Jörg Kachelmann lebt wieder in "Freiheit".

Es ist müßig darüber zu diskutieren, ob die Schweiz ihn ausliefert oder nicht, er wird nicht in die Schweiz “flüchten”. Weil seine Firma weiter existiert und sein Ruf im Falle einer Absetzung in die Schweiz endgültig ruiniert wäre.

Das Urteil des OLG spricht doch für sich gesehen Bände.

Man muss sich nur einmal die Fakten vor Augen halten:

Da ist eine erwachsene Frau (zwischen Mitte 20 und Mitte 30) 11 (elf!) Jahre lang mit einem Mann zusammen, den sie im Durchschnitt einmal monatlich sieht. In dieser Zeit heiratet ihr Lover, bekommt zwei Kinder mit seiner neuen Ehefrau, wohnt mit dieser drei Jahre lang in Kanada (von wo aus er auch die Wettersendung moderiert), läßt sich von ihr scheiden und zieht wieder in die Schweiz zurück. In diesen elf Jahren wird kein Weihnachtsfest, kein Silvester, kein Geburtstag (nicht einmal der 50.) mit ihr zusammen verbracht.

Da wird nicht einmal nach dieser öffentlich bekannten Person gegoogelt, da wird nicht einmal zurückgefragt. Bei der Staatsanwaltschaft kann die Frau nicht einmal angeben, wie seine Firma heißt und wo er überhaupt wohnt. Und das über einen Zeitraum von 11 Jahren, in denen die biologische Uhr tickt und tickt…

Ab Anfang dieses Jahres (!) werden nun SM-Spielchen aktuell. Auch diesen folgt sie kritiklos, empfängt den Lover mit hochgezogenem Strickkleid, verspeist dann eine Portion Pasta und byebye…

Bei Abgabe der Anzeige sagt sie aus, ihr sei ein Flugticket von K. und einer Begleiterin mit anonymem Brief zugestellt worden. Diese Aussage revidiert sie, als man ihr nachweist, dass sie den Brief selbst geschrieben hat. Sie, die keine Sekunde lang die Hintergründe ihres Lovers im Netz nachgeforscht hat, hat doch die Kenntnis und Fähigkeit aufgebracht, eine weitere Geliebte ihres Freundes auszuforschen, mit ihr über das Internet anonym Kontakt aufzunehmen und sich so die Flugscheine beschafft. Sie sagt weiter aus, K. habe ihr ein Messer an den Hals gesetzt, sie an den Haaren festgehalten, sich selbst entkleidet, ihr einen Tampon entfernt, die Beine auseinandergedrückt und sie penetriert. Man muss dabei wissen, dass das vermeintliche Opfer eine frühere (gute) Leichtathletin (Hürdenläuferin) war, also nicht ein “schwaches Lustmaidli”. Es gibt vier Gutachter, die die Verletzungen beurteilt haben: Einer davon legt sich nicht fest, es könnte sein, könnte aber auch nicht. Die anderen konstatieren, dass die Verletzungen zumindest nicht so, wie geschildert, entstanden sein können, einer von ihnen sagt klipp und klar, dass eine hohe Wahrscheinlichkeit für die Selbstbeibringung besteht.

Trotzdem wird K. aufgrund der Anweisung des LG nicht freigelassen. Der zuständige Richter am LG ist (oder war) Vorsitzender eines Sportvereins, der regelmäßíg gemeinsame Veranstaltungen mit dem benachbarten Sportverein durchführt, dessen Vorsitzender der Vater des vermeintlichen Opfers jahrelang war. Erst das OLG knallt dem Herrn Richter am LG seine Entscheidung gnadenlos um die Ohren.

So weit die Fakten, ohne irgend eine Wertung, die soll jeder selbst vornehmen.

Das Urteil des OLG spricht doch für sich gesehen Bände.

Welches Urteil? Es wurde definitiv noch kein Urteil gesprochen! :?: :roll: :!:

Die Be urteil ung der Fakten die zur Freilassung aus der U-Haft geführt haben… :mrgreen:

Speculatius hat die Summe der berechtigten Zweifel ja schön zusammengefasst, das wäre mir persönlich angesichts monotoner körnchenpickender Einzeilerrepliken hier schon zuviel Arbeit gewesen… 8)

Welches Urteil? Es wurde definitiv noch kein Urteil gesprochen! :?: :roll: :!:

Entschuldigung…völlig richtig.

Es ist ein Beschluss des OLG Karlsruhe und natürlich kein „Urteil“.

…wusste nicht, dass wir hier in einem Fachforum für Juristen sind.

Nö,…

… sind wir nicht, aber ich habe auch keine Probleme damit, wenn jemand hier unrichtige Begriffe korrigiert. Ein Urteil hätte das gesamte Verfahren Kachelmanns beendet, sprich auch den Hauptgrund der Vergewaltigung beinhaltet, der Beschluss regelt nur den Einzelaspekt der U-Haft … und lässt ihn darin einfach auf freien Fuß … ohne das Verfahren zu beeenden.

… und lässt ihn darin einfach auf freien Fuß …

…oder zweifach auf beide Füße.

Mir ist der Unterschied zwischen einem Urteil und einer Entscheidung über die Fortsetzung einer Untersuchungshaft durchaus geläufig, ich bin seit mehr als dreißig Jahren mit der Juristerei beschäftigt - allerdings nicht mit dem Strafrecht. Aus dem gesamten Beitrag geht hervor, dass ich dort nur einige der mir bekannten Fakten aufgelistet habe, die Wertung soll jeder Leser selbst vornehmen. Im Falle eines Urteils hätte ich gar nichts geschrieben, oder aber die Entscheidungsgründe aufgelistet.

Es handelt sich schlicht um einen Schreibfehler, den ich sofort, nachdem ich darauf hingewiesen wurde, korrigiert habe. Vielleicht war es auch eine Freud’sche Fehlleistung, ich weiß es nicht.

Die durchaus spitzfindig gemeinte Bemerkung im Spoiler zielte darauf ab, dass eigentlich mittlerweile jeder weiß, dass ein „endgültiges“ Urteil noch nicht ergangen ist. Es ist, wie @Nebelspalter zutreffend schreibt, die Beurteilung des OLG, die sich in dem Beschluss ausdrückt.

Ein Urteil hätte das gesamte Verfahren Kachelmanns beendet, sprich auch den Hauptgrund der Vergewaltigung beinhaltet, (…)

Da für das Strafverfahren gegen K. erstinstanzlich das Landgericht zuständig ist, könnte das OLG auch nicht als Berufungsinstanz angerufen werden und ein „Urteil“ sprechen, es bestünde hier nur die Revisionsmöglichkeit zum Bundesgerichtshof.

Gut … dann ist das ja jetzt beiderseitig geklärt … :mrgreen:

Back zu dings … äääh … topic

Nachdem ich mich bisher GARNICHT um das Thema gekümmert habe, habe ich heute im Focus einen ganz gut zusammenfassenden Artikel gelesen und absolut KEINE Ahnung was nun wie der Wahrheit entsprechen könnte. Das wird den Richtern vermutlich ähnlich gehen.
Hat den Artikel im Focus auch jemand gelesen? Ich finde der versucht durchaus neutral zu bleiben, trotzdem finde ich das alles höchst dubios und bin gespannt auf das Urteil.

Diese ganze Popularität und die Sonderberichterstattung im Fernsehen bei seiner “Freilassung” finde ich absolut übertrieben aber er ist ein guter Sommerlochfüller, das muss man schon sagen.

Keine Ahnung, wer Kachelmann ist, gottseidank war ich während der Debatte im Urlaub und hab von den Hetzereien nicht wirklich was mitbekommen, sind ja auch nicht die Medien die ich schaue…

Aber ich frag mich immer, wieso zur Hölle die immer so ungestraft Hetzkampagnen machen dürfen. Aus Datenschutzgründen dürfte doch der Name im Zusammenhang mit dem Fall gar nicht so einfach veröffentlicht werden… Im ersten Zitat von Spiegeltv hier wurde er ja auch noch mehr oder weniger anonymisiert…

Es ist einfach bescheuert, anstatt ein Urteil abzuwarten, schon im Vorraus den Ruf und das Leben von Menschen kaputt zu machen, und beschämend dass soviele darauf immer wieder anspringen, und vergessen den Konjunktiv zu benutzen:

aber Kachelmann war wohl im Jahre 2010 Deutschlands bekanntester Verbrecher

Warum wird nur so leicht auf solche rufschändlichen vorschlüssige Urteile eingegangen. Kopfschüttel

Nach dem Lehrplan der Schulen sollte mal mehr Unschuldvermutung gelehrt werden, sicher sinnvoller als so manch anderer Kram dort…

Man muss dabei wissen, dass das vermeintliche Opfer eine frühere (gute) Leichtathletin (Hürdenläuferin) war, also nicht ein „schwaches Lustmaidli“.

Ehm, ich glaube du hast eine völlig falsche Vorstellung davon, wie eine Vergewaltigung ablaufen kann.

Zum Thema Schuld/Unschuld
Ich möchte nicht beurteilen müssen, was schlimmer ist:
a) Eine Frau wird vergewaltigt, fasst allen Mut zusammen, bringt die Tat zur Anzeige - und niemand glaubt ihr.
b) Ein unbescholtener Bürger wird einer Vergewaltigung bezichtigt - und hat sie nicht begangen. Er muss ins Gefängnis und wird öffentlich angeprangert.

Zweifels ohne ist in beiden Fällen dem jeweiligen Opfer großes Leid angetan worden. Sich als Außenstehender vorschnell auf irgend eine Seite zu schlagen ist unfair - ganz besonders wenn man mit seiner Vermutung falsch liegt.

Im Fernsehen waren jede Menge „Experten“ zu sehen: Körpersprache-Analysten, Mimik-Spezialisten, Psychologen, Prozessbeobachter und wer weiss was noch für Scharlatane. Im Schnitt war die Schuldverteilung 50/50. Und jeder war sich seiner Aussage sicher: „Es war eindeutig zu sehen dass Kachelmann lügt“ bzw. "Es ist ziemlich eindeutig dass das ‚angebliche‘ Opfer lügt.

Bisher ist nur eins eindeutig sicher: Etwa die Hälfte der sog. Experten liegt falsch.
Und auch in etwa die Hälfte der interessierten Bevölkerung liegt falsch.

Zudem finde ich es moralisch verwerflich, einen Text zu verfassen wie Speculatius und darunter folgenden [-]Schwachsinn[/-] Satz hinzuzufügen:

So weit die Fakten, ohne irgend eine Wertung, die soll jeder selbst vornehmen.

@Speculatius: Dein Text ist viel, jedoch ganz bestimmt nicht „ohne irgend eine Wertung“.

Ich möchte nicht beurteilen müssen, was schlimmer ist:
a) Eine Frau wird vergewaltigt, fasst allen Mut zusammen, bringt die Tat zur Anzeige - und niemand glaubt ihr.
b) Ein unbescholtener Bürger wird einer Vergewaltigung bezichtigt - und hat sie nicht begangen. Er muss ins Gefängnis und wird öffentlich angeprangert.

Und genau deswegen sollten solche Fälle gar nicht erst medial verbreitet werden, denn dann ist der Schaden in beiden Fällen deutlich geringer.

@Niclas
Genau so ist es. Diese Option steht aber überhaupt nicht zur Wahl.

Ich sage das jetzt nur äußerst ungern, aber im Zweifel für den Angeklagten.

Verliert das Opfer zu Unrecht, ist es äußerst bestürzt manche stürzen psychich ab, aber im Grunde besteht die
Möglichkeit auf ein weitesgehend normales Leben, oder zumindest überhaupt eins in Freiheit.

Verliert jedoch der Angeklagte zu Unrecht, muss er einen großen Teil seines Lebens zu Unrecht hinter Gittern verbringen, was zu unglaublichen Depressionen und ähnlichem führt.

Das Wissen unschuldig weggesperrt worden zu sein, frisst einen unweigerlch von innen auf.

Hoffen wir, das diese Schicksale keinen aus der Community ereilen mögen.
Und auch sonst so wenige wie möglich.

@Niclas
Genau so ist es. Diese Option steht aber überhaupt nicht zur Wahl.

Jedenfalls für die Bild. Aber warum müssen dann auch seriösere Zeitschriften immer wieder drauf anspringen?..

Zudem finde ich es moralisch verwerflich, einen Text zu verfassen wie Speculatius und darunter folgenden Schwachsinn Satz hinzuzufügen

Ah ja…, Bonbon ?
Es geht hier darum wieso Kachelmann vorläufig freigelassen werden musste auf Grund der bisher öffentlich bekannten Fakten…, nichts anderes steht im Text…

Was mit dem letzten Absatz untermauert wird…

Trotzdem wird K. aufgrund der Anweisung des LG nicht freigelassen. Der zuständige Richter am LG ist (oder war) Vorsitzender eines Sportvereins, der regelmäßíg gemeinsame Veranstaltungen mit dem benachbarten Sportverein durchführt, dessen Vorsitzender der Vater des vermeintlichen Opfers jahrelang war. Erst das OLG knallt dem Herrn Richter am LG seine Entscheidung gnadenlos um die Ohren.

Nur weil dir die Fakten nicht passen, heisst das nicht das sie ihre Gültigkeit verlieren oder jemand Partei ergreifen will, es ist das was bisher dazu bekannt ist…

Verliert das Opfer zu Unrecht, ist es äußerst bestürzt manche stürzen psychich ab, aber im Grunde besteht die
Möglichkeit auf ein weitesgehend normales Leben, oder zumindest überhaupt eins in Freiheit.

Aber es leidet möglicherweise darunter, dass ihm nicht geglaubt wird und das belastet vielleicht noch mehr als die Tat selbst.

Verliert jedoch der Angeklagte zu Unrecht, muss er einen großen Teil seines Lebens zu Unrecht hinter Gittern verbringen, was zu unglaublichen Depressionen und ähnlichem führt.

Das Wissen unschuldig weggesperrt worden zu sein, frisst einen unweigerlch von innen auf.

Das ist eine Facette. Viel schlimmer wiegt jedoch, dass man wenn man wieder rauskommt sozial geächtet ist, es werden einen alle meiden oder gar beschimpfen und im schlimmsten Falle sogar körperlich angreifen. Egal ob Freunde, Bekannte oder sogar von der Familie, mit einem Vergewaltiger möchte niemand etwas zu tun haben. Nicht mal die anderen Häftlinge im Knast. Dein ganzes Leben wäre ruiniert. Allein die Anklage kann dich schon ruinieren, selbst wenn du nicht verurteilt wirst. Dies gilt insbesondere bei Selbstständigen.

Daher muss man bei solchen Anschuldigungen immer alles ganz genau prüfen.

Aber es leidet möglicherweise darunter, dass ihm nicht geglaubt wird und das belastet vielleicht noch mehr als die Tat selbst.

Wie gesagt es mag sicherlich psychich belasten und erzürnen, jedoch kann man dies mit "relativ " sauberen Image in Freiheit bewältigen.

Das ist eine Facette. Viel schlimmer wiegt jedoch, dass man wenn man wieder rauskommt sozial geächtet ist, es werden einen alle meiden oder gar beschimpfen und im schlimmsten Falle sogar körperlich angreifen. Egal ob Freunde, Bekannte oder sogar von der Familie, mit einem Vergewaltiger möchte niemand etwas zu tun haben. Nicht mal die anderen Häftlinge im Knast. Dein ganzes Leben wäre ruiniert. Allein die Anklage kann dich schon ruinieren, selbst wenn du nicht verurteilt wirst. Dies gilt insbesondere bei Selbstständigen.

Daher muss man bei solchen Anschuldigungen immer alles ganz genau prüfen.

Das stimmt sicherlich ebenfalls, wobei die im Knast verbrachte Zeit nicht weniger bitter ist.
Also kann man unter dem Strich zusammenfassen, dass eine zu unrecht verurteilte Person ein Totalschaden ereilt.
Daher auch meine Meinung im Zweifel für den Angeklagten.

Never ending Story, nun wird auch noch eine Zeugin aus der Schweiz „zwangseinvernommen“

Quelle;
Gericht will im Fall Kachelmann Schweizer Zeugin vernehmen

Bei der Zürcher Staatsanwaltschaft sei dafür ein Rechtshilfeersuchen eingegangen, sagte der stellvertretende Leitende Zürcher Staatsanwalt Marcel Strassburger der Nachrichtenagentur SDA

Falls er eine entsprechende Verfügung erlasse, sei diese von den Betroffenen anfechtbar. Das letzte Wort hätte dann das Schweizer Bundesstrafgericht. In einer Verfügung wird unter anderem festgelegt, wie eine Einvernahme stattfindet und wer daran teilnehmen darf

Bei der Schweizer Zeugin soll es sich laut „Tages-Anzeiger“ um eine Ex-Partnerin von Kachelmann handeln. Sie habe sich geweigert, in Mannheim zu erscheinen. Die Ermittler hätten die junge Frau kontaktiert, nachdem sie im beschlagnahmten Handy von Kachelmann auf gelöschte Korrespondenz mit ihr gestossen seien.

:mrgreen:

:arrow: Alice Schwarzer und die Heiratsversprechen

[spoiler]Kachelmanns Medien-Anwalt Ralf Höcker kommentiert den Artikel gegenüber DWDL.de so: “Alice Schwarzer sieht erstmals ein, Jörg Kachelmann Unrecht getan zu haben. Das ist schön. Weniger schön ist, dass diese Einsicht erst nach sechs einstweiligen Verfügungen kommt, die das Landgericht Köln inzwischen gegen ihre falsche Berichterstattung verhängt hat. Wir haben daher nur geringe Hoffnung, dass Frau Schwarzer künftig die journalistischen Anforderungen erfüllen wird, die an eine ‘Bild’-Gerichtsreporterin zu stellen sind.”[/spoiler]

Mich würde nicht wundern, wenn Alice Schwarzer bald als Portrait auf einem BILD-Werbebanner erscheint.
[spoiler]Jede Wahrheit braucht einen Mutigen der sie ausspricht. :smt021[/spoiler]