Also das Jahr geht beim Fensehkritiker ja gut los. Sehr schöne Folge! Werde mir gleich mal die DVD ordern, mit der kann ich bestimmt den einen oder anderen beglücken.
Zur Verschwörungstheorie des Fernsehkritikers: Eine Verschwörung setzt voraus, dass es eine bewusste Manipulation des Systems hin zu einem für Nutznieser (=Verschwörer) positiven Status gibt. Ich glaube nicht an die Existenz solcher “Absprachen” zwischen mächtigen, aber unsichtbaren Einzelnen.
Wie erklärt sich dann der Verfall unserer Kultur? Die zunehmende Tendenz zur Idiotisierung der etablierten Informationskanäle (was das Internet angeht, muss man erst noch abwarten) kann auch einfach systemisch bedingt sein. D.h. die Inhalteersteller/-anbieter stehen dabei nicht über dem Gesamtsystem, sondern sind auch “Opfer” der allg. Tendenz zum Schwachsinn, bzw. der Ausweitung des Unterhaltungsmarktes im “Billigsektor”.
Dieser fatale Trend zur gegenseitigen Verblödung entsteht, wenn die kulturellen Werte des betroffenen Gesellschaftssystemes der Aufklärung keinen oder nicht genügend Platz beimessen. Die wesentlichen Werte “unserer” westlichen Kultur und deren jüngste Verschiebungen sind bekannt: Zentrale Schwerpunkte sind Wachstum der Industrieproduktion und der Gewinne, mehr “Arbeit” (haha, so was Blödes!) und Ausdehnung der Märkte, viel mehr aber auch nicht.
Das Wertesystem privatisierter Massenmedienunternehmen (Presse, TV, Kino …) im Speziellen ist zu 100% vom Zwang zum Gewinn (=Quote, Reichweite) dominiert. Das resultierende Vermögen der privaten Medienindustrie ist demzufolge auch die Produktion möglichst effizient produzierter (sprich: “billiger”) Massenunterhaltung. Da wirken selbstverständlich die gleichen Prinzipien wie bei der Massenproduktion anderer Güter auch. Für die Massenproduktion “anstrengender” Aufklärung hingegen gibt es bisher keinen funktionierenden Businessplan.
Fatalerweise muss von den Privatunternehmen für den Absatz der produzierten Unterhaltungsware zudem der entsprechende Markt immer auch erst “entwickelt” (=geschaffen) werden. Gab es in den 70ern hierzulande moralische Aufschreie, aber noch keinen “Markt” (= Bedarf, Angebot) für so billige und unwürdige “geistige Unterschicht”-Unterhaltungsnummern wie Familientausch, DSDS & Co. - heute gibt es ihn. Na sowas!
Der Rundfunkstaatsvertrag, der gesellschaftlich finanzierte ÖR-Aufklärungsarbeit bezwecken soll, stellt hierzulande die einzige systematische Kraft gegen die kapitale Macht der Verblödungsindustrie dar. Leider ist der Vertrag quasi nichtig, da er faktisch nicht ausgefüllt wird: Weder stimmen die ÖR-Programminhalte, noch kann das ÖR reichweitenmäßig ein wirkliches Gegengewicht zu den privaten “Werbekontexterzeugern” darstellen.
Tja, da bleibt uns also nur noch der Übergang zu einer Kultur der Doofen, also Konsumgesellschaft auch auf Medienebene. Na prima!
P.S. Wer hier Hoffnung auf das (noch) freie Internet hat, kann sich doch einfach mal anschauen, mit welcher Macht derzeit die “Privaten” in dieses einigermaßen neue Kommunikationsmittel vordringen um auch dieses Medium für ihre plumpen Gewinninteressen zu besetzen. Die aktuellen Reichweiten von Bild.de und SpOn sind dabei nur der Anfang. Schlimmer ist, was uns in Zukunft noch bevorsteht, die Abschaffung der Netzneutralität beispielsweise.