Folge 43: Pro und contra Z-Wort

Fand die Folge wirklich gut, aber nutzt denn wirklich noch jemand das Wort Zigeuner im großen Stil? Finde eher, dass man da mittlerweile allgemein bspw. von „Rumänen“ redet, wenn es um die negativen Aspekte geht, was auch nicht korrekt ist. Da wären wir dann eben bei den umherziehenden, rumänischen Banden, die den Ruf von allen anderen runterziehen und über die gerne berichtet wird.

Ich glaube nicht, dass die beiden Herren von Fremden in der Öffentlichkeit als Roma oder Sinti identifiziert und als Zigeuner beleidigt werden.

Und mal eine ganz blöde Frage: Müsste man das Wort Antiziganismus dann nicht auch in bspw. Antiromanismus ändern?

Oder als Bezeichnung für Menschen, welche das Z-Wort streichen wollen, umdeuten…?

In dem oben von mir verlinkten Video kommt ein Politologe und Antiziganismus-Experte zu Wort (ca. ab Minute 42), der sich zu dieser Problematik äußert.

Kannst Du es kurz zusammenfassen?
Wenn ich ihn recht verstanden habe, sagt er dort doch auch nur, das es bei diesem Thema keine echte Antwort gibt.

Ich glaube ja, das die beiden Herren vor allem ein Problem miteinander haben und Zigeuner lediglich der Aufhänger ist damit in die Öffentlichkeit zu gehen.
Ich habe nach einem drittel Abgebrochen, weil sich das Gespräch nur noch im Kreis drehte.
Was ich mitgenommen habe, ist die Tatsache das es wohl unzählige Interessevertretungen gibt und Harmonie schein zwischen ihnen nicht zu weilen. Daher wäre es interessant gewesen, wenn die beiden Herren mal genannt hätten wie die Mitgliederzahlen ihrer Vereinigungen sind. So hätte man wenigsten eine Größenvorstellung gehabt für wie viele sie jeweils Fürsprecher sind.
Und ein häufiges Argument war ja lediglich „Ich kenne Leute die haben damit kein Problem“ oder halt das Gegenteil. Keiner hat von sich als Organisation gesprochen. Ich vermute daher, dass beide Parteien nicht sehr Mitgliederstark sind und nur für einen kleinen Bruchteil ihrer Zunft sprechen.

Für mein dafürhalten ist das größte Problem, das Sinti und Roma keinen eigenen Staat haben und man sie so nie irgendwo auf der Landkarte verorten kann. Daher wird es wohl egal bleiben, wie wir dieses Menschen dann in der deutschen Sprachen bezeichnen. Es bleiben Leute die überwiegend verstreut in Europa leben und nie über Genrationen sesshaft an / in einem Ort / Land leben. Und wie oben im Thread schon genannt, immer dann als Narrativ dienen wenn es um Schmutz und Kriminalität geht. Daran sollte man etwas ändern bevor man über Begrifflichkeiten diskutiert. Aber Worte lassen sich wohl leichter ändern, auch wenn es aus meiner Sicht, an dem Problem nichts ändert. Somit bleibt das alles irgendwie auch eine Scheindiskussion.

Ich für meinen Teil würde es cool finden wenn ich im Ausland ein „Kartoffel-Schnitzel“ im Restaurant bestellen könnte und es dann z.B. ein Schnitzel mit Pilzsoße wäre. Aber auf der Straße dann als Kartoffel angesprochen werden, als Beleidigung empfinden.

In diesem Sinne
Bleibt Gesund :v:

Schau ich bei Gelegenheit mal rein. Jedenfalls steht auf der Seite vom Verband deutscher Sinti und Roma ebenfalls, dass der Begriff Antiziganismus kritisch diskutiert wird.

Also war mein Bauchgefühl doch richtig.

Ich finde es interessant, wie oft Marko D. Knudsen Antiziganismus verwendet. Das widerspricht irgendwie seinem Ansatz das Wort auslöschen zu wollen.

Trotzdem eine sehr spannende Folge.

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Ich habe das Gefühl, dass es nicht wenige sind, die kein Problem mit dem Begriff Zigeuner haben. „Das Wort Roma ist scheinheilig. Wir sind Zigeuner. Wir haben uns niemals Roma genannt. Und dieses Wort ist so gut oder so schlecht, wie man uns behandelt.“

Warum gilt immer die Verbannung von Begriffen als die ultimative Lösung. Der viel bessere Weg ist es den Begriff aus der Schmuddelecke rauszuholen, wie es die Homosexuellen mit der vormaligen Beleidigung „schwul“ gemacht haben. Sie haben ihn für sich beansprucht und damit entwaffnet.

Sie können den Namen tilgen, aber damit werden nicht die Vorurteile abgebaut.

„2011 ergab eine Umfrage des Bielefelder Instituts für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung, 44,2 % Zustimmung für die Behauptung, „Sinti und Roma neigen zur Kriminalität“ und 40,1 % Zustimmung für „Ich hätte Probleme damit, wenn sich Sinti und Roma in meiner Gegend aufhalten“.
Nach Meinung der Fragesteller beeinflusst es zwar die Antwort, ob nach der Haltung zu „Zigeunern“ oder zu „Sinti und Roma“ gefragt wird. Jedenfalls aber bleiben die fest mit dem Altbegriff verknüpften Ressentiments auch bei äußerer Anpassung an die Neukonvention vital.“

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„Pro und Contra Z-Wort“ als Titel der Sendung ist doch eine Themaverfehlung. Die Sendung dreht sich die ganze Zeit im Kreis und Holger gelingt es leider nicht, das Gespräch zu moderieren. Herr Knudsen beherrscht das Gespräch und ist Herrn Weiß und Holger rhetorisch überlegen.

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Besser spät als nie:

Eine sehr interessante Diskussion und wirklich sehr gut das du hier zwei Personen eingeladen hast die eine gegensätzliche Meinung vertreten.

Ich kann hier nur noch einmal wiederholen was ich damals auch schon zum Wort Neger gesagt habe, nämlich dass nicht die etymologische Herkunft eines Wortes macht das ein Begriff rassistisch ist sondern die Art seiner Verwendung. Das Wort Zigeuner, regional aus der Pfalz kenne ich auch den Begriff „Ziggo“ oder „Ziggos“, bringt man nun mal spontan wenn man ihn hört mit, ich nenne es mal despektierlich schmuddeligen, umherziehenden Menschen, die nur daran interessiert sind dir den Geldbeutel zu klauen und deine Kinder zu verschleppen in Verbindung. Das ist zumindest das, was zum Beispiel die Generation meiner Großeltern mir als Kind an Werten über so genannte Zigeuner vermittelt hat. Ich kann mich auch daran erinnern, dass zum Beispiel in der Stadt aus der ich komme öfters mal „fahrendes Volk“ auf dem Kerweplatz campiert hatte. Dies wurde, gerade von älteren Menschen, immer oft sehr abwertend damit kommentiert dass man wieder aufpassen müssen dass man auch wirklich die Haustüre abgeschlossen hat. Meist von Personen der Generation die die NS Zeit und den Krieg noch voll mit erlebt haben.

Dass das natürlich überhaupt nicht in Ordnung ist, darüber brauchen wir hier nun wirklich nicht zu diskutieren. Hier werden mal wieder einzelne Menschen, die es in jeder Gruppe von Menschen gibt, die vielleicht irgendwelche schlechten Eigenschaften haben und meinen sich ihren Lebensunterhalt durch kriminelle Machenschaften zu verdienen, in den großen Topf mit vielen, vielen 1000 anderen Menschen geworfen und alle zugleich abgeurteilt. Natürlich gibt es unter Zigeunern Gangster, genauso wie unter deutschen, Franzosen oder Italienern.

Wo ich mir bei dieser ganzen Zigeunerschnitzel und Zigeunersaucen Diskussion auch an den Kopf gegriffen habe ist wie verbissen manche Menschen hier in Deutschland ihr angebliches „Kulturgut“ verteidigt haben. Warum kann man nicht einfach akzeptieren dass es Menschen gibt die sich von so einem Begriff persönlich angegriffen und diskriminiert fühlen und es dann einfach sein lassen. Ich finde es auch Quatsch, dass das Zigeunerschnitzel nur ein Paprika Schnitzel heißt, aber wenn es nun mal Menschen gibt die sich davon angegriffen fühlen, dann lasse ich es einfach sein und nenne es schlicht und einfach Paprikaschnitzel. Warum muss man denn bei solchen Sachen derart auf Krawall gebürstet sein? Geht denn jetzt das Abendland unter wenn ich das Zigeunerschnitzel Paprikaschnitzel nenne?

Ansonsten war das wieder einmal eine sehr tolle Sendung in der sich Leute mit verschiedenen Meinungen sehr zivilisiert unterhalten haben, sich haben ausreden lassen und diskutiert haben ohne sich anzubrüllen oder beleidigend zu werden. Deswegen schaue ich deine Talk Show auch lieber als jede Talkshow im Fernsehen🙂

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Bei Banden und Großfamilien von einzelnen Menschen zu reden, ist teilweise schon schwierig. Hinzukommt, dass in der öffentlichen Wahrnehmung nun mal eher die Leute präsent sind, die alle anderen mit runterziehen. Von den beiden Gästen würde ich auf der Straße keinen als Sinti oder Roma erkennen.

Zu sagen, dass es ja auch kriminelle Deutsche gibt, ist mir manchmal etwas zu billig. Nur mal ein Beispiel aus meinem Berufsalltag. Seit Jahren steigt der Anteil der LKW-Fahrer die für unser Großlager arbeiten und aus Osteuropa kommen kontinuierlich an. Liegt u.a. daran, dass eins der Fuhrunternehmen bspw. eine Zweigniederlassung in Rumänien hat. Soweit so gut, ist im Prinzip ja kein Problem, die allermeisten machen ihre Job, wie jeder andere auch.

Allerdings kommt es jetzt schon 1-2 im Jahr vor, dass einer der voll beladenen LKWs kurzzeitig verschwindet und dann irgendwo ausgeräumt an einem Rastplatz steht, während der Fahrer nicht mehr aufzufinden ist. Da geht es um Schadenssummen die weit ins fünfstellige gehen und Täter war bisher noch nie ein deutscher Fahrer. Das ist Fakt und natürlich steht dann erst mal jeder neue, ausländische Fahrer unter Generalverdacht und ein deutscher Fahrer nicht. Ist das so richtig? Sicher nicht. Ist das nachvollziehbar? Ja.

Das klauen von ganzen LKW-Ladungen ist jetzt aber nicht plötzlich nur halb so schlimm, weil wir unsere deutsche Putzfrau beim klauen von Tabak im Wert von 25€ erwischt haben.

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Gibt es eigentlich inzwischen eine Alternative für Sushi? Das wird auch rassistisch gewertet. Ich mag diese Speisse sehr. Werde es jetzt aber nur noch Algenrolle mit Reis und rohem Fisch nennen.

Das Problem war nicht das Wort Sushi, sondern dass er vom „Land der Sushis“ gesprochen hat, was so klingt, als würde er Japaner als „Sushis“ bezeichnen.

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Meiner Meinung nach ist es sehr schwer zu sagen, ob da eine boshafte rassistische Absicht dahinter war. Es kommt natürlich auch darauf an, wie der Kommentator das betont hat. Falls dem so war, hat Sky richtig gehandelt, und ich hoffe, dass dieser Mensch in der medialen Bedeutungslosigkeit versenkt wird.
Trotzdem ist das originale Wort für für Algenrollen aus gekochten essiggetränktem Reis mit rohem Fisch jetzt irgendwie negativ behaftet.

Wieso das? Nur weil es rassistisch ist, Italiener als Spaghettifresser zu bezeichnen, ist doch auch das Wort Spaghetti nicht negativ belastet.

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Also der Mann mit der Brille fand ich dass er schlechter argumentierte und sich irgendwie oft wiederholte😏

Warum umgibt Zigeuner oftmals ein schlechtes Image? Vielleicht, weil es einen strukturell schwierigen Kern gibt und die ehrbaren Leute unter ihnen brav den Mund galten, statt sich von ihnen abzugrenzen? Von „diesen Biodeutschen“ wird ja auch immer wieder ein Bekenntnis für oder gegen irgendwas erwartet…da könnte man auch selber mal mitziehen.

Es gibt viele verschiedene Roma-Clans und manche davon sind auf kriminelle Geschäfte spezialisiert. In den kriminellen Clans gibt es auch ehrbare Leute, aber die distanzieren sich nicht, da ihnen die Familie wichtiger ist als die öffentliche Meinung.

Die nicht kriminellen Clans wiederum haben keinen Grund, sich abzugrenzen. Es ist ja nicht ihre Schuld, dass man sich die Roma hierzulande als homogene Masse vorstellt. Anders sieht es bei den Sinti aus, die gerne betonen, dass sie keine Roma seien, und sich insgesamt angepasster verhalten.

Mein Buchtipp wäre „Zigeuner“ von Rolf Bauerdick.