Ich wollte eigentlich nichts dazu schreiben, weil ich ahne, worauf das hinauslaufen könnte. Aber es darf sicher mehr als eine Meinung zu einem Thema geben.
Vorne weg, diese Sendung ist schrecklich. Da sind wir uns soweit einig. Auch einige der erwähnten Kommentare sind kritikwürdig. Eine Forderung wie die nach der Todesstrafe für Kinderschänder ist zwar menschlich nachvollziehbar, aber auch furchtbar populistisch und sogar, wenn man es weiterdenkt, gefährlich.
Nun kommt aber der potentielle Aufreger meines Beitrages: Die gesamte Verantwortung alleine auf die Eltern abzuwälzen, halte ich genauso für populistischen Unsinn! Zumal die Formulierung Eltern bereits sehr optimistisch ist und immer häufiger eher von Elternteil gesprochen werden muss. Ein Elternteil, Eltern und vor allem Kinder haben ein Recht, dass die Gesellschaft (dazu gehört auch die Wirtschaft) Verantwortung übernimmt und gerade die Politik einen Rahmen schafft, in dem Kinder gedeihen können. Dazu gehört die Bereitstellung von Bildung (wälzen Eltern auf den Staat ab, wenn man so will), eine finanzielle Unterstützung z. Bsp. in Form von Kindergeld (wälzen Eltern auf den Staat ab) und, neben vielen anderen Sachen, letztlich auch der Schutz von Eltern und Kindern vor physischen und psychischen Schäden (wälzen Eltern auf den Staat ab). Das ist eigentlich eine Selbstverständlichkeit.
Dieses „Die Eltern haben doch die Verantwortung“ beinhaltet auch, gewollt oder ungewollt, immer ein „und wenn die Eltern ihre Verantwortung nicht wahrnehmen, haben die Kinder eben Pech!“ Diese werden nämlich abgestraft, nicht alleine die Eltern.
Ja, ich weiß. Ich stehe mit meiner Meinung wieder alleine da. Wir müssen ja die Stasi 2.0 (genauso ein populistischer Kampfbegriff wie die Aussage Todesstrafe für Kinderschänder) aufhalten und Eltern wollen bestimmt nur ihrer Verpflichtung nicht nachkommen. Dabei handelt es sich aber um eine Verpflichtung, die auch Politik und Gesellschaft haben, gerade da, wo Eltern sie nicht wahrnehmen können oder wollen, was aber nicht Schuld der Kinder ist.
Solche Sendungen machen es Menschen wie mir leider sehr schwierig ihren Standpunkt - den ich weder für extrem noch unvernünftig halte, sondern sehr nahe an der Realität – anderen zu vermitteln, da ich unberechtigt (!) Gefahr laufe mit Pornosteffi und Co. in eine Schublade gesteckt zu werden und außerdem die Betonung einer gesamtgesellschaftlichen Verantwortung unpopulär ist. Ich sehe Kinder nicht nur als Kind fremder Menschen, sondern als Gesellschaftsglied (Gesellschaft = u.a. Wirtschaft und Politik). Daraus ergeben sich konsequenterweise auch Pflichten.
Aber wahrscheinlich wieder eine sehr konservative Sichtweise.