Ich bin mit der Musik der Mitt-End 90er und der 2000er aufgewachsen. Auf Grund limitierten Möglichkeiten war das Radio meine Welt und ganz besonders die Charts. Das waren die Bayern 3 mehr oder weniger Top 20 mit Chris Baumann. Und siehe da - diese Sendung gibt es auch 20 Jahre später immer noch. Ein kurzer Blick in die Top 25 (sic!) sagt mir: Das allermeiste sagt mir (vom Namen her zumindest) gar nix. Aber die Harry Styles Nummer ist ausnahmsweise nach meinem Gefallen.
Jedenfalls habe ich ein paar Jahre lang diese B3 Top 20 gehört – und auch später dann die Austrian Top 40. Mit den 2000ern kamen langsam CDs und MP3s dazu, außerdem VIVA und MTV. Rückblickend haben sich ganz klar 3 Säulen für meinen Musikgeschmack herauskristallisiert (auch wenn das natürlich etwas ungenau ist). Das war einerseits melodiöse Popmusik. Auch heute höre ich immer noch ausgewählte Britney Spears, Backstreet Boys, A*Teens oder *NSYNC Songs. Cheesy ja, melodisch sehr und Mitsingfaktor extrem hoch.
Anderseits habe ich auch schnell den deutschen Rap für mich entdeckt. Um die 2000er Jahre herrschte da ja auch ein großer Hype. Die Fantas, Freundeskreis, Eins Zwo, die damals noch Absoluten Beginner. Meine (fast) ersten 3 Alben waren damals die „4:99“ von den Fantas, das Deichkind Debut „Bitte ziehen Sie durch“ (da machten sie noch Hip Hop) und die erste Samy Deluxe LP „Deluxe Soundsystem“ unter Dynamite Deluxe. Leider kann ich mit dem heutigen D-Rap nur noch wenig anfangen.
Und ganz wichtig war mir die kommerzielle Dance Musik nenne ich sie mal. Das waren um die 2000er so Sachen wie Alice Deejay, Vengaboys, Darude, Italo-Dance Marke Eiffel 65, Gigi D’Agostino, Prezioso feat. Marvin und deutscher Dance wie Scooter, Cosmic Gate, Brooklyn Bounce, ATB, Sash!, u.ä. Und ab 2001 auch dann der Vocal Dance mit den Belgiern Lasgo, Sylver und Kate Ryan. Danach wurde die Dance-Musik dann auch ich sag mal clubbiger und härter, und insgesamt irgendwie auch „kindischer“. Hier seien zu nennen Special D., Pulsedriver, Megara vs. DJ Lee, DuMonde, Starsplash, Floorfilla und Rocco. Nicht zu vergessen Kai Tracid. Eigentlich so typische Sachen der Compilations Future Trance und die Club Rotation, die ich ab Anfang der 2000er gesammelt habe. Und Zugang zu den Bravo Hits hatte ich auch.
Mitte 2000 kam dann der Trance hinzu und meine „Hands Up“ Zeit war vorbei, auch weil der Sound nicht mehr meiner war. Damit sich jemand etwas unter Trance vorstellen kann. Es waren damals die Radioshows Trance Around The World (heute heißt sie Group Therapy) von Above & Beyond, Armin van Buuren’s A State Of Trance und Markus Schulz‘ Global DJ Broadcast. Daneben mochte ich noch z.B. Ferry Corsten (aka Gouryella), damals machte Tiesto noch Trance, Kyau vs. Albert, Cosmic Gate, M.I.K.E. aka Push, Nitrous Oxide, OceanLab, Super8 & Tab, Solarstone, Daniel Kandi.
Rock Musik hörte ich im Radio logischerweise wenig und in den Single Charts gab es davon auch wenig. Linkin Park, Limp Bizkit, Evanescence, P.O.D. waren dann noch die Bands, die mir damals gut gefielen. Placebo, die Deftones und ein All-Time-Fav Radiohead folgten dann auch so gegen 2005. Also ein großer Rockfan war ich nie, aber missen möchte ich dieses Genre keinesfalls. Da passten mir Coldplay mit ihrem Britpop Soft-Rock viel besser rein. Mit Travis und den Piano-Rockern Keane waren damals richtig gute Bands am Start.
Aus heutiger Sicht sind die Jahre meines Aufwachsens immer noch extrem prägend. Klar kenne ich mittlerweile viel von vor den 1990ern und höre auch immer wieder ganz aktuelle Sachen (eher abseits des Mainstreams). Aber dieser 1995-2005 Kern bleibt. Man muss ja auch fairerweise sagen: Niemand, auch ich nicht, kann unendlich viel Musik hören. Und es ist keineswegs leicht, sich in neue Sachen reinzufuchsen. Und alles durchzuhören werde ich in diesem Leben kaum noch schaffen. So kehre ich immer wieder zu den alten Lieblingen zurück.
Das Problem ist für mich halt, dass nahezu jede/s/r Band/Projekt/Künstler/Genre eine Hochphase hatte, wo genau mein Geschmack getroffen wurde. Jeder weiß, dass jeder Künstler nach ein paar Jahren zwangsläufig seinen Sound ändern muss (bzw. auch will), dazu kommt das liebe Geld und kommerzielle Interessen etc. Wenn ich z.B. Eiffel 65 lese, dann will ich „Blue“, „Move Your Body“ oder „Cosa Resterà (In A Song) - Gabry Ponte FM Cut“ hören. Natürlich kriege ich das heute nicht mehr. Nur wenige Künstler können „irgendwas anderes“ machen und ich es packt mich dann trotzdem. Das habe ich mittlerweile akzeptiert. Eiffel 65 ist nicht mehr Eiffel 65 von ca. 2000. Gabry Ponte ist ja eh schon lange ausgestiegen und scheint auch heute noch gut unterwegs zu sein. Der Name Eiffel 65 ist aus meiner Sicht nur noch eine Art Firmenname, unter dem halt irgendwas produziert wird.