Folge 96 - Der verschlafene Skandal

Am Ende haben sie ja darüber berichtet. Wieso soll er denen vorschreiben wann sie darüber zu berichten haben? :roll: Ich find nicht das das alles sehr mit Thema fernsehen was zu tun hat. Es ist ja nur ein “beschweren” über die Sender auf politischer Ebene. Naja ansonsten war die ganze Folge gut, auch wenn ein wenig holger.tv durchgesickert ist.

Was ist denn “holger.tv” ?? :smt017
Also manche Leute…

Ich weiß nicht ob deine Frage beantwortet wurde (habe nicht alle Posts komplett gelesen ^^) aber es war Hans-Peter Uhl [seines Zeichen, innenpolitischer Sprecher der Unionsfraktion] mit dem Zitat:

Es werde eine hysterische Diskussion geführt, kritisierte der CSU-Innenexperte Hans-Peter Uhl. Die Menschen gäben ihre Anschrift und ihre Namen massenhaft für Preisausschreiben und Rabattsystemen her. Ohne Einwohnermeldeamt würden so kostenlose Adresssammlungen entstehen.

Das die sache eine Unverschämtheit ist, braucht man Hoffentlich nicht Diskutieren. Selbst wenn das viele machen. Viele sind nicht alle!

Nochmal, sieht hier keiner ausser mir einen Unterschied zwischen Nachrichtensendungen wie Tagesschau und heute, und investigativen Formaten wie z.B. überregionale Zeitungen / Magazine, und Fernsehformaten wie Monitor oder Frontal21?

Doch, hier! :smt006

Der Tagesschau-Redaktion z. Bsp. liegen jeden Tag eben tausend (mal so in den Raum geworfen) potentielle Nachrichten vor. Daraus müssen sie dann zehn Neuigkeiten herauspicken, welche es in die Nachrichten schaffen. Da es zum Meldegesetz anfangs keine große Aufregung gab, haben sie dies halt für unwichtiger empfunden. Mit der Aufregung kam dann auch die Berichterstattung.

Die Nachrichtensendungen sind in meinen Augen überhaupt nicht dafür zuständig, das Grundrauschen zu analysieren.

Wozu gibt es dann eigentlich diese sog. Hauptstadt-Studios - was ja in Deutschland mit Regierungssitz-Studio gleichgesetzt werden kann ?

Sind diese Studios dazu da, die Fahrplaneinhaltung der Deutschen Bahn AG am Berliner Hauptbahnhof zu analysieren, die Stimmung von Public-Viewings in Berliner Kneipen aufzuzeigen oder gar den vorhandenen Taubenschiß am Alexanderplatz zu dokumentieren?

Oder sollen diese Hauptstadt- sprich: Regierungssitz-Studios vielleicht doch eher ein Bindeglied zwischen Parteifutzie und Normalbürgersepp sein ? Also um darüber zu informieren, was für einen geistigen Dünnschiß irgendein Politiker in Berlin - sei es nun Regierung oder Oposition - von sich gibt ?

Dazu gehört mMn auch die Anwesenheit bei Plenarsitzungen - oder werden die Journalisten/Journalistinen fürs Eierkraulen und Knöpfchen-Kneifen bezahlt. Außerdem war doch ein Kamerateam vor Ort. Das Videomaterial hat wohl offensichtlich keinen interessiert.

@ Hans-Jürgen

Das mit der Pairing-Vereinbarung find ich in diesem Fall auch etwas weit hergeholt.
Oder haben die etwa ausgemacht: Wer alles Fußball schauen will bleibt weg - ach da, bei der Oposition wollen zwei nicht das Halbfinalspiel sehen. Dann seid ihr doch einfach krank. Wir wollen nämlich völlig gerecht einen Gesetzesentwurf durch ne Lesung knallen !
So, prima: Jetzt haben wir 25 Angehörige der Regierungskoaliton, zehn, die gegen den Entwurf sind, zehn, die es nicht interessiert und fünf haben sowieso keine Ahnung - Passt !

Wozu gibt es dann eigentlich diese sog. Hauptstadt-Studios - was ja in Deutschland mit Regierungssitz-Studio gleichgesetzt werden kann ?
[…]
Dazu gehört mMn auch die Anwesenheit bei Plenarsitzungen - oder werden die Journalisten/Journalistinen fürs Eierkraulen und Knöpfchen-Kneifen bezahlt. Außerdem war doch ein Kamerateam vor Ort. Das Videomaterial hat wohl offensichtlich keinen interessiert.

Ich hab ja nicht gesagt dass die Tagesschau ihre Berichterstattung einstellen soll. Jetzt wo das Meldegesetz ein Thema ist, gibt es ja auch einen Grund darüber zu berichten (z.B. aus der Hauptstadt). Und natürlich ist es Aufgabe von Journalisten das aufzutun. Aber Journalisten arbeiten nicht nur für die Nachrichten, sondern es gibt auch Journalisten die eben Investigativ neues auftun, und genau das ist hier ja auch geschehen - nur dauert es eben seine Zeit, eine Story aufzutun, und wird üblicherweise nicht von Nachrichtenformaten erledigt.
Und was das Kamerateam angeht: es gibt das Parlamentsfernsehen, das immer filmt. Kannst du dir auch anschauen. Also: beim nächstn Finale doch mal ein schönes Alternativprogramm :mrgreen:

Oder um es noch mal klar zu formulieren: die Tagesschau ist in meinen Augen nicht dafür zuständig, rauszufinden dass da ein Gesetz verabschiedet wurde, und was es bewirkt. Sie ist aber dafür zuständig, sobald es gewisse Wellen schlägt, darüber zu berichten und dafür zu sorgen dass jeder es erfährt. Hier kann man sicher streiten, ob es ein oder zwei Tage früher hätte erfolgen sollen.

Ich hab ja nicht gesagt dass die Tagesschau ihre Berichterstattung einstellen soll.

Hab ich ja auch nicht behauptet.

Wenn sich die Dinger aber schon großkotzig ARD- oder ZDF-Hauptstadt-Studio schimpfen, kann man dann nicht erwarten, daß die entsprechenden Leute auch auf dem Laufenden sind und den Normalbürger darüber informieren ?
Naja - wohl eher nicht.

:offtopic
Und zu dem von Dir angesprochenen Parlamentsfernsehen (sry, hab den Link jetzt nicht angeklickt):
Auch auf Eins-wasweißich werden oft Plenarsitzungen live übertragen.
Da ich kein Fußball schaue, ist das wirklich ne Alternative.

Nicht aber, wenn bei einer Sportveranstalltung Beachvolleyball der Damen ausgetragen wird (wegen der geilen Ärsche) - oder Curling. Denn, du wirst jetzt lachen, DAS finde ich echt sau-spannend.

Oder um es noch mal klar zu formulieren: die Tagesschau ist in meinen Augen nicht dafür zuständig, rauszufinden dass da ein Gesetz verabschiedet wurde, und was es bewirkt. Sie ist aber dafür zuständig, sobald es gewisse Wellen schlägt, darüber zu berichten und dafür zu sorgen dass jeder es erfährt. Hier kann man sicher streiten, ob es ein oder zwei Tage früher hätte erfolgen sollen.

Was für einen Sinn hat es, über etwas zu berichten, das ohnehin schon in aller Munde ist? Hätte es mal wieder das Internet nicht gegeben, hätte vermutlich niemand etwas davon erfahren und die Ablenkungstaktik wäre aufgegangen. Natürlich soll die Tagesschau nicht über jeden Gesetzentwurf berichten, aber man kann ja wohl erwarten, dass sie die Vorgänge in der Regierung beobachtet und über wichtige Themen, die die Bürger beeinflusen, auch berichten. Das hat dann auch nichts damit zu tun, dass Nachrichten geschaffen werden; man kann schließlich auch neutral und informativ über ein Thema berichten. Die gesellschaftliche Stimmung und Reaktionen dazu kann man dann später immer noch abfragen.

Ansonsten finde ich hier mal wieder die mangelnde Fähigkeit zur Selbstkritik seitens der ÖR bemerkenswert. Wer war Schuld an dem ganzen Debakel? Die Politiker, die so hinterlistige Taktiken einsetzen, oder der Bürger, die nur Fußball im Hirn hat und alles mit sich machen lässt; aber bloß nicht die öffentlich-rechtlichen Medien, deren verdammte Aufgabe es eigentlich sein sollte, ein wachsames Auge über die Politik zu halten und - auch trotz Fußball-EM - gesellschaftlich relevante Themen an die Öffentlichkeit zu tragen. Aber schon klar - hätte ja eh niemand zugehört, warum sich also die Mühe machen?

Letzten Endes ist diese ganze Affäre keine wirkliche Sternstunde der Demokratie.

Nur weil etwas hohe Wellen schlägt, muss es ja noch nicht in aller Munde sein. Über das Gesetz habe sich zuerst Datenschützer und die Opposition aufgeregt, und dann ein paar Zeitungen, damit war es zwar der interessierten Internet-Öffentlichkeit bekannt, aber noch längst nicht allen.

Letzten Endes ist diese ganze Affäre keine wirkliche Sternstunde der Demokratie.

Da gebe ich dir allerdings Recht :wink:

Irgendwas stimmt doch nicht. Statt ordendlich Krawall gibt es tatsächlich Leute, die ungeniert und ohne schlechtes Gewissen ein Gesetz verabschieden.

Von den ÖR, die sowieso zu blöd sind, ihr eigenes Handeln zu reflektieren aber dann gerne einen auf Aufklärer machen mal abgesehen: die Pau (nein, nicht T’Pau) schlief fast schon ein bei ihren Ansagen. Nach dem Motto: "Ich will nach Hause, Leute, macht hinne!"
Das Ganze Szenario war peinlich, und wo war mein Freund Pofalla, wenn man ihn mal braucht?

Man sollte hier erwähnen (was ich irgendwie hier noch nicht gelesen habe), dass diese wesentliche Verschlechterung vor allem daraus besteht, dass ein Widerspruch komplett wirkungslos wird, sobald man einmal in den Datensatz des Adresshändlers gekommen ist. Der Adresshändler kann so, trotz deines Widerspruchs, seinen Datensatz über das Melderegister jederzeit aktuell halten. Der Adresshändler steigert so den Wert seines Datensatzes, da er weniger Fehler enthält. Der Bürger kann jetzt nicht mehr verhindern, dass seine Daten durch einen abgleich mit dem Melderegister aktuell gehalten werden. Dadurch konnte man bisher durch Umzug etc. den Adresshändlern zumindest ein bisschen entkommen. Jetzt ist man aufjedenfall „ausgeliefert“.

Achja, Bosbach ist übrigens Berater einer Telefonmarketingfirma aus BW (gewesen?) (Wurde das irgendwie schon erwähnt? )

Das mit der Pairing-Vereinbarung find ich in diesem Fall auch etwas weit hergeholt.

Nö, finde ich nicht.

An diesem Beispiel lässt sich gut ableiten, wie solch ein Gentlemen agreement auch im Extremfall funktioniert, um (im Interesse einer Lobby!) wesentlich geänderte Gesetzesvorlagen klammheimlich durchzuschleusen. Ich nenne das mal Extremfall, weil ich mir immer noch nicht eingestehen will, dass diese Methode gang und gäbe ist. Wenn man sich im Radio Nachrichten anhört - ich empfehle hier mal BR5 aktuell -, dann fällt auf, dass häufig an Donnerstagen und Freitagen in großer Zahl wichtige Gesetzentwürfe (etc.pp.) in 2. und 3. Lesung ledigleich mit Beiträgen zu Protokoll verabschiedet werden, obwohl zu vielen Tagesordnungspunkten 30 Minuten Beratung angesetzt sind. Wie viele mit heißer Nadel eingestrickte Änderungen auf diese Weise unbemerkt durchrutschen, vermag ich nicht zu beurteilen; die Geschmeidigkeit der Methode spricht aber für „ständige Übung“.

Berufene Statistiker unter uns mögen das bitte auswerten und mich widerlegen.

Hans-Jürgen

Die EU-Arbeitslosenversicherung ist eigentlich auch wieder so ein Beispiel. Wird derzeit schön im stillen Kämmerlein auf EU-Ebene vorangetrieben und kaum jemand bekommt etwas davon mit.

Man kann hier sicher nicht von einem Skandal sprechen. Aber es wird schon seine Gründe haben, warum eine öffentliche Debatte nicht wirklich stattfindet oder vielleicht sogar gemieden wird und warum auch ARD und ZDF hierüber weder im TV noch online berichten. Die scheinen ja wirklich vor der Politik zu kuschen! :shock: