Deine einzigen Begegnungen mit dem Dienstleistungssektor beschränken sich höchstwahrscheinlich auf Zickereien und Beschwerden deinerseits, weil die Damen und Herren dort deinen Arsch nicht dick genug pudern, während du mit deinem Vegas-Hütchen am Kopf und einem entrückten Grinsen in der Fresse den Betrieb aufhältst.
Ehe du die Klappe aufreißt, könntest du wenigstens in Erwägung ziehen, dass ich weiß, wovon ich rede. Ich war jahrelang bei einem Inventurdienstleister und habe verzweifelt um neue Mitarbeiter gebettelt, aber niemand, nicht einmal die dümmsten und unfähigsten Arbeitslosen, hatten es nötig, diesen Job auch nur auszuprobieren. Mittlerweile habe ich einen vergleichsweise bequemen und sicheren Job über der Mindestlohngrenze, der ebenfalls kaum Anforderungen stellt, und dennoch bekommt kaum eine Filiale Leute - was vor allem daran liegt, dass sich die Damen und Herren zu fein sind, um um 5 Uhr früh anzufangen oder bis 22 Uhr zu arbeiten.
Und ehe du dich jetzt in deiner typisch linken Arroganz dazu berufen fühlst, von meinen beruflichen Tätigkeiten auf niedere Intelligenz zu schließen, nimm gefälligst zur Kenntnis, dass ich deswegen in diesen Drecksjobs hänge, weil es mir immer wichtig war, nicht von Amt abhängig zu sein - eine Eigenschaft, die mich offensichtlich von der Mehrheit der Arbeitslosen unterscheidet.
Auf eine Stellenanzeige (Vollzeit!) hin melden sich vielleicht 10 Bewerber. 5 davon kommen trotz Einladung gar nicht erst zum Vorstellungsgespräch. Von den 5, die kommen, kommen 3 in desolatem Zustand und ohne jede Motivation und von den 2, die etwas taugen, sagt einer im letzten Moment ab und der andere verabschiedet sich nach drei Wochen wieder, z.B. weil er nicht sofort Urlaub machen darf oder mit Kritik nicht klarkommt. Dieser Verlauf ist die Norm.
Und wenn es doch mal klappt, hast du den Staat gegen dich.
Aktuell versuchen wir, einen jungen Syrer einzustellen, aber offensichtlich gibt es in Bayern ein Gesetz, das es Firmen verbietet, Ausländer einzustellen, sofern es auch mindestens gleichermaßen qualifizierte deutsche Bewerber gibt (weißt schon, so wie an der Uni mit Frauen und Behinderten). Deshalb ringen wir gerade mit irgendwelchen Behörden (wir müssen beweisen, dass die anderen Bewerber weniger geeignet waren als der Syrer) und hoffen, dass er nächste Woche auch wirklich anfangen kann.