Folge 87: Linksradikalismus, Kampf um die ESC-Fans, Faszination von Dashcams

Ich will nicht in Abrede stellen, dass die Schuldenbremse demokratisch legitimiert ist. Jedoch ist der daraus abgeleitete Wählerwille in meinen Augen nicht stimmig. Zieht man Nichtwähler in Betracht und berücksichtigt auch die jeweiligen Oppositionsparteien, die im Bundestag und Bundesrat dagegen gestimmt haben, repräsentiert das zustimmende Lager bei weitem nicht die 2/3 an Wählern, auch wenn das durch den repräsentativen Charakter der Legislative suggeriert wird. Rein mathematisch gesehen ist die Zahl niedriger und ob alle Wähler der Regierungsparteien mit genau diesem Vorhaben übereinstimmen, steht dann nochmals auf einem anderen Papier.

Da sprichst du zwar durchaus relevante Feinheiten in den Spielregeln an, aber mein Punkt war ein anderer. Ein Staat kann sich heutzutage nicht mehr fundamental von seinen Nachbarn unterscheiden, was das wirtschaftliche System angeht (nicht das politische System). Wenn D morgen beschliesst das wirtschaftliche System umzuwerfen, wird das aufgrund der globalen Struktur nicht mehr funktionieren.

Das heisst auch, der Kapitalismus ist auf dieser Erde das dominante Wirtschaftsystem und hat sich unabhängig von der Politik gemacht.

Mir sind in dieser Folge wieder die unangenehmen harten Übergänge zwischen den Themen aufgefallen. Ich möchte kein Morgenmagazin a la „Apropos Marxismus - der ESC…“
Vielleicht fehlen einfach nur einige Sekunden oder eine kurze Melodie, ich weiß nicht. Aber so ist’s irgendwie falsch. :man_shrugging:

Ich finde man sollte links und rechts auch differenziert betrachten. Nur weil die Begriffe entgegengesetzte Himmelsrichtungen heißt es nicht, dass sie auch in der Politik als zwei gleichwertige Extreme stehen.
Rechts bedeutet immerhin diskriminierend, volksherhetzend und intollerant gegen bestimmte Menschen zu sein und das sollte auch in den Medien „schlimmer“ dargestellt werden als links, was bedeutet sozialistisches Gedankengut in sich zu tragen und wirtschaftliche Umverteilung anzustreben.
Sobald Gewalt angewendet wird, sollte beim Linksextremismus natürlich ebenfalls das Verständnis schnell aufhören

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Nicht wählen ist für mich gleichbedeutend mit: „Ist mir egal“ oder "Ich schließe mich der Mehrheitsmeinung unwidersprochen an. " Jedenfalls kann man nicht sagen, dass die dagegen waren.

Hm, kann man so oder so sehen.
Wähle zwischen Pansen und Haggis.

Das „Wenn“ trifft aber bei Extremisten nicht zu.

Extremisten sind bezüglich des Verfassungschutz Personen, die mit nicht rechtsstaatlichen (also illegalen) Mitteln ihre politischen Ziele durchsetzen wollen. Die könnne schon per Definition nicht untätig(!) zu Hausse bleiben. Wenn sie das tun würden, wären sie keine Extremisten.
(„Zu Hause bleiben“ ist übrigens kein Maßstab dafür, ob man etwas Illegales macht oder nicht!)

Da Du Dich selbst linksorientiert definierst ist Deine Argumentatiuoin prizipiell genau das, was Holger hier kritisiert: Mit den „Extremisten der eignen Weltanschauung“ gnädiger umgehen - sich nicht von ihnen distanzieren.

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Das war wie gesagt ein Extrembeispiel zur Verdeutlichung.
Vielleicht sitzen die auch nicht zu Hause, sondern beim Plenum in der Roten Flora - jedenfalls machen die in dem Beispiel nichts, was eine Zeitungsmeldung wert wäre.

Davon ab frage ich mich natürlich, wie diese Zahlen zustande kommen (32.000 und 25.000).

Nein, gerade das ist nicht der Fall.
Wahre Ausgeglichenheit in der Berichterstattung bedeutet eben auch, die Verhältnismäßigkeiten mit zu transportieren.
Das ist eine recht komplizierte Gratwanderung, es reicht eben nicht zu sagen: Ich positioniere mich grundsätzlich hier in der Mitte und verleihe allem und jedem die gleiche Gewichtung.

Muss sich jeder friedliche Fußballfan zwangsläufig laut von Hooligans distanzieren?

Ja, ich wusste echt nicht, ob ich lachen oder weinen soll, als ich dieses „Argument“ gehört habe. Es spricht nicht wirklich für Jung und Schmidt, dass sie dieses flache Geschwurbel einfach so stehen lassen haben. Denn klar, jeder der etwas plant, betreibt selbstverständlich Planwirtschaft. :sweat_smile:

Dass spezifische Begriffe eine spezifische Definition haben, scheint viele Leute aus der linken Ecke eh schwer zu überfordern. Da ist jede Begrifflichkeit bis zum Zerbersten dehnbar, wenn es nur die eigene wacklige Argumentation stützt (In deren Augen kann man ja auch mit Blicken und Gedanken vergewaltigt werden. :sweat_smile:). Dass Worte an eine bestimmte Bedeutung gebunden sind, sollten Menschen mit dem Bildungshintergrund, den Schmidt, Jung und deren Gästin haben, eigentlich begreifen können. Wenn jemand „tagsüber“ sagt, meint er damit bspw. auch nicht den gesamten Tag. Solche Differenzierungen versteht jedes Schulkind.

Für mich hat sich daraus die schlichte Erkenntnis ergeben, dass Menschen, die sich extrem über ihre Zugehörigkeit zum linken oder rechten Spektrum definieren, meist starke esoterische Tendenzen haben. Diese Leute sind nicht wirklich an nüchternen Fakten interessiert, auch wenn sie immer wieder behaupten das alleinige Monopol darauf zu haben. Es handelt sich bei diesen Leuten oft um Persönlichkeiten, die eine starke spirituelle Sehnsucht haben.

Im Falle der Linken ist dieses spirituelle Prinzip meist sehr simpel gestrickt: Der Kapitalismus stellt das lasterhafte Diesseits dar, das durch das Jüngste Gericht (kommunistische Revolution) vernichtet werden muss. Ist die Welt erstmal vollständig durch den Kommunismus gereinigt, leben alle Menschen im Paradies. Ein Paradies, in dem niemand mehr leiden muss und in dem wir alle gleich sind. :innocent:

Ja, das liess mich auch stutzen, kenne aber nur einen kleinen Ausschnitt des Gesprächs und nicht den Gesamtkontext.

Die tun das in dem selben Ausmass, wie jeder andere auch :roll_eyes:

Nicht so simpel, wie deine Welterklärungsversuche.

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Bist echt ein niedliches Tierchen. :face_with_hand_over_mouth:

Übrigens: Du musst im Kapitalismus nicht zwangsläufig kapitalistisch leben. Deine Wahlmöglichkeiten sind weitaus vielfältiger als „Fahrstuhl oder Treppe“.

Ich kenne Menschen, die ihre materiellen Bedürfnisse fast vollständig über Tauschhandel abdecken. In Münster gibt es bspw. einen schon seit Jahrzehnten etablierten Tauschring, der ganz prima funktioniert. Jeder kann sich dort auf seine Weise einbringen. Getauscht werden kann gegen materielle Güter oder auch gegen Arbeitskraft. Ich hab dieses Konzept kennengelernt, als ich während des Studiums an einer Aktion des BUND unter dem Motto „Ohne Geld durch die Welt“ teilgenommen habe. Dabei lernte ich Menschen kennen, die tatsächlich ohne Geld leben.

Kurzum: Innerhalb des Kapitalismus sind viele unterschiedliche Lebensmodelle möglich. Innerhalb des Kommunismus nicht. Wenn du (pass auf, gleich kommt ein ganz schlimmes Wort) ernsthaft an einem kommunistischen Lebensmodell interessiert wärst, könntest du das auch heute schon weitgehend umsetzen. Allerdings müsstest du dann wahrscheinlich auf einige Bequemlichkeiten verzichten. Bequemlichkeiten wie innerhalb von 5 Sekunden auf jeden neuen Forenbeitrag antworten zu können. In einer Kommune, die ihre Güter auf das wesentliche beschränkt, könnte es schwierig werden, 24/7 seiner Lebenszeit online zu verbringen. :innocent: Das wiederum sind die Vorzüge des Kapitalismus, die du anscheinend in vollen Zügen genießt.

Welchen Sinn genau erfüllt das, ausser mich provozieren zu wollen?

Das ist toll! Publizieren die eine Zeitschrift?
Nein?
Und du wirfst anderen Realitätsferne vor?

Mach es einfach. Es gibt keinen Grund, kapitalistisch zu leben, wenn du das (Vorsicht, böses Wort) tatsächlich nicht willst. Aber, sei ehrlich… Du willst es doch auch. :kissing_heart:

Nicht nötig, das machst du ja schon.

Ja, habe ich oben bereits gesagt.

Schlecht abgelenkt. Vielleicht reichen 5 Sekunden doch nicht für wirklich clevere Konter. :face_with_hand_over_mouth: Der Tauschring Münster hatte übrigens tatsächlich viele Jahre lang sowas wie eine Zeitschrift. Ob es die noch gibt, weiß ich nicht. Beständigkeit ist innerhalb von kommunistischen Konzepten so 'ne Sache. Aber eine Website gibt es, die ungefähr so aussieht wie wohl das ganze Internet aussehen würde, wenn dein bevorzugtes Weltbild sich durchsetzen könnte… :sweat_smile:
https://tauschring-lowi.de/

Was hast du ständig mit Kommunismus?

Naja, aber das ist ein schönes Beispiel:
Würde ich deiner „Argumentation“ genau die gleiche Aufmerksamkeit zuteil werden lassen, wie denen der Diskutanten, die wirklich etwas substanzielles hervorbringen, würde ich die Bedeutung und Relevanz deiner Schwurbelei unverhältnismäßig steigern.
Also, bis nächstes Mal!

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Kurzum: Dein „Fahrstuhl oder Treppe“-Vergleich ist völliger Unsinn. :blush:

  • Niemand will ein kommunistisches System haben
  • Entgegen deiner Annahme ist die Welt nicht binär
  • Will man eine Zeitschrift in relevanter Auflage und Qualität herausbringen, benötigt man dazu Geld
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Da komme ich und sage. Das tue ich auch, ich tausche Arbeitsleistung gegen Geld und Geld gegen Waren und Dienstleistungen.

Ein Tauschhandel ist nicht Kommunistisch. Ein Tauschhandel ist nur umständlich, kann aber auch von Gier und Eigennutz gerieben sein.

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@Scummy
Ich weiß nicht, welches System du haben willst. Interessiert mich eigentlich auch nicht wirklich, denn diesen Standpunkt wirst du möglicherweise eh noch häufiger ändern. Dass du inzwischen eingesehen hast, dass die Welt eben nicht nur binär erklärbar ist, finde ich löblich. Dann bringst du demnächst hoffentlich weniger unsinnige Analogien. :kissing_closed_eyes: