiden, dann kann auch ein einfühlsames Zureden nicht mehr helfen und es ist oberste Devise, den Typen zu entwaffnen. Will mir nicht vorstellen, was in den Medien los wäre, wenn die Polizisten einfach zugeschaut hätten, wie er sich selbst hinrichtet.
Für mich ist das, was man im Video sieht, nachvollziehbar.

Ähh, wenn sich jemand selbst verletzt, sollte also geschossen werden, damit das Ansehen gewart wird, dass man was getan hat?

Sich selbst zu verletzen ist psychisch belastend für den Polizisten: er geht in dem Moment davon aus, das er zu allem bereit sein muss, und dann geht er noch auf ihn zu… klare Sache in diesem Moment, für den Polizisten.

Deswegen hat er ja Ne Waffe, soll er sich erst aufschlitzen lassen bevor er schießen darf oder was?

Vielleicht hätte der Polizist gar nicht erst versuchen sollen, in die Nähe des Typen zu gelangen, solange der das Messer in der Hand hatte und im Brunnen rumsprang?

Keiner hier im Topic hat wohl größer bezweifelt, dass in der direkten Situation die Schüsse gerechtfertig waren. Fraglich ist aber, wie genau diese akute Bedrohungssituation passieren konnte. Was macht ein Polizist alleine in dem Brunnen, wo die Möglichkeiten zu einem Ruckzug so viel schlechter sind?

ExtraKlaus, du argumentierst hier auf etwas, was keiner gesagt hat.

[QUOTE=Baru;310322]Ähh, wenn sich jemand selbst verletzt, sollte also geschossen werden, damit das Ansehen gewart wird, dass man was getan hat?[/QUOTE]

Baru, “du argumentierst hier auf etwas, was keiner gesagt hat.”

[QUOTE=SommerregenT;310321]…und es ist oberste Devise, den Typen zu entwaffnen.[/QUOTE]
Aus einem anderen Forum habe ich von einem dort bekannten Polizisten erfahren, dass sie sogar spezielle Kettenhemden für solche Aktionen haben, weil die normale Schutzkleidung gegen Messer nicht ausreicht (zu viele Spalte, durch die man stechen kann).
Und nein, in dem vorliegenden Fall wäre die oberste Devise Eigensicherung der Polizisten und Sicherung der Umgebung gewesen, bis der Psychologe und das Kettenhemd eintreffen. Der Mann stellte für niemanden außer sich selbst eine direkte Gefahr da. Bei einer Schusswaffe hätte das anders ausgesehen, aber ein Brotmesser hat eine relativ kurze Reichweite und eignet sich auch nicht zum Werfen.

Zur Erinnerung, du schriebst:

Im Zusammenhang mit dem Fall erscheint bei dir das Schießen zur Entwaffnung als legitimes Mittel, ohne Beachtung ob eine akute Bedrohung für andere überhaupt vorliegt.

(Dabei sind hier die Schüsse ja nicht zur Entwaffnung erfolgt sondern zum Töten zum Eigenschutz. Bleibt aber die Frage bestehen, was der Polizist da alleine in dem Brunnen in der Situation gemacht hat. Das war ja auch kein Versuch der Entwaffnung.)

Will mir nicht vorstellen, was in den Medien los wäre, wenn die Polizisten einfach zugeschaut hätten, wie er sich selbst hinrichtet.

Hier geht es dir doch eindeutig um die öffentliche Wahrnehmung.

Anregende Gedanken:

  1. Dass der Polizist alleine da rein gegangen ist, mag anfangs fragwürdig erscheinen. Dennoch frage ich mich zunächst: Die Polizei hat den Mann - sofern ich das gelesen habe - ja vorher angerufen und ihm gesagt, er solle das Messer weglegen. Darauf hat er nicht reagiert.
  2. Der Mann war offensichtlich in diesem Moment psychisch gestört - kurzer depressiver Schub, möglicherweise Wahnvorstellungen, wer weiß das? Keiner von uns. Allerdings ist es keine normale Handlung, sich nackt in einen öffentlichen Brunnen zu stellen und sich selbst zu verletzen; das machen selbst die meisten depressiven Selbsttöter nicht, für gewöhnlich machen die das ganz still zu Hause oder werfen sich vor einen Zug, aber dieser Akt der Selbsterniedrigung (nackt und öffentlich) ist, soweit ich das beurteilen kann, ziemlich ungewöhnlich.
  3. Wenn der Mann temporäre psychische Störungen hatte - wovon wir mal ausgehen - dann war es auch die Pflicht der Polizei, einzugreifen (was sie ja auch getan hat). Es besteht in diesem Fall vermutlich auch die Pflicht, den Mann vor sich selbst zu schützen.
  4. Man hat entweder die Wahl, auf einen Psychologen und - wie Lib sagte - das Eintreffen von Kettenhemden zu warten. Wenn der Mann allerdings schon sichtbare Verletzungen an wichtigen Körperteilen hatte, will man das vielleicht nicht unbedingt. Das ist zutiefst menschlich, dass man dem Kerl auch helfen möchte.
  5. Warum geht er alleine in den Brunnen? Andere haben es schon angesprochen: Wenn eine Übermacht auf ihn eingedrungen wäre, hätte er vermutlich Panik gekriegt. Ansprechen hat ja wohl bereits noch nicht viel geholfen und die Polizei hat ja auch Nahkampferfahrungen und der Polizist musste nicht [U]unbedingt[/U] davon ausgehen, dass der Mann ihn angreift; immerhin hatte er auch noch keine Anstalten gemacht, andere Passanten anzugreifen. Vielleicht wäre er ja auch einfach zurückgeschreckt? (Ist so ungefähr das, was ich schätze, was der Polizist überlegt bzw. worauf er gehofft hat)
  6. Aus Sicht des Polizisten: “Wenn ich eine Chance habe, ihn relativ ungefährlich zu entwaffnen, dann ist schonmal viel geholfen” -> Wenn der Mann kein Messer mehr hat, kann man ihn extrem einfach überwältigen und in einen Krankenwagen und ein Krankenhaus zwingen. (Und warum man das sollte, steht in Punkt 2 und 3)
  7. Der Polizist steigt also in den Brunnen und sieht den Mann auf einmal auf sich zukommen mit dem Messer. Das ist eine klar aggressive Handlung; wäre es defensiv gewesen, wäre der Mann zurückgeschreckt. Der Polizist sieht sich auf einmal einem bewaffneten Aggressor ausgesetzt.
  8. Wie bereits gesagt wurde: Ein bewegliches Ziel von der Seite anzuschießen ist schwer - deshalb musste der Polizist nicht unbedingt darauf vertrauen, dass seine Kollegen ihm da zur Hilfe eilen, denn auch die wollten ja sicher nicht die Situation mit einem Schuss eskalieren. Vielleicht hätte sich ja doch noch alles aufgelöst, z.B. wenn der Polizist aus dem Brunnen herausgeklettert wäre? Das spricht dafür, nicht sofort zu schießen aus Sicht der umstehenden Polizisten.

Dass der Polizist im Brunnen dann im Nahkampf geschossen hat ist verständlich. Und ich finde, es gab auch gute Gründe und Überlegungen dafür, einfach so alleine in den Brunnen hineinzusteigen. Retrospektiv war es vermutlich die falsche Entscheidung, aber nunja, das ist nun wirklich oft der Fall.

Disclaimer: Ich habe mir das Video nicht angeschaut, da ich am ehesten an den Minuten vor der Tat interessiert bin und das ja anscheinend erst mit dem Schuss wirklich losgeht im Video. Ich muss mir nicht anschauen, wie ein Mensch erschossen wird, wenn ich daraus keine neuen Informationen kriegen kann.
Außerdem ist das was ich hier gemacht habe hauptsächlich eine Rekonstruktion der bisher genannten Argumente mit eigenen Überlegungen und in strukturierterer Form.

Edit: das sind einfach nur Überlegungen, keine absoluten Argumente. Das muss die Staatsanwaltschaft erledigen.

Die Polizisten sollten neben ihren Dienstwaffen am besten noch Pfefferspray mitführen…dann hätte es keine Kugel gebraucht um den Mann zu stoppen.

bei jemandem, der offensichtlich ein gestörtes Schmerzempfinden hat, möglicherweise unter Drogen steht, würde ich mich nicht auf Pfefferspray verlassen. Die Gefahr ist einfach, dass es völlig wirkungslos verpufft - und auf die kurze Distanz hat der Polizist ja nur einen Versuch.

[QUOTE=ezzendy;310341]Die Polizisten sollten neben ihren Dienstwaffen am besten noch Pfefferspray mitführen…dann hätte es keine Kugel gebraucht um den Mann zu stoppen.[/QUOTE]

Sicher ?

PS: Die Bild stellt den Typen mit der Axt und dem Messer als Opfer dar. Mal wieder ein Beweis, wie asozial die Bild ist.

Tazer wären da doch die beste Lösung gewesen, oder? Gibt ja einmal Nahkampf und diese Mitteldistanz-Tazer die ein kleines Kabel vorne herausschießen und ihn unter Strom setzen, dann muss man nicht zu nah ran wenn jemand ein Messer hat.
Ich weiß nicht ob da Tierabwehrspray (Pfefferspray ist in Deutschland verboten) geholfen hätte, ein Tazer hätte ihn auf jeden Fall ruhig gestellt.

Der Mann sieht arg nach Drogen aus.
Keine Ahnung wie viel Pilze der gefrühstückt hat, jedenfalls ist der schon unberechenbar gewesen.

Trotz aller Argumente bin ich immer noch auf kein Ergebnis gekommen.
Der Tazer oder das CS-Gas sowie das Kettenhemd sind alles Dinge, die ich unter “starker Verfehlung” einordnen würde.
Bis auf das Kettenhemd sollte sowas schon im Gepäck dabei sein.

Die dt. Polizei benutzt doch gar keine Tazer?! Oder? Ich weiß das nicht…

[QUOTE=Baru;310338]
Hier geht es dir doch eindeutig um die öffentliche Wahrnehmung.[/QUOTE]

Ja, auch. Aber ich habe nie geschrieben, dass die Polizei ihn erschießen soll, weil er dabei ist, sich selbst umzubringen.
Nein, wenn sich ein geistig verwirrter Mann selbst verletzt, muss die Polizei eingreifen und versuchen, ihn zu entwaffnen. Zumindest erwarte ich das als… Mitbürger :).
Das ganze war ja keine geplanter “finaler” Schuss, sondern eine Notwehr-Reaktion. Wenn der Polizist nicht direkt angegriffen worden wäre, hätte man die Situation vollkommen anders gelöst.

Die deutsche Polizei hat keine Taser. Eine MP5 dagegen steht jeder Streife zur Verfügung.