Der wesentlich Punkt im Bezug auf die Polemik ist folgende: Eine Polemik, die für sich alleine steht hat so gut wie keinen Wert. Eine Polemik die am Ende einer Zustandsbeschreibung steht hilft die Sache greifbarer zu machen.
Auch ist es falsch, dass ich hier ein „Feindbild“ aufbauen würde. Ich habe lediglich eine Zustandsbeschreibung geliefert und Überlegungen zum ideologischen Hintergrund gemacht. Denn ich habe ja schon mit Quellen belegt, dass die Grünen obwohl sie Verzicht predigen diejenigen sind, die am meisten fliegen und am ehesten ein SUV fahren. Wir können aber aus der abstrakten Statistik ins Konkrete gehen und z.B. über Luisa Neubauer sprechen. Denn diese ist Politikerin der Grünen und Frontfigur von FFF. Das Groteske ist, dass sie als Millenial nicht nur selbst einer Generation entstammt die durch ihren Lebensstil einen besonders großen ökologischen Fußabdruck hat, sie selbst hat als Kind aus einer überdurchschnittlich wohlhabenden Familie auch innerhalb ihrer Generation einen noch viel überdurchschnittlicheren Konsum. Da sie dies auch freimütig bei Instagram mit Fotos dokumentiert hat, brachte ihr das den Spitznamen Langstreckenluisa ein. Diese Kritik an der Diskrepanz zwischen Gesagtem und der Handlung wurde jedoch nicht als Kritik angenommen, sondern es wurde entweder versucht in verschwörtungstheoretischer Manier die Kritik als Angriff durch alte weißen Männern zu deligitimieren oder es wurde versucht pseudo-intellektuell zu behaupten, dass nicht das was man tut wichtig sei sondern das was man sagt (so geschehen durch Mai-Thi Ngyuen Kim, die selbst der PMC entstammt).
Die Diskrepanz zwischen Denken und Sein springt einem hier förmlich entgegen und hier sind wir dann mitten in der Ideologiekritik.
Darum kann ich auch nicht wie von dir vorgeschlagen anhand des Parteiprogramms der Grünen argumentieren, denn damit würde ich ja 1. dem was die Ideologie produziert Legitimität zusprechen, 2. würde ich mich auf dem Frame der Ideologie einlassen und 3. hilft das genau null dabei eben jene Diskrepanz zwischen Denken und Sein aufzudecken.
Wenn wir dann auch noch die entsprechenden belegten demographischen Fakten über Mitglieder und ansehen, stellt sich die Frage warum die grüne Ideologie gerade für weiße staatsnahe Akademiker mit überdurchschnittlichem Einkommen, sprich PMCs, so attraktiv ist.
Und hier komme ich halt zu den folgenden zwei Erklärungen:
- Entweder es ein Erbe der christlichen Religion innerhalb unserer westlichen Kultur oder
- die PMCs sind in einer Sinnkrise, weil sie sich trotz höherem Einkommen im Konsum keine anderen Arten von Waren leisten können als ein Arbeiter.
Für ersteres spricht die große Ähnlichkeit zu christlichen Moralvorstellungen und Untergangsmythen. Auch im Christentum wird das sparsame und asketische Leben als ideal gesehen. Der Überfluss, die Völlerei ist die fünfte Todsünde. Wie es denjenigen ergeht, sie sich ihr hingeben sieht man dann am Schicksal von Sodom und Gomorra.
Dies ist so tief in unserer Kultur enthalten, dass wir fest glauben, dass der Überfluss den wir uns durch Wissenschaft, Technologie und Zivilisation erarbeitet haben unser Untergang sein wird.
Die andere Erklärung ist, dass sich die PMCs in der Krise befinden. Wie ich schon darstellte, haben sowohl Arbeiter als auch PMCs Zugang zu den gleichen Arten von Dienstleistungen und Gütern. Der Computer, Fernseher oder das Smartphone ist vielleicht ein bisschen teurer beim PMC, aber selbst der Hartzi läuft mit Smartphone und Datenflat rum. Und alle haben Zugang zum gleichen Internet (von Versuchen wie Clubhouse, wo PMCs den Plebs so lange wie möglich draußen halten wollen mal abgesehen).
Zu den Gütern der Bourgeoisie wie Yacht oder Privatjet haben sowohl Arbeiter als auch PMCs keinen Zugriff.
Die PMCs realisieren nun, dass sie mit ihren 5.000€ - 6.000€ netto kein wesentlich anderes Leben führen als jemand mit 1.600€ - 2.500€ netto. Und da die PMCs zu oportunistisch sind um gegen die Bourgeoisie vorzugehen, sie sich aber vom Plebs abheben wollen bleibt hier nur die Verteuerung von Produkten und Dienstleistungen, damit sie sich Dinge leisten können, die sich der Arbeiter dann nicht mehr leisten kann.
Einen schönen Hinweis, dass diese Erklärung stimmen kann gab einmal Harald Lesch. Den Mann habe ich mal sehr geschätzt, er verlor aber vollkommen meinen Respekt als einer in einem Video mal folgendes sagte: Er erzählte, dass in seiner Kindheit einmal jemand aus dem Dorf wo er aufgewachsen war in die USA beflogen ist. Das ganze Dorf kam mit zum Flughafen, weil es so außergewöhnlich war, dass ein von „uns“ in die USA reist und das auch noch per Flugzeug. Heute ist eine Flugreise nicht besonderes mehr und prinzipiell kann es sich jeder leisten in die USA zu fliegen. Er stellte dies als der schlimm dar und sagte direkt oder indirekt, dass Flugreisen wieder etwas besonderes sein sollte.
Harald Lesch ist als Professor und „Fernsehprofessor“ der prototypische Vertreter der PMC. Professoren sind auch schon immer viel gereist, zu Tagungen und Konferenzen. Es scheint also sehr deutlich durch, dass er die Einschränkung gar nicht für sich selbst will, sondern das eher bedauert, dass die Reisen die er unternimmt gar nichts besonderes sind.
Durch die Offenbarung dieses starken Bedürfnisses einer hierarchischen Gesellschaft in der Güter und Dienstleistungen nur bestimmten Menschen zugänglich sind, verlor wer wie gesagt jeden Respekt durch mich.
Harad Lesch steht erwiesener maßen der grünen Ideologie nahe und hielt z.B. auch einen Vortrag bei den Grünen.