Also das mit dem Determinismus sieht er gar nicht mal so krass. Das wäre dann auch kontraproduktiv für seine sonstige Arbeit, denn er ist neben seiner Forschung und der Lehre an der Universität auch ein Therapeut, der sich auf eine art Lebenshilfe spezialisiert hat. D.h. es kommen Frauen wie auch Männer zu ihm, die mehr aus ihrem Leben machen wollen und ganz besonders oft geht es dabei um das verbessern der Karierre, also das Erreichen von Beförderungen und Gehaltserhöhungen. Er erklärt das Vorgehen dabei so, dass er mit den Klienten Gespräche führt um die Ziele abzustecken und die Mängel im bisherigen vorgehen der Klienten herauszufinden und dann diese Mängel zu beheben. Was er dabei als Mängel kategorisiert, hat er aus Studien zu den Charakterzügen verschiedener Berufsständen wie CEO etc. Das sagt er ja auch im Interview, dass bisher er durch die Forschung vorallem analysiert hat wie der Arbeitsmarkt heute funktioniert und wie man dort vorankommt, nicht aber wie er auch funktionieren könnte. Da er in dieser Lebenshilfe auch erfolgreich mit weiblichen Klienten arbeitet, denke ich nicht, dass er der Auffassung ist, dass Frauen determiniert so sind wie sie sind und man da halt nichts machen kann, sondern das bestimmte Charakterzüge für eine Karriere förderlich sind und diese statistisch bei Männern mehr ausgeprägt sind.
Dies ist genau keine besonders “rechte” Denkart, sondern vielmehr der wissenschaftliche Konsens; es gibg zwar Prädespositionen, darunter auch biologische wie z.B. ob man mehr Testosteron oder Östrogen produziert, aber wie sich diese im Laufe der Zeit ausbilden hängt von einer großen Anzahl anderer Faktoren ab.
Er spinnt den Faden dann noch weiter und sagt, weil in den Liberalen Ländern wie z.B. Schweden mehr und mehr sozioökonomische Faktoren wegfallen, prägen diese Prädispositionen mehr das Ergebnis. Dieser Ansatz ist in der Verhaltensbiologie ebenfalls nicht unbekannt: In einem Podcast (vom SWR glaube ich) über das Bildungssystem und die Intelligenzentwicklung hat ein Wissenschaftler erklärt, dass wenn Kinder unter starkem sozioökonomischen Stress durch das Elternhaus stehen, dann sind die schulischen Ergebnisse ähnlicher und schlechter, als wenn sie nicht unter einem solchen Stress stehen, da sich erst ohne den Stress die Prädispositionen zu bestimmten Fähigkeiten ausprägen können.
Er lehnt also unter anderem das Denken ab, dass wenn alle die gleichen Möglichkeiten haben es in allen Gebieten 50% Männer und 50% Frauen gäbe (“Equality by Outcome”). Unter anderem führt er dazu z.B. den Beruf des Arztes an, in dem es sehr harte patriachale Strukturen gab und gibt, Frauen aber trotzdem mindestens 50% ausmachen und durschnittlich sogar die besseren Ärzte sind
Und wieso hier so viele an dem Einfluss von Prädispositionen auf den freien Willen zweifeln verstehe ich ehrlich gesagt auch nicht. Ob man sagt, dass biologische Faktoren und angelerntes Verhalten deine Entscheidung dazu beeinflussen eher Informatiker als Hebamme zu werden, oder man sagt es ist sind gesamtgesellschaftliche Faktoren oder man sagt es ist das Patriachat, klingt für mich alles nicht so als würde das Individuum frei Entscheiden können.