Kristina Schröder- auf einem Niveau mit der NS-Politik?

Durch Frau Schröders Äußerungen wie

Wenn etwa Pippi Langstrumpfs Vater als „Negerkönig“ bezeichnet werde oder Jim Knopf als „Negerbaby“, dann werde sie dies bei ihrer Tochter „synchron übersetzen, um mein Kind davor zu bewahren, solche Ausdrücke zu übernehmen…
Geschichten werden entschärft: Kristina Schröder sind Grimms Märchen „zu sexistisch“.

und

Auch der bestimmte Artikel in „der liebe Gott“ habe aus ihrer Sicht nichts zu bedeuten, so Schröder. „Man könnte auch sagen: Das liebe Gott.“

Das Interview findet man hier:
http://www.bmfsfj.de/BMFSFJ/Ministerium/ministerin,did=194706.html=
begeht sie wie die Nazis einen Verrat an der deutschen Kultur und trägt ihren Teil zur Zerstörung dieser bei!
Und verwirrt das Kind total, da alle anderen die Geschichten anders kennen.

Was meint ihr dazu`?

Ich finde diese Äußerungen zwar auch grundlegend bescheuert, aber deswegen muss man nicht gleich NS-Vergleiche bemühen. :wink:

@ Firebird
Eine eigene Stellungnahme wäre vielleicht gar nicht mal so schlecht.

Pippi Langstrumpf ist ein Meisterwerk deutscher Kultur - sehe ich genauso, jo.
Meine Eltern haben mir auch ganz nazimäßig geänderte Fassungen von Märchen vorgelesen oder manche Stellen gekürzt.

Die gute Frau Schröder kann ihrem Kind erzählen was sie will. Auch die Geschichte, dass die CDU die tollste Partei und Angela Merker das Gott persönlich ist. Das interessiert mich ehrlich gesagt einen feuchten Kehricht und ich stelle die Frage nach der Sinnhaftigkeit dieses Threads.

In der NS-Zeit gab es redigierte Fassungen von Winnetou. Darin begrüßten sich Winnetou und Old Shaterhand recht zackig mit dem Führergruß. Vielleicht steuern wir auf etwas ähnliches zu - nur diesmal unter ultralinken Vorzeichen. Wer im Sinne einer Ideologie Literatur “anpasst”, der missachtet diese Werke schmählich.

Die Grimm-Märchen wurden doch immer wieder verändert und angepasst. Eine “Originalfassung” in dem Sinne kenne ich gar nicht. Ich halte es jedenfalls für absolut problemlos, wenn brutale Stellen beim Vor-dem-Schlafen-Vorlesen für Kinder gestrichen werden. Ich empfehle nur mal, sich das ein oder andere Buch zum Thema Märchenanalyse zu genehmigen. Hochinteressant, spannend und nicht wirklich Stoff für Kinder.

Ich finde es nur bedenklich, wenn plötzlich die Politik daherkommt und diverse, ihr nicht genehme Stellen aus Büchern entfernen will, weil es gerade nicht in die Politische Korrektheit passt. Es lässt tief blicken, wenn der “Negerkönig” wegen angeblichem Rassismus entfernt werden soll, jedoch Generationen von Kindern damit lediglich einen schwarzen Südsee-Herrscher assoziierten. Wo soll das denn enden? Werden dann alle berühmten Bücher sprachlich gesäubert? INGSOC, ich hör dir trapsen. Aber die Analyse dazu hat Henryk Broder bereits treffend geliefert.

http://www.welt.de/debatte/henryk-m-bro … allen.html

Ich finde es genauso bedenklich wie meine Vorposter, Literatur dergestalt zu zensieren. Und es stimmt einfach nicht, dass dadurch Vorurteile übernommen werden. Um bei Enzios Beispiel zu bleiben: Ich habe in meiner Kindheit Pippi Langstrumpf rauf und runter gelesen und halte Schwarze trotzdem nicht für minderwertig.

Das erinnert mich irgendwie an einen Teil vom Stand-Up Programm vom großartigen Louis C.K., indem er darüber redet, dass er ihnen gerne die Geschichten von Tom Sawyer vorliest, es aber hasst von Huck Finn vorkommt weil er ein streunender Obdachloser Junge ist der ständig Nigger sagt :smiley:
Wer englisch versteht kann ja mal reinhören, ich hau mich da weg :smt005

Das gute an wirklich alten Büchern im Gegensatz zu historischen Romanen ist ja, dass der Autor zu der Zeit gelebt hat und daher auch die Sprache dieser Zeit benutzt und dessen Moralkodex unterliegt. Ich finde sowas immer sehr spannend.

@ezzendy: natürlich ist es spannend und ich lese das auch sehr gerne. Aber ob man es deshalb Kindern die nun einmal aus Geschichten auch moralische Vorbilder übernehmen so machen sollte, weiß ich nicht.

Gut Pippi Langstrumpf ist nun wirklich ein harmloses Beispiel, zumal die Sache mit dem “Negerkönig” immer nur ne kleine Randbemerkung ist.

Andererseits macht es für Kinder auch durchaus Sinn einige Geschichten sprachlich anzupassen, schon aus Verständnisgründen. Was Märchen angeht sehe ich da überhaupt kein Problem, solange der Grundplot erhalten bleibt und die Moral nicht verändert wird kann man mit denen eigentlich machen was man will. Immerhin sind das nun wirklich Geschichten die so sehr Allgemeingut sind da soll und darf jeder dran rumspielen wie er will. Zumindest meine Kleine hat es sowieso lieber wenn ich die Geschichten frei erzähle und dabei auch variiere.

Abgesehen davon ist das Interview vollkommen harmlos. Frau Schröder wird zu ihrer Ansicht in Erziehungsfragen befragt und antwortet entsprechend. Das ist nichts weiter als ein Gespräch mit einer Mutter. Vor allem stellt sie in keiner Weise politische Forderungen sondern erklärt nur wie sie selber damit umgeht. Und da ist es ihr gutes Recht alles so zu entschärfen wie sie es gerne will.

Ich habe bei meiner Tochter auch den Hobbit etwas entschärft als ich ihr die Geschichte zum ersten Mal erzählt habe. Und ich war sogar so gemein und habe anfangs die Passage mit den betrunkenen Elben weg gelassen, einfach weil ich ihr noch nicht das Konzept des “betrunken sein” erklären wollte.

Ich glaube nicht wirklich das ich Tolkien damit jetzt irgendwie beleidigt habe…

Also ich würde sagen: Kommt mal wieder etwas runter, es geht um nichts weiter als um die familiären Entscheidungen von Christina Schröder. Und selbst wenn es nun bald von BpB eine redigierte Form von Pipi Langstrumpf geben sollte… ja und? Die Originalfassung wird dadurch ja nicht verboten.

Abgesehen davon halte ich es nicht für falsch gewisse Worte die heutzutage einfach eine beledigende Komponente habe nicht mehr zu nutzen.
Das ist genauso wie ich meiner Tochter nichts vom “Schwert ficken” erzähle. Einfach weil man mit “ficken” heutzutage nun einmal etwas vollkommen anderes meint als vor ein paar hundert Jahren. Sprache entwickelt sich nun einmal weiter und da ich nicht glaube das Astrid Lindgren es beabsichtigt hat die imaginären Untertanen von Pippis Vater zu beleidigen, ist es durchaus angebracht ihn heutzutage eben nicht mehr als “Negerkönig” zu bezeichnen. Da dieses Wort beleidigend aufgefasst wird.
Pippi würde durch eine Beibehaltung dieses Worts also eher vom Sinn her verfälscht werden als durch eine Änderung.

Es ist ein himmelweiter Unterschied, ob ich Gewaltpassagen entschärfe oder politisch missliebige Inhalte wissentlich verändere, um sie einer Ideologie anzugleichen. Und diese Entwicklung beschränkt sich ja nicht nur auf die kleine Pipi. Mittlerweile sollen immer mehr Bücher ideologisch gesäubert werden. Auch der Begriff “Schwarzfahren” soll verschwinden, da er angeblich Dunkelhäutige beleidigt.

http://www.abendzeitung-muenchen.de/inh … cfe89.html

Wer sagt der Begriff “Schwarzfahren” soll verschwinden?
Ein Münchner Stadtrat fordert das!

Na, dann sollten wir umgehend auch dafür sorgen, dass dieser Begriff getilgt wird.
Immerhin fordert das ein Münchner Stadtrat.
:roll:

Was erwartet ihr von einem Land, in dem man immer noch nicht legal Mein Kampf erwerben kann? Soviel zum Thema Vergangenheitsbewältigung - Wundert euch das wirklich?

und da ich nicht glaube das Astrid Lindgren es beabsichtigt hat die imaginären Untertanen von Pippis Vater zu beleidigen, ist es durchaus angebracht ihn heutzutage eben nicht mehr als „Negerkönig“ zu bezeichnen. Da dieses Wort beleidigend aufgefasst wird.

Was für ein Halbwissen! Astrid Lindgren hat sich Zeit ihres Lebens immer gewährt, dass irgendwelche Anpassungen in den Übersetzungen ihrer Bücher vorgenommen wurden!!!
Das hat man 2009 erst eingeführt als sie tot war!!!

Für mich ist das einach nur pervers wie hier Literaturklassiker wie Pippi Langstrumpf oder Tom Sawyer vergewaltigt werden!!!

Ich habe bei dem Wort noch nie mit Dunkelhäutigen in Verbindung gebracht und dass „Schwarzfahren“ als Begriff irgendwelche rassischen Hintergründ haben könnte, wird in dem Artikel doch sogar widerlegt, weil „[…] der Begriff nach weit verbreiteter Auffassung auf den jiddischen Ausdruck „shvarts“ für „Armut“ zurückgeht.“
Ich habe das Gefühl, hier wird von Ultra-Konservativen Panikmache betrieben - allein durch Begriffe wie „ideologische Säuberung“ :stuck_out_tongue:

Die Leute, die dafür verantwortlich sind, dass man Hitlers „Mein Kampf“ nicht frei erwerben kann haben einfach ein ungesundes Verhältnis zur deutschen Geschichte. Oder sie sprechen dadurch dem Volk die nötige Eigenverantwortung, Geschichtsbewusstsein und Menschenverstand ab, um mit diesem Schreibsel umzugehen.

Das Finanzministerium Bayerns. Und ja, du hast Recht.

:ugly

Ich wollte den Teufel nicht beim Namen nennen :mrgreen:

Die in Bayern sind eh weltfremd. Was erwartet ihr? :mrgreen:

Nun gut. ich wollte damit eigentlich nur sagen, das es kein Wunder ist, wie schnell in Deutschland mit der Nazi-Keule geschwungen wird, wenn es, sagen wir mal scheinbar strengstens erwünscht ist, diese Zeit so heroisieren oder zumindest zu mystifizieren. In Verbindung mit dem ängstlichen Deutschen ergibt sich eine Mischung, die man wohl durchaus als schizophren beschreiben kann :wink:

Bilder sagen mehr als 1000 Worte. ^^