Aber die Frage ist doch, warum muss man sich für eine Verwechselung bei einem Bild entschuldigen, aber nicht für groteske Falschinformationen?
Ich habe den Nachteil, überhaupt nicht im Bilde zu sein über das Unrecht, was die Tagesschau der „Gamerszene“ angetan hat, aber Simon Wiesenthal mit der Bildunterschrift eines Nazi-Verbrechers zu versehen, ist für mich ehrlich gesagt die bei weitem groteskere Vorstellung.
Beides sind in einer Nachrichtensendung schwere Fehler, also sollte man sich entweder für beides entschuldigen oder für keins.
D’accord.
Der Grund ist eigentlich ganz einfach: Die Verwechselung beim Bild hat höheres „Skandalpotential“. Hier wurde sich nicht entschuldigt, weil es der Redaktion leid tat, sondern einfach weil man den entsprechenden Skandal abwenden wollte.
Woher weißt du das? Glaubst du, dass es niemandem in der Tagesschau-Redaktion juckt, wenn sie das Foto von ausgerechnet Simon Wiesenthal (seine Vita ist dir bekannt?) über den Namen eines Nazi-Verbrechers pappen, sondern man sich dort sagt „Der Wiesenthal ist uns im Grunde genauso Schnuppe wie die WoW-Fuzzis, aber die machen uns wenigstens keine Szene!“?
Zudem wissen ja nun wirklich alle, die etwas mit den Medien zu schaffen haben, welch „gefährliches“ Thema der Holocaust und alles was damit zusammenhängt ist… da würden aber so was von schnell Köpfe rollen, wenn man dem Thema nicht ganz ganz demütig begegnet.
Gehe ich recht in der Annahme, dass sich dein Gedanke mit „… schließlich hat die Israel-Lobby doch die deutschen Medien im Schwitzkasten!“ einigermaßen treffend weiterspinnen lässt? Oder wer lässt da deiner Meinung nach die „Köpfe rollen“?
Bei der Gamerszene sieht es nunmal anders aus. Da arbeitet man doch eh beharrlich dran, den Ruf immer schlechter/schmuddeliger usw. zu machen.
Sind „man“ die selben, die den Holocaust instrumentieren?
Nochmal: Ich weiß nicht, was die TS über die Gamer berichtet hat. Ich erinnere mich an einen unterirdischen RTL-Beitrag und an eine 3sat-Doku, die zumindest teilweise nicht ganz aus der Luft gegriffen sein dürfte. Wie man vielleicht schon merkt, stehe ich dieser Szene nicht besonders nahe. Das soll keineswegs heißen, dass ich es befürworte, die Jungs zu verunglimpfen, aber ein beharrliches Arbeiten an einer ebensolchen Verunglimpfung dürfte doch wohl etwas anders aussehen, als auf RTL-Niveau zu behaupten, die waschen sich alle nie, oder World of Warcraft mit Counterstrike zu verwechseln.
Was mich wirklich stutzig macht, ist diese Betonung des „sowas“ in Holgers Kommentar. Dieses Ranwinken und Flüstern, dieses 'jetzt übertret ich mal ‚ne Grenze und sag was, was man hierzulande ja gar nicht sagen darf‘-mäßige. ‚Psst, ganz leise, vielleicht hört der Mossad mit!‘ Als wäre es eine lässliche Lappalie, Wiesenthal mit einem seiner potenziellen Peiniger zu verwechseln, während der eigentlich Skandal ja wohl darin besteht, Computerspielern den roten Teppich zu verweigern.
Eine sich für seriös haltende Nachrichtensendung sollte m.E. alles daran setzten, sowohl den einen als auch den anderen Fehler zu vermeiden. Aber das kann man ganz getrost auch ohne diesen verschwörerischen Habitus sagen.