Neues Leistungsschutzrecht - gut oder schlecht?

Wenn du normal suchst, erscheinen sowohl Zeitungsartikel (wie in der News Suche) als auch andere Suchergebnisse. Wenn man die News-Suche benutzt, dann erscheinen bloß Presseartikel.
Da beide Suchen andere Ergebnisse liefern, steckt hinter beiden verschiedene Algorithmen. Demnach können kostenpflichtige Artikel bei der News Suche nicht auftauchen aber bei der normalen Suche sehr wohl.
Z.B: Ist es noch gar nicht so lange her, dass ich für irgendwelche Schulhausaufgaben sachen googlen musste. Da gibt es diverse Seiten die Aufsätze zum Verkauf anbieten. Und über die Google Suche findet man diese Seiten sofort. Also von wegen Fachartikel zum Verkauf werden nicht gelistet.

Da Google natürlich einen kompletten Artikel besser indizieren kann, als nur einen Text von 80 Wörtern.

Wenn dieses 80-Wort-Snippet aussagekräftig genug ist dann benachteiligt es dich nicht wirklich bei den Suchergebnissen. Es müssen halt bereits die wichtigsten Schlagwörter enthalten sein und das ist bei einer normalen Überschrift mit Einleitung ja der Fall.

[Suchfunktion bemüht und Beiträge eingefügt]

Hi, Leute,

heute hat der Bundestag beschlossen, dass Suchmaschinen wie Google und Blogger, die Teile von Zeitungsartikeln zitieren nun Lizenzen bezahlen müssen. Es ist allerdings nicht genau definiert worden, wie lang z.B das zitierte sein darf, was einen großen Spielraum lässt für Klagen, Anwälte können sich schon mal über ein Auftragsplus freuen. Ich persönlich halte es für ein Gesetz, dass erstens Firmen wie Google unnötigerweise für kleine Textausschnitte, die bei der Orientierung zum Finden des richtigen Artikels, belangt werden, finde es vor allem deshalb nicht okay, weil es auch kleine Blogger dazu zwingen könnte, Geld für Lizenzen zu bezahlen, dass sie oft nicht aufbringen. Hinter der Forderung nach diesem Gesetz scheint vor allem die Springer-Presse zu stehen, die immer wieder betonen wie toll dieses Gesetz doch sei.
Was meint ihr dazu?

Hier noch ein paar Links zum Thema:

http://www.3sat.de/mediathek/index.php? … &obj=35169
http://www.tagesschau.de/inland/leistun … ht120.html
http://www.spiegel.de/netzwelt/netzpoli … 86063.html

Heute im Bundestag hieß es, mit der neusten Änderung "kleinste Textteile"seien Snippets und somit erlaubt. Wurde so auch vorgetragen von Koalitionsvertretern. Nun sagen die Verlage, dass das doch nicht so sei und dass sie gegen Snippets vorgehen würden.
http://www.stefan-niggemeier.de/blog/ve … zulaessig/
Das alles ist ein blamables Schauspiel. Es zeigt wie selten zuvor, dass die Regierung sich von Springer- und Burda-Lobbyisten instrumentalisieren lässt, weil sie Angst vor schlechter Presse im Vorfeld der Bundestagswahl hat. Solche “Volksvertreter” braucht kein Mensch.
Solche Presse braucht auch kein Mensch, die in eingener Sache Lügen und Propaganda verbreitet und nur auf Besitzstandswahrung aus ist.
Positiv hervorheben möchte ich die 6 Koalitionsvertreter, die heute mit Nein gestimmt haben, und auch Enthaltungen gab es.
Gottseidank ist das noch nicht durch, denn der Bundesrat muss zustimmen, und da hat Rot-Grün die Nase vorn. Am Ende stehen noch der Bundespräsident und die EU-Kommission, die die Notifizierungspflicht verletzt sehen könnte.

Ich verstehe dieses Gesetz irgendwie nicht vollständig… wofür soll Google jetzt die Lizenzen zahlen müssen? Für die Suchergebnisse in der Suchmaschine? Für die Beiträge in Google-News (die auch nur einfach Links sind)? “Snippets” sind nun doch erlaubt obwohl diese der Hauptgrund waren und verboten werden sollten?
Was haben die Verlage gegen die Suchmaschine? Bei der Debatte im Bundestag wurde von der Opposition immer wieder daraufhingewiesen, dass die Verlage über 50% (80%) ihrer Online-Nutzer dank den Suchmaschinen bekommen. Wollen die Verlage in die Hand beißen die sie füttert und die Leute erst auf ihre Online-Angebote lotst?
Und da das Gesetz ja irgendwie viel Spielraum für Interpretationen lässt ist es doch eigentlich nur wieder eine Arbeitsbeschaffungsmaßnahme für die Gerichte oder?

Also irgendwie totaler Schachsinn…

Ich verstehe dieses Gesetz irgendwie nicht vollständig

Niemand tut das. Aber, um mal FDP-Mann Thomae zu zitieren (der mit dieser Aussage wohl so viel Aufmerksamkeit bekommt wie noch nie in seinem Leben): „Dafür ist der Rechtsstaat da. So what?“
Springer und Burda und wer weiß wer noch alles würden - sobald das in Kraft getreten ist - ihre Anwälte losschicken und alles, was ihnen und ihren Erfüllungsgehilfen von CDU/CSU nicht passt, aus dem Internet rausklagen. Das gibt dann Geld für die Verlage und endlich eine schöne Zensurinfrastruktur für die Politik. Dann kann man im Netz unpopuläre Maßnahmen auch gleich besser durchsetzen. Google interessiert das nicht, die ziehen einfach den Stecker.

FDP-Mann Thomae zu zitieren: „Dafür ist der Rechtsstaat da. So what?“

Eine kurze Recherche ergab, dass dieser Mann Anwalt ist und da du vermutlich auch mit dieser Aussage Recht haben wirst:

Springer und Burda […] würden […] ihre Anwälte losschicken

Kann man das ja fast schon wieder Klientelpolitik nennen (für die Verlage und Anwälte, die vermutlich auch häufig zum Wahlstamm der FDP gehören) :roll:
Diese Bundesregierung :ugly Was soll der ganze Mist eigentlich?

Google interessiert das nicht, die ziehen einfach den Stecker.

So wie in Belgien? :smt005

Google-News-Urteil: Belgische Zeitungen fliegen aus Googles Suchmaschine

und kurze Zeit später… :ugly

Leistungsschutzrecht Google einigt sich mit belgischen Zeitungsverlagen

So werden wohl dann einige Verlage pleite gehen, da sie bedeutungslos werden.
Wer nicht genannt wird, der wird vergessen. So einfach ist das.

Und jetzt führen bitte alle noch eine Paywall ein und dann gehen in den restlichen Redaktionen die Lichter aus.

Das ist wie mit der Musik. Je erfolgreicher die sogenannte Piraterie bekämpft wurde, desto schneller sanken die Plattenverkäufe. Das ist ja auch logisch, nur für die Industrie halt nicht.

Mir ist das doch egal. Wenn die unbedingt Selbstmord begehen wollen? Hätten die mal lieber einen Mindestlohn für ihre Journalisten vereinbart. Gier ist kein gutes Image.

Die Opposition hätte das LSR übrigens gestern schon abblocken können - wenn denn alle Abgeordneten da gewesen wären: http://www.spiegel.de/flash/0,5532,2286 … ilfe=false (fefe hat noch ein bisschen mehr dazu.)

Solange wie Politiker es noch mehr fürchten, bei Bild und Bunte verrissen zu werden als einen Shitstorm im Netz zu kassieren, solange haben die Verlage noch ein Druckmittel. Aber die Luft wird dünn: Die Auflagen schmelzen, und junge Netzpolitiker wie Dorothee Bär (CSU), Peter Tauber (CDU) und Jimmy Schulz (FDP) haben sich auch gegen das LSR ausgesprochen und mit Nein gestimmt. Der Rest hat keine Ahnung und ist Stimmvieh oder hat Angst um seine Doktortitel. Leute wie Singhammer (CSU) schicken Briefe an Journalisten, wenn sie anfangen zu twittern. :smt005
http://www.tagesspiegel.de/medien/das-n … 22162.html

Die Rechtsabteilungen der Verlage werden sich bei so einem ungenauen Gesetz die Hände reiben. Das verspricht jahrelange Prozesse bis überhaupt gerichtlich geklärt ist wer wann zahlen muss. Ist ja nicht so als würden die schwächelnden Verlage das Geld für andere Dinge gebrauchen können. So hat man sich selbst ins Knie geschossen.

[B]Google macht jetzt das was alle erwarten konnten: Wer bei Google News auftauchen will muss dem per Opt-In zustimmen und damit auf LSR-Zahlungen verzichten.[/B]

Ich würde mich ja freuen, wenn der Prozess zur Schaffung dieses Gesetzes nicht ein dermaßen schlechtes Licht auf unsere Verlage und unsere Politik geworfen hätte…

Naja freuen ist vielleicht übertrieben… das Gesetz besteht trotzdem, dass wird ja nun nicht kurz vor knapp doch noch gekippt werden.

Und dann stehen wir vor einem anderen „Problem“.

Das hier recht gut dargestellt wird: http://schmalenstroer.net/blog/2013/06/leistungsschutzrecht-tritt-in-kraft-ist-bereits-tot/

Hier geht es mir aber nicht um den Artikel, der die Sache zwar auch ziemlich gut zusammenfässt. Es geht um einen Userkommentar, der meiner Meinung nach sehr zutreffend ist:

Der Versuch der Verlage ein Gesetz gegen Google auf den Markt zu bringen schlägt ziemlich genau in das Gegenteil um. Jeder der nicht Google ist wird eingeschränkt. Während Google selbst aufgrund seines Quasi-Monopol nur an Macht und Einfluss gewinnt.

Ich stehe da nun nicht zu kritisch, weil ich die meisten Googledienste regelmäßig nutze und Google auch nicht wie viele andere für den Satan persönlich halte. Aber ein Unternehmen ohne Konkurrenz ist, solange es marktwirtschaftlichen Grundsätzen gehorcht immer ein Problem.

Nun ja… vielen Dank an den Axel-Springer-Verlag. Ihr habt es tatsächlich geschafft Google noch stärker zu machen als es sowieso schon ist. Da muss man ja zumindest zugeben, dass ist eine Leistung. (Wie schützenswert diese ist steht auf einem anderen Blatt…)

Ich bezweifle, dass es Springer und ihren Regierungsvasallen um Google ging. Möglicherweise sollen die lästigen Blogger weggeklagt werden. Vielleicht würde das ja die Herausgabe der Kabinettsprotokolle ans Licht bringen, die von der Regierung hartnäckig verweigert wird.
VOR Berabschiedung des LSR:

…durch die vorzeitige Bekanntgabe der Informationen der Erfolg der Entscheidung oder bevorstehender behördlicher Maßnahmen vereitelt würde

NACH Verabschiedung:

Die Veröffentlichung ist durch die damit verbundene einengende Vorwirkung auf die Willensbildung geeignet, den Interessen der Bundesrepublik Deutschland schweren Schaden zuzufügen

Link:

Interessant.
[HR][/HR]
Ich möchte hier auch mal die Frage in den Raum stellen, wie denn das Forenteam hier mit dem LSR umzugehen gedenkt? Wie wäre es mit einem solchen Passus in den Regeln:

Zitate aus presseähnlichen Publikationen sind aufgrund des LSR nicht erlaubt und werden kommentarlos gelöscht. Verlinkungen auf solche dürfen nur mit einem URL-Shortener (tinyurl etc.) erfolgen.

Das würde die Unsicherheit des Gesetzes 1:1 auf die User durchreichen.

Vollzitate von anderen Websites sind ja auch jetzt schon nicht erlaubt. Kommentierte Zitate einzelner (Ab-)Sätze fallen auch weiterhin unter das Zitierrecht, stellen also kein Problem dar. Ob Link-Shortener es so viel besser macht, weiß ich nicht. Einige Seiten (z.B. sueddeutsche.de) bieten ja auch eigene Shortlinks an, die auf den SEO-Schwachfug (Titel, Rubrik, …) in der URL verzichten. Dort könnte man dann auch wenigstens sehen, wo man hingeleitet wird. Wäre also bit.ly und Co vorzuziehen.
Ansonsten denke ich, dass wir die Situation in nächster Zeit sehr genau beobachten werden und - sofern das notwendig sein sollte - entsprechende Maßnahmen ergreifen. Bisher sehe ich da keinen allzu großen Bedarf, da die meisten User sich ja der Problematik bewusst sind und schon aufmerksam genug damit umgehen.

Ich bin mir nicht sicher, dass das so einfach wird. Möglicherweise schickt irgendein Presseverlag oder einer, der sich dafür hält, am 1.8. ein paar Abmahnungen los. Gut, das wird sich - wie hoffentlich das ganze LSR - als Rohrkrepierer rausstellen, aber den juristischen Ärger hättet ihr dann erstmal am Hals. Wäre so eine Marions-Kochbuch-Geschichte.

da die meisten User sich ja der Problematik bewusst sind und schon aufmerksam genug damit umgehen.

:lol: Dieser Thread hats grad mal auf 4 Seiten gebracht. :?

@Twipsy

Dass der Thread nicht so anläuft liegt bestimmt nicht am Desinteresse.
Es ist nur schwer etwas dazu zu sagen.
Das LSR wird viele Probleme bringen, das ist jedem klar. Aber im Prinzip ist hier ja schon alles recht kompakt wiedergegeben worden.

Und ja, auch ich habe das Gefühl, dass die Blogger weg sollen. Mehr Klicks auf der hauseigenen Seite ist halt bares Geld.

Aber ich verstehe irgendwie auch die Printmedien.
Ich kann mir vorstellen, wie die Auflagen für Papier zurückgegangen sind. Das Einführen einer Paywall hat die Abwanderung der Leserschaft bedeutet. Über Anzeigekunden auf der Website kann man sich wohl kaum finanzieren. Kleistert man alles mit Werbung zu, liest keiner mehr. Im Internet bestimmt man aber auch nicht den Betrag, den man pro Klick bekommt. Das war in den Printversionen noch anders.

Das LSR ist eine Verzweiflungstat die allen noch mal sehr, sehr Leid tun wird.

@Twipsy: Ja, der Thread hier ist nicht besonders umfangreich. Aber wir sehen ja auch, ob und wie die User in anderen Threads von den Websites der Zeitungen etc. zitieren. :wink:

Ich verfolge die Sache auch, gibt nicht viel zu sagen ausser das ich es begrüße das das Gesetz durchgedrückt wurde.
Die meisten Zeitungen wollen sich ja nun hinter einer Paywall verschanzen und glauben Google ne lange Nase gemacht zu haben.
Das die Gewinne von den Zeitungen zurück gehen liegt nicht an Google, sondern an der beschissenen Qualität. Hab ich Spiegel, Focus, etc gelesen kann ich auch Bild lesen, der Inhalt ist im groben gleich, die qualität leider auch.
Das Gesetz wird das Ende hoffentlich beschleunigen.
Für kleine Blogs und Privatnutzer ist es natürlich scheiße, die Abmahnanwälte wetzen schon die Messer.

Das LSR ist eine Verzweiflungstat die allen noch mal sehr, sehr Leid tun wird.

Naja, das ist wie bei Gaddafi oder Assad: Mi der Art und Weise wie sie mit Gegenwind umgehen beschleunig(t)en sie nur ihre eigenen Untergang, weil die Weltfremdheit irgendwann keine Grenzen mehr kannte.
Mit den oftmals überheblich von ihrer eigenen Wichtigkeit eingenommenen Presseverlage ist es da nicht anders.

Deshalb glaube ich nicht, dass es denen irgendwann leid tun wird. Das setzte soetwas wie Einsicht voraus.
Hätten die Verlage den Wandel erkannt und schon früh soweit als möglich auf online umgesattelt, wäre nichts passiert. Aber sie haben Neuerungen immer bekämpft. Das Internet war ihnen immer unliebsam - auf Neuerungen muss man aber als Unternehmen offen zugehen, sonst stirbt man.