Folge 65: Umgangsformen im Alltag

Soso, beim Thema „Umweltsau“ waren das noch ganz andere Toene von dir:

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„Je weniger die Leute wissen,wie Würste und Gesetze gemacht werden, desto besser schlafen sie!“
Otto von Bismarck (*1815, +1898)

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Das ist doch gar kein Widerspruch. Allerdings gestatte ich mir die Meinung, dass jemand, der sich durch die Nachfrage nach der Herkunft seiner Vorfahren „verletzt“ fühlt, offensichtlich an Minderwertigkeitskomplexen bezüglich dieser Herkunft leidet und damit selber Rassist ist.

Da gestatte ich mir aber, diese Meinung nicht statthaft zu finden. :face_with_raised_eyebrow:

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Ist das höflich für idiotisch?

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Ja, deswegen hatte ich an der Stelle in der Sendung auch contra gegeben. Ich finde das Anspruchsdenken, dass Leute meinen, Marketingleute oder Flyerverteiler, die hunderte Leute am Tag ansprechen, müssten einen nach 20 Minuten noch wiedererkennen, auch befremdlich bis absurd.

Natürlich würde ich mich an Franz Beckenbauer, Thomas Gottschalk oder den amtierenden Bundeskanzler erinnern, wenn der an mir vorbeiliefe. Aber wenn vollkommen unprominente Personen meinen, man müsste sich doch erinnern, dass die einen Flyer vor 20 Minuten abgelehnt haben, wird es lächerlich. Und Unhöflichkeit vom Flyerverteiler ist das nun wirklich nicht.

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Also, es gibt auch sehr viele vom Verfolgungswahn geplagte Menschen, die auf Grund fehlender Psychotherapie glauben, dass der Rest der Welt Ihnen gegenüber als Rassisten oder nicht PCs auftreten. Wir brauchen mehr Psychologen! Und schon sind gaaaaanz viele Leute plötzlich gar keine Rassisten oder keine nicht PCs mehr, da viele der sogenannten Opfer plötzlich eine GESUNDE Einstellung zum Rest der Welt haben.

Beispiel.

https://m.youtube.com/watch?v=y1L8aO46g0c

Sicher nicht alle, aber ja, dass, ist nicht von der Hand zu weisen.

Wer als gesund gilt, wurde oft nicht ausreichend Untersucht. Und da dies viele sind, ist dies nun Normalität, … Vielleicht.

Ich finde es eher absurd zu erwarten, dass man von Unbekannten zum Zweck von Marketing, Politik oder was auch immer angequatscht werden will. Die wenigsten bringen die Höflichkeit zu Tage zu fragen, ob man Zeit habe - wo wir wieder beim Thema wären. :wink:

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Echt jetzt? Ich habe kein Problem damit, dann höflich „Nein, danke, kein Interesse.“ zu sagen und weiterzugehen.

Wenn mein Nervenkostüm so dünn wäre, dass mich das stresst, würde ich den öffentlichen Raum meiden und lieber zu Hause bleiben.

Nervig wird es dann, wenn ein „Nein“ nicht akzeptiert wird und die Leute aufdringlich werden, wie beispielsweise Prostituierte auf dem Kiez oder Koberer in Urlaubsorten, die sich dann eventuell sogar zu zweit oder zu dritt in den Weg stellen. Ebenso lästig sind Souvenirverkäufer in einigen Regionen der Welt, beispielsweise Südostasien.

Aber sich gleich belästigt zu fühlen, weil man eine Frage gestellt bekommt, ist schon arg übertrieben.

Kleiner Exkurs - nicht persönlich gemein:
Daran sieht man streng genommen eine gewisse „Doppelzüngigkeit“ unserer Gesellschaft.

Wenn sich jemand diskriminiert fühlt (es muss objektiv nicht so sein - aber man fühlt es halt!), dann habe ich darauf Rücksicht zu nehmen.
Wenn ich von Umfragen-/Marketingaktionen belästigt fühle, dann ist es auf ein mal anders herum.

Es geht mir nicht um die Schwere eines Vorfalls sondern darum, dass ein mal auf den „Fühlenden“ Rücksicht genommen werden soll und beim anderen Mal der „Fühlende“ gefälligst Rücksicht nehmen soll.

Zugegeben - ich wurde bisher noch nie von Mitgliedern irgendwelcher Parteien einfach so angesprochen - die scheinen ein besseres Gespür dafür zu haben, ob jemand interessiert ist oder nicht.
Von Verkaufsstand-Hanseln wurde ich schon häufig genug angesprochen, obwohl ich aktiv den Blickkontakt gemieden habe. Und spätestens das ist ungewollte Werbung - SPAM sozusagen.

Stressen tut das im Zweifel nur den Verursacher des Stresses - und das dann nicht zu knapp. Der wird sich mich garantiert merken und es kein zweites Mal versuchen - auch wenn er mich dann als Anusöffnung ansieht hab’ ich meine Ruhe.

Wobei noch nie jemand von mir eine Abfuhr erhalten hat, die nix verkaufen wollte, vorher „Haben Sie Zeit?“ gefragt und die Antwort akzeptiert hat. (Ich denke, jetzt sollte es klarer sein!)

Das ist ja auch das was ich eigentlich meinte:
Ich erwarte natürlich nicht, dass sich jeder einfach so automatisch mein Gesicht und meinen Wunsch merkt nicht angesprochen zu werden. Aber nachdem ich mit demjenigen gerade eine Diskussion über das Thema geführt habe, ist es ja VIELLEICHT möglich, dass er mich dann in Ruhe lässt wenn ich 10 Minuten später erneut vorbeikomme - genau so habe ich das auch in der Sendung gesagt.

Und eigentlich ging es mir auch mehr um den theoretischen, vielleicht sogar philosophischen Ansatz.
Nämlich darum welches Anliegen/Interesse denn höher zu bewerten ist: Das des Werbenden, der sein Produkt, seine Aktion oder seine Partei anpreisen möchte oder mein Wunsch damit nicht behelligt zu werden. Nicht ohne Grund ist ja die Kaltaquise, also das willkürliche Kontaktieren von völlig fremden Personen um diese als Kunden/Interessenten zu gewinnen an sich verboten - zumindest am Telefon. An sich ist das doch auf der Straße nichts Anders - oder doch? Diese Frage wollte ich einfach zur Diskussion stellen.

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Der Unterschied liegt hier klar darin, dass bei dem einem Beispiel eine eher private Atmosphäre herrscht und bei anderen eine berufliche.

Umgekehrt könnte ich fragen, wieso denn Pauschalisierungen ansonsten immer verpönt sind, hier bei der Bewertung einer Situation aber völlig legitim erscheinen?

Letztendlich sind das immer Einzelfälle, die man individuell bewerten muss.

Fragt mich eine ehrenamtliche Mitarbeiterin eines Tierheims nach Spenden oder quatscht mich eine Drückerkolonne wegen einem Zeitungsabo an? Je nach dem, wen ich von weitem erspähe, ändert sich schon mal meine innerliche Einstellung zu er Person, die mich womöglich gleich ansprechen wird.

Aber sind das nicht beides Drückerkolonnen, die erst durch den Kontext eine positive oder negative Haltung deinerseits erzeugen?
Und warum können die nicht ALLE so wie die Zeugen Jehovas früher mit dem Wachtturm schweigend in der Ecke stehen und Interessierte anlächeln?

Mir mit falschen versprechen Zeitungsabos aufzuschwatzen ist schon was anderes als ehrlich nach Spenden fürs Tierheim zu fragen.

Man kann es evtl. auch psychologisch betrachten, weil es einem u.U. unangenehm ist mit seinem 7€ Frappuccino in der Hand die Straße entlang zu laufen und dann nicht mal 1€ fürs örtliche Tierheim über zu haben. Da reagieren dann einige bestimmt ungehalten, wenn sie indirekt damit konfrontiert werden :smiley:

Weil die Erfolgsquoten dann eher gegen 0 tendieren würden, nur haben das die Zeugen noch nicht so ganz verstanden^^

Sehe ich nicht so - ich trenne da Intention von der Mechanik.

Da kann ich natürlich nur meine persönliche Meinung kund tun. Die Kommerz-Werbeindustrie hat meines Erachtens im Rahmen ihrer Aufmerkamkeisgeilheit einfach den Vogel abgeschossen, dass bei mir inzwischen eine komplette „Null Toleranz“-Haltung aufgekommen ist.
Passend dazu: Alleine gestern hat Tellows auf Handy und Fritzbox über 10 Anrufe einer münchener Solarfirma abgefangen und ins Nirwana geleitet.

Es ist halt ein Unterschied, ob mich ein Verkäufer in einem Geschäft fragt, ob er mir helfen kann oder ob in einem öffentlichen Raum mir Leute ungefragt ihre Produkte aufschwatzen wollen.

Ehrlich gesagt habe ich diesbezüglich noch die wenigsten Probleme mit den ZJs.
Die stehen zwar regelmäßig „vorm Postamt“ - warten aber geduldig, bis man sie anspricht. (Was ich ehrlich gesagt noch nie riskiert habe. :wink:)

Nix „privat“ - Es findet alles im öffentlichen Raum statt.
Wenn die versuchen würden in meinem privaten Gefilden ungefragt was vermarkten zu wollen, würden die sich auch garantiert an den Besuchsversuch erinnern und nie wieder kommen. :smiling_imp:

Ehrenamtlichen Mitarbeiter von Tierheimen haben mich noch nie angesprochen, wenn ich nicht von mir auf sie zugekommen bin und Augenkontakt hatte. Die klappern nur mir ihrer Sammeldose. :wink:

Meine Kritik war aber hauptsächlich:
Warum akzeptieren wir bei einem Fall die Gefühlslage einer Person und bei einem anderen nicht?

Ich glaube, das hängt immer von der Person ab, die einen anquatscht. An der Uni ist das ja ganz schlimm. Einmal hat mich ein Student für ein Probeabo der Süddeutschen angequatscht. Der ist aber so nett aufgetreten, dass ich das abgeschlossen habe, weil er auch meinte, dass er dafür zumindet 5 Euro Provision bekommt. Und die anschließende Kündigung des Probeabos war auch nicht so problematisch. Ansonsten gehe ich dort den meisten aus dem Weg.

Bei der MAZ hat man auch versucht, letztes Jahr in einem Einkaufscenter Leute zu werben, indem sie Kugelschreiber verteilt haben. Da war ich sehr dankbar für, die Karte habe ich aber trotzdem nicht unterschrieben, weil die Daten dann sonste wohin gewandert werden. :wink:

Prinzipiell ist mein Gefühl, dass solche Werbemethoden in den letzten Jahren außerhalb des Uni-Campus abgenommen haben. Vor 10 Jahren wurde ich noch deutlich öfter von irgendwelchen Tierschutzorganisationen angesprochen.

Dennoch kann ich nicht nachvollziehen, wie einen das stressen, ärgern oder gar erzürnen kann. Mir persönlich ist das eher unangenehm und mir tun auch die Leute leid, die das dann teilweise machen müssen.

Wir mussten auch mal jemanden über Monate anstellen, der den Kunden Payback-Karten aufschwatzen sollte, damit die Leute, die sich das ausgedacht haben, fette Boni kassieren. Was der sich tagtäglich anhören musste, ging auf keine Kuhhaut und dafür konnte er nix, er musste es eben machen.

Wie, du fragst wildfremde Leute mit anderer Hautfarbe im öffentlichen Raum nach ihrer Herkunft?

Weil pauschalisieren nun mal pöhse ist und wie du dich fühlst, jetzt kommt der Knackpunkt, weiß ich ja frühstens hinterher. Insofern kann man sich auch nicht hinstellen und sagen „Ja, aber wenn dieser Person die Frage nach der Herkunft unangenehm ist, dann hat man das zu unterlassen.“.

Insofern funktioniert Volkers Argumentation da dann auch nicht so ganz, außer man würde mir vorher sagen „Frag mich bitte nicht nach meiner Herkuft, das mag ich nicht.“. Könnte dann umgekehrt aber auch meine Gefühle verletzen, vor allem, wenn ich gar nicht vor hatte zu fragen :wink:

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Genau. Wenn Volker sich davon belästigt fühlt, dann ist das so. Das kann ich albern finden oder nachvollziehbar, aber ich kann ihm diese Emotion nicht absprechen.
In Teilen ist das Bestandteil des demokratischen Prozesses, z.B. im Rahmen einer Unterschriftensammlung, die als Einstiegshürde für andere Begehren gilt. Das heisst aber immer noch nicht, dass man sich davon nicht belästigt fühlen darf - aber ggf., dass man es aushalten muss.

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