Folge 64

Du fandest alle Schulfächer wichtig und interessant? Ganz besonders die, in denen du schlecht warst? Lass mich raten: Natürlich nicht, aber du kennst triftige Gründe dafür, dass deine Lieblingsfächer die allerallerwichtigsten sind.

Zum Interview mit Joyce;
Dass die Joyce Schauspielerin, Youtuberin, Lockvogel bei Verstehen Sie Spaß, Synchronsprecherin und jetzt auch noch Buchautorin ist, zeigt doch schon, dass man inhaltlich von so einem Buch nicht viel erwarten kann. Das ist halt ein weiteres Standbein bzw. eine weitere Einnahmequelle.
Das meiste, was sie von sich gibt, sind Standard-Phrasen, die man alle schon mal irgendwo gehört hat.

Diese Aussage „das Meiste, was man in der Schule lernt, braucht man nie wieder“ halt ich für völligen Blödsinn. Klar muss ich später nicht mehr explizit wissen, wie man eine Sinuskurve berechnet. Trotzdem fördert dies das analytische Denken, ggf. kann ich das Wissen auf andere Sachverhalte anwenden. Für Dinge, die man in der Schule aktuell nicht oft lernt (soziales Verhalten, Medienkompetenz,…) ist maßgebend auch das Elternhaus zuständig, man kann nicht alles auf die Schule abdrücken.

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Natürlich nicht. Deutsch habe ich gehasst! Aber dass es wichtig ist, habe ich schon eingesehen.

Und was ist dann mit Politik und Gesellschaft?

Ich habe so ein bisschen Schwierigkeiten mit dem oft geäußerten Satz: „Die Schüler wissen ja gar nicht, was sie später mal brauchen!“, weil ich das Gefühl habe, dass er gerne als Totschlagargument benutzt wird, um jegliche Diskussion zu dem Thema im Keim zu ersticken. Natürlich ist gerade in der heutigen Zeit eine solide Allgemeinbildung in möglichst vielen Bereichen wichtiger den je, aber ich würde mir auch wünschen, dass zumindest gegen Ende der Schullaufbahn den Schülerinnen und Schülern mehr Möglichkeiten gelassen würden, um ihre Schwerpunkte selbst zu setzten. Das gilt ganz besonders für die gymnasiale Oberstufe, in der man auch dringend mal eine Art praktisch-technischen Zweig als Vorbereitung für eine Berufsausbildung anbieten sollte. Zumindest zu meiner Zeit (vor 8-10 Jahren) hatte ich das Gefühl, dass der Unterricht fast vollständig auf ein Studium aus gerichtet war, was der gesellschaftlichen Realität einfach überhaupt nicht mehr entspricht.

Ein viel größeres Problem sehe ich aber in dem bildungpolitischen Flickwerk, dass wir in Deutschlnd haben: 16 verschiedene Schulsysteme mit z. T. mehreren parallel laufenden Reformstufen (weil ja gefühlt jede neue Landesregierung erstmal eine halbgare Schulreform übers Knie brechen muss :roll_eyes: ) und muterem G8/G9-Gewechsel! Mich würde es nicht wundern, wenn wir international genau aus dem Grund irgendwann den Anschluss verlieren…

Aber mal konkret zur Sendung: Mir ist nicht ganz klar geworden, was dieses Buch eigentlich bezweckt (Holger offenbar aber auch nicht): Bildungskritik? Gesellschaftskritik? Kapitalismuskritik? Selbstfindungs-Ratgeber? Scheint ja eine krude Mischung aus allem geworden zu sein. Da stellt sich schon die Frage, ob eine als Reportage aufgezogene Video-Reihe nicht sinnvoller gewesen wäre (gerade wenn Joyce schon YouTuberin ist), da hätte man sich auch an keine Verlagsvorgaben halten müssen.
Die Sache mit dem Co-Autor würde ich ihr jetzt nicht unbedingt anlasten, wobei sie natürlich im Vorfeld hätte darauf hinweisen können, dass sie zu den entsprechenden Passagen nicht so ausführlich Stellung nehmen kann.

Was ich aber nochmal dringend loswerden muss: Ich bin weder großer Fan von Joyce noch von ihrem Content und ihre Ausführungen waren für mich jetzt auch nichts neues, aber die Gleichsetzung „YouTuber(in)=dumm und oberflächlich“ die bei dem einen oder anderen hier durchscheint, finde ich ziemlich unangebracht!

Noch erfolgreicher ist lernen, wenn die Kinder sich freiwillig und mit Spaß einer Sache widmen und das „lernen“ einfach so nebenbei passiert und nicht weil es einem per Frontalunterricht eingeprügelt wird.

Was du als lernen bezeichnest ist für die meisten Schüler nur kurzzeitiges auswendig lernen, um im Test gute Noten zu erhalten

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Geht mir ganz genauso! Das war mit Abstand der langweiligste Interviewgast im MG-Universum (selbst Shlomo war da interessanter :rofl:), aber ok mir kann ja nicht jeder Gast gefallen. Überhaupt woher sollen Schülerinnen und Schüler wissen, was sie später im Berufsleben brauchen?! Gerade bei mir und im Bekanntenkreis war das letztendlich so, dass gerade die Fächer, die einem nicht gelegen haben heute sehr viel mit dem gewählten Beruf zu tun haben :wink: Wir machen schon Witze drüber :face_with_hand_over_mouth: Beispiel Mathematik: Hab ich gehasst das Fach und heute bin ich Technischer Produktdesigner (knapp an Maschinenbauingenieur vorbei) und ohne Mathematik geht da überhaupt nix :rofl:

Dann verstehen wir uns falsch. Ich verstehe unter Lernen nicht Auswendiglernen, sondern das Erarbeiten, Anwenden und somit Üben bestimmter Inhalte und Kompetenzen in verschiedenen Formen. Da ich erst kürzlich einem sehr interessanten Seminar mit Prof. Leisen beiwohnen durfte, der als Koryphäe auf dem Gebiet der Lern- und Leseforschung gilt, wurde mir nachdrücklich bewusst, wie wichtig es ist, die Schule als permanenten Lernort wahrzunehmen. Dabei geht es nicht um stures Auswendiglernen, sondern um kontrollierte und kalkulierte Herausforderungen, die jeder Schüler meistern soll und kann, um persönlich Fortschritte zu erzielen, die ihn dazu befähigen, seinen eigenen Verstand zu gebrauchen und für spätere Situationen einen entsprechenden Apparat an Wissen und Kompetenzen zur Verfügung zu haben, um eigenständig Entscheidungen zu treffen und dergleichen.

„Ich habe […] am letzten Sonntag die Lindenstraße geschaut…“

Netter Versuch, Holger :joy::joy:

Eigentlich gibt es da auch ein Problem, dass den Lehrern sehr viele Vorschriften gemacht werden, wie der Unterricht auszusehen hat. So viele, dass die meisten Lehrer nur das wichtigste überhaupt dazu lesen und den Rest hiten herunterfallen lassen.

Dabei ist dem Lehrer das ja mit steuergeldern beigebracht worden, wie er Kindern etwas beibringen soll. Hinzu kommt die erfahrung aus der Berufspraxis. Das alles haben die Leute, die bei der Bezirksregierung arbeiten nicht.

Ich wäre auch dafür: Man gibt einfach eine Zielvorgabe vor: Dies soll der Schüler am ende der X. Klasse in diesem Fach wissen. Wie der Lehrer da hin kommt ist dann sein Problem.

Möglich.

Das ist mit Frontalunterricht aber nun mal nur schwer umzusetzen. Da gibt es durchaus andere Schulkonzepte die das besser lösen könnten.

Hier habe ich einen interessanten Artikel gefunden, der die Fragen eigentlich gut beantwortet. Die Mühlen mahlen langsam, aber sie mahlen. Ein Problem sind die Lehrer, denen die Kompetenzen fehlen.

Die Glaubensfragen und Religionsarten sollten schon Teil des Ethik-Philosophie-Unterrichts sein. Das wäre viel sinnvoller als reiner Religionsunterricht.

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Ich finde Schule heute sollte mehr hiervon einbringen. Im Gegensatz zum fragwürdigen Waldorf Schulen Prinzip werden hier wirklich hilfreiche Dinge beigebracht. Man könnte sich hier viel von abschauen, modern eingesetzt unter Lehrplan Standards ne Bereicherung. Natürlich ist viel auch bisschen Esotherisch aber manches durchaus nachvollziehbar. Gerade die idee mit dem selbständigen Arbeiten , der Wertschätzung
und der arbeit in geschützten Umgebungen finde ich sehr wichtig um zu verstehen was wichtig ist im Leben. Von der Planung zum fertigen Produkt das Verkauft wird auf einem Markt und was man mit dem Geld macht. Jeder seine Augaben hat in der Gruppe. Praktischer Untericht der heute fehlt fürs Leben.
manches finde ich aber auch bisschen seltsam . https://de.wikipedia.org/wiki/Montessoripädagogik

Ich hatte mal einen Beitrag gesehen, da ging es um ein neues Schulkonzept, fand ich ganz spannend, ist aber sicher auch nicht für jedes Kind was.

Grundsätzlich ging es darum, dass die Kinder zwar in den einzelnen Fächern das Basiswissen beigebracht bekommen, ansonsten wird teilweise unabhängig von der Klassenstufe in einer Art von Projekten Fächerübergreifend gearbeitet und gelernt.

Als Beispiel ging es da um einen Windpark, wo Kinder im Alter von (glaube) 9-11 Jahren alle Aspekte eines Windparks erarbeitet haben und so dann Wissen in Mathematik, Physik, Geologie u.a. vermittelt wird. Je nach Interesse der Kinder haben sie dann verschiedene Projekte zur Auswahl und können so ihre Kompetenzen auf verschiedenen Wissensgebieten ausbauen.

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Jup, meine Rede, als Thema, durchaus auch kritisch und geschichtlich innerhalb eines neu gestalteten Fachs eingliedern. Eine zerstückelung in mehrere Fächer halte ich für falsch, also eben nicht die Fächer Religion, Ehtik und Philosophie (und teilweise Geschichte) trennen sondern ein Gesamtfach das diese beinhaltet. Zumindest bis zur 10. Klasse oder so, danach könnten sich dann zumindest Gymnasiasten ja „spezialisieren“ und in verschiedene Kurse gehen die dann eventuell auch schon auf ein mögliches Studium mit jeweiligem Schwerpunkt vorbereiten.

Das macht es nicht besser. Wenn angefangen wird esotherischen Unsinn zu unterrichten dann geh ich die 50m über die Straße zur Schule und zünd das Lehrerzimmer an. ^^

Äääähm, nein, einfach nur nein!

Und nochmal (Abschnitt „Kosmische Erziehung“): Nein, einfach nur nein!

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Ich habe mir jetzt das gesamte Interview angeschaut und bin leider nicht schlau geworden, was das Buch eigentlich sein soll.
Ein Lebensratgeber der Generation YouTube, a la „Guckt euch das mal genauer an, das könnte wichtig sein. Aber dann woanders, weil bei uns gibt’s keine Quellen und wir haben auch zu wenig Zeit das jetzt ausführlich zu machen“

Und dieses Totschlagargument, dass in der Schule Sachen gelehrt werden, die man nicht braucht, ist einfach nur ärgerlich.
Jeder hat Beispiele parat, von Inhalten, die er oder sie nie wieder brauchen konnte, aber darum geht es gar nicht.
Die Schule ist dazu da, eine möglichst breite Bildung zu vermitteln, die einem Schüler potentiell die Möglichkeit gibt, auf dieses Wissen aufzubauen. Ob er es tut, ist eine andere Frage.
Noch viel wichtiger ist aber der Aspekt, dass das Lernen an sich sich gelernt wird. Der konkrete Inhalt ist dabei manchmal nur Nebensache.

Und letztendlich bietet die Schule per se den Rahmen eines komplexen sozialen Systems, in das man hinein wächst. Social Media steht da sicherlich nicht an erster Stelle.

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Wie löst du dann Probleme des Wohnortswechsels? Oder meinst du das pro Schuljahr festgelegt wird was am Ende gewusst werden muss? Das hätten wir aber heute schon durch die Lehrpläne.

Ja, aber Lehrpläne sagen ja auch, wie genau das Wissen vermittelt werden soll. Ich bin dafür das auszuweichen und zu zu sagen: Am ende gibt es eine Prüfung die vom Schulministerium erstellt wird und da wird Thema X,y und Z abgefragt. Diese Prüfung sollte meiner Meinung nach genau so viel zählen wie eine Halbjahresnote sodass sich am ende ein Drittel der Jahresnote ergibt.

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Dann verstehen wir uns immer noch falsch, denn ich habe nirgendwo geschrieben, dass ich Frontalunterricht als die primäre (oder gar heilbringende) Methode ansehe. Richtig eingesetzt, kann Frontalunterricht Wunder wirken, aber natürlich muss er eine von vielen Methoden sein.

Ich hab nicht gesagt das alles davon gut finde , aber nimmt man die rationalen Aspekte davon , kann man sich zumindest gute Anregungen holen.