Mir fallen da noch nicht einmal die Kreuzzüge ein. Diese werden heute von der muslimischen Welt sehr gerne als Musterfall angeführt, in der die Christenheit den Islam angegriffen hat. Dies stimmt, wie hier im Thread auch schon teilweise geschrieben, aus vielerlei Gründen nicht.
Erstens war das heilige Land zuerst (friedlich) christianisiert und später gewaltsam islamisiert worden, zum anderen waren die Kreuzzüge (zumindest auch), wie von @mchawk beschrieben, eine Reaktion auf Überfälle der Muslime auf christliche Pilger ins Heilige Land.
Kurios ist in diesem Zusammenhang übrigens, dass gerade türkische Islamisten und Nationalisten heute das Wort „Kreuzfahrer“ als Schimpfwort verwenden, dies zeigt ihr mangelndes Geschichtsverständnis. Dass die Türken Konstantinopel überhaupt erobern konnten, haben sie den Kreuzfahrern zu verdanken, die 1204 auf dem Weg gegen den muslimischen Gegner den orthodoxen Kontrahenten ausgeplündert und entscheidend geschwächt haben gegen die muslimische Invasion. Insofern ging der Kreuzzug dann sogar nach hinten los, brachte er doch mittelfristig sogar ein Viertel Europas unter islamische Knechtschaft.
Zurück zum Thema: der Nordirland-Konflikt ist (wie von Dir angedeutet) ein nationalistischer Konflikt. Er hat sogar gar keine wirkliche religiöse Komponente, denn es geht niemandem in dem Konflikt um die Auslegung von Bibelstellen.
Die Iren haben über die Jahrhunderte der britischen Herrschaft ihre Sprache größtenteils verloren und sind anglophon geworden, sie sind aber im verbliebenen britischen Teil der Provinz Ulster als Katholiken trotzdem britische Staatsbürger. Da sich die Interessen der beiden Gruppen (Pro-Britisch und Pro-Irisch) also nicht an verschiedenen Sprachen und verschiedenen Staatsbürgerschaften ausmachen (beide sind brische, englischsprachige Bürger des Landes), kann die Abgrenzung nur anhand der Konfessionsgrenze erfolgen.
Katholiken fühlen sich fast immer als Iren, Protestanten fast immer als Briten, es ist ein reiner Nationalitätenkonflikt, kein Religionskonflikt.
Solche Konflikte findet man eher innerhalb des Islams, wo Sunniten und Schiiten (beispielsweise im Irak oder Pakistan) oder Türkei und Syrien (Sunniten und Alewiten). Wobei ich auch da nicht ausschließen will, dass die Nutznießer der Konflikte ihre Machtspielchen mit diesen Konflikten spielen.