Tach zusammen.
Ich bin gerade in Stimmung, mal ein bisschen rum zu lästern über diese ganze Scheiße, die man sich tagsüber im Radio anhören muss. Wenn ich mit dem Auto zur Arbeit fahre, zappe ich durch die Sender in der Hoffnung, irgendwas zu hören, das mich NICHT nervt. Aber Fehlanzeige: das meiste wird einfach so gnadenlos oft gespielt, dass ich SOFORT weiter zappen muss, um nicht vor Wut gegen den nächstbesten Baum zu fahren. Meistens bleibe ich bei Deutschlandradio oder NDR Info hängen, wo fast nur gelabert wird, weil ich die Musikbeiträge fast aller anderen Sender nicht mehr ertragen kann (ausgenommen vielleicht noch Funkhaus Europa, die mal gut waren, mittlerweile aber anscheinend auch nur noch lateinamerikanischen Skapunk und Türkpop im Programm haben. Nordwestradio hat mal viel versprechend angefangen, ist aber auch langweilig geworden…). Nach 21 Uhr wird es auf vielen Sendern dann erheblich besser/interessanter. Tagsüber hingegen sind die Sender inhaltlich nicht voneinander abgrenzbar: jeder sendet “den besten Mix der 80er, 90er und mehr neue Hits”, und die Moderatoren sind sich nicht zu schade, diese dummen Jingles 15-minütig wiederholen. Es ist so schade, wie die Sender um die Wette versuchen, sack-langweiliger Durchschnitt zu sein. Dabei könnte man gerade tagsüber, wo viele Leute Radio hören und Radio DAS Medium ist, neue interessante (!) Musik vorstellen. Die Moderatoren können einem dabei schon irgendwie Leid tun. Ich meine, was ist das für ein mieser Job: Erfüllungsgehilfe für ein Plattenlabel sein und eigene Ambitionen vollständig unterdrücken zu müssen, die Pausen dann mit gespielter guter Laune mit irgendeinem sinnfreien Gequatsche vom letzten Klobesuch oder wasweißich auffüllen? Nee, danke, dann schiebe ich lieber Einlaufswagen vor dem Lidl zusammen oder werde Karussellbremser.
Naja, aber ich wollte ja eigentlich über Musik lästern.
Allen voran erstmal über ADELE. Ich fand die mal gut vor zwei Jahren. Aber nur kurz und auch längst auch nicht alle Stücke. Relativ schnell ist mir die Stimme schon wieder auf den Wecker gegangen. Und jetzt? Jetzt wird ADELE seit gut einem Jahr (es ist ja auch schon etwas besser geworden) so schlimm gehypt als “die britische (vintage-) Soulgröße” schlechthin. Es scheint beinahe, man sei froh darüber, so schnell einen Genre-Ersatz für die Winehouse gefunden zu haben (die in besseren Zeiten in einer ganz anderen Liga gesungen hat). Erst schien es, dass diese quäkende Buffy oder Duffy oder wie immer die hieß das werden sollte, aber dann schwenkte man in den Redaktionen der Sender schnell auf ADELE um, deren Stimme vielleicht einfach mehr Mainstream-Potential hat. Nervig war das schon, als es noch ein Kopf-an-Kopf-Rennen war und beide exzessiv gespielt wurden. Naja, seit Adele das Rennen gemachat hat, bleibt mir wenigstens das Gequäze von Duffy erspart. Dafür muss ich mir nun Adeles unerträglich gewordenes Gejaule auf allen Sendern anhören bzw. das Radio ganz abschalten (oder mir notgedrungen Sprechbeiträge anhören), um dem zu entgehen. (schöner Zeit-Artikel zum Thema)
Hm, was gabs sonst noch? Ach, ja: Ich habe heute mal wieder “We are young” der Gruppe FUN hören müssen. Was ist das bloß für ein Scheiß? Wer hört so was? Als ich letztens in Italien im Hotel nachts noch kurz irgend einen Musiksender gekuckt habe zum einpennen, habe ich das Video dazu gesehen. Gibts echt Leute, die sich das Stück kaufen? Das Stück ist schrott, der Gesang katastrophal grottig. Schlimm, schlimm…
Angenehm finde ich, dass die noch vor einem halben Jahr endlos rauf und runter gedudelten Mando Diao aus dem Radioprogramm verschwunden sind. Wenn der Sänger sein “I wanna dance with somebody” psychotisch ins Mikro krajolte, ging das ja mal fast schon als Drohung durch.
Dann Lady-Gaga. Was bleibt eigentlich übrig, wenn man sich bei der mal die Kostüme und das ganze schrille Drumherum wegdenkt? Also, musikalisch ja wohl nicht viel. Und gesanglich ebenso alles relativ dünn. DARUM ja wohl auch das ganze Drumrum. Deren Omnipräsenz im letzten Jahr war echt beeindruckend wie anstrengend (und bestimmt auch teuer). Aber prompt hat sie dann auch wie zu erwarten alles mögliche an Preisen abgeräumt. Was ja kein Wunder ist, wenn man so oft gespielt wird und sämtliche Sendezeit für anderes blockiert. Ein echter Wegzapper.
Nächste Unerträglichkeit ist Katie Perry. Ein bisschen dreckige Röhre, ein bisschen Schlampen-Image, fertig ist das typische US Pop-Produkt. Erst die Spierce’sche, dann “dirty Christina”, jetzt also die Perry, die mit “I kissed a girl” (huch, wie gewagt!!!) Jahre später die amerikanische Anwort auf das russische Lolita-Duo Tatu abliefert - nur, dass hier stimmlich ein bisschen mehr geboten wird.
Insgesamt habe ich beim Radio hören meistens das Gefühl, dass ich das alles schon mal gehört habe, was wahrscheinlich daran liegt, dass das tatsächlich der Fall ist: alles klingt irgendwie wie irgendwas 100 mal gedudeltes. Ich kann nur müde drüber lächeln, wenn mal wieder Band A Band B verklagt wegen Plagiatsvorwürfen. Zumindest bei Popinterpreten, deren einziges Unterscheidungsmerkmal der Name (und vielleicht noch das Image) ist.
Anders ist das natürlich zu Hause, wo man per Internet Zugriff auf etliche Nischensender hat. Und wo man aus verschiedenen Gründen fast nie dazu kommt, Radio zu hören… :roll:
Beim “echten” Radio hingegen bleibt einem nur eins: mal wieder abschalten…
Marinero