Ach du Schande! Das dachte ich heute bei fast jedem der angesprochenen Themen. Damit ich nicht wieder ein Manifest verfassen muss (hoffe, es gelingt mir), lasse ich nur mal meine umtriebigsten Gedanken zurück.
Politik und Medien sind mittlerweile ein vergiftetes Feld. Ich finde es gut, wenn unlautere Aktionen ans Tageslicht kommen, denn Einseitigkeit in der Berichterstattung ist Propaganda, was man komischerweise immer der anderen Seite vorwirft.
Dass man aber so dreist ist und Politiker - die vor allem von ÖRR-Medien kritisiert werden müssen(!) - besser dastehen lassen will, als sie es selber vermögen, ist ein Skandal.
Und mal ehrlich, dieses ständige Entschuldigen auf „Plattform XYZ“ ist ein Feigenblatt, denn wen interessiert das? Es darf nicht passieren, so einfach ist es. Aber ich habe ja schon öfter angemerkt, dass Geschwindigkeit über alles geht und das lässt keine Qualität mehr zu.
Dass ARD & Co. auch ins Gaming wollen, überrascht mich wenig, denn es ist ja offenkundig und auch nicht geheim, dass es mit all diesen Maßnahmen darum geht, eine junge Zielgruppe anzusprechen, die nicht mehr am Fernseher hängt, sondern am Smartphone und an der Konsole und dort nicht die Mediatheken durchforstet, sondern das hirnfressende Clickbait-Fastfood auf kommerziellen Plattformen.
Das Vorgehen der Öffentlich-Rechtlichen erinnert mich dabei an Sekten. Überall klingeln, Flyer dalassen, den Wachturm in den Briefkasten werfen, das Logo als „Marke“ präsentieren. Klar, denn Reichweite ist DIE Kennzahl unserer digitalen Gesellschaft geworden, das ist es, was Aktionären und Finanziers gefällt. Und im Falle unserer Beitragsverfechter eben das Pendant, mehr Geld zu brauchen.
Den Abschluss mit Streaming-Awards zu gestalten, ist hier irgendwie passend, denn das ist der Content, der genau diese Reichweiten bringt. Warum? Nicht, weil es gehaltvoll ist, sondern einfach in jeglichem Aufmerksamkeitsniveau konsumiert werden kann. Beim Putzen, beim Essen, beim Autofahren, beim Zocken, beim Serien schauen, beim Sport…es ist egal, Hauptsache jemand labert was.
Und ja, auch ich lasse gerne Mal ein Betreutes Gucken laufen oder eine Reaktion von Imp, während ich Hecken schneide oder den Keller entrümple. Aber niemals wäre ich auf die Idee gekommen, für diese seichte und voyeuristische Unterhaltung einen Preis zu verleihen. Das geht nur wenig über das hinaus, was früher der Drachenlord gemacht hat, nur dass es hier positiv konnotiert wird.
Egal, ich bin froh, einer Generation anzugehören, die all das „cringe“ findet und sehe mit Bedauern, wie Schüler einer achten Klasse auf dem Weihnachtsmarkt Glühwein verkaufen und ihre Handys zücken, um 3 x 3,50 zu addieren, Immerhin haben sie gestaunt, dass ich ihnen den Preis schneller nennen konnte, als es ihnen ihre App verraten hat. Für diesen Respekt zolle ich Respekt.