Das ist natülich sehr lobenswert von der ARD-Redaktion, dass sie die Namen im Fernsehen unkenntlich machen.
Denn jeder Taliban-Kämpfer, der Name und Addresse für den Rachemord heraussuchen will, kuckt erst mal bei ARD kontraste nach, anstatt die Addressen einfach aus den öffentlich zugänglichen geleakten Dokumenten bei wikileaks zu entnehmen. Sehr gut!
In der Sendung wird gesagt, dass Assange durch die Veröffentlichung die afghanischen Informanten der Army gefährdet.
Assange wird natürlich gerne anstatt von “Wikileaks” gesagt. Wie schon gesagt wurde hat der nicht wirklich viel zu sagen, gehört aber einfach nur zu den wenigen öffentlich bekannten Wikileaks-“Mitarbeitern”.
Aber die Aussage an sich, dass die Informanten gefährdet sind, sehe ich auch so. Ich bin sicher, dass einige davon sterben müssen.
Aber dies steht in keinem Vergleich zu dem, was sich die US Army an unnötigen Opfern in kürzester Zeit zu Schulden kommen lässt.
Man hatte bei Wikileaks also die Wahl zwischen
- nicht leaken und die Amerikaner werden weiter Tag für Tag ihren Krieg führen, bei dem es auch Tag für Tag zivile und vor allem unnötige Opfer geben wird oder
- das Dokument doch leaken und der gesamten Öffentlichkeit zeigen, dass die Amerikaner die großen Kriegsverbrecher sind, wobei dann vllt ein paar weitere Unschuldige sterben.
Assange kann also nicht behaupten, er würde niemanden in Gefahr bringen.
Allerdings hat Wikileaks vor dem Leak bereits den amerikanischen Geheimdienst benachrichtigt, und die amerikanische Regierung darum gebeten, Mitarbeiter zur Verfügung zu stellen, die die Dokumente durchgehen und alle Namen von afghanischen Informanten unkenntlich machen.
Die amerikanische Regierung hat auf diese Anfrage nicht reagiert.
Also kann Assange (bzw Wikileaks) wenigstens behaupten, dass sie es versucht haben.
Bei der amerikanischen Regierung herrscht jetzt eine enorm schlechte Stimmung gegen Wikileaks und vor allem die wenigen bekannten “Mitarbeiter”. Einige amerikanische Politiker fordern sogar die Todesstrafe für Assange, andere eine Inhaftierung.
Obama hat alle mit den USA verbündeten Nationen aufgerufen, die USA beim Kampf gegen Wikileaks zu unterstützen. Für ihn kann jede Nation nur entweder auf der Seite der Amerikaner gegen Wikileaks sein oder aber auf der Seite von Wikileaks und ein Feind von Amerika.
Für mich hat Obama jetzt das letzte bischen Sympathie verloren. Als er seinen Nobelpreis (Friedensnobelpreis!) bekommen hat war ich, wie ja fast alle anderen auch, skeptisch. Einst war Obama der, der allen den Frieden bringen wollte, Kriege beenden wollte, und jetzt merkt man, dass für ihn das gleiche gilt, wie für alle anderen Politiker auch: Je mehr macht, desto korrupter.
Ich bin sehr gespannt, was bei der Auswertung dieser 70.000 Dokumente alles zu Tage gefördert wird. Ich würde Obama ja gerne vor dem Kriegsgericht sehen. Aber das wird eh nicht passieren. Irgendwie holen sich die Amis da wieder raus.
Besonders deutlich wurde das bei dem Fall vom Collateral Murder Video und Bradley Manning, den man beschuldigt, dieses Video geleakt zu haben.
Eine amerikanische Truppe fliegt mit einem Helikopter über das Kriegsgebiet. Ein paar Soldaten machen sich einen Spaß daraus, unschuldige Journalisten abzuschießen, ein anderer filmt dies. Der einzige, der Charakter zeigt, ist Bradley Manning, der der das Video veröffentlicht und diesen Skandal so öffentlich anprangert.
Und was ist natürlich die Reaktion darauf?
Bradley Manning (der dummerweise einem unbekannten Hacker in einem Chat erzählt hat, dass er das Video geleakt hat), wird von den Amerikanern angeklagt. Ihm drohen 52 Jahre Haft. Für das Veröffentlichen dieses Videos.
Was passiert mit den Soldaten, die die Journalisten ermordet haben? … Steht dessen Versehen etwa in irgendeinem Verhältnis zu dem skrupellosen Verbrechen von Manning?
Sie werden nicht mal angeklagt.
Um sich zu schützen hat Wikileaks jetzt eine über 1 GB große Datei hochgeladen, von der niemand weiß, was drin ist. Die Datei ist mit merheren Passwörtern verschlüsselt. Die Datei heißt Insurance und stellt eine Art Versicherung für Assange und den Rest von Wikileaks. Stößt irgendjemandem etwas zu, wird das Passwort veröffentlicht.
Gerüchten zu Folge soll die Datei die 15.000 bisher unveröffentlichten Dokumente, enthalten, die aktueller sind, als die bisher geleakten.
Naja jetzt kennt ihr meinen Standpunkt und erfahrungsgemäß wird man nach so einem Post rhetorisch in Stücke zerrissen… Also dann: Feuer frei!
Edit: Gibt schon einen Thread zu dem Thema, Mist.