Folge 43: Pro und contra Z-Wort

Sinti und Roma sind zwei Gruppierungen von vielen und in keiner Weise ein Sammelbegriff wie das Wort Zigeuner. Der synonyme Gebrauch ist daher fragwürdig und zudem eine Diskriminierung anderer Gruppierungen aus diesem Kontext.

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Der Vertreter der Sinti Allianz hat den Namen Markus Reinhardt fallen lassen.
Das ist ein Deutscher Geiger der zur Volksgruppe der Sinti gehört.

In dem Tagesanzeiger Interview, da hat er sich geäußert und auch in dem Video was ich verlinkt habe.
Ich war auf der Seite der Sinti Allianz und da wurde der Kanal Zigeunerwagen TV verlinkt, und da bin ich dann zufällig auf das Video gestoßen. Der sagt sogar explizit, dass er von Nichtzigeunern nicht Sinti sondern Zigeuner genannt werden will. Der Vertreter der Sinti Allianz, der ist zufrieden wenn außenstehende ihn Sinti nennen. Aber es gibt auch welche, die durchaus beleidigt reagieren wenn man sie Roma nennt. Ich hatte eine Klassenkameradin, die hat eine Tante die Roma ist. Und die reagierte einmal sehr beleidigt, als jemand gesagt hat Zigeuner sei ein diskriminierender Begriff und bestand sehr Vehement auf die Bezeichnung Zigeuner. Es wäre gut, wenn wir eine repräsentative Umfrage hätten, die Auskunft darüber gibt, wie die Mehrheit der Sinti und Roma diesen Begriff sieht. Und vor allem ob sie sich durch die Verbände gut vertreten fühlt, egal ob Sinti Allianz, Zentralrat und was es sonst noch so für Verbände gibt. Der Vertreter der Roma hat nur damit argumentiert, dass die meisten Verbände dies so sehen. Aber die einfachen Normalbürger, die Roma und Sinti sind aber nichts mit den Verbänden am Hut haben, da wäre interessant zu wissen, wie die das sehen.

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Markus Reinhardt war zunächst vorgesehen im Streitgespräch mit Marko Knudsen. Das klappte dann aber nicht - weswegen er mich an Oskar Weiß übergab, der dann einsprang.
Es war übrigens generell schwer, diese Diskussion zu organisieren. Daher verstehe ich zwar den Wunsch, es immer so zu machen - leider ist das nicht immer hinzubekommen, aber ich bemühe mich.

Interessant übrigens: Knudsen und Reinhardt haben im Grunde das selbe Streitgespräch wie in Veto für den Spiegel geführt - und es wurde nach wie vor nicht veröffentlicht. Möglicherweise hat der Spiegel kalte Füße bekommen? :man_shrugging: :smiley:

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Das ist aufschlussreich, vielleicht ist es nicht so ausgegangen wie die Macher es gewünscht haben.
Ich weiß nicht ob das Zitat wahr ist, aber ich habe es hier gefunden.
Auf der von der „Gesellschaft für bedrohte Völker“ und dem „Verband deutscher Sinti“ organisierten Gedenk-kundgebung in Bergen-Belsen im Oktober 1979 sprach der damalige Präsident der „Romani-Union“, Jan Cibula, in seiner Rede immer wieder von „Zigeunern“ – ebenso wie Vinzenz Rose (der Onkel von Romani Rose), wie Tilman Zülch, Willy Brandt, Hans Dietrich Genscher und andere Politiker in ihren Grußbotschaften. Auf dem Plakat zu der Veranstaltung war in großen Lettern „Zigeuner“ (ohne Anführungszeichen) zu lesen und klein darunter: Roma. Die „Roma-Welt-Union“ als Mitveranstalter wurde (in Klammern) mit „Weltverband der Zigeuner“ erklärt. Angesichts dessen muß man die heutzutage vorgebrachten „Argumente“ der Sprachbereiniger als Irreführung der Öffentlichkeit betrachten.

(Sinti und Roma im ehemaligen KZ Bergen-Belsen am 27. Oktober 1979 – eine Dokumentation der ‚Gesellschaft für bedrohte Völker‘ und des ‚Verbands deutscher Sinti‘, Göttingen 1980)
Betrachtungen zum Begriff "Zigeuner" Das ist von dieser Seite, ich weiß nicht ob das stimmt aber wenn das stimmt dann hat der Onkel von Romani Rose den Begriff Zigeuner auch verwendet.

„Die Gipsy-Kings sind ja nun mal grosse Stars.“ - „Ja gut, aber das ist nun mal nicht mein Problem.“ - „Ok“ :smiley:

Aber ich verstehe die Diskussion nicht. Ich bekomme das Gefühl Weiß will einfach einen deutscheren Begriff haben um weniger immigriert zu klingen als „Sinti“ (wo ein unwissender Deutscher fragen könnte „Sint? liegt das irgendwo bei Indien?“) da ist Zigeuner halt „griffiger“. Die Kontroverse bringt dann auch noch zusätzliche Aufmerksamkeit.

Knudsens Standpunkt kann ich jedoch nachvollziehen, wenn auch ich nicht glaube, dass durch das Ausradieren des Wortes sich was verändert. Manchmal redet man von „Fahrenden“ aber das beinhaltet eh alles was nicht sesshaft wurde, damit kann sich wohl niemand identifizieren.

Sinti wusste ich lange nicht, dass es eine Herkunftsgruppe ist, Roma hingegen war mir bekannt.

Letztlich wird sich (meiner Meinung nach) nie was ändern, weil sich niemand damit identifizieren will weil der Ruf durch einige wenige in den Köpfen vieler zerstört wurde (Holger sagte es ja, dass sie bei der Beliebtheit auf dem zweitletzten Platz vor den „Moslems“ [eine beachtenswert grosse Gruppe] sind). Eine Spirale.

Eine sehr spannende Folge! So nimmt die Sendung erst richtig Fahrt auf, wenn zwei Leute miteinander streiten und diskutieren, und Holger das Ganze nur ab und an moderiert, und Stichwortgeber ist.

Auch bemerkenswert, wie beide darauf beharren auf alle Fälle Sinti oder Roma zu sein, und einen Zusammenschluss quasi ausschließen :smiley:

Interessante Folge Veto, aber am Ende ist man teilweise auch nicht wirklich schlauer. So wie ich es verstanden habe ist Roma ja scheinbar der übergreifende Begriff, wobei die Sinti in Deutschland einen großen Teil dieser Gruppe ausmachen. Daher finde ich den Begriff Sinti und Roma schon etwas komisch, weil dieser eigentlich suggeriert, dass es zwei verschiedene Gruppen sind. Aber scheinbar wird Sinti präsent genannt, weil es den überwiegenden Anteil ausmacht und man dieser Gruppe nicht auf die Füße treten will.

Für mich wirkt das so als würde man „Die Bayern und die Deutschen“ als Bezeichnung verwenden, wenn ein Großteil der deutschen Bevölkerung aus Bayern käme. Auf mich wirkte es teilweise so, als würde sich der Herr Weiß nicht wirklich mit dem Begriff Roma identifizieren können, weil er die Befürchtung hat, dass der Begriff Sinti dann in Vergessenheit gerät.

Also schon genug verwirrend auch ohne den Begriff Zigeuner. Letztendlich fährt man aber wohl am besten, wenn man den Begriff einfach nicht verwendet, weil er abgesehen von der „patriotischen Eigenschaft“ keinen Mehrwert bietet, aber im Gegenzug „im allgemeinen Sprachgebrauch“ negativ konnotiert ist. Wobei ich dazu sagen muss, dass ich persönlich keine negativen Assoziationen im Kopf habe, wenn ich an den Begriff Zigeuner denke. Für mich war das Wort eigentlich immer eine neutrale Bezeichnung. Aber vielleicht habe ich nur zu wenig Filme geguckt, die ggf. Mitverantwortlich für die negative Konnotation des Wortes sind.

Der Roma-Aktivist aus Hamburg meint das Wort „Zigeunerschnitzel“ sei Antiziganismus. Inwiefern? Er führte an, man assoziiere damit Feurigkeit und Schärfe. Meine Güte! Das ist wirklich eine üble Beleidigung. Warum ist der Verfassungschutz nicht früher eingeschritten? Als feurig zu gelten, obwohl man eher fad zu kochen gewohnt ist, ein Schicksal, dass mich betroffen macht. Echt betroffen.

Wieso reklamieren diese Leute überhaupt für sich, dass eine Soße sie korrekt oder gar nicht repräsentieren solle? Wie ist es mit dem Wiener Würstchen? Sollten die Wiener sich dagegen wehren? Oder sollte ich dagegen klagen, dass Berliner verkauft und gegessen werden? Ist denn das Jägerschnitzel noch zu halten, obwohl es gar nicht nach Jäger schmeckt? Fragen über Fragen und ein auf mich etwas wehleidig wirkender Mann, der sich in zwanzig oder mehr Jahren darin festgeforscht hat, dass ein Schnitzelname ihn bedroht.

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Mal was ganz anderes´: Wieso ist eigentlich das Word Jude´ noch p.c.?
Die Bevölkerungsgruppe der Hebräer sprechen ja nicht nur bis heute noch hebräisch (und nicht jüdisch), sondern dies war in seiner Herkunft doch vor allem auch ein christlicher Kampfbegriff, sich ableitend von dem dämonisierten Judas (",dem Verräter unseres Heilands").
Nicht das ich eine solche Diskussion ernstlich suchen würde, aber merkwürdig finde ich es schon, daß diese in unseren aktuell so dünnhäutigen Zeitgeschehen noch nicht einmal angeschoben wurde.

Gleiches gilt für den Begriff „weiblich“. „Weib“ ist mittlerweile eine diskriminierende, beleidigende Bezeichnung für „Frau“. Warum da noch keiner auf die Barrikaden gegangen ist…

Oder „Herr“. Kommt von „Herrscher“ und zementiert die patriachalische Struktur unserer Gesellschaft. Man sollte also als aufrechter und aufgeklärter Mensch zukünftig „Mann Dosenstolz“ statt „Herr Dosenstolz“ sagen!

Oder, noch besser, „Mensch Dosenstolz“. Damit hätte man alle Geschlechter, sexuelle Präferenzen, Haut- und Haarfarben, ethnische Herkünfte und sonstige Eigenarten komplett abgefrühstückt.

Glaube, ich werde mal eine Petition starten… :thinking:

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:grin:
Du verstehst, was ich meine.

Sicher? ( ͡° ͜ʖ ͡°)

Sch…

Fand die Folge wirklich gut, aber nutzt denn wirklich noch jemand das Wort Zigeuner im großen Stil? Finde eher, dass man da mittlerweile allgemein bspw. von „Rumänen“ redet, wenn es um die negativen Aspekte geht, was auch nicht korrekt ist. Da wären wir dann eben bei den umherziehenden, rumänischen Banden, die den Ruf von allen anderen runterziehen und über die gerne berichtet wird.

Ich glaube nicht, dass die beiden Herren von Fremden in der Öffentlichkeit als Roma oder Sinti identifiziert und als Zigeuner beleidigt werden.

Und mal eine ganz blöde Frage: Müsste man das Wort Antiziganismus dann nicht auch in bspw. Antiromanismus ändern?

Oder als Bezeichnung für Menschen, welche das Z-Wort streichen wollen, umdeuten…?

In dem oben von mir verlinkten Video kommt ein Politologe und Antiziganismus-Experte zu Wort (ca. ab Minute 42), der sich zu dieser Problematik äußert.

Kannst Du es kurz zusammenfassen?
Wenn ich ihn recht verstanden habe, sagt er dort doch auch nur, das es bei diesem Thema keine echte Antwort gibt.

Ich glaube ja, das die beiden Herren vor allem ein Problem miteinander haben und Zigeuner lediglich der Aufhänger ist damit in die Öffentlichkeit zu gehen.
Ich habe nach einem drittel Abgebrochen, weil sich das Gespräch nur noch im Kreis drehte.
Was ich mitgenommen habe, ist die Tatsache das es wohl unzählige Interessevertretungen gibt und Harmonie schein zwischen ihnen nicht zu weilen. Daher wäre es interessant gewesen, wenn die beiden Herren mal genannt hätten wie die Mitgliederzahlen ihrer Vereinigungen sind. So hätte man wenigsten eine Größenvorstellung gehabt für wie viele sie jeweils Fürsprecher sind.
Und ein häufiges Argument war ja lediglich „Ich kenne Leute die haben damit kein Problem“ oder halt das Gegenteil. Keiner hat von sich als Organisation gesprochen. Ich vermute daher, dass beide Parteien nicht sehr Mitgliederstark sind und nur für einen kleinen Bruchteil ihrer Zunft sprechen.

Für mein dafürhalten ist das größte Problem, das Sinti und Roma keinen eigenen Staat haben und man sie so nie irgendwo auf der Landkarte verorten kann. Daher wird es wohl egal bleiben, wie wir dieses Menschen dann in der deutschen Sprachen bezeichnen. Es bleiben Leute die überwiegend verstreut in Europa leben und nie über Genrationen sesshaft an / in einem Ort / Land leben. Und wie oben im Thread schon genannt, immer dann als Narrativ dienen wenn es um Schmutz und Kriminalität geht. Daran sollte man etwas ändern bevor man über Begrifflichkeiten diskutiert. Aber Worte lassen sich wohl leichter ändern, auch wenn es aus meiner Sicht, an dem Problem nichts ändert. Somit bleibt das alles irgendwie auch eine Scheindiskussion.

Ich für meinen Teil würde es cool finden wenn ich im Ausland ein „Kartoffel-Schnitzel“ im Restaurant bestellen könnte und es dann z.B. ein Schnitzel mit Pilzsoße wäre. Aber auf der Straße dann als Kartoffel angesprochen werden, als Beleidigung empfinden.

In diesem Sinne
Bleibt Gesund :v:

Schau ich bei Gelegenheit mal rein. Jedenfalls steht auf der Seite vom Verband deutscher Sinti und Roma ebenfalls, dass der Begriff Antiziganismus kritisch diskutiert wird.

Also war mein Bauchgefühl doch richtig.

Ich finde es interessant, wie oft Marko D. Knudsen Antiziganismus verwendet. Das widerspricht irgendwie seinem Ansatz das Wort auslöschen zu wollen.

Trotzdem eine sehr spannende Folge.

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