Der Mikael in den Fahrt von Metronaut ist nicht übel, scheint mir. Er differenziert, auch z.B. bei Antisemitismus und berechtigter Kritik an der Politik des Staates Israel (was nicht zwingend dasselbe ist), vergisst aber nie das Wichtigste: zuallererst Antifaschist zu sein, und dass man sich nicht mit Spinnern in eine Reihe stellen darf, egal worum es geht. Ich geh da gleich einen (imo logischen Schritt) weiter, und bin auch Anti-Kommunist, Anti-Islamist… kurz: Anti-Extremist im Allgemeinen.
Hier geht es in erster Linie um Xenophobie, und besonders sein Fazit ist imo wichtig:
Wer Verständnis für die “Sorgen” und Positionen der Pegida-Rassisten äußert, sie umgarnt oder zu Runden Tischen einlädt, ihnen medial Raum und Relevanz für ihre Positionen gibt oder ihre Positionen aufnimmt, vertritt und weiterträgt, der reicht denjenigen bewusst oder unbewusst ein Feuerzeug, die Asylbewerberunterkünfte abfackeln wollen.
Dem stimme ich zu: wenn man extremistische Positionen „ernst nimmt“ im Sinne eines dialogwürdigen Gegenüber, adelt man diese Schwachköpfe nur. Dasselbe Problem hat man mit Montagswahnwichteln z.B. auch, oder anderen obskuren Gruppierungen, denen die aktuelle Gesellschaftsordnung nicht in den Kram passt.
Bei Gesine Schwan gehe ich allerdings weitaus weniger konform, z.B. wenn sie (bei Jauch) sagt „Das, was früher das Judentum war, ist jetzt der Islam.“
Das ist grober Unfug, und imo nicht mal eines Kommentars würdig - schon allein, weil die deutschen Juden vollständig integriert waren, in jeder Hinsicht Deutsche mit Ausnahme des Glaubens (diesen Rassenschwachsinn kann man getrost vergessen), sie wurden nur willkürlich als „fremd“ diffamiert. Da sieht man aber auch, dass es Rechtsradikalen / Rassisten nie um sinnvolle Argumente geht - nur um Vorurteile, worüber soll man also reden? Dass sie Idioten sind?
Aber auch die These, die Mitte sei nicht unbedingt demokratisch, ist Nonsens. Demokrat zu sein bedeutet (leider) nicht, dass man nicht gleichzeitig auch Chauvi sein kann (Grüsse an die Nachbarn in der Schweiz ), man kann ja sogar auf die „Diktatur der Mehrheit“ setzten, und gerade dann für allgemeine, freie und geheime Wahlen sein, das eine hat mit dem anderen also nichts zu tun- es sei denn, man fasst die demokratische Gesinn(e)ung so weit, dass nur der Demokrat ist, wer ultimative Toleranz besitzt, und niemals egoistisch, sondern immer altruistisch handelt - und letztlich alle gleich, gleicher, am gleichsten sind. Mit diesem utopischen Menschenbild ringt die Linke seit es sie gibt, bisher vergebens - auch sozialistische Umerziehung über 7 Jahrzehnte in Russland bzw. 4 in Ostdeutschland nutzten nichts. Was Schwan hier treibt, ist typische Verunglimpfung des Bürgertums, dass ja in weiten Teilen auch sozialdemokratisch ist - vor allem im Westen (NRW) und Norden (insbesondere Bremen und Hamburg), insofern stört mich auch der immergleiche West-Ost-Vergleich, wie wäre es mal mit Nord-Süd? Aber das ist ein anderes Thema.
Ich würde mich jedenfalls weder mit Pediga-Leuten, noch Dummschwätzern wie Schwan & Co. (Jutta Ditfurth fällt mir gleich noch ein) an einen Tisch setzen.
Was wir imo brauchen, ist Aufklärung, Abbau von Ängsten und Voruteilen (viele Menschen in Sachsen zB kennen Muslime vermutlich nur aus der BLÖD-Zeitung), Dialog mit offiziellen, nicht-radikalen Vertretern aus allen betroffenen Gruppierungen und Schichten, usw. - das muss vor allem unideologisch sein, und vollkommen zivilen Charakter haben, über Glaube z.B. kann man nicht diskutieren - das kann man nur (und muss man) tolerieren.
Auf der anderen Seite wird eines gern immer wieder von allen Seiten vergessen: es kann keine Toleranz gegenüber der Intoleranz geben, egal ob diese Intoleranz kommunistisch, faschistisch oder einfach nur Xenophob ist, das betrifft den Islamophoben Rechten genauso wie den bourgeoisiehassenden, linken Klassenkämpfer, aber auch den islamistischen Hassprediger und Scharia-Lüfter, natürlich. Deswegen Zustimmung für den Metronaut Artikel: kein Dialog mit Pegida - aber bitte auch kein Forum für Islamismus-Werbung, wie ebenfalls bei Jauch schon dagewesen (der Quassel-Imam).
Letztlich schafft die bürgerliche Gesellschaft sich selbst ab, in Weimar hatte sie vermutlich von Anfang an keine grossen Chancen. Heute sollten wir das eigentlich besser machen - dazu muss man imo verhindern, dass weiterhin extremistische Thesen (egal ob von links- oder rechtsaussen) in der Mitte salonfähig werden.
just my 2 cents.
tl;dr Pegida ist doof. Gesine Schwan aber auch.