Helmut Kohl - Diskussionen über sein Wirken

Helmut Kohl schaffte es gleichermaßen deutscher Patriot und großer Europäer zu sein. Die katholische Soziallehre prägte ihn mehr als der Zeitgeist. Finde es schön, dass ihm über alle Ländergrenzen und Parteien hinweg Respekt für sein politisches Schaffen gezollt wird. Sicher auch, weil er einer von nur drei Menschen auf diesem Erdball ist, der die europäische Ehrenbürgerschaft genießt, wehen in Brüssel die Europafahnen auf Halbmast.

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[QUOTE=ExtraKlaus;492457]Naja der Vergleich Castro und Kohl hinkt dann doch etwas…[/QUOTE]
Das stimmt, Castro hat das Volk eigenhändig befreit, Kohl hat sich an die friedliche Revolution der DDR-Bürger rangehängt. Hätte es die nicht gegeben, wäre er von den eigenen Leuten gekippt worden.

Kohl und Gorbatschow führten die friedliche Revolution politisch zu einem guten Ende. Castros Brüder im Osten hätten ein Gemetzel veranstalltet.

Da bereits im Kondolenzthread eine Diskussion zu Helmut Kohl aufkam, könnt nun hier diskutieren.

Die oberen Beiträge wurde aus dem Kondolenzthread hier her verschoben.

Der folgende Text stammt nicht von mir selbst sondern wurde von einembefreundeten Journalisten auf Facebook eingestellt.
Ich habe ihn dort mit „Gefällt mir“ markiert.

Um es mal drastisch auszudrücken, mich kotzt diese Bigotterie, diese Doppelmoral und Pseudopietät, die manche an den Tag legen, regelrecht an.

Mir geht das Ableben von Helmut Kohl am Allerwertesten vorbei.
Ich habe Kohl erlebt, ertragen müssen und habe ihn nie gemocht, also warum soll ich ihn jetzt mögen? Weil man über Tote nicht schlecht redet? Wird zwar eingefordert, aber nicht eingehalten. Es gibt Tote, da ist das Schlechtreden erwünscht, bei anderen soll man sich zurückhalten. Wer bitte entscheidet das?

Kohl war Bundeskanzler und das 16 Jahre lang. Man nennt ihn den Einheitskanzler und hebt ihn damit auf den politischen Olymp. Wieso eigentlich?
Das einzige, auf das sich Kohl berufen könnte, ist, dass er der falsche Mann zur richtigen Zeit am richtigen Ort war. Der Fall der Mauer ist ihm einfach in den Schoß gefallen. Er war daran nicht beteiligt, er hat es nicht vorbereitet, im Prinzip hat er nicht das Geringste dafür gemacht. Es war einfach nur Zufall.

Und er hat die ‚Wiedervereinigung‘ komplett vergeigt. Vergeigt auch deshalb, weil Kohl nur an Macht gelegen war, nicht an den Bürgern, die er vertreten sollte. Seine Sympathien galten den Industriebossen, die ihn und seine Parteigenossen mit Schwarzgeldern an der Leine führten. Die Probleme, die der Osten heute hat, die der Osten mit dem Westen und der Westen mit dem Osten hat, das ist sein Verdienst. Mehr aber auch nicht. Kohl ist nicht der ‚Einheitskanzler‘ gewesen, sondern der Teilungs-, der Entzweiungskanzler. Deutschland wurde nicht wiedervereinigt, sondern der Westen hat den Osten einfach annektiert. Was wir heute Putin vorwefen, mit der Krim gemacht zu haben, ist im Prinzip nichts anderes, als was 1990 in Deutschland passiert ist.

Kohl hat den Rechtsstaat nur dann in den Mund genommen, wenn der ihm nutzte, rechtsstaatliche Prinzipien hat Kohl nie akzeptiert. Ihm ging es nur um persönliche Macht und um Geld.

In Sachen Kohl hat der deutsche Rechtsstaat dann auch noch zwangsläufig komplett versagt, als er ihn nicht in Beugehaft genommen hat, weil er die Hintermänner seiner Finanzspritzen nicht nennen wollte. Ein Bundeskanzler, der Straftaten deckt und dafür auch noch gewürdigt werden soll?

Kohl hat nicht nur als Politiker nichts aufzuweisen, Kohl hat auch als Mensch komplett versagt.
Die Ehefrau in den Freitod getrieben, die Kinder ausgestoßen und verleugnet. Und dem soll ich jetzt ‚staatsnachtrauern‘?

Packt ihn bitte auf ne Lafette, wie Franz-Josef den Allergrößten, karrt ihn meinetwegen noch mal durch ‚sein‘ Brandenburger Tor, aber dann buddelt ihn bitte schleunigst ein und nicht ständig wieder aus.

Hm, naja “Annexion” und “Krim” finde ich als Vergleich sehr unpassend. Die DDR war im Gegensatz zur Krim ein souveräner Staat, es wurde dort demokratisch eine Regierung gewählt, und diese hat dann zusammen mit der Bundesregierung und den Siegermächten den Zusammenschluss der beiden Staaten ausgehandelt und ratifiziert.

Mir persönlich wäre es allerdings auch lieber gewesen, wenn BRD und DDR eine neue Verfassung erarbeitet hätten, über die dann die gesamte Bevölkerung abgestimmt hätte, so dass jedem klar gewesen wäre dass wir weder die DDR noch die BRD sondern etwas neues sind (was defakto aber in meinen Augen auch so der Fall ist)

Tilman, der gesamte Text ist vollkommen wirr. Er trieft voll bösartigen Unterstellungen, Klischees, Niedertracht und Hass. So ganz klar im Kopf scheint der Verfasser nicht zu sein. Sollte nochmal eine Nacht drüber schlafen.

Es handelt sich dabei um den Journalisten Georg von Grote, mit dem ich in früheren Runden auch mal bei Film-Interviews zusammen in der Runde saß, bevor ihm dieser Kram zu banal wurde.Der fällt durchaus in die Kategorie, “Angry Old Man” und kotzt sich gerne über alles Mögliche aus.

Trotzdem trifft das Gemotze halt meine Grundeinstellung gegenüber Helmut Kohl,
den ich menschlich sehr unsympathisch fand und der zudem auch politisch
sehr oft und gerne in fassungslos machende Fettnäpfchen getreten ist.

Es stört mich schon, dass der “Kanzler der Einheit”-Aspekt irgendwie all die Peinlich- und Fragwürdigkeiten seines
sonstigen Auftretens vor und nach dieser kurzen erfolgreichen Phase stark überlagert und man das gerne ausblendet.

Man muss Helmut Kohl nicht mögen. Man kann ihn sogar furchtbar finden. Aber nach seinem Tod noch derart nachzutreten ist allerunterste Schublade und wirft einen bezeichnenden Blick auf den Verfasser.

Er hätte besser einfach den Mund gehalten.

Meiner Meinung nach hat Gorbatschow mehr zum Ende des kalten Krieges und zur Wiedervereinigung beigetragen als Helmut Kohl, der mag auch sein Anteil dazu beigetragen haben, aber diesen Einheitskanzler-Hype fand ich total überzogen!

[QUOTE=Tilman;492474]Mir persönlich wäre es allerdings auch lieber gewesen, wenn BRD und DDR eine neue Verfassung erarbeitet hätten[/QUOTE]

Mir wäre es heute wie damals lieber gewesen, eine Zweistaatenlösung zu finden. Das war seinerzeit eine Option von mehreren.
Dass Kohl die Einheit wollte, lag m.E. hauptsächlich daran, dass er 1989 innenpolitisch kurz vor dem Ende stand. Späth, Geissler, Albrecht wollten ihn absägen, weil sie erkannten, dass der Mann fertig hatte. Der Mauerfall war ein Geschenk für Kohl, das er für seine Zwecke zu nutzen wusste.

[QUOTE=Greggy;492492] Der Mauerfall war ein Geschenk für Kohl, das er für seine Zwecke zu nutzen wusste.[/QUOTE]

Der Ansicht bin ich auch, wäre Björn Engholm nicht über die Schubladen-Affäre gestolpert, wäre Häuptling Sitting Kohl schon früher abserviert worden, ein Denkmal der Einheit ist er für mich nicht!

Die Reaktion auf den Tod des Altkanzlers, die von, zwar etwas verfrühter, aber durchaus sachlicher Kritik bis zu vollkommen enthemmten Beleidigungen unter der Gürtellinie und jenseits guten Geschmacks reicht (mit einer bedauerlich klaren Tendenz zum Zweiteren), richtet sich doch eigentlich gar nicht an die historische Persönlichkeit Helmut Kohl, sondern an die Kunstfigur „Birne“, die frustrierte Linke erschufen.

Während Helmut Kohls Frau sich tragischer Weise das Leben nahm, weil sie an einer unheilbaren Krankheit litt und in ihrem Abschiedsbrief ihrem Mann für die gemeinsame Ehe voller Liebe dankte, trieb das Monster Birne sie in den Tod. Während Helmut Kohl weltweit v.a. für seine Verdienste um Frieden und Völkerverständigung respektiert wird, ist Birne ein peinlicher Provinztölpel. Während Helmut Kohl sich Jahrzehnte für die Wiedervereinigung seines deutschen Vaterlandes, wie er es nannte, engagierte, ist Birne nur ein Opportunist, der die DDR „annektiert“, weil’s halt nütze. Und während Helmut Kohl als einer der größten Gestallter Europas in die Geschichte eingeht, hat Birne außer der Wiedervereinigung ja nichts vorzuweisen.

Die kleingeistigen Angry Old Men dieser Welt müssen übrigens ganz tapfer sein:

Staatsakt in Straßburg und öffentliche Totenmesse in Speyer

[QUOTE=Danzig;492511]außer der Wiedervereinigung ja nichts vorzuweisen.[/QUOTE]

Unmengen an Titanic-Covern etc. wären ohne ihn natürlich nicht möglich gewesen.

Ganz fett war der Dicke auch im Aussitzen von Problemen.
Analog zu seinem stetig zunehmenden Bauchumfang hat auch der Reformstau (Wort des Jahres 1997) Riesen Ausmaße angenommen.
Ganz nach dem rücksichtslosen Motto ‘nach mir die Sintflut…Mir wird schon nichts passieren. Fett schwimmt oben’.

Die Reformen kamen dann unter SPD und Grünen in Form der Agenda 2010 - und alle waren glücklich.

Völlig richtig.
Alle in der CDU waren glücklich, dass SPD und Grüne ihnen diese Bürde, die ab 1990 auf der To-Do-Liste stand, abgenommen haben.
Aber du bist sicher der Meinung, dass die dicke Birne das viel besser hingekriegt hätte, wenn man ihm eine weitere Fress-Periode Zeit gegeben hätte.

[QUOTE=Danzig;492517]und alle waren glücklich.[/QUOTE]
Außer der SPD.

Auch wenn hier kontrovers diskutiert werden soll, mäßigt eure Tonwahl.

Das war eine Ernst gemeinte Frage.

Wen oder was meinst du?