Neben dem Verlangen die Welt möglichst einfach erklärt zu kriegen ist glaube ich auch Angst vor „Machtlosigkeit“ ein Grund.
Irgendjemand muss „Schuld“ sein und irgendetwas „Planen“.
In dem Fall sind es halt „Massenmedien“, „linksgrüne EU-Marionetten“, o.ä. die einen genauen Plan zur Zersetzung unseres schönen Abendlandes haben.
Oder es sind eben die USA die genau wissen, wann sie wo welchen Hebel in Bewegung setzen müssen um ihre Vorherrschaft in der Welt zu erhalten, etc.
Als Beispiel: Wenn weder die USA noch die EU den Umsturz in der Ukraine geplant hätten, dann würde das ja bedeuten, dass dort quasi im politischen Chaos eine Bewegung entstanden ist und das alles was die USA und die EU gemacht haben reine Reaktionen gewesen wären.
Dann würde das vielleicht sogar bedeuten, dass außenpolitisch nicht alles nach einem Masterplan ablief, sondern man außenpolitische Fehler begangen hat, wegen derer man nun in einer diplomatischen Krise mit Russland ist, weil auch Russland in dem Fall natürlich nur auf bestimmte Entwicklungen reagieren konnte und nicht selber agieren.
Wenn aber die USA, die EU und Russland in einer rein reaktiven Position waren, dann würde das ja bedeuten, dass politische Entwicklungen nicht sicher sind. Das man sich eben nicht darauf verlassen kann, dass alles schon so weitergehen wird wie gehabt.
Um sich diesen Gedanken nicht stellen zu müssen ist es geradezu nötig „dem System“ einen bestimmten Plan zu unterstellen und zu behaupten, dass alle großen weltpolitischen Probleme geplante Probleme sind.
Dazu kommt dann noch das „Hollywood-Syndrom“.
Wir brauchen für unser Weltbild eine gute und eine böse Seite.
Wenn diese guten und bösen Seiten nicht klar erkennbar sind, dann müssen sie halt konstruiert werden.
Für Pegida sind die bösen ganz eindeutig die gemeinen Islamisten.
Und weil sie sich so ähnlich sehen und es sonst zu kompliziert werden würde sind diese Leute und diese Leute natürlich genau gleich.
Ganz abgesehen daovn, dass das hier eine Terrordrohung sein muss.
Was ich mich bei den Pegidaleuten allerdings vor allem Frage ist:
Einfach mal angenommen sie hätten recht. Wir gehen das mal als Gedankenexperiment durch.
Also Pegida hat recht und es werden in diesem Land immer mehr Muslime die versuchen unsere Kultur zu unterwandern.
Wäre es dann nicht viel sinnvoller einfach in Ruhe seine eigene Kultur weiter zu leben und sich schlicht und ergreifend nicht durch die Anwesenheit einer anderen Kultur stören zu lassen?
Mal als Vergleich:
Ich höre sehr gerne Punk und Ska und ich komme überhaupt nicht mit Techno, House oder was sonst noch so an diesem Lämmerschwanz von elektronischer Musik dranhängt klar.
Nach der Pegidalogik müsste ich jetzt also auf eine Demo gegen elektronische Musik gehen um Punk und Ska zu retten.
Meine bisherige Lebenserfahrung sagt mir allerdings, dass es deutlich schöner und gemütlicher ist einfach Punk und Ska zu hören und zu entsprechenden Konzerten zu gehen. Und wenn mir das Radio zu wenig Punk und Ska spielt, dann bleibt das Ding eben ausgeschaltet.
Aber vermutlich irre ich mich einfach… das kann mir bestimmt jemand erklären warum es sinnvoller ist auf eine Demo gegen elektronische Musik zu gehen.
Unter Umständen hat der Postillion aber auch einfach mal die schreckliche Wahrheit erkannt.
Wobei ja auch in diesem Fall der folgende Expertentipp sehr sinnvoll ist:
Die Behörden empfehlen jedem, der Angst vor der Islamisierung hat, sich in den nächsten Wochen von großen Menschenansammlungen fernzuhalten.