Auch du hast es leider nicht geschnallt, Twipsy! Sorry! Richtig ist, dass ich mich etwas holprig ausgedrückt habe. Dennoch bleibt der 3Sat-Beitrag inhaltlich falsch!
Ich zitiere hier mal meinen Zuschauer Markus (der übrigens, im Gegensatz zu anderen hier, Experte auf dem Gebiet ist):
[b]Also, es ist ja so, dass natürlich die Atmosphäre der Venus auf Grund ihrer Zusammensetzung, aber vor allem auf Grund ihrer Dichte das dortige Klima bestimmt. Bestünde die Venus-Atmosphäre anstatt zu 96% aus CO2, sondern aus Wasserdampf, wären die Temperaturen ähnlich, da die Dichte hauptsächlich, noch vor der Zusammensetzung, die Wärmekapazität (also die Fähigkeit, Wärme zu speichern) der Atmosphäre bestimmt. Was im 3Sat-Beitrag eben nicht erwähnt - und somit zu Recht kritisiert - wurde, ist, dass man ohne die Erwähnung der unterschiedlichen Atmosphärendichten und damit Atmosphärenmassen die Wirkung der in den Atmosphären enthaltenen Gase auf das Klima der Planeten nicht erklären kann!
Zu den einzelnen Zitate im Detail:
“Im Gegensatz zur Erde enthält seine [des Mars’] Atmosphäre zu wenig Kohlendioxid” - Es geht nicht um die MENGE CO2, die ausschlaggebend ist. Hätte der Mars eine erdähnliche Atmosphäre, dann hätte er auch ein der Erde ähnliches Klima. Sein Temperaturunterschied zur Erde würde sich dann ausschließlich aufgrund des Entfernungsunterschieds zur Sonne begründen.
“… man könnte vermuten, dass ihre [der Venus] Nähe zur Sonne dafür verantwortlich ist. Tatsächlich trägt auch die Zusammensetzung ihrer Atmosphäre einiges dazu bei. Sie enthält 1000x mehr Kohlendioxid als die Erde.” - Auch hier: Es geht nicht um die MENGE des CO2! Hätte die Erde bei gleicher Zusammensetzung die selbe Atmosphärendichte und die selbe Atmosphärenmasse wie die Venus wären die Temperaturen auf der Erde der auf der Venus bis auf den Unterschied, der durch die Entfernung zur Sonne begründet ist, ähnlicher. Natürlich ist die Entfernung zur Sonne hauptverantwortlich für die Temperatur. Sogar der Merkur, der kaum eine Atmosphäre hat (und somit keine Wärme speichern kann), erreicht Temperaturen knapp unterhalb der Temperaturen auf der Venus.
Ein bißchen muss ich aber auch sagen, dass Du den Zusammenhang zwischen Entfernung von der Sonne, Atmosphärenzusammensetzung und Atmosphärendichte etwas … naja, konfus erklärt hast. Kann schon sein, dass der Zusammenhang dieser drei Größen dem einen oder anderen, der sich jetzt bei dir meldet, nicht klar geworden ist. Klar bist du auf dem Gebiet fachfremd, das ist auch ein schwieriges Thema!
Ich versuche mal einen Mustertext zur groben(!) Erklärung der Klimabedingungen auf Venus, Erde und Mars, den du vielleicht in der Postecke vorlesen könntest:
Warum unterscheiden sich die Temperaturen der Planeten Venus, Erde und Mars so extrem?
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Entfernung von der Sonne:
Die Venus ist der Sonne mit einer Entfernung von etwa 108,2 Mio km am nächsten. Die Erde hat einen Abstand von etwa 149,5 Mio km und der Mars hat einen Abstand von etwa 228 Mio km von der Sonne. Der Einfachheit halber sage ich jetzt, dass die Erde etwa 1,5fach so weit und der Mars etwa doppelt so weit von der Sonne entfernt ist wie die Venus. Da die Strahlenleistung und damit der Energieübertrag von der Sonne mit der Entfernung abnimmt, nimmt auch die Energie, die von einem Planeten aufgenommen werden kann mit der Entfernung von der Sonne ab. Nach dem Abstandsgesetz nimmt die Intensität der Sonnenstrahlung mit dem Quadrat der Entfernung ab. Die Erde erhält demnach nur 1/(1,5^2) = 0,44 => 44% der Sonnenenergie, die die Venus abbekommt. Der Mars enthält sogar nur 1/(2^2) = 0,25 => 25% der Sonnenenergie, die die Venus abbekommt.
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Dichte bzw. Masse der Atmosphäre:
Die Venusatmosphäre ist im Vergleich zur Erde und vor allem dem Mars sehr dicht. Das heißt, die gleiche Anzahl Moleküle befindet sich auf kleinerem Raum. Da sich die Atmosphären per Definition ungefähr in ihrer Ausdehnung gleichen, unterscheiden sich die Massen extrem. Allein deswegen ist es Quatsch nur zu sagen, die Venusatmosphäre sei aus “mehr” CO2 zusammengesetzt als die Mars- bzw. Erdatmosphäre. Entweder ich vergleiche Massen oder Zusammensetzungen. Was bewirkt also eine dicht gepackte Atmosphäre? Ein energiereiches Photon - also ein “Lichtteilchen” - von der Sonne kann mit einem Molekül der Atmosphäre nur wechselwirken, wenn es zufällig auf es trifft. Dabei nimmt das Molekül die Energie auf und strahlt sie dann wieder ab. Einen Teil nach oben, also Richtung Weltraum, einen Teil nach unten, das ist der “gespeicherte Anteil”. Je dichter die Atmosphäre, desto wahrscheinlicher, dass die nach oben abgestrahlte Energie wieder ein Molekül trifft. Ergo steigt allein aufgrund der Atmosphärendichte der Treibhauseffekt!
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Atmosphärenzusammensetzung
Die Atmosphärenzusammensetzung bei solch großen Dichte- und Abstandsunterschieden zu vergleichen ist die eigentliche Irreführung des 3Sat-Beitrags. Denn das ist schlicht sinnlos. Man keine Aussage treffen, wenn man die Auswirkungen der Zusammensetzungen unterschiedlich dichter Atmosphären bei so unterschiedlicher Einstrahlung vergleicht.
Angenommen, die drei Planeten - Venus, Erde, Mars - hätten die gleiche Atmosphärendichte und den gleichen Abstand von der Sonne, dann - UND NUR DANN - könnte man mit der Zusammensetzung argumentieren. Dann könnte man wohl Mars und Venus wegen ihrer jeweils ca. 95% CO2 zu den wärmeren Planeten zählen. Aber dennoch würde die Erde wegen einer Besonderheit vergleichsweise warm wirken: Der Grund dafür ist das in seiner Wirkung - im Gegensatz zur Bekanntheit - prominenteste Treibhausgas “Wasserdampf”. Es kommt in den Mars- und Venusatmosphären nur in Spuren vor ( Venus: ca. 20 ppm; Mars: ca. 210 ppm; Erde: bis 5% = 50000 ppm(!) )
Als Fazit kann man sagen, dass man die klimatischen Unterschiede der drei genannten Planeten nicht so einfach in ein paar Sekunden erklären kann ohne grobe Lücken zu lassen. 3Sat machte es sich eindeutig zu einfach, den Fokus ausschließlich auf das - wohl jedem Zuschauer bekannte - CO2 zu legen.
Ich bin mir dessen bewusst, dass auch dieser Text verkürzt ist - man könnte mit dem Thema Vorlesungsreihen füllen! - und ich mich mit der Relativierung des Einflusses des “Klimakillers” CO2 in einer emotionalisierten Diskussion exponiere, aber wenn man etwas richtig stellen kann, dann sollte man das auch tun![/b]