Folge 33: Gefährden Netflix und Amazon die Demokratie? - Gast: Professor Marcus Kleiner

Du kannst davon ausgehen, dass das Nutzerverhalten bei Netflix sehr genau dokumentiert und analysiert wird. Dass der Netflix-Algorithmus eher unpräzise arbeitet, hat Prof. Kleiner zu Beginn des Interviews ja selbst angemerkt. Ob von den Empfehlungen deshalb allerdings tatsächlich nur so wenige Kunden Gebrauch machen wie du glaubst, würde ich dann doch bezweifeln.

Ich fänd es nicht überraschend, wenn die Netflix-Empfehlungen von bestimmten Zuschauertypen deutlich häufiger genutzt werden als die individuelle Suche. Die Suche ist eher was für Leute, die sich mit Film- und Serien-Releases gut auskennen. Leute, die genau wissen, wonach sie suchen wollen. Aber machen diese Leute tatsächlich die Mehrheit der Streaming-Kundschaft aus?

Vielleicht genießt ein großer Teil der Kundschaft ja gerade diese große Bequemlichkeit: Netflix starten, nicht ewig suchen und überlegen müssen, sondern einfach eine der neuen Empfehlungen klicken und gemütlich berieseln lassen. Ich glaube, dieses Nutzerverhalten wäre deutlich näher am heutigen Lifestyle und Konsumentenverhalten.

Interessant ist, dass Netflix selbst gerade eine Dokumentation mit dem Titel „Das Dilemma mit den sozialen Medien“ im Angebot hat…

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Nutzer, die du kennst vielleicht. Aber 99,9% der Android-Nutzer haben auch einen Google-Account, in dem sie dauereingeloggt sind.

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Stimmt. Aber die nehmen das nicht alle als aktiven Youtube-Account wahr. Viele Normalnutzer verwenden Youtube kaum auf ihrem Handy. Jedenfalls nicht für täglichen stundenlangen, gezielten Videokonsum. Die nutzen zwar auch Youtube, aber legen sich keine umfangreiche Sammlung an Kanalabos an. Was meinst du, warum die Youtuber ständig um Abos betteln und sich darüber beklagen, dass ein Großteil ihrer Zuschauer die Videos zwar regelmäßig guckt, aber den Kanal nicht abonniert hat?

Ich glaube, internetaffine Leute („Digital Natives“) unterschätzen oft enorm, für wieviele Menschen hierzulande die Online-Welt tatsächlich immer noch „Neuland“ ist. Ich hatte in meinen Jobs immer wieder mit haufenweise Leuten zu tun, die schon von der Nutzung ihres Gmail-Postfachs schwer überfordert sind. Leute, die weit verbreitete Begriffe wie „Spam-Ordner“ nicht verstehen und es nicht schaffen, E-Mails oder PDF-Anhänge per App auf dem Handy abzurufen.

Danke @Fernsehkritiker für die nette Folge :grinning:. So stelle ich mir Veto vor: Jemand mit Ahnung, dessen Meinung man nicht unbedingt teilen muss, legt seine Sichtweise dar.

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Ich halte den Sendungstitel schon für so völlig absurd, dass ich gar keine Lust habe mir dazu einen Beitrag anzusehen. Das Überfliegen der Kommentare bestätigt mich darin damit richtig zu handeln. :wink:

Hab selten bei einem Vetogast so den Kopf geschüttelt. Was für eine Schwafelei, was für eine schwache Argumentation. Wie dieser Mann Professor geworden ist ist mir schleierhaft. Wo bleibt die Frauenquote wenn man sie mal braucht?!

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@floppi
Deine Strategie nennt man Second Hand Knowledge. Ist ähnlich effektiv wie ein Second Hand Kondom. Wenn du es absurd findest, die Frage zu stellen, die der Sendungstitel stellt, scheinst du ja bereits alle Antworten parat zu haben. Darf man fragen, wann und wie lange du zu der Thematik geforscht hast, um so genau darüber bescheid zu wissen? Oder möchtest du einfach nur der unangenehmen Erkenntnis aus dem Weg gehen, deinen eigenen Medienkonsum hinterfragen zu müssen? :wink:

@LuPa
Diese Quote ist hoffentlich dort, wo sie hingehört: Auf dem matschigen Boden eines miefenden Mülleimers. Schlag doch mal ein paar Gästinnen vor, wenn du ernsthaft Kompetenz vom Geschlecht abhängig machst. :sweat_smile: Ich bin jedenfalls voll dafür und würde es jederzeit begrüßen, wenn kompetente Frauen wie Carolin Matthie oder Necla Kelek zu VETO kommen.

Da hast du mich missverstanden - ich meinte nicht, dass VETO eine Frauenquote einführen sollte, sondern bezog mich auf Besetzung seiner Professur. Ohne die würde dem guten Mann und seinen wirren Thesen niemand ernsthaft Aufmerksamkeit schenken, und das zu Recht.

Ich denke dass die Erwartungshaltung hier bei vielen etwas zu extrem ist, was zum einen vielleicht am Titel liegt, der wirklich etwas polemisch ist, und auch der sehr polemische Einstieg mit dem völlig überzogenen Intro-Film führt dazu.

Ich finde den Vergleich mit der Fernsehwerbung von @Splatterwolf sehr passend. Man muss auch bedenken: genau wie Werbung funktionieren die Algorithmen sicher nicht bei jedem gleich. Bei der Fernsehwerbung ist bekannt, dass sie vor allem den Wenigseher adressiert. Wer jeden Tag 8 Stunden vor der Glotze hockt, der stumpft sicher gegenüber den immer gleichen Werbespots ab. Aber wer nur alle zwei Wochen einen Film auf Arte guckt, auf den wirkt Fernsehwerbung viel stärker, wenn er dann doch mal auf RTL ein Fußballspiel guckt und plötzlich mit den für ihn unbekannten Spots konfrontiert wird.

Bei den Algorithmen muss man bedenken, dass es viele einsame Menschen gibt, und viele ältere und Medien-Inkompetente Menschen*. Gerade wenn du wenig Empfehlungen von Freunden bekommst, und vielleicht gar nicht so viel Youtube schaust, dürftest du eher geneigt sein, mal auf eine Empfehlung von Youtube zu klicken, wenn du eigentlich nur gucken wolltest ob bei deinen drei Abos ein neues Video hochgeladen wurde.

Die Algorithmen können dafür sorgen, dass wir tendenziell nur noch das vorgesetzt bekommen und konsumieren, was vermeintlich unseren Interessen entspricht. Für eine junge, aufgeklärte, gebildete Schicht gilt das sicher weniger, als für eine ältere, unaufgeklärte, ungebildete Schicht, aber gesamtgesellschaftlich besteht diese Gefahr denke ich schon, so dass man sich zumindest Gedanken darum machen sollte.

*alt, ungebildet, nicht-medienkompetent, einsam etc. sind addierende Eigenschaften. Ich meine nicht damit dass ältere Menschen ungebildeter sind als jüngere, sondern dass das unterschiedliche Eigenschaften sind, die in meinen Augen die Anfälligkeit für Werbung / Algorithmen jeweils erhöhen.

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Nein und Nein. :wink:

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Okay, allerdings find ich das dann doch etwas arg übertrieben. Wir kennen den Mann lediglich aus diesem Interview und wissen nicht, was er sonst noch macht. Dieses ganze Streaming-Ding wird nicht das einzige Thema sein, mit dem er sich beschäftigt. Wissenschaftliche Forschung besteht nicht nur aus Volltreffern und liegt wahrscheinlich sogar sehr häufig völlig daneben.

Und klar, Prof. Kleiner hat sich dieses Thema sicherlich auch deshalb ausgesucht, weil es sehr populäre Inhalte behandelt, die sich in Buchform stark vermarkten lassen. Aber der Mann ist eben Professor an der Hochschule der populären Künste und gehört dort wohl sogar zur Hochschulleitung. Insofern passt sein Thema für das dortige akademische Umfeld wie Arsch auf Eimer.

https://www.hdpk.de/de/hochschule/hochschulteam/kleiner-marcus-s/

Also um mal eines klarzustellen, auch wenn es da gerade Gerichtsverfahren in den USA gibt, es ist nicht die Regel, dass bei Amazon Prime gekaufte Filme/Serien einfach so verschwinden.

Erst einmal sind die gekauften Inhalten völlig unabhängig von dem Prime Abo, können als auch ohne Prime gekauft und auch ohne Prime geschaut werden. Gekaufte Inhalte sind also an den Amazon Account gebunden und nicht an das Prime-Abo.

Daher sieht es in der Regel so aus, dass gekaufte Inhalte auch dann über Amazon verfügbar bleiben, wenn diese nicht mehr Teil von Prime sind.

Das einzige, was man kritisieren könnte wäre also, dass man gekaufte Inhalte nicht lokal abspeichern kann.,

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Zumindest solange, bis Amazon zumacht und alle Server abschaltet. :smiley:

Das ist das eine Problem, das andere die Übertragbarkeit von „gekauften“ Produkten. Kann ich sie weiterverkaufen? Kann ich sie vererben?

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Naja, selbst bei physischen Medien erwirbt man nicht unbedingt das Produkt selber, sondern lediglich ein Nutzungsrecht der auf der Disc befindlichen Daten.

Trotzdem kann man eine DVD problemlos weiterverkaufen oder vererben. Und das selbe Recht sollte man auch bei digitalen Inhalten haben. Da wäre der Gesetzgeber gefragt.

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Das ist ja schon vom EuGH entschieden worden. Gebrauchte Software darf weiterverkauft werden. Ebooks, Filme, Musik, usw. nicht.

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Und genau das müsste in meinen Augen eben geändert werden. Oder alternativ dürften Amazon etc. eben nicht behaupten, dass man die Filme „kauft“.

Die Entscheidung des EuGH bedeutet ja nur, dass es bislang eben nicht entsprechend geregelt ist.

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Das ist richtig, dennoch gehört einem das Produkt auf der Disc selber trotzdem nicht, wenn man es ganz genau nimmt. Ich darf mit der Software also nicht machen was ich will.

Da gab es doch mal vor ein paar Jahren bspw. einen kleinen Shitstorm, weil Sony seine Nutzungsbedingungen geändert hat und das betraf auch die Disc-Versionen. Wobei Sony dann selber einräumte, dass man den Gebrauchthandel damit nicht unterbinden will.

Dazu müsste man erst mal klären, was man kauft. Bei den E-Books fürs Kindle „kauft“ man nur ein Nutzungsrecht. Das war auch ein sehr interessanter Punkt im Interview, wie man denn „kaufen“ wirklich definiert.