Folge 66 - Aktenzeichen XY... rücksichtslos

Hier kann der Beitrag Aktenzeichen XY… rücksichtslos diskutiert werden.

Ich habe XY-Spezial auch gesehen. Mich hat auch diese Interview etwas gestört. Die hätten wirklich zum Verschwindes des Kindes zeigen sollen, anstatt die minutenlange Interviews.

Witwenschütteln nennt man das glaube ich.

Johannes B. Kerner “light”

Die These, dass zu Edes Zeiten keine Angehörigen von Verbrechensopfern vor der Kamera auftauchten, lässt sich nicht halten. So z.B. in der Sendung vom 11. September 1970, als die Mutter eines Drogentoten die emotionale Unterfütterung zur Fahndung nach zwei Dealern lieferte.

Guckst Du hier:

http://www.youtube.com/watch?v=s4TOGXC_dhY

Als ich Fand die Aktenzeichen YX , mit dem E. Zimmermann am besten. Seit er aufhörte, Schau ich mir denn Mist nicht mehr an.
Beim Zappen, bin ich mal auf die neue Aufmachung gestoßen, aber das war mir zu Peinlich.
Erinnert mich an RTL2 Still !

Die sollten entweder das Originale weiter führen, oder die Sendung Absetzen.

Der Panzerknacker
Mc

Ps. als Krimineller fühlt man sich nicht richtig dargestellt ! :shock: :lol:

Mir hats mit Zimmermann auch besser gefallen. Die Interviews interessieren doch hoffentlich niemanden.
Aber warum gehn die Opfer überhaupt hin?

Ich glaube aber, dass eine Sendung im Zimmermann Stil keiner mehr schaun würde, weil die Sensation fehlen würde.
Ein großes Studio macht halt mehr her als ein kleiner Tisch.

Noch kurz zu den Interviews: War das nicht eh nur bei diesem einen Special?
Ich schaue es zwar nicht regelmäßig, aber das Opfer eingeladen waren, wäre mir noch nicht aufgefallen.

Ich glaube aber, dass eine Sendung im Zimmermann Stil keiner mehr schaun würde, weil die Sensation fehlen würde.

Da muss man differenzieren. Auch bei Ede war vieles dramatisch zugespitzt und spekulativ überhöht. Beim legendären Lebach-Fall hat man verschiedene Sequenzen „zum Amüsement der Zuschauer“, wie der damals leitende Ermittler Siegfried Buback später freimütig zugab, schlicht erfunden.
Und der abgeknipste Daumen („Kannste Dir ja wieder dranpappen lassen“) war sensationell genug, um wochenlang als Running Gag auf dem Pausenhof zu dienen. :wink:

Verändert hat sich jedoch die schmonzettenhafte Überhöhung der Opfer, die mittlerweile in jedem Filmfall als moralisch keimfreie Sympathieträger dargestellt werden, in deren Heiligenleben das fiese Verbrechen gewaltsam eindringt. Wurden zwar früher bereits negativ konnotierte Charaktereigenschaften der Opfer weitestgehend ausgeblendet (vor allem wenn das Opfer homosexuell war…), so hat man seit Edes Abgang an dieser Stellschraube weitergedreht, dass es häufig schwer erträglich ist.

Die Motivation dafür ist mir jedenfalls nicht ganz klar. Macht es für eventuelle Hinweisgeber einen Unterschied, ob das Opfer vielleicht ein Arschloch war?

Ich habe diese besagte Special-Sendung gesehen und kam mir vor wie im falschen Film. Die Rekonstruktionen hatten fast schon (meiner Meinung nach) “Tatort Internet”-Niveau. Viel zu reißerisch aufgebaut, fast schon wie ein Krimi. Und dann noch die Interviews mit den Angehörigen, ich dachte mir nur “WTF!?!?!” :smt009

Ich kann euch nur zustimmen - genauso wie natürlich dem Fernsehkritiker.

Es ist beruhigend zu sehen, dass man nicht der einzige ist, der sich über den Verfall von Moral und Rücksichtslosigkeit in eigentlich seriösen Formaten wundert.

Dagegen ist der “Fall Sexy Cora” und entsprechende Bild Paroli wenigstens vorhersehbar und bewusst wider jeder Menschenwürde.

Grundsätzlich stört mich allerdings tatsächlich, dass wohl fast jeder Sender dazu neigt, alles, was früher “gesprochen” wurde - und zwar in wenigen Sätzen - als kleinen Film zu verpacken. Zeigt dies reelle Bilder mag das hinnehmbar sein, diese zum Teil schlecht gemachten und mit “Verdachtsfälle” Schauspielern gespickten Einblendungen sind jedoch mehr als überflüssig.

Man sollte da aber aufpassen und differenzieren zwischen der “normalen” Aktenzeichen XY-Sendung und diesen Sondersendungen zu den Vermisstenfällen von Kindern. Klar, das Grundprinzip steht weiterhin, aber die Aufmachung mit den Interviews und auch den Berichten hebt sich von den normalen Aktenzeichen-Folgen ab.

Ich bin regelmäßiger Aktzenzeichen-Gucker, die Sondersendung fand ich auch weniger gelungen. Vermutlich wollte man beim ZDF extra etwas mehr Persönliches zeigen, um Mitwisser oder Täter der meist weit zurückliegenden Verschwinden zu emotionalisiseren. Dafür war eine gewisse Boulevardisierung wohl von Nöten.

Gab es denn irgendwelche Fahndungserfolge? Weiß davon jemand?

Erstmal ein großes Lob an den Fernsehkritiker, daß er sich des Themas “Aktenzeichen XY” angenommen hat. An dieser Sendung kann man, wie ich finde, die Anbiederung an niedere Zuschauerinstinkte und die Orientierung an reißerischen Formaten des Privatfernsehens überdeutlich erkennen. Verglichen mit früher ist das Format heutzutage ja kaum noch wiederzuerkennen. Gewaltszenen werden en Detail gezeigt, Schreie und Blut dürfen nicht fehlen, merkwürdige Opfer-Interviews … das ganze rutscht immer weiter ins Boulevardeske.

Es ist für mich jedenfalls eine absolute Wohltat, stattdessen eine der alten Ede-Folgen, die noch unter der Regie von Kurt Grimm (sein bekanntestes Markenzeichen ist wohl die berühmte Wischblende) entstanden sind, anzusehen. Viele der filmischen Rekonstruktionen sind IMHO echte kleine Kurzfilm-Meisterwerke. Keine schnellen hektischen Schnitte, ruhige Kameraführung, keine übertriebene Spannungsmusik, grandiose VO-Texte. Einige nette Menschen haben praktisch alle(!) Folgen mit Ede bei YT eingestellt, kann ich jedem der es womöglich nicht kennt nur empfehlen da mal reinzuschauen und mit heute zu vergleichen.

Kann die Kritik hier nicht so ganz verstehen - ich persönlich würde sogar sagen, die Interviews sind für die Suche nach den Tätern nützlich. Und zwar in der Hinsicht, dass Emotionalität ggf. einen Täter dazu bewegt, die Tat zu gestehen / sich zu stellen.

Ich erinnere mal an den Fall Maddie, wo die Eltern monatelang in der Öffentlichkeit rumturnten - eben gerade um zu bewirken, dass dem Täter die Emotionalität zu Kopf steigt und er somit “einbricht”. Hat zwar nicht geklappt und der ganze Fall war ja auch sehr verzwickt, aber eigtl. ist es doch Gang und Gebe, dass sich die Angehörigen zu Wort melden um Appelle an den Täter zu richten.

Den Vergleich mit den ganz alten Folgen kann ich auch nicht nachvollziehen - man muss eben mit der Zeit gehen. Die heutige Gesellschaft will keinen alten Herrn vor einem einzelnen Tisch sitzen haben und trocken Fakten aufgezählt bekommen. Wenn man das so machen würde, gäbe es keine gute Einschaltquote mehr - und gerade bei solchen Sendungen ist es doch essentiell wichtig, dass viele Leute zuschauen, denn jeder Zuschauer erhöht die Chance, dass ein guter Tipp zur Ergreifung abgegeben werden kann.

Also für mich jedenfalls kein wirklicher Kritikpunkt, somal die Angehörigen ja wohl kaum gezwungen werden die Sendung aufzusuchen und durch ihre Anwesenheit lediglich die Chancen zum Ermittlungserfolg (wie oben geschildert) steigern möchten.

Irgendwie kritisiere ich in letzter Zeit zuviel…Entweder deine Beiträge werden schlechter oder du hast mich so kritisch gemacht, dass ich nun sogar bei dir Kritikpunkte suche :mrgreen:

Kann “enclase” nur zustimmen.
Für mich ist es schon fast absurd den angeblichen Verfall von Aktenzeichen XY fast ausschließlich an einer völlig untypischen Sondersendung (der ersten seit über 40 Jahren) festmachen zu wollen.
Natürlich sind die Bilder des kleinen kurdischen Jungen wie er in das Auto gezerrt wird rein spekulativ.
Aber genau während dieser Bilder wird von der Sprecherin ausdrücklichst deutlich gemacht das völlig offen ist was wirklich paßiert ist, somit geht die Illustration einer theoretischen Möglichkeit völlig in Ordnung.
Das Verschwinden des Jungen war 1993. Ich glaube nicht das die Familie durch diese Bilder aktuell einer zusätzlichen belastung ausgesetzt werden. Alle Familienmitglieder dürften in ihren Köpfen schon so manch schlimmeren Film über das Verschwinden des Jungen ablaufen gelassen haben, leider…

Für mich ist es schon fast absurd den angeblichen Verfall von Aktenzeichen XY fast ausschließlich an einer völlig untypischen Sondersendung (der ersten seit über 40 Jahren) festmachen zu wollen.

Das stimmt insofern, daß der Verfall schon früher und beinahe Schlagartig eingesetzt hat, nachdem sowohl Kurt Grimm als auch Ede nicht mehr dabei waren. Kurze Zeit später haben sich ja auch ORF und SRF ausgeklinkt. Und seitdem schaue ich es auch nur noch sporadisch. Wenn ich Gefühlsduselei brauche, schalte ich Birgit Schrowange ein …

Dass irgendwann der Spruch kommt „Zimmermann würde sich im Grabe umdrehen“ … ich hab’s geahnt. :mrgreen:

Andererseits: Wer die „gute alte Zeit“ noch miterlebt hat, der hat leicht reden … :roll:

Solche Sprüche werden häufig als billiges Altmänner-Gequatsche abgetan.
Und das vermutlich gar nicht mal zu Unrecht

Denn solche Sprüche haben ihren Ursprung allein darin, dass nicht etwa die damalige Zeit objektiv unbeschwerter war (welche Zeit ist schon unbeschwert?), sondern nur, aus subjektiver rückblickender Sicht, die eigene Vergangenheit. Denn das war die eigene Jugend … man stand voll im Saft, alle Türen schienen weit offen, alles schien möglich, man war voll von jugendlicher Kraft, voll von Idealismus, man war im schulischen Umfeld auch noch im einigermaßen „geschützen Rahmen“ u.s.w. Sowas vergisst keiner.

Doch auch damals in den 80ern gab’s durchaus schon ältere Leute, die uns erzählen wollten, früher sei alles besser gewesen … sei es in Zeiten der HJ oder später beim SDS. Und die haben auch wir - zu Recht - nicht so recht ernst genommen.

Warum? Weil wir unser eigenes Ding machen wollten. Und das fanden die Alten wiederum ganz schrecklich. Aber vielleicht ist das ein Naturgesetz, dass das von Generation zu Generation so funktioniert. Ein kleiner Trost: Der Generation, die heute jung ist, wird es in 15-20 Jahren mit ihrem Nachwuchs höchstwarscheinlich nicht anders ergehen. :frowning:

Was „Akti“ betrifft:
Ja, ich habe die Sendung auch gesehen
Und JA … zweifellos wird da kräftig die Tränendrüse der Zuschauer bedient.
Nur will ich der Redaktion zugute halten, dass das nicht - wie bei den „üblichen Verdächt8gen“ - reiner Selbst-, bzw. Quotenzweck war, sondern dass diese emotionalen Familieninterviews noch einen weiteren Zweck verfolgen.

Und dieser Zweck könnte darin bestehen, Einfluss auszuüben auf jeden, der irgendwas über die Entführungsfälle wissen könnte oder gar selbst irgendwie darin verwickelt ist. Der sich aber aus irgendwelchen Gründen nicht traut, sich bei den Behörden zu melden. Und der sich selbst über Jahre irgendwelche Lügengebäude aufgebaut hat, um sein Schweigen zu rechtfertigen … einfach nur, um irgendwie mit seinem Gewissen weiterleben zu können. Wenn solche Menschen sich aber die XY-Sendung ansehen, dann lernen sie, dass es mit dem Opfer selbst nicht getan ist, sondern dass es um ganze Familien geht, denen durch dieTat über Jahre hinweg schweres Leid zugefügt wurde. Die Auswirkungen des Verbrechens bekommen auf diese Weise ein Gesicht. Wir kennen diese Taktik aus dem Film „Das Schweigen der Lämmer“. Die Mutter des Entführungsopfers erwähnt dort in ihrer Fernsehbotschaft bewusst so oft wie möglich den Namen ihrer Tochter, um klarzustellen, dass es sich um einen Menschen handelt. Demgegenüber steht quasi bestätigend der psychisch hochgradig gestörte Entführer, der sein Opfer konsequent mit „Es“ anredet („Es reibt sich jetzt mit der Lotion ein!“)

In dem einen beschriebenen Fall von Kindesentführung wollte anscheinend eine Frau mit osteuropäischem Akzent Kontakt zur Familie des Opfers aufnehmen, um Informationen zu vermitteln, wurde aber anschließend irgendwie daran gehindert, bzw. bis heute mundtot gemacht. An solche Leute richten sich diese Botschaften.

Kann man also grundsätzlich sagen „Der Zweck heiligt die Mittel“?
Nein, nicht in jedem Fall!

Aber in diesem speziellen Fall halte ich das für gerechtfertigt.

Ich kenne die Sendungen mit dem Herrn Zimmermann jetzt nicht, aber die “neue Version” fand ich jetzt trotzdem schrecklich. Man quält diese Menschen, indem man sie vor die Kamera zerrt, und zur Aufklärung des Falles trägt man so wahrscheinlich auch nicht bei.

@Fernsehkritiker

Die regulären “Aktenzeichen” sind nicht so niveaulos. Dass die Macher bei dem Spezial Mist verzapft haben, ist offensichtlich. Wäre aber ein “kurz kommentiert”-Platz nicht angebrachter gewesen? Sollte man einer fast 50jährigen Sendung nicht einen Fehler gönnen und abwarten?

Hallo Fernsehkritiker,

wenn ich mich recht erinnere, war die Familie in der der kleine Junge vermisst wird KURDISCH und nicht TÜRKISCH. Ein Fehler der sicherlich nicht beabsichtigt war, den man jedoch eventuell klarstellen sollte. Man bedenke den blutigen, bis heute schwelenden Konflikt dieses Thema betreffend. Für eine Kurden eine tödliche Beleidigung mit einem Türken verwechselt zu werden (wenn ich denn recht informiert bin).
Die Kurden sind zwar in der Türkei vertreten, dort jedoch als ethnische Minderheit angesehen (die größte, wenn ich mich nicht täusche).

Ansonsten ein gelungener und angebrachter Beitrag.

PS: Ich gehöre weder der einen, noch der anderen genannten Volksgruppe an. Das nur um hier mal von vornherein eventuellen Verdächtigungen den Boden zu entziehen.

Viele Grüße vom Student

Meiner Meinung nach Ja und Nein. Es gibt Fehler die sofort aufgezeigt werden müssen ehe sie zur Gewohnheit werden. Und gerade hier denke ich haben wir es mit einem solchen Fehler zu tun. Denn durch das Umfeld in dem er steht (die vielen Betroffenheitssendungen und Seelenstripteas-Shows der Privaten), könnte es passieren dass er nur all zu leicht hingenommen wird. Darauf hinzuweisen finde ich demnach in Ordnung.
Wehret dem Anfang! :slight_smile: