Folge 84: Das verpflichtende soziale Dienstjahr

Veto Folge 84. Hier kann darüber diskutiert werden!

Seit die CDU auf ihrem Parteitag mehrheitlich die Einführung eines verpflichtenden sozialen Dienstjahres beschlossen hat, ist das Thema wieder in aller Munde. Ist es sinnvoll, junge Menschen direkt nach der Schule für ein Jahr zu verpflichten, einen Dienst für die Allgemeinheit zu leisten? Ein Befürworter ist der Lehrer und Blogger Bob Blume, der im Interview Rede und Antwort steht.

2 „Gefällt mir“

Bisher nur die ersten Minuten geschaut, aber er hat mich schon überzeugt. Seine Sichtweise vom Schüler aus - nicht von der Gesellschaft - finde ich völlig richtig. Ich glaube mir hätte es sehr gut getan, wenn man mich dazu gezwungen hätte, erst etwas anderes zu machen, nicht gleich mit einem Studium zu beginnen, wie das meine Eltern von mir erwartet haben.
Habe auch gerade festgestellt, dass er Lehrer an einer Schule in Bühl ist, ganz in der Nähe von da wo ich in der Schule war. Das allein macht ihn mir schon sympathisch.
Ich würde mich sehr freuen, wenn es ein zweites Gespräch mit ihm geben würde, zu seinen Ansichten über Schule und Bildungspolitik. Aus meiner Sicht müsste da wirklich viel verändert werden und seine Ansichten dazu würden mich wirklich interessieren.

2 „Gefällt mir“

Aus meiner Sicht vollkommener Quatsch. Warum muss ich alle zwingen dazu ein Jahr nach der Schule zu verbringen? Warum integriert man das nicht von der 8. bis 10. Klasse. 3 mal 3 Monate Dienst an der Gesellschaft. Schule ist in dieser Phase sowieso Sinnlos für 90% der Schüler.

Seine ganze Argumentation basiert eigentlich auf einem kaputten Schulsystem. Mit anderen Worten ich muss Schüler zwingen die ja schon 10 Jahre zwangsweise in eine sinnlose Schule gehen, noch ein Jahr mit einem Zwang belegen.

Auch diese ganze Argumentation „etwas zurück zu geben“ - was soll man dieser kaputten Gesellschaft zurück geben? Klimawandel, gesellschaftliche Spaltung etc…

3 „Gefällt mir“

Bevor ich das Video anschaue, möchte ich eine vorher nachher Doku zu meiner Meinung machen, was für ein freiwilliges Jahr spricht, und zwar von allen und jedem, es schweißt die Bewohner dieses Landes ein wenig mehr zusammen, es könnte die Pflege Kriese ein Stück weit lösen, Stichwort ist hier Demographischer Wandel. Was spricht dagegen, ich war selber 1995-1996 einer der ersten Wehrpflichtigen bei der Bundeswehr als W10er, ich musste also „nur“ 10 Monate meinen Dienst verrichten, kurz vor der W10 Entscheidung war die Wehrpflicht W12, also 12 Monate, und davor W15, also 15 Monate. W10 war schon ein ziemliches Problem, normalerweise bekommen die Leute eine Ausbildung über 6 Wochen als Spezialausbildung und eine weitere über 6 Wochen als allgemeine Ausbildung, sagen wir mal Gebirgsjäger/Fallschirmjäger/usw. Lehrgang als Spezialausbildung, und ggf. noch die Fahrerlaubnis für den 2 Tonner HÜ. Bei den W10ern hat sich die zweite Ausbildung Einheit schon nicht mehr gelohnt, weil die Bundeswehr in den restlichen 4 Monaten so gut wie nicht mehr von dem nun halbwegs ausgebildeten Soldaten hat. Das gleiche Problem tritt auch bei einem freiwilligen Sozialen Jahr ein, wir binden benötigte Ressourcen zur Ausbildung einer Person und diese fehlt dann wo anders. Gerade bei der Bundeswehr würde diese drastischen Lücken reißen, und in der Altenpflege, da brauchen wir glaube ich nicht drüber reden. Damit sich ein solches System lohnt, müsste es mindestens um die 18 Monate lang andauern. Israel macht daraus 24 Monate Wehrpflicht für jeden und fährt damit sehr gut, ob das für uns angewandt werden kann, das bezweifel ich.

Dazu hat er ja sogar ein Buch geschrieben, das ich noch nicht kenne, aber auf meine Liste gesetzt habe. Und er ja gesagt, dass er von dieser Idee abrücken würde, wenn die Schule sowas leisten würde.
Deshalb gerne das hier:

1 „Gefällt mir“

Erstes zwischen Fazit, ich bin bei 50% und will mir das von der Seele schreiben. Der Bachelor ist eigentlich nichts anderes als eine IHK Prüfung auf Hochschulen ebene, ganz im Ernst, ich hatte mir das bereits angeschaut, und das was ihr an den Hochschulen macht, ist echt der letzte … Wärt ihr mal lieber beim Diplom geblieben. Bachelor und Ausbildung dauern genauso lang, nur das der Ausgebildete hinterher ausgebildet ist und der Bachelor von nichts eine Ahnung hat, das ist meine Erfahrung. Die Vorteile die Herr Blume hier beschreibt hast du auf jeder Klassenfahrt, du hast halt den Querschnitt der Bevölkerung, also mal helle oder dunkle Kerzen auf dem Leuchter, bereichert dich das? Höchstens in der Lebenserfahrung.

Ich finde eine Pflicht immer schwierig, vor allem weiß ich nicht, ob es nicht eventuell den Menschen eher schadet, wenn dort ein Zivi ist, der gar keine Lust drauf hat.

Ich habe ein freiwilliges soziales Jahr nach meiner schon viel zu langen Schule absolviert. Ich war nach der Schule auf jeden Fall noch nicht bereit zu arbeiten und habe daher nach der Realschule noch einige Jahre an der Berufsschule verbracht. Danach habe ich noch das FSJ ran gehängt, bevor ich dann meine Ausbildung angefangen habe. Bei mir war es in einer orthopädischen Klinik, aber in der Holding gab es auch ein Reha-Center. Im Prinzip hat man dort Sport mit den älteren Herrschaften gemacht, galt aber auch als freiwilliges soziales Jahr. Also das sollte man dann vielleicht auch noch mal genauer definieren.

Geld verdient man dort natürlich nicht viel, dafür ist man als unterstes Glied in der Kette für jede Kleinigkeit verantwortlich. Ob das die modernen Quiet Quitter noch mit machen, mag ich zu bezweifeln. Die Politik macht es sich einfach, statt den Pflegekräften mehr zu bezahlen, einfach die Menschen verpflichten ein Jahr zu helfen. Ich hab das alles gern gemacht. Ist ein schönes Gefühl, dass seine Hilfe irgendwo gebraucht werden kann, aber der Dank stimmt halt auch nicht immer. Je weiter ich schreibe, desto mehr fällt mir eigentlich eher mein ganzer Stress wieder ein.

Vor allem kann das auch echt auf die Psyche schlagen. Ich hatte das ganze Jahr lang nicht einen Patienten der bei oder nach der OP verstorben war. Und in den letzten zwei Wochen hatte ich dann zwei Patienten die vor der OP auf dem OP-Tisch verstorben waren. Ich war natürlich nicht dabei, aber ich hab dem Patienten noch bei der Frühschicht am Vortag sein OP-Hemd etc. hin gelegt und am nächsten Tag ist er dann nicht mehr da. Ich kannte ihn nicht wirklich, aber man sieht die Patienten ankommen, sich im Zimmer einrichten, man gibt ihnen noch am Vortag Essen und dann einfach weg. Oder auch psychisch belastende Situationen für Patienten, auch alles erlebt. Kann ich ab, aber kann man das von jedem erwarten?

Ich würde auf jeden Fall erst mal eine Altersbegrenzung raus nehmen und jeden, der noch keins gemacht hat, jetzt noch zu eins verpflichten. Man könnte aber auch sagen, dass man als älterer Mensch natürlich schon so sozial gewesen ist, dass man das nicht mehr braucht. Das bestätigt sich meiner Ansicht aber nach nicht.

Jetzt gucke ich aber erstmal die Folge.

Zu sagen, dass mich die Wehrpflicht seinerzeit „weitergebracht“ hat, wäre ein Euphemismus. Wenn ich etwas gelernt habe, dann nur, was ich alles nicht kann.
Angefangen bei der Grundausbildung. Mein Versagen ließ sich dann so zurechtdenken, dass es eben ein Zwangsdienst war und dass mir deshalb die Motivation gefehlt hat z.B. den Panzerführerschein zu machen. Das ist aber nur die halbe Wahrheit. Es stimmt schon: Ich war nicht besonders motiviert. Aber andererseits hatte ich auch nicht das Zeug dazu.

Wenn im Sonntagsfrühstück irgendwann das Thema dran sein sollte, gebe ich gern meinen Senf dazu. Ich werde das dann spoilern. Durch die eine E-Mail im jüngsten MG-Direkt habe ich ja gelernt, dass allzu viel Persönliches in den Kommentaren nicht erwünscht ist.

Im Nachhinein können sich die Patienten im Pflegeheim o.ä. glücklich schätzen, dass ich mich entschieden habe, imaginäre Feinde zu bekämpfen, anstatt mich um reale Mitbürger zu kümmern. Im ersteren Fall war es nicht entscheidend, wenn ich Fehler gemacht habe. Im zweiten Fall wären diese Fehler evtl. lebnesbedrohlich gewesen.

Und jetzt sollen auch noch (Früh-)Rentner zwangsweise zu solchen Diensten herangezogen werden? Na dann, viel Spaß! Gott möge den Patienten gnädg sein.
Da braucht es ggfs. für die Hilfspfleger noch eine Extra-Aufsicht. Als wäre das reguläre Personal nicht schon jetzt überlastet genug.

1 „Gefällt mir“

Nach der Schule wusste ich, was ich studieren möchte. Ein soziales Dienstjahr hätte mich eher davon abgehalten. Einen Dienst für die Gesellschaft leiste ich auch freiwillig. Ich verstehe, dass anderen ein FSJ viel bringt und würde es durch einen höheren Lohn fördern, aber niemandem aufzwingen wollen.


Interessant finde ich die Frage, wie ein soziales Dienstjahr juristisch möglich ist. Was oft vergessen wird, ist, dass eine Pflicht auch eine Strafe für Verweigerung benötigt. Möchte man eine Geldstrafe oder sogar eine Freiheitsstrafe einführen? Wie setzt man die Pflicht um, ohne gegen das Verbot von Zwangsarbeit zu verstoßen?

Artikel 4 der Europäischen Menschenrechtskonvention (EMRK):

(2) Niemand darf gezwungen werden, Zwangs- oder Pflichtarbeit zu verrichten.
(3) Nicht als Zwangs- oder Pflichtarbeit im Sinne dieses Artikels gilt

a) eine Arbeit, die üblicherweise von einer Person verlangt wird, der unter den Voraussetzungen des Artikels 5 die Freiheit entzogen oder die bedingt entlassen worden ist;
b) eine Dienstleistung militärischer Art oder eine Dienstleistung, die an die Stelle des im Rahmen der Wehrpflicht zu leistenden Dienstes tritt, in Ländern, wo die Dienstverweigerung aus Gewissensgründen anerkannt ist;
c) eine Dienstleistung, die verlangt wird, wenn Notstände oder Katastrophen das Leben oder das Wohl der Gemeinschaft bedrohen;
d) eine Arbeit oder Dienstleistung, die zu den üblichen Bürgerpflichten gehört.

Unter c) fällt z.B. so etwas wie Arbeit bei Naturkatastrophen oder die Verpflichtung von Ärzten und LKW-Fahrern, unter d) fällt z.B. die Pflichtfeuerwehr.

Ein soziales Dienstjahr wäre wohl nur möglich, wenn man die Wehrpflicht wiedereinsetzt und das soziale Dienstjahr als Ersatzdienst definiert.

Diese Einschätzung vertritt zum Beispiel auch der Rechtsanwalt Niko Härting, Professor an der Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin, auf Legal Tribune Online:

Warum in einem „Gesellschaftsjahr“ nicht möglich sein soll, was bis zur Aussetzung der Wehrpflicht im Zivildienst alltäglich war, leuchtet manchen nicht ein. Dabei wird vergessen, dass der Zivildienst eine Ausnahme war vom Wehrdienst für junge Menschen, die sich aus Gewissensgründen gehindert sahen, Dienst an der Waffe zu leisten. Entsprechend sind auch Art. 4 Abs. 3 lit. b EMRK und Art. 12a Abs. 2 GG formuliert: Der zivile „Gesellschaftsdienst“ ist nicht mehr als ein möglicher „Ersatz“ für die Wehrpflicht und setzt daher die – in Deutschland ausgesetzte – Wehrpflicht voraus.

Zum derzeitigen CDU-Vorschlag äußert er:

Der CDU-Vorschlag für ein „Gesellschaftsjahr“ ist nicht nur mit dem Grundgesetz unvereinbar, sondern auch menschenrechtswidrig.

Wie gesagt, bei einer Wiedereinsetzung der Wehrpflicht mit Ersatzdienst wäre das kein Problem. Allerdings sollte man das dann auch so fordern. Von einer Hinwegsetzung über die EMRK halte ich nichts. Die würde wohl auch beim Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte scheitern.

Den Artikel von Niko Härting kann ich nur jedem empfehlen. Darin geht er auch auf die Durchsetzung einer Pflicht ein:

1 „Gefällt mir“

Ich kann Blumes Argumentation nachvollziehen und sehe auch die große Crux, nämlich die anekdotische Evidenz, die für oder gegen ein Pflichtjahr ins Feld geführt wird. Nun mache ich an dieser Stelle dasselbe und spreche aus meiner Sicht als Studien- und Berufsberater an meiner Schule. Dass meine Schüler erschlagen sind von der Vielfalt der Studiengänge, kann ich genauso bestätigen. Im Gegensatz zu früheren Generationen bieten sich heutigen Jugendlichen eine Vielzahl von Möglichkeiten und ihnen fehlt teilweise Orientierung, was ich abzufedern versuche durch diverse Beratungsangebote. Und zudem ist durch Bologna das Studium zunehmend verschult worden, sodass viele von ihnen quasi nur in die nächste Klassenstufe versetzt werden, obwohl sie vielleicht etwas anderes machen wollen (ohne das zu ahnen). Wenn man jungen Menschen also eine Möglichkeit bietet, nach dem Schulbesuch ein „Wahlpflichtjahr“ zu absolvieren, um aus dem System Schule einmal herauszubrechen und zu entdecken, was es an Berufsfeldern gibt, halte ich das für eine gute Sache, die nicht zuletzt auch dazu beiträgt, die eigene Persönlichkeit zu fördern.

Ob das erzwungen werden muss, ist sicherlich der andere große Kritikpunkt, den ich der Gegenseite zugutehalten muss. Wenn dieses Dienstjahr so gestaltet wird, dass man eine vernünftige Auswahl treffen kann und dass vielleicht auch nicht alle ausgeschriebenen Stellen besetzt werden, dann verpflichtet man junge Menschen zwar, lässt ihnen jedoch ein Mitspracherecht, in welchem Sektor sie einen Dienst leisten wollen. Mit dem GWDL und dem Zivildienst hat das mit der Orga ja auch geklappt, warum also nicht mit einem allgemeinen Dienstjahr?

Der nächste Kritikpunkt wäre mit Sicherheit die Bezahlung, die angemessen sein muss, um jungen Menschen nicht das Gefühl zu geben, als billige Arbeitskraft ausgenutzt zu werden.

Lange Rede, kurzer Sinn. Wenn die CDU das fordert, würde ich gerne deren konkret ausgearbeiteten Vorschlag sehen. Das kann und muss man im Parlament und in der Gesellschaft diskutieren, um am Ende abzuwägen, ob der gesamtgesellschaftliche Nutzen höher wiegt.

1 „Gefällt mir“

Bin gerade an der Stelle (ca. 14:00) bei der es darum ging, dass WENN auch die Rentner ihren Beitrag dazu leisten sollen.

Ein schönes Beispiel für die egoistisch aufgeladene emotionale Dummheit darin.
Denn: „Die Rentner“ haben bereits ihren Dienst (Ziviel/Bund) geleistet.
(Solange ist die Aussetzung der Wehrpflicht gar nicht her, dass die alle schon in Rente wären!)

Die Konsequenz der Forderung wäre demnach, dass die sich beschwerende Klientel dann gezwungen wäre 2 Mal den Dienst zu verrichten. Ich glaube, dass wäre es mir als Rentner dann wert. Nur um die Klageschreie dieser Klientel vernehmen zu können. :smiling_imp:, :smiling_imp:, :smiling_imp: & :smiling_imp:!!!11!11!!!1

Nebenbei: Die Wehrpflicht ist nicht abgeschafft - sie ist ausgesetzt - sie kann also wieder eingesetzt werden.
Die Verantwortlichen bei der Bundeswehr dürften aktuell hauptsächlich deswegen davon nicht begeistert sein, weil sie gerade alle Ressourcen dafür zurück gebaut haben - und ein solcher Zickzack-Kurs nur Zeit, Geld und Ressourcen kostet. Nicht, weil es per se generell eine blöde Idee wäre. :man_shrugging:

Sorry, aber warum soll der Staat/ Gesellschaft die Pflege(r)krise lösen, nur weil die Unternehmen etc. sich zu fein sind, für bessere Arbeitsbedienungen und faire Bezahlungen zu sorgen? Schon schlimm genug, dass der Spahn und der Lauterbach Billigkräfte aus dem Balkan einkaufen.

Unterschied ist, dass Israel in einer instabilen Region lebt und de facto mit jedem (Nachbarn)Staat verfeindet ist und auch das ein oder andere Mal angegriffen wurde. Deutschland wurde seit dem zweiten Weltkrieg nicht mehr angegriffen und die Zone ist jetzt auch schon seit ein paar Jahren weg.

Ich habe erst den Anfang gesehen. Gut finde ich, dass er aus Sicht des Schülers denkt. Seine Argumente haben mich bisher aber nicht überzeugt. Es gibt doch freiwilligen Dienste. Die kann der Staat doch einfach fördern. Wieso Schülern, die genau wissen was sie wollen, noch 1 Jahr warten aufbrummen. Ich sehe auch nicht inwieweit der Zwang dem Mindset der Schüler helfen soll. Als 2011 die Wehrpflicht abgeschafft wurde waren alle total happy. Ich denke, dass er viel zu erwachsen denkt. Eine Hilfe was die Intressen sind und klar machen, dass man eben nicht 40 Jahre in dem Beruf bleiben muss und den Druck aus der Entschuldigung nehmen würde viel mehr helfen.

Ich kann dem Herren gar nicht zustimmen. Da koennte man auch direkt die Wehrpflicht wieder einsetzen.
Ich musste ja noch Wehrdienst leisten. In meinem fall dann halt Zivildienst. Und auch da hatte ich schon keinen bock drauf. Ich hab meinen Dienst in einem Krankenhaus gemacht und es war mit eine der schlimmsten Erfahrung und Erinnerung meines Lebens. Hat nicht geholfen dass das ganze in Bayern stattgefunden hat. Das hat mich u.A. dazu bewegt auszuwandern.
Man wurde halt nicht Menschlich behandelt und man musste auch immer die ganze Drecksarbeit machen die die Pfleger nicht machen wollten. Dann wurde sich noch beschwert warum die Pflege nicht ordentlich ist. Die Bezahlung war auch mist und nicht genug um sich eine kleine Wohnung zu mieten. Nachdem der Dienst um war wusste ich immer noch nicht was ich machen wollte.

Warum soll ich der Gesellschaft was zurueck geben? Die ganzen alten Boomer haben unsere Umwelt kaputt gemacht, das ganze Geld eingesteckt, uns wie Dreck behandelt und dafuer soll man jetzt noch Dankbar sein?

Deutschland ist auch ein bischen im Hinterwald, mit einem Job suchen, Ausbildung machen, etc. und die dann fuer 40 Jahre lang machen. Man muesste Leuten mal beibringen das man nicht die gleiche Arbeit machen muss fuer den Rest seines Lebens. Das ist voelliger Unsinn.

Alle die im Parlament dafuer stimmen sollten erst mal selber so ein Soziales Jahr abgeben und fuer die gleichen Konditionen arbeiten. Die koennen dann zusammen mit den Rentnern arbeiten, die aus gutem Grund in Rente gegangen sind. Kann man doch direkt das Rentenalter aufheben und alle bis zum Tode arbeiten lassen.

1 „Gefällt mir“

Nach dem Abitur 1999 leistete ich in einem Altersheim den Ersatzdienst in der Pflege.
Schon damals war der Notstand in solchen Einrichtungen so groß, dass ich in kürzester Zeit (nach einer Woche begleitetes Einarbeiten) für neun bis zehn Bewohner zuständig war - von mobil, über dement bis bettlägerig und Kombinationen davon war alles dabei.
Ich wusch, kleidete an, renigte Magensonden, fütterte, legte Infusionen, begleitete den Toilettengang, machte Betten und so einiges mehr. Oft bekam ich die gteilte Schicht, also das Schlechteste der Früh- und Spätschicht mit „freier“ Vor- und Nachmittagszeit.
Es war hart und ungewohnt.
Aber es war die sinnvollste Arbeit, die ich bis dato verrichtet habe. Die Frage, ob ich das ohne staatliche Verpflichtung gemacht hätte, ist rhetorischer Natur: natürlich nicht.
Aber ich war schnell von der Arbeit erfüllt und konnte überraschenderweise mit all den Unannehmlichkeiten problemlos umgehen.
Auch im ausschließlich weiblichen Kollegenkreis fand ich als junger Hüpfer große Anerkennung und mein heutiges Selbstvertrauen fand ihre Wurzel dort.
Der Wermutstropfen an der Sache war, dass ich damals leider doch den finanziell wesentlich lukrativeren Weg eines dualen Informatikstudiums gewählt habe, denn ich war dann doch auf meine Zukunft bedacht. Da sind wir schon im Feld der arbeitsgerechten Verhütung aber so tief steige ich nicht ein.
Es geht ja um die Sinnfrage und meine Antwort ist ein klares Ja!
Ich bin mir sicher, dass ich ohne dieses Jahr ein anderer Mensch geworden wäre und sicher kein besserer. Es hat mich geprägt und mich viel über den Umgang mit Menschen gelehrt.

2 „Gefällt mir“

DAS sind die zwei Kernaussagen, um die sich viele rumwinden.

  • Durch den Wegfall des Zivildienstes hat sich der Pflegenotstand meiner Beobachtung verschärft.
  • Nur Wenige machen einen solchen Dienst freiwillig. (#metoo!)

Die ganze Debatte zeigt m. E. den puren Egoismus dieser Gesellschaft: Den persönlichen Unwillen auch nur einen kleinen Zeitraum mal für die Allgemeinheit da zu sein.
Wenn es anders wäre, dann könnten sich die Leute vom sozialen Jahr vor Bewerber nicht mehr retten.

2 „Gefällt mir“

Das sagt nicht generell etwas über die Gesellschaft aus. Die meisten Menschen entdecken erst in mittlerem bis fortgeschrittenen Alter, dass sie vielleicht doch auch gerne mal etwas für die Allgemeinheit tun wollen und fangen dann an, sich ehrenamtlich zu engagieren. Wenn man aber gerade die Schule hinter sich gebracht hat und vor Beruf, Ausbildung oder Studium steht, kann man es niemandem übelnehmen, dass erst mal andere Dinge im Vordergrund stehen. Vor allem dann, wenn man schon konkrete Pläne hat.

Das verpflichtende Dienstjahr ist nichts anderes als eine Machtdemonstration des Staates. „Du gehörst dem Staat, du bist Humankapital und hast dich unterzuordnen.“ Es ist egal, ob es Dienst an der Waffe oder ein vorgeblich soziales Jahr ist, sobald es ein Zwang ist, ist es gestohlene Lebenszeit durch ein Konstrukt, das man nicht ablehnen kann. Ein Instrument autokratischer Staaten, dem Volk zu vermitteln „vergiss dein Individuum, du dienst dem Kollektiv“ - ekelhaft.

1 „Gefällt mir“

Quasi wie bei der Schulpflicht?

1 „Gefällt mir“

Die gilt nur für Minderjährige. Für Menschen ab 18 Jahren gilt diese nicht mehr.