Massenmedien und die Revolution

Ich habe die Diskussion über die moralische und rechtliche Bewertung von Soldaten etc. jetzt mal ausgeblendet, da sie absolut nichts mit dem eigentlichen Thema zu tun hat.

Geil, toll gemacht. Das Thema hätte mich jetzt prompt gepackt, aber ich bin mir sicher, die Heerscharen der stillen Mitleser werden dir die Füße küssen, dass sie nicht über die etwaige thematische Abweichung mit einem in Sekundenbruchteilen geschehenen Scrollen hinwegfahren müssen. :ugly

Wenn dich das Thema interessiert, kannst du gerne einen eigenen Thread dazu aufmachen.

Bitte schön:
viewtopic.php?f=57&t=9383&p=219293#p219293

Nur zur Info: Heute im Morgenmagazin war Occupy Wallstreet das Haupthema. Insbesondere die zwischenzeitliche Verhaftung einiger Demonstranten in New York hat das Thema für die Medien interessant gemacht.

Nur zur Info: Heute im Morgenmagazin war Occupy Wallstreet das Haupthema. Insbesondere die zwischenzeitliche Verhaftung einiger Demonstranten in New York hat das Thema für die Medien interessant gemacht.

Die Überreaktion der New Yorker Polizei ist auch berichtenswerter als diese vergleichsweise kleine Demo.

Da stimme ich zu. Es ist ein immer wieder vorgebrachter Ansatz, Demonstrationszahlen gegen Bevölkerungszahlen ins Verhältnis zu setzen um die Bedeutung als gering zu schätzen/darzustellen. Manchmal tut man das sogar ohne Ressentiments gegen die Demonstranten oder deren Themen sondern einfach, weil man davon überzeugt ist, dass 50% der Bevölkerung demonstrieren müssen, bevor es relevant wird, da ja die „Nichtdemonstranten offensichtlich anderer Meinung“ sind. (Gott, habe ich das hier in Stuttgart häufig gehört… )

Ich würde To Mega Therion sogar noch ergänzen: Geringe Teilnahmequoten können auch daher rühren, dass die vorherrschende Meinung des „jeder ist seines eigenen Glückes Schmied“ viele Leute davon abhält, die Schuld woanders als bei sich zu suchen.
Ich kriege keinen Job? Ich muss mich mehr anstrengen.
Ich kriege keinen Mann? Ich muss mir Brustimplantate zulegen.
Ich kriege kein Recht? Dann lag ich falsch.

Ich will nicht sagen, dass man nicht bei sich selbst suchen muss. Aber wenn eine Gesellschaft in ihrer Vorstellung „eines Lands der unbegrenzten Möglichkeiten“ die Eigenverantwortlichkeit des Einzelnen so zementiert hat, dass jeder nur bei sich sucht, kann sie auch keine größeren Zusammenhänge erkennen. Das hält Leute vom Klagen gegen Ungerechtigkeiten genauso ab wie die Denunziation von Demonstranten als „unfähiges, faules Pack“. Letztere Beschreibung resultiert auch aus der „die sind selber schuld, dass es ihnen so schlecht geht“-Vorstellung.

Wenn nun in einem Land wie Amerika gegen Kapitalismus demonstriert wird und sich die Demo hält, sehe ich daher auch durchaus eine Relevanz für die Nachrichten. Zumal es keine Demonstration mit Anfang und Ende, sondern ein Democamp ist. Da würde ich ebenfalls einen großen Unterschied machen. Einmal kurz über die Straße zu marschieren und danach wieder zuhause Tee zu trinken ist was anderes, als einen gesamten Platz zu besetzen. Auch in Kairo war der Teil der Camper nicht besonders groß, gemessen an der Bevölkerungsmenge. Aber sie, wie auch Symbole wie „Anonymous“ und co., bilden einen Kondensationskeim für Unzufriedenheit, die sonst ungerichtet und unkonzentriert herumdiffundieren würde.

Und so sehr ich auch weiß, dass bei „Anonymous“ beispielsweise auch viele geistige Kinder (ob volljährig oder nicht) unterwegs sind, so froh bin ich, dass „Anonymous“ ein Kondensationskeim für kritisches Denken der Jugend ist.

Und genauso froh bin ich über „Occupy Wall Street“.

Denn auch wenn sich dem nicht alle zugehörig fühlen, so denken die meisten wenigstens über das Thema nach. Das ist schon eine Menge Wert…