Folge 84 - Urlaub in der fremden Welt

Peinlich!
Hätten sich die Macher nicht mal die Zeit nehmen können, um echte Obdachlose zu interviewen?
Für ne Mark und ein bisschen Anerkennung würden die sich sicher zur Wahrheit öffnen wollen.

Schlimm ist ja auch, dass die hier die Synchronstimme von Kiefer Sutherland genötigt haben mitzumachen. Das hat den ganzen nochmal eine extra Packung Zynismus gegeben, wenn ihr mich fragt.

Ich möchte darauf hinweisen, dass es in der Sendung “Willi wills wissen” eine sehr authentische und bemerkenswert gute Folge zum Thema Obdachlosigkeit gibt, die vor einiger Zeit im TV lief.
In dieser verbringt Willi Weitzel einige Zeit mit Obdachlosen und schläft sogar ohne Kamerateam mit einer Gruppe im Park. Besonders erschreckend, einprägsam und zugleich eine wertvolle Würdigung des Obdachlosen Alltags und Problematik ist hierbei ein Überfall von Unbekannten auf Willi.
http://www.merkur-online.de/lokales/nac … 73677.html
Er wird in der Nacht im Park von ihnen mit einem harten Gegenstands während er schlief auf den Kopf geschlagen, er vermutet es war ein Baseballschläger.

Die Folge kann man hier geladen werden und der Titel lautet “Was ist ohne Obdach los”.
http://www.boerse.bz/boerse/videoboerse … issen.html

Grüße

Mir fiel sofort auf, dass erst mal die Gelegenheit genutzt wird, um ordentlich Werbung für die Eigentlich-Reichen zu machen. Ich weiß auch nicht, ob man so wirklich rausfindet, wie das Leben als Obdachloser ist. Und es käme mir merkwürdig vor, wenn mich ein Obdachloser anspräche, der ein Kamerateam dabei hat.^^ Was hat der bestohlene Reiche sich eigentlich darüber gewundert, dass er beklaut wurde?, war noch so ein Gedanke von mir dabei.
(“Willi will’s wissen” fand ich da viel besser.)

Stimmt der “Reiche” hätte ja wissen müssen das er beklaut wird.

Sendung für die, die gerne “Reichen” Bashing betreiben. :roll:

Heyho,

das war ein ganz hervorragender Beitrag!

So gut, dass ich mich hier dann doch mal registriert hab, um das zu sagen. :stuck_out_tongue:

Gruss

Zunächst steht man eh schon als der da, dem geholfen wird. Als Ausdruck seiner Dankbarkeit soll er nun den Mann, der sein Freund sein soll, auch noch anbetteln?

Für den Anfang würde es genügen, wenn er seinem Helfer als Ausdruck der Dankbarkeit ausnahmsweise mal nicht beklaut.

@Nils

Würde mich interessieren, ob du die gleiche Platte noch abspielst, wenn du eine Woche lang nichts gegessen hast und dir die Kälte den Rest gibt. Deine Gesetztesliebe muss ja religiös verankert sein, wenn du hier tatsächlich den Obdachlosen als Bösewicht und den Arzt als Held der Geschichte siehst. Von dem Standpunkt aus muss man dir tatsächlich recht geben.
Nun aber ein Wort wie Moral ins Spiel zu bringen, ist angesichts des ganzen Konzeptes der Sendung reinstes Kabarett. Gründe wurden bereits genannt, hier nochmal in Kurzform: Reiche machen Abenteuerurlaub, dürfen sich als mildtätig präsentieren, Machen keinen Hehl aus ihrer Abgehobenheit(Noch 10€ erbetteln fürs Ritz), der Diebstahl wird dann noch als Pointe missbraucht(Penner sind scheiße), Authentizität darf in Frage gestellt werden, kein Obdachloser kommt zu Wort(afaik).
Dem Arzt wird das vermutlich nicht einmal besonders getroffen haben(bis auf seine arme, verletzte Seele vielleicht) und der Obdachlose kann ein wenig aufatmen, zumindest bis die Kohle wieder alle ist. Und dann kommst du mit Moral.
Wenn wir uns schon in diese Richtung bewegen, dürfen wir doch die Frage stellen, was wir moralisch als Diebstahl betrachten. Ist es Diebstahl, mit den Geldern von Millionen von Menschen zu jonglieren und zu verlieren, oder diese anderweitig auszunutzen, um Unmengen von Geld zu scheffeln? Wie, denkst du, kommen die meisten Superreichen an ihr Vermögen? Durch harte Arbeit und ethisches Vorgehen? “Legal” wird es dank Anwälten wohl meistens sein, nur viel Spaß bei der Erklärung und Definition von Moral, aka Doppelmoral.
Ein Obdachloser klaut, um sich zu ernähren und der Beklaute, der in 90% der Fälle sehr viel Schlimmeres getan hat darf sich im öffentlich Rechtlichen echauffieren. Aus den Augen aus dem Sinn.

Wo hier viel von Klauen geredet wird.

Warum wird sich nicht darüber empört das der Textilmann eine Hilfsorganisation vortäuscht um sich selbst zu bereichern, bzw. ein Hotelzimmer davon zu bezahlen. Dass finde ich persönlich viel schlimmer. Gerade weil man diesen Mann dann auch noch als besonders erfindungsreich beschreibt. Er “bestielt” Menschen die anderen helfen wollten, obwohl er sowieso schon Millionär ist. Soll das also darstellen auf welche Art und Weise man zum Millionär wird? Oder ist das eine versteckte Warnung vor Abzockern?

Was mir auch aufgefallen war: Der Brillenmann übernächtigt bei einer Gartenlaube nachdem er zusammen mit dem Kamerateam über den Zaun geklettert ist und ist dann glücklich und zufrieden dort. Fände ich ja ganz toll wenn ein Fernsehteam in meinem Kleingarten übernächtigt. Aber vielleicht ensprach das ja auch nicht ganz der Wahrheit.

Was für ein mieser perfider Dreck. Das ist wirklich Laterne ganz unten, mehr fällt mir dazu einfach nicht ein, wie da mit Klischees rumgespielt wird - beidseitig.
Reiche haben es drauf und wer’s nicht packt und auf der Straße sitzt ist selber schuld!

Mal so nebenbei gefragt: wer sagt uns denn, dass dieser Typ da wirklich beklaut wurde und der Sender nicht einfach noch einen draufsetzen wollte, um das Klischee des ‘Penners’ zu bedienen. Nach dieser ‘Doku’ würde mich das nicht wundern!

Ein Obdachloser klaut, um sich zu ernähren und der Beklaute, der in 90% der Fälle sehr viel Schlimmeres getan hat darf sich im öffentlich Rechtlichen echauffieren.

Ein Stereotyp arbeitet nicht im HiFi Bereich oder dient Bodybuilder als Pharmaberater. Stereotyp kann viel mehr: Er macht alles einfach.

Willkommen in der Realität, hier wimmelt es nur so von Stereotypen. Übrigens ging es nicht einmal um Auftragsmorde oder dergleichen, sondern harmlose “Kleinigkeiten” wie Steuerhinterziehung etc. .

Da hat sich also das ZDF von “Die Glücksritter” von John Landis und von “Das Leben stinkt!” von Mel Brooks inspirieren lassen. Aber was hier neben der üblen Spielerei mit Stereotypen noch auffällt, ist, dass man sich von Machart und Dramaturgie von den “Privaten” so sehr anstecken lässt, dass man schon den Verdacht hat, hier wollte ein Team eine Bewerbungsproduktion für einen Privat-Sender drehen, um bei positiver Zusage das ZDF verlassen zu können. Ich habe mir mehrmals die Augen reiben müssen, um verblüfft festzustellen, dass sich hier wirklich das ZDF verantwortlich zeigt.

Sind wir hier statt Zeugen eines Schichten-Tausches Zeugen eines Team-Tausches zwischen ÖR und Privat geworden? So a la Frauentausch - nur hinter den Kulissen? War es also ein Produktionsteam eines privaten Senders, das hier fürs ZDF tätig werden durfte? Gar als “Urlaub in einer fremden Welt”? :roll: Oder geht es hier schlicht um Rückgewinnung des jüngeren Publikums mit “privaten Methoden”? So nach dem Motto “Das können wir auch!”

Ganz, ganz, ganz übel! :smt021

Interessant finde ich, wie viele Leute sich hier über diese Sendung echauffieren, wohl ohne sie vollständig gesehen haben.
An die, die sich aufregen, dass keine Obdachlosen in dieser Sendung zu Wort kommen:
Das Konzept war folgendermaßen: Die Doku war ein Dreiteiler. Im ersten Teil waren die Reichen auf sich “allein” gestellt d.h. sie wurden mit Kamerateam in einem Stadtteil von Berlin ausgesetzt und mussten sich selbstständig um alles kümmern. Im zweiten Teil wurde ihnen nun je ein Obdachloser zur Seite gestellt, der sie in das Leben einführt und ihnen seinen Alltag zeigt. Hier kommen sehr wohl Obdachlose zu Wort. Im dritten Teil schließlich sollten die Protagonisten in Notunterkünften, die ihnen zugewiesen wurden übernachten. Auch hier kamen sie mit vielen Obdachlosen in Kontakt.
Zu dem Vorwurf des Abenteuerurlaubs:
Das Konzept der Sendung ließ es zu, dass sich die Protagonisten frei entscheiden konnten, wie sehr sie sich auf das Experiment einließen. So gab es Teilnehmer wie den Schweizer Unternehmer (ich glaube er hieß Iwar), der von vornerein nur zeigen wollte, dass jeder zu Geld kommen könne, wenn er nur wolle. Deswegen ließ er sich seine sehr grenzwertige Bettelmasche einfallen. Aber in dieser Doku wird das nicht, wie von Holger behauptet, positiv dargestellt. Im Gegenteil: Iwar kam mir sehr unsympathisch vor. Die Sozialarbeiter reden mit ihm und versuchen ihm zu erklären, dass ein Obdachloser in einer ganz anderen Situation steckt (Stichwort: Teufelskreis) und, dass sie eben keine Möglichkeit hätten einfach mal schnell an genug Geld zu kommen, um dann in einer edlen Absteige zu nächtigen. Der Sprecher betont das auch. Für den Brillendesigner ist es in der Tat nur ein spannender Abenteuerurlaub. Er will in der Zeit zu sich finden und nur Wasser trinken. Zen im Großstadtdschungel sozusagen. Doch sobald es in die zweite Phase des Experimentes geht und er sich mit “echten” Obdachlosen abgeben müsste, kneift er. Fazit: Die beiden sind sicher keine Sympathieträger und Holgers Schlussfolgerung, dass es der Sendung darum geht zu zeigen, dass Obdachlose nur faule Säcke sind, die keinen Bock auf Arbeit haben, halte ich für ungerechtfertigt.
Zu den anderen drei Teilnehmern: Da haben wir den Münchner Arzt und den Grafen. Die beiden sind meiner Ansicht nach die Sympathieträger der Sendung. Sie lassen sich auf das Experiment ein und spüren am eigenen Leib, wie schwierig das Leben auf der Straße ist. Sie merken bald selbst (besonders der Arzt sagt das explizit), wie man in Lethargie verfällt und wie schnell sich der Teufelskreis Obdachlosigkeit schließen kann. Ferner werden Obdachlose als Menschen dargestellt, die sich sehr wohl, für das politische Geschehen interessieren und keinesfalls dumm sind. Das wird in einer Szene in der Notunterkunft deutlich: Der Graf sitzt am Tisch und liest Zeitung (die man sich in der Notunterkunft kostenlos ausleihen kann) und philosophiert anschließend darüber, warum Obdachlose sich wohl nicht fürs politische Tagesgeschehen interessieren. Dann gibt es aber einen Schnitt und man sieht drei Obdachlose, wie sie angeregt über das Thema Atomausstieg reden. Kommentar vom Sprecher: [sinngemäß] “Der Graf irrt sich aber in diesem Punkt, denn die Leute hier wissen sehr wohl was in der Welt passiert.” Als der Graf dann Obdachlosenzeitungen verkaufen will, scheitert er hier ebenfalls gnadenlos.
Die fünfte im Bunde der Reichen ist schließlich die einzige Frau. Sie steht zwischen den beiden Fronten. Sie ist eine Macherin und hat sich zum Ziel gesetzt, den Obdachlosen, die sie kennenlernt, den Weg in ein besseres Leben zu weisen. Doch schnell stößt sie an ihre Grenzen. Im Verlauf der Sendung fängt sie an, über die Situation der Obdachlosen zu reflektieren (auch mit den Sozialarbeitern) und merkt, dass der Weg von der Straße zurück ins Leben nicht so einfach gehen ist.
Alles im Allem wird um mehr Verständnis für die Situation der Obdachlosen geworben. So hab ich diese Sendung zumindest empfunden.
Zu der Sache, dass sich die Reichen Pinkel zu fein für eine Notunterkunft sein:
Bis auf Iwar und dem Brillendesigner haben alle in diesen Notunterkünften übernachtet. Die Frau hat sich zwar geweigert in der ihr zugewiesen Unterkunft zu bleiben, aber die Zustände da waren echt mehr als katastrophal. 15 Menschen in einem Zimmer, einer hoher Anteil davon Drogen- bzw. Alkoholabhängig.
Eine offene Frage in die Runde: Wer von euch hätte dort schlafen wollen, wo man die eigene Sicherheit nicht gewährleistet ist. Ich selber hätte es wahrscheinlich nicht gemacht. Und im Rahmen meines FSJs (Pflege von Schwerstbehinderten) habe ich schon einiges gesehen und getan. Abgesehen davon, hat sie dann auch in einer Notunterkunft übernachtet. (allerdings im Einzelzimmer)
Zu der Sache am Ende (Obdachloser beklaut Arzt)
Holger fordert doch in seinen Sendungen immer weniger Scripted Reality. Und ich finde, wenn der Obdachlose den Arzt beklaut, muss das auch in die Sendung. Aber auch hier ist der Kontext wichtig. Den angesprochenen Obdachlosen, lernt der Arzt in seiner Notunterkunft kennen. Er fällt ihm gleich positiv auf, aufgrund seiner Sprache und Manieren. Der Arzt fragt ihn nach seiner Geschichte und er erzählt, dass er erst seit kurzem auf der Straße lebt und früher Unternehmer war und dann sein ganzes Geld verlor. Der Arzt ist sichtlich ergriffen von der Geschichte und lädt ihn dann wohl ein. Wer jetzt kritisieren will, dass der Arzt ihn nur einlud um sympathisch rüberzukommen, dem halte ich entgegen: Wenn das seine Intension gewesen wäre, dann hätte er sich dabei auch von einer Kamera begleiten lassen. Da man aber am Ende nur sieht wie der Arzt zeigt, was ihm gestohlen wurde, liegt die Vermutung nahe, dass die Kameras beim eigentlichen Treffen nicht dabei gewesen waren.
Hier mal eine auf Vermutungen gestützte Rekonstruktion der Ereignisse:

  1. Der Arzt tauscht mit dem Obdachlosen Kontaktdaten aus.
  2. Der Arzt beendet das Experiment
  3. Die beiden bleiben in Kontakt. Währenddessen beschäftigt sich das ZDF mit der Postproduktion der Sendung.
  4. Der Arzt lädt den Obdachlosen nach München ein. Und wird bestohlen.
  5. Der Arzt erzählt den Reportern was passiert ist, sie kommen und drehen die Abschlusssequenz bei ihm.
  6. Da die Sendung so gut wie fertig ist, wird diese Sequenz, dramaturgisch und auch handwerklich schlecht ans Ende gepfriemelt. (So wirkte es zumindest auf mich)
    So gehen wir mal davon aus, dass es so oder so ähnlich passiert ist. Ich frage mich, was wäre passiert, wenn man diese Sequenz weggelassen hätte. Der Obdachlose wäre als Opfer der Gesellschaft dargestellt worden. (Was er natürlich in einer gewissen Weise noch immer bleibt) Aber er ist eben auch ein ■■■■■■■■, der die Gutmütigkeit eines Freundes ausgenutzt hat. Und was der Arzt sagt, von wegen, dass er nicht alle Obdachlosen über einen Kamm scheren will. Zitat: [sinngemäß] “Ich hätte einem ■■■■■■■■ in Nadelstreifen auf den Leim gehen können, so bin ich einem ■■■■■■■■ im Bettlergewand auf den Leim gegangen.” Wieder eine offene Frage in die Runde: Wie würdet ihr euch fühlen, wenn ihr von einem Menschen, den ihr als Freund empfunden habt, bestohlen werdet. Würde die soziale Situation eures Freundes bei diesem gravierenden Vertrauensbruch, eine tragende Rolle spielen?
    Natürlich gibt es auch einige Kritikpunkte, die Holger völlig zu Recht angebracht hat. (Die auswendig gelernten und schlecht aufgesagten Zeilen der Sozialarbeiterin, die musikalische Untermalung, die Stimme des Kommentators, 9 Tage reichen sicher nicht um das Leben auf der Straße im vollen Ausmaß zu begreifen etc.), aber um die Sendung gleich auf RTL Niveau unter noch weiter drunter zu platzieren reicht es allemal nicht. Denn dann hätten die Obdachlosen als dumme Sozialschmarotzer rüberkommen müssen, die obendrein noch stinkend faul sind. Ich fand, dass das Gegenteil der Fall war. (Und außerdem erzählte mir auch meine Großmutter, die sonst manchmal nicht ganz frei von Vorurteilen ist, das selbe.)
    Fazit: Zwar gibt es einiges zu meckern an dieser Sendung, aber viele positive Seiten wurden hier einfach unter den Tisch fallen gelassen. Manchmal wurden gar Zusammenhänge hergestellt, die so gar nicht bestanden. Schaut euch die gesamte (!) Doku in der Mediathek an, bevor ihr über sie urteilt!

PS: Warum wird “Be-trü-ger” durch “Abzocker” ersetzt? Ich bin doch nicht im Call in Forum, also was soll die Kinderkacke? :?

Ich urteile mal weniger über die Sendung, sondern mehr über die darauf gekommenen Reaktionen.
Sowohl Holger, als auch geschätzte 80% hier im Forum scheinen ja durch die Sendung eher Wut auf die bösen, bösen Reichen zu empfinden, als das laut Holger von der Sendung gewollte Verachten der Obdachlosen.

Vielleicht ist beides gewollt. Hass aus der Mitte nach unten (Verachtung und Angst) und nach oben (Neid).

Leider wurde in den Beiträgen von Holger wenig über das Zustande kommen des sog. Reichtums der Protagonisten gesagt.
Wenn aber jemand wirklich innerhalb von 4 Jahren auf legalem in jungen Jahren Millionär wird, habe ich persönlich höchsten Respekt davor.
Und eine 50jährige Frau die ihr eigener Chef ist und vermutlich Mehr mit Arbeit und Schlafen beschäftigt ist als mit Freizeit, Familie und Freunden (so ist es zumindet bei den meisten Selbstständigen die ich kenne) leistet definitiv etwas, was sie ihren Stand in dieser Gesellschaft zustehen lässt.

Aber wenn jemand mehr verdient als “ich” kann es ja nur mit unrechten Dingen zugehen,…

Guter Punkt. Ich fands auch bemerkenswert, dass der Graf, der im Einspieler als das verwöhnte Muttersöhnchen rüberkam, sich voll auf das Experiment eingelassen hat. Sowas kann man nicht 9 Tage lang spielen um sympathisch rüberzukommen!

Noch ein kleiner Nachtrag zu meinem Beitrag. Ich bin im Internet gerade auf ein Interview mit Bernhard Hoppe (dem Arzt) gestoßen. Unter anderem äußert er sich auch zu dem Vorfall des Be-trugs:

Sie haben sowohl gute als auch schlechte Erfahrungen mit Ihren Straßenbekanntschaften gemacht. Welche waren das?

Ich habe zum ersten Mal in meinem Leben echte Niedertracht erlebt. Einer der Obdachlosen, er nannte sich Peter Petersen, ein 70-jähriger Mann, hatte mir seine Lebensgeschichte erzählt. Er hatte gute Manieren und ein feines Auftreten, ich fragte mich gleich, warum so einer wie er auf der Straße lebt. Nach dem Ende der Dreharbeiten half ich ihm zunächst mit Geld aus, irgendwann stand er bei uns zuhause. Ich bot ihm an, dass er vorübergehend bei uns im Gästezimmer wohnen kann. Meine Eltern, die gerade zu Gast waren, zehn Jahre älter als er, schliefen auf dem Boden und wir alle nahmen ihn auf wie einen von uns. Wir arbeiteten gemeinsam im Garten, er half uns bei Nachhilfestunden für die Kinder und teilte mit uns den Esstisch. Nach fünf Tagen raubte er uns aus, hatte die PIN für das Konto gefunden und alles abgehoben, klaute Verlobungsring, Uhr, alles, was von Wert war. Was ich aus dieser Erfahrung gelernt habe ist nicht, anderen nicht zu helfen. Man muss es halt nur mit Köpfchen machen. Ich war da zu naiv und habe eine notwendige Lektion erhalten. Eine besonders schöne Erfahrung dagegen war die Zeit mit meinem Begleiter Chang. Er lebt in seiner Welt, sieht sich als japanischen Mönch, der sich allein durchschlägt, nichts braucht. Die drei Tage mit ihm waren teilweise sehr lustig. Eine schöne Erfahrung war auch das Gefühl der Freiheit, niemandem verpflichtet zu sein, zu machen, was man will.

Wer das ganze Interview und weitere Hintergrundinfos lesen möchte: http://www.schattenblick.de/infopool/medien/fern/mfdok875.html

Habe jetzt auch die ganzen 3 Sendungen geschaut und muss ehrlich sagen, daß ich es ganz anders empfunden habe als Holger.
Man könnte sogar soweit gehen und sagen, daß Holgers Berichterstattung durchaus weniger objektiv und tendenziöser gegen die “Reichen” ging, als der Bericht gegen die Obdachlosen.
Da ich kein Fernseher besitze, habe ich viele Sendungen die Holger behandelt hat nicht gesehen und ich hoffe, daß das nicht die Regel ist, denn dann wäre FKTV schlechter als die meisten ÖR Sendungen (aber wohl immernoch besser als die meisten Privaten).

Die Sendung an sich war relativ wenig kommentiert und es wurde dem Zuschauer meiner Ansicht nach viel überlassen.

Es wird zwar leider der Weg wie Iwar an sein Geld kommt nicht weiter erläutert, aber wenn das stimmt was in der Sendung kommt, daß man durch geschicktes Betteln an den richtigen Stellen mit den richtigen Methoden, zumindest für eine Woche lang sich über 100€ am Tag er"wirtschaften", könnte man durchaus die These dieses Schweizer Textilhändler, daß jeder der was will was werden kann, bestätigt sehen. Auch wenn ich mir kaum vorstellen kann, daß das Tage lang so gut gehen kann.

Auch interessant dazu, als kleine Randinfo über aus Nichts durch Arbeitskraft Geld werden kann: http://www.youtube.com/watch?v=hYE4gO0b3K4
Aber das ist zu OT.

Vielleicht hat Holger viel mehr in der Sendung das von ihm geschilderte sehen wollen, bzw. erwartet daß es kommt und dabei eher auf eine Kritik an den Reichen gewartet, die direkt genauso wenig erschien, wie eine Kritik an den “Pennern”.

Was ich persönlich schade fand, war daß die Ursachen wie Menschen in dieses Teufelskreis geraten nicht näher beleuchtet wurden, aber da war wohl die Intension der Sendung eine andere.
Sie wurden nur kurz erwähnt: Schulden, Zusammenbruch des Ganzen Lebens und ganz wichtig: Nicht bereit zu sein, zum Amt zu gehen.
Zum verbauten Ausweg wird auch wenig gesagt: Verbürokratisierung der niedrig qualifizierten Arbeitkraft (leider wurde nur ein Fall gezeigt, der mit “Verdacht auf Schwarzarbeit” abgelehnt wurde)

Würde mich interessieren, ob du die gleiche Platte noch abspielst, wenn du eine Woche lang nichts gegessen hast und dir die Kälte den Rest gibt.

Mir kommen gleich die Tränen. Und nein, wenn ich von jemanden nach Hause eingeladen werde, um mit ihm und seiner Familie zu essen, würde ich nie im Traum darauf kommen, mich danach heimlich durch die Wohnung zu schleichen, die Schubladen zu durchwühlen, um dann Geld oder Schmuck mitgehen zu lassen. Tut mir Leid, aber ist in meinen Augen schon ein sehr starker Vertrauensbruch und - um ehrlich zu sein - auch sehr niederträchtig. Wenn der Penner in seinem vorherigem Leben mit Menschen, die ihm vertrauten, ebenfalls so umgegangen ist, wundert mich seine jetzige Situation nicht im Geringsten.

Dass der Obdachlose jetzt als armes Opfer dargestellt wird, da ja quasi das Recht hat, sich zu nehmen was er braucht, ist schon ein starkes Stück. Und ich bitte nicht zu vergessen, dass der Beklaute auch nicht wirklich reich ist: er ist Arzt und kein Millionär. Offensichtlich hast du privat nicht sonderlich viel Kontakt zu Ärzten, deine Vorstellung von Ärzten, die ihren Villen residieren und Geld wie Heu haben, ist jedenfalls reichlich naiv.

Dem Arzt wird das vermutlich nicht einmal besonders getroffen haben(bis auf seine arme, verletzte Seele vielleicht) und der Obdachlose kann ein wenig aufatmen, zumindest bis die Kohle wieder alle ist.

Schön, dass du für andere entscheidest, welchen Verlust sie gefälligst hinzunehmen haben und welchen nicht. Eine sehr merkwürdige Einstellung hast du da: Ärzten die Uhr zu klauen ist also ok, Bankern und Börsenmaklern darf man dann ruhig mal das Auto aufbrechen und bei Topmanagern kann man auch ruhig mal die komplette Bude ausräumen - die armen Diebe wollen schließlich auch von irgendwas leben. Und die Bonzenschweine haben’s doch sowieso verdient, gell?

Wenn wir uns schon in diese Richtung bewegen, dürfen wir doch die Frage stellen, was wir moralisch als Diebstahl betrachten. Ist es Diebstahl, mit den Geldern von Millionen von Menschen zu jonglieren und zu verlieren, oder diese anderweitig auszunutzen, um Unmengen von Geld zu scheffeln? Wie, denkst du, kommen die meisten Superreichen an ihr Vermögen? Durch harte Arbeit und ethisches Vorgehen?

Genau, alle die es im Leben zu Geld gebracht haben, sind in Wahrheit Verbrecher. Tut mir Leid, aber das ist einfach nur oberflächliches, linkes Geschwätz. Weiter oben hast du dich beschwert, dass Obdachlose immer nur einseitig als Penner dargestellt werden. Deine stereotype Vorstellung von Reichen ist keinen Deut besser.

Ein Obdachloser klaut, um sich zu ernähren …

Amen. Du hast vergessen zu erwähnen, dass er den größten Teil seine Beute an Arme und Bedürftige verteilt. Die Welt ist ja sooo einfach…

Nach dem Ende der Dreharbeiten half ich ihm zunächst mit Geld aus, irgendwann stand er bei uns zuhause. Ich bot ihm an, dass er vorübergehend bei uns im Gästezimmer wohnen kann. Meine Eltern, die gerade zu Gast waren, zehn Jahre älter als er, schliefen auf dem Boden und wir alle nahmen ihn auf wie einen von uns. Wir arbeiteten gemeinsam im Garten, er half uns bei Nachhilfestunden für die Kinder und teilte mit uns den Esstisch. Nach fünf Tagen raubte er uns aus, hatte die PIN für das Konto gefunden und alles abgehoben, klaute Verlobungsring, Uhr, alles, was von Wert war

Ist das nicht alles sehr seltsam? Hier redet er davon, dass der Obdachlose ‚irgendwann bei ihm zuhause stand‘. Hat der Onkel Doktor nicht gesagt, er hätte ihn persönlich eingeladen? Jetzt liest sich das so, als ob der Obdachlose plötzlich und unerwartet vor der Bude stand.
Und weil Onkel Doktor kein Geld hat um seine Eltern oder den ‚Eindringling‘ weiter unterzubringen, mussten die armen Eltern auf dem Boden schlafen. Was meint er mit Boden? Dachboden oder kalte Fliesen? So kann man, nebenbei gesagt, schon mal eine Aussage verfälschen.
Wieso findet man eine PIN? Mensch, lieber Doktor, du warst schon beim Projekt dämlich, aber die PIN ‚angeblich‘ rumzuliegen haben zeugt von enormer Dummheit.
Nicht, dass ich hier den Obdachlosen verteidigen will, aber hat der Doktor nicht mal dran gedacht, dass auch ‚normale‘ Einbrecher die PIN finden könnten? Wo war eigentlich die Kreditkarte aufgehoben? Gibt es dazu auch eine Stellungnahme? Das Eine geht schließlich nur mit dem Anderen, meistens jedenfalls!

Nach fünf Tagen raubte er uns aus, hatte die PIN für das Konto gefunden und alles abgehoben, klaute Verlobungsring, Uhr, alles, was von Wert war

Ich weiß jetzt nicht mehr genau, was Onkel Doktor im Video gesagt hat, aber ging es da nicht ‚nur‘ um eine geklaute Uhr und Geld? Plötzlich sind es noch Verlobungsringe und ‚alles was von wert war‘.
Wie gesagt: es gibt natürlich keine Entschuldigung für Diebstahl, aber wenn es, wie der Doktor es schreibt, sich um eine wirklich sehr hohe Summe handelt (wenn man den ganzen Verlust zusammenrechnet), dann frage ich mich, warum er keine Strafanzeige gestellt hat. Doch bitte nicht, weil er so ein guter Mensch ist. :ugly
Ich bitte mal um Aufklärung, danke.

edit:

Einer der Obdachlosen, er nannte sich Peter Petersen, ein 70-jähriger Mann, hatte mir seine Lebensgeschichte erzählt. Er hatte gute Manieren und ein feines Auftreten, ich fragte mich gleich, warum so einer wie er auf der Straße lebt.

So einer also. Soso. Ach Herr Doktor, Ihre gespielte Naivität und Scheinheiligkeit ist wirklich zum Gruseln!