Also grundsätzlich muss eine Verfilmung nicht alle Details einer Buchvorlage beinhalten und kann für eine filmische Umsetzung irrelevant erachtete auch verändern oder weglassen. Es ist halt die Version der Geschichte des Regisseurs und der Drehbuchautoren. In erster Linie muss die Inszenierung im anderen Medium in sich funktionieren.
Die ersten beiden Filme der Reihe von Chris Columbus fand ich sehr gelungen und kamen sehr nah an die Vorstellung heran, die ich beim Lesen der Bücher hatte.
Mit dem dritten Teil hatte ich zuerst Probleme, weil er stilistisch einfach so unterschiedlich war. Alfonso Cuarón setzt dabei mehr auf Symbolträchtigkeit und hat aber einen handwerklich guten und in sich schlüssigen Film geliefert. Es ist der künstlerischste Teil der Reihe.
Im Gegensatz zum vierten Teil, bei dem Mike Newell wohl an den dritten Teil anknüpfen wollte, jedoch scheint er wirklich keinerlei Gefühl für Dramatik, Inszenierung und Tempo zu haben. Dazu ist der Film total mit (schlechten) Effekten überladen, die Dialoge sind knapp und gekünstelt, der Humor ist viel zu flach und brutal in Szene gesetzt, den Darstellern wird keine Möglichkeit gegeben sich zu profilieren, die Handlung wurde so verändert und gekürzt, dass der Geschichte jede Spannung genommen wurde, sämtliche Nebenhandlungen wurden gestrichen, der Fokus stattdessen zu sehr auf störende Beziehungsprobleme der Protagonisten gelegt und optisch hat er mich auch nicht angesprochen.
Der fünfte Teil hat mir dagegen wieder gefallen, er hat eine düstere Stimmung vermittelt als die Vorgänger, hatte alle wichtigen Handlungselemente enthalten und ging etwas in Richtung Thriller. Ich finde David Yates hat mit seinem ersten Kinofilm gute Arbeit geleistet und auch den andern Beteiligten kann ich nicht viel vorwerfen. Man merkt natürlich, dass er kommerziell erfolgreich sein soll und an manchen Stellen wirkt er vielleicht etwas zielgruppengerichtet, aber das auch nicht zu aufdringlich.
Beim sechsten Teil ist das jedoch anders, man merkt in fast jeder Szene dass er nur als Lückenfüller oder Teaser für die letzten beiden Filme gedreht wurde. Die belanglosen Teenagerszenen, die im Buch als kleine Nebenhandlungen nicht groß stören, wirken einfach deplatziert und stimmungstötend. Dass dafür die Haupthandlung gekürzt hat für mich den ganzen Film entwertet, obwohl sich die Bühnenbildner anscheinend wirklich Mühe gegeben haben (optisch haben mich einige Szenen sehr beeindruckt). In der Vorlage werden so viele interessante Informationen über den Wandel in der magischen Welt und über Voldemorts Vergangenheit vermittelt, dass man da wirklich mehr draus hätte machen können. Man erfährt noch nichtmal, woher der Halbblutprinz seinen Titel hat (da kommt einfach nur ein “Ich bin’s.” und Schluss). Der Fokus ist einfach völlig falsch. Und auch das Ende ist langweilig, uninspiriert und unterstreicht nur die unnötige Rolle des Films als Lückenfüller, die wollten wohl nicht schon vorab nen Scharmützel in Hogwarts drehen.
Den siebten Teil fand ich gut umgesetzt. Da die Laufzeit auf zwei Filme verteilt wurde, konnten alle fehlenden wichtigen Informationen vermittelt und ein paar neue Nebencharaktere eingesetzt werden ohne dass die schauspielerische Leistung der Darsteller darunter leiden musste. Die Beziehungen der Charaktere wurden nicht mehr so kitschig dargestellt. Mir haben auch die Effekte sehr gut gefallen und der Road Movie Style und die lange Schlacht am Ende war ein gut gemachter Abschluss für die lange Reihe (wenn man sich von 3D-Brillen nicht zu gestört fühlt) und kam besser rüber als die hektische Version im Buch. Hagrids Halbbruder hat allerdings gefehlt. Der Epilog war schlecht gemacht, ich kauf nicht ab, dass die Ende 30 sein sollen, aber sowieso irrelevant.
Was mir beim erneuten ansehn der Filmreihe letztens aufgefallen ist, ist dass viele Begriffe einfach mit einem magical erweitert werden, selbst wenn es eigentlich unnötig ist. Leider fällt mir grad kein Beispiel ein…
Ich weiß nicht, was so viele Leute gegen die letzten drei Bücher haben. Ich finde die ganze Buchreihe gelungene Jugendliteratur (selbst das erste Buch behandelt ja schon Erwachsenenthemen aus der Sicht eines Kindes; der Schreibstil liegt im Alter der Protagonisten begründet). Die ersten vier stellen halt primär die Welt vor und leben von den vielen skurrilen Personen und typisch britischem Humor, die späteren Bände sind handlungsfokusierter und führen den Metaplot weiter, der sich durch die vorherigen zog.
Mit dem letzten Buch hätte sich Joanne K. Rowling aber mehr Zeit lassen sollen, es macht den Eindruck, als ob sie die Geschichte möglichst schnell, vielleicht unter Druck der Filmstudios, zu Ende führen wollte. Es werden einfach so zügig ein Handlungsstrang hintereinander beendet und kaum Raum für Nebenhandlungen gelassen. Dabei wäre bei einer Reise durch die magische Welt doch so viel Potenzial gegeben. Nunja, das wird sich jetzt wohl nicht mehr ändern.