Inklusion - Segen oder Fluch?

[QUOTE=Baru;375078]Aber gleichzeitig wird immer noch eine mangelnde Bildungsgerechtigkeit und ein zu langsames Wachsen des Anteiles von Studenten bemängelt, auch wenn sich die Zahl der Akademiker wohl verdoppeln wird in zwei Jahrzehnten.[/QUOTE]

Das wird alles noch viel schlimmer, wenn sie die Inklusion radikal durchziehen, so wie angekündigt.
Deutschland investiert praktisch nur noch in die Elite, der Rest schaut brutal in die Röhre.

Erkläre doch bitte den Zusammenhang. Rollstuhlfahrer in einem Gymnasium ist Elitenförderung?

Rollstuhlfahrer müssen nicht zu Fuß gehen. Und sind deswegen Elite

Omg. Okay, ich hätte mir das ja denken können, dass hier keiner einen Schimmer hat, was damit gemeint ist.
Ich sehe mich nicht in der Pflicht, das verzerrte Weltbild von Inklusionsfans zurecht zu rücken. Ihr habt eh schon gewonnen und könnt in ein paar Jahren die Früchte eurer Ernte aufsammeln gehen. Ich bin gespannt, wer dann wieder die Schuld hat.

Für mich klang das nur nach wilden Assoziationen. Und wenn du uns nun nicht weiter erleuchten willst, wird es das wohl auch bleiben.

Ich versteh auch nicht was gemeint ist?

Von mir aus. Ich bin die Diskussionen um Moral und Menschheit hier einfach müde. Ihr fühlt euch gut und ich habe meine Ruhe. Win-Win.

Ich hab keine [-]Argumente[/-]Lust mehr

Nein, Icetwo. Es ist wirklich nur die Lust.

Was zur Hölle soll das den nun bitte?

Anstatt die vielen wirklich guten Argument gegen Inklusion vorzubringen sagst du einfach gar nichts? Muss ich das verstehen?

Allerdings hat Inklusion wirklich nichts mehr mit “Elitenförderung” zu tun. Die Inklusion wirkt im Gegenteil einfach in die Richtung, dass außer den sowieso schon starken Schülern keiner mehr gefördert werden kann, einfach weil die Lehrer überfordert sind.

@Baru: Es geht nicht um “Rollstuhlfahrer” bei körperlichen Behinderungen würde so gut wie niemand was sagen. Das Problem ist, dass auch Kinder mit einer geistigen Behinderung das Recht haben an einer Regelschule unterrichtet zu werden.
Ein Freund von mir macht gerade sein Ref als Grundschullehrer, die Situtation sieht da so aus, dass nicht ausreichend Angestellte zur Verfügung stehen um gerade den Schülern mit geistiger Behinderung zu helfen.
Das bedeutet die zusätzliche Betreuung des Inklusionsschülers bleibt am Lehrer hängen, der entsprechend weniger Zeit hat um den anderen Schülern der Klasse etwas erklären zu können.

Entsprechend schauen Schüler die einen zweiten oder dritten Anlauf brauchen bis sie etwas verstanden haben in die Röhre. Oder der Lehrer nimmt sich auch noch die Zeit dafür, dann kommt man im Unterrichtsstoff zu langsam voran und gerade die stärkeren Schüler werden benachteiligt.

Krassestes Beispiel ist ein Autist der da nun auf der Grundschule ist. Arbeitsanweisungen funktionieren nur in maximal kleinen Schritte.
(Schreib mal deinen Namen. [Zuviel] Nimm dir einen Stift. [zu ungenau] Die Aufforderung muss quasi so laufen: Nimm dir diesen Stift. [Warten bis der Schüler den Stift hat] Schreibe deinen Namen in diese Ecke. [Warten, bis die Aufforderung verarbeitet wurde und dann aufpassen das er es richtig macht.] Zusätzlich kommt dazu das der Schüler nicht in der Lage ist eine “Wenn-dann-Verbindung” zu verstehen. Kann er einfach nicht.)
Die Frage ist nun: Warum kommt dieser Schüler auf eine Regelschule? So leid es mir tut, aber das ist einfach sinnlos. Er hat keine Chance dort irgendetwas sinnvolles zu lernen.
Stattdessen sitzt er jeden Tag dort, bekommt die Erniedrigung mit weil alle anderen Schüler soviel schneller und besser sind als er. Niemand hat wirklich Zeit sich dort um ihn zu kümmern, weshalb er sich auch noch alleine fühlt und der Rest der Klasse mag zwar “Verständnis” für ihn aufbringen, ist aber mit Sicherheit im Endeffekt doch genervt wenn wegen ihm dann wieder einmal der Unterricht aufgehalten wird.

Kurzum: Theoretisch ist Inklusion eine tolle Sache. Aber so wie sie derzeit umgesetzt wird, dient sie nur dem Zweck langfristig die teuren Sonderschulen abzuschaffen, während gleichzeitig an den Regelschulen an sonderpädagogischem Personal gespart wird.

Wie man sieht: Mit Elitenförderung hat das nichts zu tun. Die “Elite” ist nur die einzige Schülergruppe die in der Lage ist diese verfehlte Inklusionspolitik irgendwie aufzufangen.

Der Grund aus dem meine Tochter auf eine Privatschule geht. Ich hab zwar kaum das Geld um die Schule zu bezahlen aber die Schule ist personell richtig für diese Art des Unterrichts aufgestellt. Die haben genug Erzieher und Sonderpädagogen die sich um die Schüler mit einer geistigen Behinderung kümmern können.

In dem Moment wäre das alles gar kein Problem mehr. Aber mal ernsthaft glaubt hier einer wirklich daran, dass der Staat das notwendige Geld für einen sinnvollen Inklusionsunterricht zur Verfügung stellen würde? Unsere schwarze Null ist viel zu sehr mit politischer Selbstbefriedigung beschäftigt als das sie mal auf die Idee kommen könnte, dass man in Veränderungen auch investieren muss.

[QUOTE=Skafdir;375240]Allerdings hat Inklusion wirklich nichts mehr mit “Elitenförderung” zu tun. [/QUOTE]

Es wird immer Elitengymnasien geben, an denen die ganz besonderen Kinder ihr Abitur machen dürfen, während man auf der anderen Seite noch mehr Verlierer produziert.

[QUOTE=Skafdir;375240]Anstatt die vielen wirklich guten Argument gegen Inklusion vorzubringen sagst du einfach gar nichts? Muss ich das verstehen?[/QUOTE]

Siehe Gesprächskultur…2.

      • Aktualisiert - - -

Nachtrag:

Du hast es ja schon gut zusammengefasst. Ich werde mich eventuell später aufraffen und auch ein paar Beispiele geben und erklären, warum ich dies mit Elitenförderung verknüpfe. Wobei ich hier anmerken muss, dass der Prozess ein Nebeneffekt sein wird, was der Politik aber bewusst sein muss und ignoriert wird.

[QUOTE=Icetwo;374959] Ich möchte zwar auf der einen Seite endlich richtig arbeiten, aber auf der anderen Seite noch weiter studieren. Und ein Studium an der Fernuni in Hagen wäre eine Möglichkeit, aber vielleicht ist das nicht die beste Möglichkeit[/QUOTE]

Ich weiß ja nicht, was und wo du aktuell studierst (Uni? FH?). Aber wenn du einen nicht-konsekutiven Master neben dem Beruf machen willst, läuft das meist so, dass du erstmal zwei, drei Jährchen im Unternehmen arbeiten musst als Eingangsvoraussetzung und natürlich, damit das Unternehmen auch gewillt ist, dir die zeitliche Ressource für die Weiterbildung zur Verfügung zu stellen. Die Seminare und Vorlesungen sind zwar an Wochenenden, aber beginnen eben schon freitags.

Die meisten dieser berufsbegleitenden Masterangebote kosten zudem auch richtig Geld, da lohnt es sich, vorher bisschen was beiseite zu legen.

oder man macht eben einen dualen master

@Skafdir

Ich werde mich knapp halten.

Die Inklusion in Deutschland geht auf eine UN-Konvention für Menschenrechte zurück.
Man sah sich mehrere Länder an und definierte den Umgang mit behinderten Kindern.
In vielen Ländern gibt es keine Förderung, in manchen gelten behinderte Kinder sogar als Menschen letzter Klasse.
Einige werden umgebracht, einige werden verstoßen und das Bildungssystem schließt sie weitgehend aus.

Diese schrecklichen Zustände wurden diskutiert und international eine Übereinkunft getroffen.
Man projizierte sozusagen Missstände aus anderen Ländern auf Deutschland.

In Deutschland ist aber die Versorgung von behinderten Kindern recht gut.
Es gibt nicht nur sehr kleine Klassen (max. 10 Kinder), sondern auch besonders darauf geschulte Lehrkräfte, Integrationshelfer für schwierige Fälle, FSJler und spezielle Therapieangebote. Diese Schulen sind barrierefrei gebaut und vollkommen auf Behinderungen ausgerichtet. Die Benotung ist eine andere, man setzt die Kinder nicht unter Druck und sie bekommen im Falle von Autismus Einzeltherapien während des Unterrichts. Klar kann man immer noch einem Mehr rufen, aber ich halte diesen Zustand für unkritisch.

Mit der Inklusion beschäftige ich mich seit längerem, da es meine Berufslaufbahn direkt betrifft.
Meine (kurzen) Erfahrungen an der Schule, an der ich zur Zeit ein Praktikum leiste, bestärkte mich in meiner Meinung und die Gespräche mit einzelnen Lehrkräften bestätigen mich noch einmal im Besonderen.

All die Angebote fallen an einer normalen Schule weg. Die psychologischen Folgen sind für diese Kinder kaum auszudenken, da sie an einer Regelschule niemals integriert sein werden. Es handelt sich hierbei nicht nur um Gehbehinderungen. Oftmals handelt es sich um Spastiken, um Epilepsien und um Schädigungen des Gehirns. Manche Kinder werden künstlich beatmet oder haben Entwicklungsstörungen. Diese sollen rigoros an Regelschulen?

Dort sind sie die Freakshow. Lasst das mal 2 Jahre gut gehen. Aber spätestens dann werden die Lehrkräfte überfordert sein.
Die anderen Schüler ohne Handicap ebenso. Diese Kinder werden gezielt gemobbt, ausgegrenzt und anderweitig verletzt werden. Lehrer werden unfaire Behandlungen als Verzweiflungstat begehen.

Mag sein, dass sich die Grünen, die LINKE und der linke Flügel der SPD das theoretisch alles ganz toll vorstellen, aber praktisch wird es ein Desaster. Und hier kommen wir zum Kern der Geschichte.

Mit Behinderten hat der Durchschnittsbürger Mitleid. Ein paar Fotos, eine traurige Story und fertig ist das Mondgesicht.
Innerhalb dessen kann man alles als moralische Tat tarnen. Auch die brutalen Sparkurse und das Austrocknen des sozialen Bereichs. Wenn ich mir anschaue, wie viel Geld so eine Förderschule verschlingt, liegt es nahe, dass man als Politiker mit der Auflösung seinen Haushalt sanieren möchte. Umso besser, wenn man eine UN-Konvention im Rücken hat und dies als besonders “Menschlich” deklarieren kann. Dieser Zynismus ist für mich unerträglich.

Den Kindern geht es zumindest an “meiner” Schule gut. Ich erlebe wie sie singen, künstlerisch tätig sind und vor allem sehr viel lachen. Jeden Tag erlebe ich ein “neues” Wunder, höre mir die einzelnen Geschichten der Kinder an, die ganz offen auf einen zukommen. Sie haben dort schon ein Leben wie an einer normalen Schule. Es gibt die gleichen Sozialstrukturen.
Es gibt diejenigen, die am Rand stehen. Die Coolios, bei denen sich die blondierten Chickas versammeln. Cliquen, die fest zusammenstehen. Beziehungsgespräche und Tragödien. Alles so, wie man es kennt. Und dort wird keiner diskriminiert.
Sie sind nicht die Freakshow, sondern mit ihrem Leiden einer von vielen, sodass die Behinderung letztendlich überhaupt keine Rolle spielt. Sie erleben weitgehend einen ganz normalen Schulgang, nur mit Angeboten, die speziell auf sie zugeschnitten sind.
Besser kann man es kaum machen. Man kann es nur mit noch mehr Geld perfektionieren.

Warum zur Hölle soll das kaputt gemacht werden? Diese Kinder werden sang und klanglos untergehen.
Sie sind nicht diskriminiert. Sie sind gefördert und ernst genommen. Was ist daran falsch?
Nun, es kostet viel Geld. Und hier haben wir die “Menschlichkeit”, welche unsere tollen Politnasen dazu getrieben hat, diese gottverdammte Konvention zu unterschreiben, die eigentlich für Länder gedacht war, in denen tatsächlich schreckliche Dinge passieren.

Und jetzt die Elitenförderung als Nebeneffekt:

Regelschulen werden unweigerlich mehr Schulversager produzieren. Momentan sind wir auf einem Hoch der Abitursabgänger. Universitäten sind (nicht zuletzt durch G8) überlastet, die NCs steigen. Eigentlich ist dies ein Erfolg.
Jetzt steuert man aus Kostengründen dagegen und zerstört so die Leben vieler Kinder.
Am Ende bleiben weniger, die das Gymnasium schaffen werden. Selbst du schickst aus genannten Gründen deine Tochter auf eine Privatschule, damit sie bestmöglich gefördert werden kann. Klar, du schreibst, es sei eine große finanzielle Belastung, aber du kannst sie “irgendwie” stemmen. Andere können das aber nicht. Sie sind gezwungen ihre Kinder diesem Bildungslotto auszusetzen und so bleibt am Schluss nur noch ein Prozentsatz an Kindern, welche mal Akademiker werden.
Damit wird die Elite noch eingegrenzter, für den Rest bleibt eine schlechte Ausbildung oder die Leiharbeit.
Deutschland soll ja wieder ein Produktionsland werden, wenn man sich die wirtschaftlichen Maßnahmen in anderen Bereichen so ansieht. Dies ist ein Puzzlestück dazu.

Ich werde wahnsinnig bei dem Gedanken, dass Behinderte auf Schulen gehen sollen, die überhaupt nicht die Stärke und Mittel besitzen, sie zu fördern. Die Inklusion ist ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Perfekt getarnt als Antidiskriminierungsbestreben. Zum Kotzen!

[QUOTE=Scheol;375395]Die psychologischen Folgen sind für diese Kinder kaum auszudenken, da sie an einer Regelschule niemals integriert sein werden. Es handelt sich hierbei nicht nur um Gehbehinderungen. Oftmals handelt es sich um Spastiken, um Epilepsien und um Schädigungen des Gehirns. Manche Kinder werden künstlich beatmet oder haben Entwicklungsstörungen. Diese sollen rigoros an Regelschulen?

Dort sind sie die Freakshow. Lasst das mal 2 Jahre gut gehen. Aber spätestens dann werden die Lehrkräfte überfordert sein.
Die anderen Schüler ohne Handicap ebenso. Diese Kinder werden gezielt gemobbt, ausgegrenzt und anderweitig verletzt werden. Lehrer werden unfaire Behandlungen als Verzweiflungstat begehen.[/QUOTE]

Bei jeglicher Form von körperlicher Behinderung, welche die geistigen Fähigkeiten des Kindes nicht beeinträchtigen und das Kind am normalen Unterricht teilnehmen kann, sollte exakt das auch passieren. Weshalb sollten diese nicht in einer normalen Schulklasse sein? Sie stören den Unterricht nicht und sie können diesem normal folgen. Nur weil sie dort gemobbt werden? Dann sollte man verdammt noch mal den Kindern klar machen, dass Mobbing in der Situation völlig fehl am Platz ist, oder wollen die demnächst noch Schulen für Dicke oder speziell für Ausländer einführen?

[QUOTE=Scheol;375395]Die Inklusion ist ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Perfekt getarnt als Antidiskriminierungsbestreben. Zum Kotzen![/QUOTE]

Also das finde ich ziemlich übertrieben.

Die UN-Konvention sah es eigentlich nicht vor, dass man Kinder einfach nur auf die Regelschule schickt und dann keine Sonderpädagogen und sonstige Betreuer dort beschäftigt. Um Kosten zu sparen versuchen das gerade die Landesregierungen, aber das war eigentlich nicht Sinn der Sache.

Es gibt auch in fast jeder Stadt Schulen, wo es inklusive Beschulung ohne große Probleme gibt. (Wobei diese auch nicht kritikfrei sind.) Wenn das private Schulen leisten können, dann natürlich auch öffentliche Schulen. Ist nur natürlich eine Kostenfrage.

Für Körperbehinderte bis zu einem gewissen Grad halte ich die Beschulung an einer normalen Schule in normalen Klassen für sinnvoll. Wenn Kinder mit diesen gemeinsam von Anfang an beschult werden, sind das dann irgendwann einfach nur Klassenkameraden, ohne dass das zu einer Freakshow verkommt. Es wird ja erst zu einer Freakshow, weil man hier in Deutschland Behinderte gerne aus allen Lebensbereichen separiert. Von der Sonderschule direkt in die Werkstatt für Menschen mit Behinderungen und Abends in das Wohnheim, damit man als Normalbürger nichts mit denen zu tun hat. (Etwas überspitzt, aber das deutsche Konzept geht in die Richtung.) Das führt dazu, dass eine Reihe von Behinderten in einer völligen Parallelgesellschaft leben.

Etwas komplizierter wird es bei den geistigen Behinderungen. Prinzipiell halte ich auch dort eine Integration für sinnvoll. Jedoch hat man ab einem gewissen Alter natürlich Probleme, eine ernste aufrichtige Freundschaft mit jemanden zu halten, der von der Intelligenz her deutlich unter- oder überlegen ist. Meine Schwester hat mit ihrem Down-Syndrom eine integrative Schule besucht, konnte aber erst in den letzten drei Jahren sich sowas wie einen Freundeskreis erschließen, als sie nicht mehr in einer normalen Klasse mit nur zwei weiteren Menschen mit Down-Syndrom beschult wurde sondern in einem größeren Kreis von Menschen mit geistigen Behinderungen. (Dort hatte sie dann endlich die Chance, sich wirklich Freunde auszusuchen.) Meine Schwester ist aber nicht von Klassenkameraden wegen ihrer Behinderung gemobbt worden, Ärger war harmloser als der Stress bei uns “normalen” Geschwistern. Klassenkameraden haben sich im Zweifelsfall auch um sie gekümmert.

Es kann aber auch immer Zwischenlösungen geben. Es gibt keine zwingende Notwendigkeit, dass man diese Schulen räumlich getrennt von normalen Schulen hält. Menschen mit geistigen oder auch starken körperlichen Behinderungen können bei gleichbleibender Versorgung durch Sonderpädagogen auch in “Regelschulen” in eigenen Klassen beschult werden, inklusive Projekte, wo alle Schüler was gemeinsam machen. Aber okay, in einem Staat, wo man selbst normal intelligente Schüler schon in drei verschiedene Gebäude packen muss, hat das wohl auch keine gute Zukunftsaussicht.

Aber um die Sache noch eine Ecke komplizierter zu machen:

Menschen mit Schwerhörigkeit, die auf die Verwendung der Gebärdensprache angewiesen sind, sehen sich oft als eigene Subkultur mit eigener Sprache. Hier würde die Inklusion zu einem Verlust einer Kultur führen und im schlimmsten Fall dazu, dass diese weder vernünftig die deutsche Sprache noch die Gebärdensprache beherrschen. Da bin ich dann völlig überfragt, was der richtige Weg ist.

[QUOTE=menag;375397]. Weshalb sollten diese nicht in einer normalen Schulklasse sein?[/QUOTE]

Weil diese Schulen keine erweiterten Angeboten bekommen, sondern die Mittel für ihre jetzigen Schüler schon stark zusammengestrichen wurden. An “unserer” Schule werden gerade Kinder mit Gehbehinderungen gefördert.
Und auch auf die Paralympics vorbereitet, sofern sie sich dort engagieren möchten.

Es sollte dem Kind eine Wahlmöglichkeit geboten werden.

[QUOTE=menag;375397]Dann sollte man verdammt noch mal den Kindern klar machen, dass Mobbing in der Situation völlig fehl am Platz ist, oder wollen die demnächst noch Schulen für Dicke oder speziell für Ausländer einführen?[/QUOTE]

Lach. Ja. Mach das mal. Ich bin mal gespannt, wie du ein jahrhundertealtes Problem lösen willst.

Übrigens werden als aller erstes Schulen für Schwererziehbare und Lernschwächen geschlossen und inkludiert. Kannst ja mal überlegen, wohin das führt.

[QUOTE=Baru;375399]Die UN-Konvention sah es eigentlich nicht vor, dass man Kinder einfach nur auf die Regelschule schickt und dann keine Sonderpädagogen und sonstige Betreuer dort beschäftigt. Um Kosten zu sparen versuchen das gerade die Landesregierungen, aber das war eigentlich nicht Sinn der Sache.[/QUOTE]

Aber genau das passiert gerade. Ein Lehrer erzählte mir gestern von mehreren Beispielen, wo genau das zu einer Katastrophe führte. Wobei das für ihn eine Katastrophe ist und der Politik so ziemlich egal.
Es wird keine Sonderpädagogen geben. Der Alltag ist, dass man 30 Kinder alleine Unterrichtet. Mit Autisten, mit lernschwachen Kindern, mit allem.

[QUOTE=Baru;375399] Wenn Kinder mit diesen gemeinsam von Anfang an beschult werden, sind das dann irgendwann einfach nur Klassenkameraden, ohne dass das zu einer Freakshow verkommt.[/QUOTE]

Das war schon vor der Inklusion möglich. Zu meiner Schulzeit (über 20 Jahre her) hatten ich einen Klassenkamerad mit Gehbehinderung. Ergebnis: Es gab für ihn nichts, was als Sportangebot galt. Er ging einfach dann nach Hause.
An einer Förderschule hätte er Sport treiben können. Er hatte keine Wahlmöglichkeit.

[QUOTE=Baru;375399]Prinzipiell halte ich auch dort eine Integration für sinnvoll.[/QUOTE]

Integration ist mit Kosten verbunden. Auflösung von Schulen und das Abschieben von Problemfällen ist hingegen ein Sparkurs. Und das wird gemacht.

[QUOTE=Baru;375399] Es gibt keine zwingende Notwendigkeit, dass man diese Schulen räumlich getrennt von normalen Schulen hält.[/QUOTE]

Die Regelschulen grenzen bei uns direkt an. Man könnte sich besuchen.

[QUOTE=Baru;375399]Aber okay, in einem Staat, wo man selbst normal intelligente Schüler schon in drei verschiedene Gebäude packen muss, hat das wohl auch keine gute Zukunftsaussicht.[/QUOTE]

Auch dem dreigliedrigen Schulssystem kann man positive Aspekte abgewinnen.
So gab es für unterschiedliche Abschlüsse unterschiedliche berufliche Felder.
Maurer, Bürokaufmann, Professor. Fällt das weg, muss jeder gucken, wo er bleibt.
Und man wird wohl kaum auf weniger schlaue Kinder Rücksicht nehmen.
Der Plan soll straff eingehalten werden. Da kann man sich nicht lange aufhalten.

Schließlich wollen die Schlauen nicht unterfordert werden. Man kann es sich aussuchen.
Die Schwachen bespaßen und die Klugen unterfordern, oder umgekehrt. Auch keine gute Lösung.

[QUOTE=Baru;375399] Hier würde die Inklusion zu einem Verlust einer Kultur führen und im schlimmsten Fall dazu, dass diese weder vernünftig die deutsche Sprache noch die Gebärdensprache beherrschen.[/QUOTE]

Und die Kinder an “unserer” Schule wissen sehr genau, dass sie eine Behinderung haben.
Versuch mal, sie vor der Wahrheit zu beschützen. Wenn du sagst, dass das alles gar nicht so ist, sind sie zu Tode beleidigt und fühlen sich nicht ernst genommen. Sie wollen als das anerkannt werden, was sie sind.
Und sie haben ein Recht darauf, speziell nach ihren Bedürfnissen gefördert zu werden.

[QUOTE=Scheol;375403]
Es wird keine Sonderpädagogen geben. Der Alltag ist, dass man 30 Kinder alleine Unterrichtet. Mit Autisten, mit lernschwachen Kindern, mit allem.[/Quote]

Spätestens nach der ersten Klage vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte von Betroffenen wird Deutschland aber das Geld in die Hand nehmen müssen, um den Zustand zu erreichen, dass Menschen mit Behinderungen sowohl inklusiv als auch von geschultem Fachperson unterrichtet wird. Deutschland wird langfristig dazu gezwungen werden, das Geld zu investieren. Wir haben das garantiert mittels der Ratifizierung der UN-Konvention. Mein Bruder ist Sonderpädagoge und er sieht die aktuellen Misstände, ist aber absolut nicht in Panik deswegen, dass man auf Sonderpädagogen längerfristig verzichten kann.

Das war schon vor der Inklusion möglich. Zu meiner Schulzeit (über 20 Jahre her) hatten ich einen Klassenkamerad mit Gehbehinderung. Ergebnis: Es gab für ihn nichts, was als Sportangebot galt. Er ging einfach dann nach Hause.
An einer Förderschule hätte er Sport treiben können. Er hatte keine Wahlmöglichkeit.

Bis vor kurzem galt folgende Regel: Alle Lehrer des Lehrerkollegiums mussten der Aufnahme des Schülers mit Behinderung zustimmen. Dies war so gut wie nie der Fall. Für einen gesonderten Sportunterricht kann man natürlich Lehrer einstellen. Bei einer guten Inklusionsrate gäbe es dann auch nicht nur einen Schüler an der Schule.

Integration ist mit Kosten verbunden. Auflösung von Schulen und das Abschieben von Problemfällen ist hingegen ein Sparkurs. Und das wird gemacht.
Ja, dann sollten wir die Politik noch etwas weiterprügeln, bis sie es vernünftig umsetzt. Und nicht aus Panik an den Konzepten der 50er und 60er hängen bleiben.

Die Regelschulen grenzen bei uns direkt an. Man könnte sich besuchen.

Bei uns nicht.

Auch dem dreigliedrigen Schulssystem kann man positive Aspekte abgewinnen.
So gab es für unterschiedliche Abschlüsse unterschiedliche berufliche Felder.
Maurer, Bürokaufmann, Professor. Fällt das weg, muss jeder gucken, wo er bleibt.
Und man wird wohl kaum auf weniger schlaue Kinder Rücksicht nehmen.
Der Plan soll straff eingehalten werden. Da kann man sich nicht lange aufhalten.

Hast du eine Ahnung, wie Gesamtschulen üblicherweise organisiert sind? Dass da Schüler nach Leistungsstärke in den verschiedenen Fächern aufgeteilt werden und dass die Schüler dort natürlich unterschiedliche Abschlüsse je nach Leistungsstärke machen? Bei den Fächern kann die Aufteilung sogar wirklich individuell geschehen: Wer in Mathe schlecht ist, aber in Deutsch super, bekommt eher angepassten Unterricht, da man in Mathe dann nur den Grundkurs besuchen muss, während man in Deutsch im Erweiterten Kurs sitzen darf.

Ohne Zweifel haben die aktuellen Gesamtschulen Fehler in Deutschland. Sie sind wegen der fehlenden Verpflichtung und der fehlenden Abdeckung zu einem Sammelbecken von Problemfällen geworden. Das wäre jedoch anders, wenn das die hauptsächliche Schulform in Deutschland wäre. Und dort wären dann auch Klassen mit Menschen mit geistigen Behinderungen integrierbar.

Und die Kinder an „unserer“ Schule wissen sehr genau, dass sie eine Behinderung haben.
Versuch mal, sie vor der Wahrheit zu beschützen. Wenn du sagst, dass das alles gar nicht so ist, sind sie zu Tode beleidigt und fühlen sich nicht ernst genommen. Sie wollen als das anerkannt werden, was sie sind.
Und sie haben ein Recht darauf, speziell nach ihren Bedürfnissen gefördert zu werden.

Wenn du mit diesem Bereich später beruflich was zu tun haben willst, dann beschäftige dich bitte mit der Gehörlosen-Kultur und deren Selbsteinschätzung. Gibt da eine Reihe von Websites und Bloggern. Ist ein sehr wichtiges und sehr kontroverses Thema. was dir helfen kann, die Bipolarität des Themenfeldes zu erkennen. Ich habe nicht das Gefühl, dass du hier ansatzweise eine Ahnung hast, wovon ich gerade gesprochen habe. Es geht nicht darum, irgendjemanden „vor der Wahrheit“ zu beschützen.

[QUOTE=Baru;375410]Spätestens nach der ersten Klage vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte von Betroffenen wird Deutschland aber das Geld in die Hand nehmen müssen, um den Zustand zu erreichen, dass Menschen mit Behinderungen sowohl inklusiv als auch von geschultem Fachperson unterrichtet wird. Deutschland wird langfristig dazu gezwungen werden, das Geld zu investieren.[/QUOTE]

Du Romantiker. Wir können an der Altenpflege sehen, wie gut sich das verwirklichen lässt.

[QUOTE=Baru;375410]Mein Bruder ist Sonderpädagoge und er sieht die aktuellen Misstände, ist aber absolut nicht in Panik deswegen, dass man auf Sonderpädagogen längerfristig verzichten kann.[/QUOTE]

Es wird eher so sein, dass Sonderpädagogik ein fester Bestandteil des Studiums wird.
Abgespeckt natürlich. Und ich bin absolut in Panik. Und viele der Lehrer auf “meiner” Schule auch.
Meinung gegen Meinung.

[QUOTE=Baru;375410]Bis vor kurzem galt folgende Regel: Alle Lehrer des Lehrerkollegiums mussten der Aufnahme des Schülers mit Behinderung zustimmen. Dies war so gut wie nie der Fall. [/QUOTE]

Ist ja nicht langfristig so vorgesehen. Man stelle sich vor: Die Schulen werden geschlossen und alle stimmen gegen dich.

[QUOTE=Baru;375410]Für einen gesonderten Sportunterricht kann man natürlich Lehrer einstellen. Bei einer guten Inklusionsrate gäbe es dann auch nicht nur einen Schüler an der Schule.[/QUOTE]

Nachdem man Schulen auf ein Minimum runtergestrichen hat, wird man bestimmt spezielle Sporthallen und Schulbäder bauen.

[QUOTE=Baru;375410]Ja, dann sollten wir die Politik noch etwas weiterprügeln, bis sie es vernünftig umsetzt. [/QUOTE]

Erzähl mal von deinen politischen Erfolgen, wie du mit einer handvoll Leuten erfolgreich auf Gesetzesbeschlüsse eingewirkt hast.
Bin ganz gespannt.

[QUOTE=Baru;375410]Hast du eine Ahnung, wie Gesamtschulen üblicherweise organisiert sind?[/QUOTE]

Ich war auf einer.

[QUOTE=Baru;375410]Dass da Schüler nach Leistungsstärke in den verschiedenen Fächern aufgeteilt werden und dass die Schüler dort natürlich unterschiedliche Abschlüsse je nach Leistungsstärke machen? Bei den Fächern kann die Aufteilung sogar wirklich individuell geschehen: Wer in Mathe schlecht ist, aber in Deutsch super, bekommt eher angepassten Unterricht, da man in Mathe dann nur den Grundkurs besuchen muss, während man in Deutsch im Erweiterten Kurs sitzen darf.[/QUOTE]

Und wo findet die Integration statt, wenn man eh getrennt unterrichtet wird?
Das verpufft alles. Wie gesagt, ich war auf einer.

[QUOTE=Baru;375410]Und dort wären dann auch Klassen mit Menschen mit geistigen Behinderungen integrierbar.[/QUOTE]

Nein!

[QUOTE=Baru;375410]Ich habe nicht das Gefühl, dass du hier ansatzweise eine Ahnung hast, wovon ich gerade gesprochen habe.[/QUOTE]

Du hast mich einfach nicht verstanden. Auf deine Subkultur bin ich gar nicht eingegangen, sondern habe sie mit dem Selbstbewusstsein von Menschen mit anderen Behinderungen erweitert.

So ein extremer Pessimismus kann ja nur zu einer völligen Lähmung jeder sozialen Entwicklung führen. Da braucht man auch nicht mehr weiter diskutieren.

Dann mach bitte zumindest Mal alternative Vorschläge, wie du Menschen mit verschiedenen Behinderungen aus dieser Schattenkultur rausholen willst, in der die aktuell leben müssen.