Hier hat man die allgemeine Begeisterung in der Runde gespürt.
Zeitlich wäre es natürlich schöner gewesen, wenn die Dokumentation bereits irgendwo erhältlich wäre.
Meine Anekdoten:
In der Boom-Zeit gab es bei uns im Dorf eine Videothek. Ein Lokaljournalist hatte bei sich im Keller als Nebenerwerb eine Videothek eingerichtet. Minimal, rustikal mit selbst gezimmerten Holzregalen, super enge Gänge. Damit niemand durch sein Haus gehen musste, hatte er eine extra Außentür einbauen lassen, die direkt zur Straße führte. An meinem 12. Geburtstag sind wir da rein und haben American Fighter/Ninja ausgeliehen. „Eigentlich darf ich euch den ja nicht verleihen“, sagte er. „Aber ihr seid ja schon groß genug. So hart ist der ja auch nicht, hohoho!“
Im Bekanntenkreis wurde bei uns in der folgenden Zeit viel kopiert und die Schulhoftauschgeschäfte nahmen ihren Lauf.
Die Dorf-Videothek hatte sich einige Jahre gut gehalten, zumal es auch einen abgetrennten Pornoraum gab (in den wir allerdings nicht reindurften und über den nur hinter vorgehaltener Hand gesprochen wurde). Als dann aber im Umkreis immer mehr Videotheken öffneten und in den nächstgrößeren Städten vermehrt die Ketten sich etablierten, schloss die Videothek Ende der 80er oder Anfang der 90er Jahre. Mit 18 war ich dann Stammkunde in einer Videoring-Videothek. Die Auswahl war recht ordentlich. Aber Außergewöhnliches gab es nicht. Das war eben der Fluch und Segen standarsierter Zweigstellen.
Als Horrorfan ging mir aber zunehmend der ganze geschnitte Kack auf die Senkel. Selbst die banalsten Actionfilme waren in Deutschland gekürzt. Ich habe dann angefangen, Import-Tapes zu kaufen. Viel aus Holland und England. Holland war praktisch immer uncut, aber natürlich mit holländischen Untertiteln versehen, was aber zumindest bei Widescreen-Filmen nicht so störend war. Bei den Kassetten aus England musste man vorher recherchieren, denn die berüchtigten „video nasties“ waren dort teilweise noch stärker geschnitten als in Deutschland. Die Qualität der englischen VHS waren mitunter besser als die deutschen Versionen. Vor allem 4Front Video und Arrow Video habe ich in guter Erinnerung. Heute macht Arrow exzellente Blu-rays.
Das war kein billiges Hobby und ein ordentlicher Teil meines Azubi-Gehalts ging dafür drauf. Dieser ganzen Geschichte habe ich allerdings auch die Entdeckung und die Wertschätzung des Original-Tons zu verdanken. Je mehr Filme ich im O-Ton sah/hörte, desto mehr schwand meine Lust auf synchronisierte Filme.
Als dann das Internet Einzug erhielt, konnte ich weiterreichende Kontakte knüpfen und der Videotausch mit Gleichgesinnten intensivierte sich. In den USA hatte ich einen Bekannten, der in großem Umfang Zugriff auf Screener hatte. Die neusten Filme, mitunter ein, zwei Jahre vor Deutschland-Start. Einer der letzten Filme, die ich von ihm bekam war Carpenters Vampires. Ich glaube, das war noch 1997. Da lies mein Interesse an VHS auch langsam nach und ich stieg um auf DVD.
Es war eine schöne Zeit damals, aber irgendwie bin ich auch froh, dass das hinter mir liegt. Es war eine Zeit der Entdeckungen und Abenteuer, aber auch der Entbehrungen und Limitierungen. Nüchtern betrachtet war VHS technisch und qualitativ kein tolles Format.
Falls du die noch nicht kennst: Planet of the Tapes auf Amazon.
Mit Kalkofe, Buttgereit und etlichen anderen. Ganz nett, wenn auch ein bischen oberflächlich.
Rewind this! konzentriert sich auf die USA. Es kommen auch einige Verantwortliche der alten Videofirmen wie Synapse, Severin und Something Weird zur Wort. Zwischendurch geht es allerdings auch immer wieder mal um die japanische VHS-Szene. Davon hört man als Westler ja sonst eher wenig.