Neues Leistungsschutzrecht - gut oder schlecht?

Hallo Leute,

ich dachte ich bringe hier mal ein Thema ein, welches mich nun schon eine Weile beschäftigt: Das Leistungsschutzrecht für Presserzeugnisse.

Im Moment wieder sehr aktuell, da gestern ein Entwurf vom Bundeskabinett beschlossen wurde der dann bald wohl verabschiedet werden wird.

Im Kern geht es darum, dass Suchmaschinen wie Google nicht mehr einfach mit ihrem Dienst Google News z.B. die Seite der Bild-Zeitung crawlen kann und die Artikel mit Überschrift und einem kurzen Textausschnitt (Snippet) in den Suchergebnissen listen darf ohne dafür Lizenzgebühren an den Verwerter (hier Axel Springer AG) zu zahlen.

Ich selber bin stark gegen ein solches Gesetz und ich gehe stark davon aus, dass die Verlage damit ähnlich auf die Schnauze fallen werden wie in Belgien wenn Google sie einfach mal kurz aus dem Index wirft, aber ich möchte jetzt hier im Eingangsposting noch nicht groß argumentieren. Vielleicht interessiert es ja auch keine Sau und ich tippe mir hier die Finger wund :stuck_out_tongue:

Aber hier mal ein paar Artikel von Leuten die sich die Mühe schon gemacht haben, sowohl Pro und Contra:
http://www.stefan-niggemeier.de/blog/di … hutzrecht/
http://www.abendblatt.de/politik/deutsc … Kasse.html

Ich versteh den Sinn des Gesetzes überhaupt nicht. Die Presseartikel sind doch öffentlich verfügbar. Also warum sollte man bezahlen wenn man auf sie verlinkt. Es ist ja nicht so, dass Google Presseartikel veröffentlicht für die man normalerweise bezahlen müsste.
Ich glaube die Verlage haben einfach das Internet nicht richtig verstanden.
Wenn ich an der Stelle von Google & Co wäre, würde ich die Verlage einfach aus dem Suchindex werfen. Ich denke die Klickzahlen auf den Verlagsseiten werden danach bald eine deutliche Sprache sprechen und dann können die Verlage zu sehen wie sie das Gesetz wieder los werden.

Das eigentlich traurige an der Sache ist ja mal wieder die Tatsache, wie stark der Lobbyismus in Berlin ist.

Da auch in den Suchergebnissen Ausschnitte zu lesen sind werden wohl alle Suchmaschinen alle Verlage vom Suchindex nehmen (müssen). Persönlich denke ich das die deutschen Verlage dadurch leiden müssen und sich darüber beschweren.

Ich halte den Entwurf auch für Blödsinn.

Was kommt dann als nächstes? Müssen dann Kiosk-Betreiber Gebühren an die Verlage bezahlen,
weil die vorbeilaufende Kundschaft ja die Titelseiten lesen kann?

Also warum sollte man bezahlen wenn man auf sie verlinkt.

Das muss natürlich nicht vergütet werden. Natürlich kann ein Artikel verlinkt werden, ohne dass das vergütet werden muss. Auch dürfen weiterhin Teile des Artikels zitiert werden.

Ich verstehe die Aufregung darüber auch nicht. Warum denken so viele für Google kämpfen zu müssen? Google ist auch nur ein Unternehmen, soll es das ganze doch selbst mit den Verlagen ausstreiten.

Auch ist es doch falsch zu glauben, Google würde keine Lobbyarbeit betreiben. Google gibt in Europa jährlich etwa 600.000 bis 700.000 Euro dafür aus und hat 7 Mitarbeiter in Brüssel, die Politiker „beraten“ sollen.

Und was ist daran jetzt so verwerflich? Keine Ahnung wer oder was da noch so in Brüssel sitzt, aber Google beherrscht da bestimmt nicht die Mehrheit. Alleine der Eingangspost, bzw. der Gesetzentwurf spricht hier doch schon für Google und nicht für ein „Leistungsschutzrecht“ (das Lächerlichste was sich ein Axel-Springer-Verlag überhaupt leisten kann).

Ich kann den Vorrednern nur beipflichten, das wird ziemlich in die Hose gehen, sobald die Klick-Zahlen. bzw. „Quoten“ sinken. Keine Ahnung wer auf so eine dumme Idee kommt… oder doch, nur alte, geldgeile Säcke, die es nicht interessiert, ob es Jemanden interessiert…

Warum denken so viele für Google kämpfen zu müssen?

Ich kämpfe nicht für Google, das haben die auch gar nicht nötig. Aber die Verlage sollten denen mal lieber eine nette Dankeskarte für minütlich 100.000 weitergeleitete Besucher schreiben anstatt sie gesetzlich zum zahlen zwingen zu wollen.
Das ist schon jetzt eine absolute Win-Win-Situation und diese Forderung ist einfach nur dreist. Jemand macht im großen Stil Werbung für dich und dann willst du noch dafür von dem bezahlt werden. Tolle Logik.

Aber dazu wird es sowieso nicht kommen, auch wenn das Gesetz verabschiedet wird. Google wird dann einfach die, die bezahlt werden wollen aus dem Index schmeißen und nach 1-2 vernichtenden Tagen werden die Verlage wieder angekrochen kommen. So ist es ja schon in Belgien gewesen, aber hier muss man sich natürlich wieder in etwas verrennen bloß weil es zu spät ist einen Rückzieher zu machen ohne dabei das Gesicht zu verlieren.

Das Problem sind nicht die Links, sondern, dass die Texte der Artikel mit auf Google angezeigt werden. Ich lese die nämlich oft, anstatt auf den Link zu klicken. Und wenn ich nicht auf den Link klicke, hat der Verlag keine Werbeeinnahmen und die Verweildauer auf der Seite ist gleich null, d.h. die Wahrscheinlkichkeit, dass ich mir noch andere Artikel auf der Seite anschaue, ist gering. So einfach ist das!

Es werden doch höchstens 3 Zeilen angezeigt und keine ganze Texte, das reicht dir dann? Also ich persönlich sehe das nur als Anreiz mir dann den Artikel durchzulesen.

Und wenn man als Verleger das nicht möchte, dann braucht man kein Gesetz sondern nur eine Zeile Code im Quelltext der Seite:

<meta name="googlebot-news" content="nosnippet">

Anschließend würden bei Google News nur noch die Überschriften angezeigt werden

Das wissen die Verlage auch, wird aber gerne verschwiegen da sie dadurch ja an Attraktivität verlieren. Sie wollen also bezahlt werden für etwas das sie jetzt bereits völlig freiwillig umsonst anbieten, denn sie könnten es ja jederzeit abschalten. Völlig lächerlich.

Und bevor jetzt jemand kommt und sagt auch die Überschriften wären ja schon Schützenswert:

<meta name="googlebot-news" content="noindex" />

So kommt man ganz raus, macht aber natürlich auch keiner, die wären ja schön Blöd.

Achja, fast vergessen:

So einfach ist das!

http://1.bp.blogspot.com/_yKLr5s9o2G0/S … mann+3.jpg

Und was ist daran jetzt so verwerflich?

Nichts ist daran verwerflich, es wird aber nur albern, wenn man einer Partei vorwirft, dass Lobbyismus betreibt.

Aber die Verlage sollten denen mal lieber eine nette Dankeskarte für minütlich 100.000 weitergeleitete Besucher schreiben anstatt sie gesetzlich zum zahlen zwingen zu wollen.

So einfach ist es aber doch nicht. Verlage suchen nach einer ordentlichen Vergütung und Google hilft ihnen da nicht gerade. Google zwingt diese, die Inhalte kostenlos anzubieten. Das ist ja auch der Grund, warum kostenpflichtige Artikel über Google auf einmal auf einmal kostenlos zu haben sind. Das ist ein riesiges Dilemma für die Verlage.

Google zwingt diese, die Inhalte kostenlos anzubieten.

So oder anders liest man so manche Begründung. Nur ist das zum Teil falsch!
Google zwingt doch niemand! Google stellt nur die Plattform zur Verfügung, man kann dort auch wegbleiben!
Bisher war es doch eher umgekehrt das sich so manche darum gerissen haben dort zu erscheinen.
Das ist doch schlicht und einfach nur kostenlose Werbung!

Das ist ja auch der Grund, warum kostenpflichtige Artikel über Google auf einmal auf einmal kostenlos zu haben sind. Das ist ein riesiges Dilemma für die Verlage.

Dafür hätte ich jetzt gerne mal einen Beleg bevor ich irgendwie darauf eingehe.

Das über Google News teils kostenpflichtige Artikel kostenlos sind sollte bekannt sein.
Google selbst empfehlt das (Google nennt das “Erster Klick gratis”), da so die Chance erhöht wird, dass es als Ergebnis auftaucht. Der Anbieter verpflichtet sich dabei mindestens 5 Zugriffe pro Tag für den Google-Nutzer zu erlauben.
Entscheidet sich der Anbieter dagegen muss er einen Text von mindestens 80 Zeichen vorgeben, macht er das nicht, dann wird er bei Google News nicht auftauchen. Mit den 80 Zeichen wird er auch eher seltener gefunden als mit dem kompletten Artikel.
Kommt der Anbieter auf die Idee, dem Google-Bot den kompletten Text zu geben, dem Nutzer aber nur nach Bezahlung, um besser von Google bewertet zu werden wird er komplett von der Google-Suche ausgeschlossen.

Und natürlich wollen alle von Google gefunden werden (darum geht es ja auch) ich finde es aber sehr bedenklich, wenn ein quasi-Monopolist die Bedingungen vorgibt, wie etwas gefunden wird, bzw. wie etwas veröffentlicht werden soll.

[-]Davon hab ich noch nie was gehört, gib mal bitte eine Quelle dafür. “Sollte bekannt sein” nützt mir nichts, sonst hätte ich ja wohl kaum explizit danach gefragt.[/-]

EDIT: Du meinst wohl das hier: http://support.google.com/news/publishe … swer=40543

Das klingt doch völlig normal…so wie du es schreibst klingt es so als würde Google gegen den Willen der Verlage hier kostenlos Artikel veröffentlichen, dem ist aber gerade nicht so.

Der Punkt ist nur, dass sie damit gezwungen werden den Artikel für Google-Nutzer kostenlos bereit zu stellen, denn ansonsten werden sie nicht oder schlechter gefunden.

Und wieso werden sie schlechter gefunden?

“Gezwungen” wird da doch niemand. Außerdem gilt das nur für Webseiten mit Registrierung. Die Artikel auf die Google verlinkt sind aber meiner Meinung nach nicht Registrierungspflichtig. Zumindest ist mir noch keiner untergekommen. Somit entfällt diese Regelung mit “1. klick gratis” sowieso. Ich z.B. nutze seit einiger Zeit nicht mehr Google sondern Bing. Und dort tauchen in der News Sparte diesselben Artikel von denselben einschlägigen Seiten auf wie bei Google.
Außerdem wenn ich ein Abonnement bei einem Verlag/Zeitung abschließen, dann tu ich das mit der Absicht, mich eh immer auf den Verlagsseiten aufzuhalten und aktuelle Artikel zu lesen. Will ich kein Abonnement abschließen und nur freie Artikel lesen, dann nutze ich die Google/Bing/… suche. Und was nützt es mir wenn dann dort zahlungspflichtige Artikel erscheinen. Schließlich nutze ich ja die Suchmaschinen in der Absicht freie Artikel zu finden.

Und wieso werden sie schlechter gefunden?

Da Google natürlich einen kompletten Artikel besser indizieren kann, als nur einen Text von 80 Wörtern.

Außerdem wenn ich ein Abonnement bei einem Verlag/Zeitung abschließen, dann tu ich das mit der Absicht, mich eh immer auf den Verlagsseiten aufzuhalten und aktuelle Artikel zu lesen. Will ich kein Abonnement abschließen und nur freie Artikel lesen, dann nutze ich die Google/Bing/… suche. Und was nützt es mir wenn dann dort zahlungspflichtige Artikel erscheinen. Schließlich nutze ich ja die Suchmaschinen in der Absicht freie Artikel zu finden.

Es geht hier nicht nur um Abos. Mal angenommen Du suchst etwas und findest dazu ein kostenpflichtigen Fachbeitrag. Da Du Dich für dieses Thema interessierst oder es für Recherche brauchst und keinen vergleichbaren Artikel findest entscheidest Du Dich dafür zu zahlen.
Wenn aber Google diesen Artikel schlechter behandelt, da er kostenpflichtig ist, könnte es sein, dass Du diesen Artikel erst gar nicht findest. Oder der Verlag entscheidet sich diesen Artikel für „erste mal kostenlos“ frei zu geben. Dann ist zwar die Wahrscheinlichkeit höher, dass er gefunden wird, aber der Verlag verdient nichts daran.
Jetzt gäbe es noch die Möglichkeit den Google-Bot den gesamten Artikel zu überlassen, so dass er komplett indiziert werden kann. Dies erlaubt Google aber nicht.

Es geht hier nicht nur um Abos. Mal angenommen Du suchst etwas und findest dazu ein kostenpflichtigen Fachbeitrag. Da Du Dich für dieses Thema interessierst oder es für Recherche brauchst und keinen vergleichbaren Artikel findest entscheidest Du Dich dafür zu zahlen.

Ja aber wenn ich einen Fachartikel suche, dann nicht in der NEWS Sparte, sondern über die normale Suchfunktion. Und die ist davon nicht betroffen.

http://support.google.com/news/publishe … swer=40543

Im Allgemeinen sehen es unsere Nutzer (die zu Ihren Nutzern werden können) lieber, wenn nicht sofort eine Registrierungs- oder Abonnementseite erscheint, sobald sie einem Link auf Google News folgen. Falls für Ihre Website ein Abonnement oder eine Registrierung erforderlich ist, gibt es drei Möglichkeiten, wie Ihre Website in Google News indexiert werden kann

Ist Dir schon mal aufgefallen, das Zeitungsartikel in der normalen Suche ganz oben auftauchen? (das ist ein Teil der News-Suche)
Zudem spielt es doch keine Rolle ob es bei der normalen Suche oder bei News oder sonst wo auftaucht.