Gute Bücher < 300 Seiten

Heinrich Böll: Die verlorene Ehre der Katharina Blum

Kritik an gewissen journalistischen Praktiken.
Dazu heißt es im Buch: “Personen und Handlungen dieser Erzählung sind frei Erfunden. Sollten sich bei der Schilderung gewisser journalistischer Praktiken Ähnlichkeiten mit den Praktiken der Bild-Zeitung ergeben haben, so sind diese Ähnlichkeiten weder beabsichtigt noch zufällig, sondern unvermeidlich.”

Terry Pratchett: Die Teppichvölker

Typischer Pratchett Humor. Eher eine Fantasyparodie, als ein richtiges Fantasybuch.
Inhalt:
Die Munrungs sind eines der kleinen Völker im Teppich. Nachdem der “schreckliche Scheuerer” (ein Staubsauger^^) das Dorf der Munrungs zerstört hat, müssen diese fliehen, da nur kurze Zeit später die Mule angreifen. Ein Zufall? Oder können die Mule gar den Scheuerer kontrollieren? Schon bald müssen die Munrungs feststellen, dass sie nicht die einzigen Opfer des Scheuerers geworden sind.

Ich habe ja vorige Seite schon ein Buch von Kawabata empfohlen; ich habe jetzt noch zwei andere von ihm gelesen:

Tausend Kraniche und Schönheit und Trauer

Kann ich beide auch nur uneingeschränkt empfehlen; Kawabata ist für mich im Moment dabei, zu einem meiner Lieblingsschriftsteller zu avancieren. Kawabata hat einen Schreibstil, der viel eher poetisch als prosaisch ist, und mit dem er es schafft, die scheinbar gleichgültigsten Vorgänge wunderschön darzustellen. Sehr großartig sind auch die offenen Enden, die alle drei Romane, die ich bisher von ihm gelesen habe, haben; ebenso ist es super, wie er es schafft, einfach nur Situationen und Dialoge darzulegen, die so voller Subtext und Implikationen sind, dass man permanent verblüfft ist, wie er es schafft, einen scheinbar gleichgültigen Dialog so zu kontextualisieren, dass man sieht, wie die Personen nie über das reden, was sie eigentlich meinen, man aber immer versteht, worum es eigentlich geht (sofern man es nicht einfach so runterliest).
Wie gesagt, die Texte sind durchgehend sehr einfach zu lesen, keine konstruierte Sprache oder kafkaeske Schachtelsätze, dafür ist aber jeder Satz ein Kompositum, das perfektionistisch veranlagt ist. Der Mann hat nicht umsonst den Literaturnobelpreis bekommen.

Chronik der Unsterblichen (alle Teile) von Wolfgang Hohlbein, Dein Wille Geschehe (und die Anderen rund um O’Laughlin und Ruiz) von Michael Robotham … finde ich sehr gute Bücher :slight_smile:

Meine (momentanen) absoluten :smt007 :
Rebecca James - Die Wahrheit über Alice
Jay Asher - Tote Mädchen lügen nicht
Sebastian Fitzek - Die Therapie
Mischa-Sarim Verollet - so ziemlich alle Bücher
Vince Ebert - beide bisherige Bücher

„Besser spät als nie“ - Godot

Dies war ein falsch zugeordnetes Zitat, womit ich auch gleich zu meinem Tipp komme, den einige hier schon kennen dürften:
Die Känguru-Chroniken und das Känguru-Manifest von Marc-Uwe Kling.
War letzten Freitag erst bei seinem aktuellem Programm die Känguru-Offenbarung, 1. Teil, nachdem ich im Sommer das Känguru-Manifest 3D gesehen habe.
Der Mann und seine Geschichten sind [witzig!] stempel

Wer es nicht kennt:
Kling erzählt Passagen aus seinem WG-Leben mit dem kommunistischen Känguru, dass im Laufe der Bücher einen Boxclub gründet, ein Antiterrornetzwerk und sich selbst zum Papst ernennt.

Hier das Buch
Und hier noch eine Kostprobe:

Die Känguru-Sachen empfehle ich, als Hörbuch zu kaufen. Von den Känguru-Chroniken ist jetzt auch eine ungekürzte Fassung erhältlich, wobei ich es bei allem Respekt Kling gegenüber schon frech finde (ich vermute, es ist eine vom Verlag hervorgebrachte Sache), die Chroniken-Lesung erst gekürzt und jetzt nochmal ungekürzt rauszubringen.

Kling liest seine eigenen Texte mit angenehm zu hörender Stimme und das Känguru imitiert er glaubhaft und treffend. Ich habe natürlich die Bücher nicht selbst gelesen, glaube aber, mir würde etwas von dem anarchistischen Charme der ganzen Sache fehlen, wenn ich es selbst lesen würde statt es zu hören. Vom Humor, der Intelligenz und den Anspielungen ist das Ganze wirklich fantastisch und macht total viel Spaß, driftet aber nicht in die Belanglosigkeit ab; am Ehesten ist es die totale Satire.

Ich kenne von beiden Werken jeweils beides :smiley: Buch und Hörbuch und ja, dass Hörbuch ist noch um etwa 100 mal witziger, auch wenn lesen schon total witzig war… witzig!

Einer meiner Favoriten ist “Küsschen für alle” von Roald Dahl. Eine Sammlung von skurrilen, absurden und teilweise auch etwas ekligen Kurzgeschichten.

Es wundert mich außerdem, adss Arthur Conan Doyle noch nicht erwänt wurde. Die Sherlock Holmes Geschichten haben - soweit ich micht enstinne - alle deutlich wenier als 200 Seiten, häufig sogar nur im weistelligen Bereich. Ich hatte kürzlich das Glück die gesammelten Werke als Schnäppchen zu schießen, sehr nett zu lesen!

Édouard Levé - Selbstmord. Hat nur 110 Seiten

Lohnt sich zu lesen. Labilen Menschen rate ich davon jedoch ab.

Möchte hier noch ein Klassiker nennen: “Die Zeitmaschine” von H. G. Wells.
Habe ich beim durchblättern des Threads jeddenfalls nicht gesehen

Eine unterhaltsame Geschichte aber auch leicht Gesellschaftskritisch. Für 1895 ebenfalls eine gut dargestellte Umsetzung der Zeitreise Thematik.
Meine Ausgabe hat 148 Seiten

Aus aktuellem Anlass:
Kann es wahr sein, dass hier noch niemand “Der kleine Prinz” von Antoine de Saint-Exupéry genannt hat :shock:

Vielleicht ist es auch einfach zu selbstverständlich, gehört es doch auch nach 70 Jahren immer noch zu den 20 meistgelesenen Büchern der Welt.

Für diejenigen die es noch nicht kennen: es ist ein Märchen für Erwachsene, in dem ein in der Wüste notgelandeter Pilot auf den kleinen Prinzen trifft. Dieser reist von Planet zu Planet, von Charakter zu Charakter, von Situation zu Situation; und er lernt, will verstehen, und tut sich doch so schwer damit, weil die Erwachsenen, die “großen Leute”, es ihm nicht leicht machen, in ihrem Tun einen Sinn zu erkennen. Der kleine Prinz ist ein Suchender: es geht um Mitmenschlichkeit, Beziehungen und Freundschaft.
Die Erzählung ist zuweilen rätselhaft, melancholisch, surreal - und einfach schön und voller Weisheit. Ihre Wirkungsmacht liegt in den Bildern, die ebenso einfach wie eindringlich und poetisch sind.

Dabei galt das Buch zunächst als zu kindlich für Erwachsene, für Kinder zu erwachsen - hier erfährt man mehr dazu anlässlich des aktuellen, 70. Jubiläums.

Und es ist voller weltberühmter Zitate, z.B.
“Die Menschen haben keine Zeit mehr, irgend etwas kennenzulernen. Sie kaufen sich alles fertig in den Geschäften. Aber da es keine Kaufläden für Freunde gibt, haben die Leute keine Freunde mehr.”

oder

“Du bist zeitlebens für das verantwortlich, was du dir vertraut gemacht hast.”

Dies wohl berühmteste Zitat ist auch mein Lieblingszitat:
“Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.”

So ist es - und so sollte man auch dieses Buch lesen: mit dem Herzen.

Also ich kann da “Lea” von Pascal Mercier empfehlen! Finde alles von Mercier sehr, sehr lesenswert. Und keine Angst: Er schreibt auf Deutsch, auch wenn sein Pseudonym französisch klingt (er hat Schweizer Wurzeln). Seine Bücher sind wirklich feinsinnig und so gut geschrieben, dass man sie kaum aus der Hand legen kann…

Hmm, schwer einzuschätzen ob du eine bestimmte Art von Büchern meinst (Romane, Dramen, Krimi etc) oder dich auch auf andere Bücher einlässt.

Vince Ebert - Denken Sie selbst ist mit 224 Seiten das “kürzeste Buch” welches ich bisher gelesen habe.

http://www.amazon.de/Denken-Sie-selbst-Sonst-andere/dp/3499623862

Definitiv ein großartiges Buch von einem Comedian, der sein Programm niederschreibt. Das Programm selbst ist zum gähnen…ab und an ein lacher dabei aber sonst, das Buch hingegen ist gespickt mit vielen pointen und irgendwie um einiges Besser als das LiveProgramm selbst.

Tja,

entgegen den Ankündigungen des Autors Henning Mankell ist ja doch noch ein Wallander-Roman erschien: Mord im Herbst.

Oder vielleicht auch nicht. Denn zumindest von der Länge her hat Mord im Herbst nur wenig was mit einem normalen Roman zu tun. Nach 3 Stunden Lesen sollte man fertig sein. Wie die gedruckte Fassung dabei 144 Seiten haben kann, kann ich mir nicht so recht erklären. Da hat man wohl mit Großdruck gearbeitet - und natürlich mit einem Nachwort, was alleine 15 % des Textes einnimmt. (Der Kindle verführt wegen fehlenden Seitenzahlen zu Prozentangaben.) Preistechnisch sind deswegen die 6,99 € der Kindle-Ausgabe noch im Rahmen, die 14,90 € für die gedruckte Fassung jedoch absolut nicht.

Mord im Herbst ist dabei schon vor dem letzten Wallander “Feind im Schatten” geschrieben und angesiedelt worden. Der Text war ursprünglich nur eine Zugabe für Käufer von Romanen während eines Krimi-Monats gewesen, ist nun aber eigenständig veröffentlicht worden.

Gefallen hat mir schon der “Roman” - gerade als wohl nun wirklichen endgültigen aber unchronologischen Abschluss der Figur. (Aus dem Nachwort: “Weitere Erzählungen über Kurt Wallander gibt es nicht”. Es scheint, dass Mankell auch keine Fortsetzung mittels der Figur Linda Wallanda plant.)

Der Fall selber ist simpel, die Auflösung nicht unglaubwürdig aber auch kein zwangsläufiges Ergebnis aus dem Ausgangspunkt. Die Ermittlungen wirken jedoch etwas stark getrieben von Zufällen.
Interessanter ist hier Wallander selber, der hier, während er versucht den Fall zu klären, immer wieder tief in Selbstreflexionen bis Selbstmitleid versinkt, gleichzeitig aber durchgehend auf der Stelle trampelt. Versuche, sein Leben zu ändern sind beim Roman-Wallander ja eh zum Scheitern verurteilt - das hebt Wallander doch recht positiv von anderen Figuren im Kriminalbereich erfreulich ab. Gute Stimmung verbreitet das aber natürlich auch nicht, vermag aber vielleicht den ein oder anderen zumindest dazu motivieren, nicht ganz so wie Wallander zu enden.

Das Buch “Arbeitsfrei: Eine Entdeckungsreise zu den Maschinen, die uns ersetzen” von Constanze Kurz und Frank Rieger beschreibt sehr gut und neutral was heute und in der Zukunft automatisiert ist bzw wird. Dabei erfolgt die Beschreibung neutral so das sich der Leser nicht manipuliert wird,

Ich weiss nicht ob das hier hundertprozentig reinpasst, aber ich denke mal ja weil Kurzgeschichten mehr oder weniger in das vom Titel vorgegebene Schema reinfallen.
Ich geh gerade voll auf Phillip K. Dicks Kurzgeschichten ab (amerikanischer Science-Fiction-Autor, berkannt unter anderem für den Roman zu [I]Blade Runner[/I] oder die tolle Alternativweltgeschichte [I]Orakel vom Berge[/I], in der er sich ausmalt was passiert wäre wenn die Nazis den zweiten Weltkrieg gewonnen hätten).
Was der Mensch an Ideenreichtum besitzt ist wirklich unglaublich. Zum Beispiel [I]Pay the Printer[/I], wo
[SPOILER]die Menschen in einer postapokalyptischen Welt von Ausserirdischen Unterstützung bekommen, die fast exakte Duplikate von Gegenständen herstellen können. Doch langsam sterben diese Aliens, die Kopien werden immer schlechter und die Menschheit hat verlernt, wie man auch nur die einfachsten Dinge herstellt (sie weiss nicht einmal mehr was “bauen” überhaupt bedeutet) und muss es komplett neu lernen…[/SPOILER]
In seinen Geschichten schwingt aber immer auch philosophische und gesellschaftskritische Komponenten mit, zum Beispiel in [I]Foster, du bist tot[/I] wo die Zivilbevölkerung in Anbetracht eines nahenden Atomkriegs ihre Bunker selbst erwerben muss und ein dementsprechender Druck herrscht, immer die Neuesten zu kaufen, da der Feind immer neue Waffen erfindet und die alten Bunker obsolet werden. Oder [I]Zwischen den Stühlen[/I], wo die ganze Welt sich aufgrund einer ethischen Frage in zwei Gruppen gespalten hat, der Protagonist sich jedoch für keine der beiden Seiten richtig entscheiden kann und somit von beiden gehasst wird. Zwangsläufig muss er sich da überlegen, ob keine Meinung zu etwas haben vielleicht auch eine Meinung ist für die es sich vielleicht sogar lohnt zu sterben.
Also von mir jedenfalls eine ganz große Empfehlung, vor allem für Science Fiction Fans

Sofern Eigenwerbung hier gestattet ist: Ich habe bislang 4 Bücher (Aphorismenbände) veröffentlicht, die zusammengenommen noch nicht einmal die 300 Seiten-Grenze überschreiten. Wer sich dafür interessieren sollte, kann sich eine Auswahl meiner Aphorismen über den folgenden Link zu Gemüte führen: https://egregantius.wordpress.com/aphorismen/

Beste Grüße,
Egregantius

Oops! Hier wurde lange nichts gelesen. Keine Ahnung, ob es sich lohnt, den Strang wachzurütteln.
Ich versuche es mal mit:
[B]“Angsterhaltenden Maßnahmen” (Homestories)[/B] - einer Sammlung von Kurzgeschichten in derbkomischer Prosa verfasst, trashig und voller Sarkasmus.

Etwa 150 Seiten lang lässt Altpunker Jan Off seine skurilen Protagonisten unvermeidlich ihrem Scheitern entgegen torkeln, während diese sich allerlei Toxischem hingeben. ^^ Die Off’sche Beobachterperspektive der heiteren Weltverachtung richtet sich auf Randfiguren unserer Gesellschaft, die sich konsequent von ihren alltäglichen Anforderungen abwenden hin zum ganz normalen Wahnsinn. Mehr sei von mir nicht verraten.