[QUOTE=ExtraKlaus;500373]aber Religionen wie z.b. das Christentum haben sich Ideen wie das neue Testament dazugedichtet, um die menschenfeindliche und gewalttätige Charakteristika des “alten Glaubens” abzulegen.[/QUOTE]
Das pazifistische Upgrade des Neuen Testaments hat ja prima funktioniert.
Die Geschichte des Christentums ist ja bekanntermaßen geprägt von Frieden und Versöhnung ohne Anspruch auf Alleinstellung.
Ansonsten hätten die Katharer sicher nichts zu lachen gehabt. Es gäbe die Anhänger dieser religiösen Strömung heutzutage wahrscheinlich gar nicht mehr.
In Wirklichkeit ist das Neue Testament auch nicht die Friedenspropaganda, für die es gehalten wird.
Ich habe kürzlich erst darüber etwas gelesen, z.B. das der Spruch, auch die andere Backe hinzuhalten, höchstwahrscheinlich den untereinander verfeindeten Galiläern/Juden galt. Sich also nur auf die eigenen Leute bezog. Gegen die Feinde Judäas durfte, bzw. sollte man sogar gewalttätig vorgehen.
Sinn und Zweck der Predigten von Jesus war wohl eher die Einigkeit innerhalb des eigenen Volkes, um sich gemeinsam gegen die Invasoren und Kollaborateure zu verteidigen.
(Übrigens eine erstaunliche Parallele zu heute, nicht wahr.
Der Nahost-Konflikt ist ein territorialer Konflikt, auch wenn aus allen Lagern ein religiöser propagiert wird.
Im Kern geht es darum, wer über das Gebiet formerly known as gelobtes Land herrschen darf.
Bei Streit zwischen zwei Gruppen werden natürlich Unterschiede instrumentalisiert.
Der griffigste, prägnanteste Gegensatz ist in diesem Fall der Glauben.
Und auch anderswo in der islamischen Welt ist die politische Situation vergleichbar.
Auch wenn es nicht um die dauerhafte koloniale Vereinnahmung eines Gebietes geht, sondern vorwiegend um die Ausbeutung natürlicher Ressourcen und Sicherung der Handelswege, wie unser Ex-Bundespräsident Köhler einmal unvorsichtigerweise zugegeben hat.
Die westlichen Staaten werden von den Einheimischen als räuberische Invasoren wahrgenommen.
Völlig zurecht, wenn man bedenkt, dass den Menschen dort auffällt, wie die Ressourcen ihrer Völker alles andere als sinnvoll genutzt werden, dass ihre Länder ausgebeutet werden, dass bei internen Konflikten mit Waffen aus überwiegend christlichen Ländern gemordet wird.
Hinzu kommt, dass der christliche Westen entweder kollaborierende Rädelsführer und Tyrannen unterstützt, finanziert oder vormals aufgebaut und stark gemacht hat.
Zudem marschieren nicht die hochgerüsteten Armeen islamischer Länder im Westen auf und ein, sondern umgekehrt.
Wer glaubt, dass westliche Armeen Verteidigungs- und Friedenseinsätze vollziehen, der glaubt auch, dass die Nazis in Polen eingefallen sind, um einem polnischen Angriff zuvorzukommen.)
Zurück zu Jesus:
Aber selbst wenn die späteren Christen das Neue Testament als allgemein pazifistische Botschaft verstanden hätten, gehalten haben sie sich offensichtlich nicht an die Doktrin.
Du wirst doch zugeben, dass die Inhalte und Botschaften an sich - ob Koran, Altes oder Neues Testament - nicht die Zauberkraft haben, eine friedliche oder gewalttätige Welt zu schaffen. Es sind die Deutungen der Oberen, einflußreicher Menschen, die den Unterschied ausmachen.
Generell gesagt: Gewalt ist ein situationsbedingtes Phänomen.
Moderne Gesetzestexte sind so präzise wie möglich formuliert, trotzdem braucht es Anwälte, Richter eine ganze Wissenschaft, um sie sach- und fallbezogen zu deuten.
Die Texte der abrahamitischen Religionen wiederum sind insgesamt voller Widersprüche. Von Gewaltaufrufen bis zu unbedingter Friedensliebe ist alles irgendwo zu finden.
Wenn der wahre Islam wirklich alles außer des eigenen Glaubens gnadenlos ausmerzen würde, dann hätten nicht bis heute viele verschiedene Religionen ein Dasein im Orient führen können. Christentum, Judentum, Zoroastriern, Baha’i, Jeziden…
Oder die Muslime haben bis zum 20. Jahrhundert ihren Glauben falsch gelebt.
Denn die fortschreitende Islamisierung des Nahen Ostens hat in den letzten 100 Jahren massiv an Fahrt aufgenommen.
Just also dann, als technisch fortschrittliche Armeen aus dem christlichen Westen helfen kamen, die Bodenschätze zu fördern.
Erschließt sich dir da ein Zusammenhang?