[post=453749]@mchawk[/post]
So gut wie jeder, der an einer Theorie forscht dürfte an sie glauben. Ergo: Es gibt „Gläubige“.
Nein, so funktioniert Naturwissenschaft nicht.
Pummeluff ist Astrophysiker. Die Astrophysik ist ein Teilgebiet der Physik. Diese versucht, mit den Mitteln des Verstandes und der Mathematik die fundamentalen Gesetze der unbelebten Welt, die uns umgibt, quantitativ zu beschreiben.
Ein gutes physikalisches Modell basiert auf möglichst wenigen empirisch wohl untermauerten Axiomen, aus denen selbstkonsistent mit den Mitteln der Mathematik neue Theoreme hergeleitet werden können. Saubere theoretische Physik eben. Newton begründete seine Mechanik beispielsweise auf drei fundamentalen Axiomen der Bewegung. Diese Axiome sind keine religiösen Dogmen, sondern experimentell überprüfbar, was jeder Physikstudent und jede Physikstudentin selbst im Praktikum lernt oder aufmerksame Beobachter auch im Alltag erleben können.
Diese Axiome lassen sich nun auf physikalische Systeme anwenden, um die Dynamik des Systems zu beschreiben. Spezielle Systeme sind von derartig allgemeiner Natur, dass die Ergebnisse ihrer Beschreibung besonderen Stellenwert einnehmen, so etwa die Wechselwirkung zwischen Massepunkten in abgeschlossenen Systemen, in denen die mechanischen Erhaltungssätze gelten, oder die Anwendung auf kontinuierliche Massenverteilungen, was zur Hydrodynamik und den Euler-Gleichungen führt, oder das gravitative Zweikörpersystem. Keine Hexerei, sondern lediglich höhere Mathematik.
Du merkst: „Glaube“ wird hier nicht gebraucht. Lediglich ein funktionierender Verstand.
O.K. - klasse - dann belege mal nach naturwissenschaftlichen Maßstäben einer dieser Theorien:
Treffer, versenkt. Ein Eigentor der Extraklasse …
Lieber mchawk: Wissenschaft funktioniert so nicht! Als Wissenschaftler ist Pummeluff bestrebt, gute Modelle der Welt, die uns umgibt, zu erdenken oder bestehende Modelle zu verbessern. Ein gutes Modell beschreibt ein Phänomen möglichst genau, widerspruchsfrei und ermöglicht neue Vorhersagen. Newtons Gravitationsgesetz zum Beispiel ermöglicht präzise Berechnungen der Bewegung von Planeten. So präzise, dass aus Abweichungen der Bewegung des Planeten Uranus von der eigentlich zu erwartenden Bahn, der Planet Neptun genau an der vorherberechneten Position entdeckt werden konnte. Ein Triumph der Wissenschaft.
Ein Jahrhundert später zeigte die fortgeschrittene Messtechnik, dass auch Merkur winzig kleine Abweichungen in seiner Bewegung zeigt, die sich mit der Newtonschen Gravitationstheorie nicht erklären lassen. Die Lösung lieferte Einsteins Allgemeine Relativitätstheorie bzw. die Schwarzkörperlösung der Vakuumgleichungen, aus denen sich Korrekturterme für die newtonsche Gravitation herleiten lassen, um relativistische Effekte zu korrigieren.
Pummeluff kann hier so wunderbar aus dem Nähkästchen plaudern, weil Pummeluff all diese Dinge in Pummeluffs täglicher Arbeit verwendet und ihre Gültigkeit tagein, tagaus erlebt. An die newtonschen Axiome braucht man nicht zu glauben. Man kann ihnen vertrauen. Deshalb reagiert Pummeluff allergisch, wenn versucht wird, wissenschaftlichen Modellen eine religiöse Komponente anzudichten.
Übrigens:
- Planeten und Sterne bildeten sich aus Weltraum-Staub
Genau in diesem Gebiet promoviert Pummeluff. Wenn du der englischen Sprache mächtig bist, hat Pummeluff eine Menge Lesestoff für dich. Sapere aude!